Sirius Star

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sirius Star
Schiffsdaten
Flagge Liberia Liberia
Schiffstyp Tanker VLCC
Rufzeichen A8NA7
Heimathafen Monrovia
Eigner Vela International Marine Ltd.
Reederei Vela International Marine Ltd.
Bauwerft Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering Co., Ltd
Baunummer 5302
Kiellegung 29. Oktober 2007[1]
Indienststellung 28. März 2008[2]
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 332[1] m (Lüa)
Breite 58[1] m
Tiefgang (max.) 22[1] m
Vermessung 162.252 BRZ
 
Besatzung 25
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 318.000 tdw
Sonstiges
Registrier­nummern IMO 9384198

Die Sirius Star ist ein Öltanker der Reederei Vela International Marine Ltd., einer Tochtergesellschaft des staatlichen saudi-arabischen Mineralölunternehmens Saudi Aramco, und fährt unter liberianischer Flagge. Das Schiff aus der Tankerklasse VLCC (Very Large Crude Carrier) ist 330 m lang, hat eine Tragfähigkeit von 318.000 Tonnen und kann bis zu zwei Millionen Barrel Öl laden.[3] Es wurde im März 2008 vom südkoreanischen Schiffsbauunternehmen Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering Co., Ltd (DSME) fertiggestellt.[2]

Entführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 15. November 2008 wurde der Tanker um 7:23 Uhr UTC mit einer Ladung Rohöl im Wert von etwa 100 Millionen Euro und 25 Mann Besatzung an Bord bei 5° S, 49° O, etwa 850 Kilometer östlich der kenianischen Hafenstadt Mombasa von somalischen Piraten gekapert (siehe auch Piraterie vor der Küste Somalias).

Die Sirius Star war das größte Schiff, das bis November 2008 entführt wurde. Sie sollte über Kap Agulhas in die USA fahren.[4] Der Kapitän des Tankers und ein Technischer Offizier waren Polen,[5] einer der beiden Briten an Bord war der Leitende Ingenieur, der andere der Zweite Offizier des Schiffes.[6] Die anderen Besatzungsmitglieder stammten aus Saudi-Arabien, Kroatien und den Philippinen. In der Nacht zum 18. November 2008 ankerte das entführte Schiff vor der Stadt Harardheere in der faktisch autonomen Region Puntland im Nordosten Somalias.[7][8]

Am 18. November 2008 gab es erste Gespräche zwischen den Piraten und dem Eigentümer des Öltankers.[9] Ein nach eigenen Angaben zu den Seeräubern zählender Mann erklärte am 19. November 2008 dem arabischen Fernsehsender Al Jazeera, dass die Entführer des Supertankers Lösegeld verlangt hätten. Zur Höhe der Forderung machte er jedoch keine Angaben.[10] Noch am selben Tag war zunächst eine Forderung von 250 Millionen Euro, dann von 25 Millionen Euro kolportiert worden.[11][12] Am 24. November 2008 soll die Lösegeldforderung auf 15 Millionen US-Dollar gesenkt worden sein, nachdem der somalische Vize-Ministerpräsident Ahmed Abdulsalam, der derselben Volksgruppe wie die Piraten angehört, Verhandlungen mit diesen aufgenommen hatte.[13]

Nach Drohungen islamistischer ICU-Milizen, das Schiff zu befreien, weil es aus einem muslimischen Land stammt, verließen die Piraten mit dem gekaperten Tanker am 24. November 2008 den Ankerplatz vor Haradhere „in Richtung hoher See“.[14]

Die NATO unternahm keinen Versuch zur Befreiung der Besatzung. Als Begründung wurde angeführt, dass die in der Region stationierten Kriegsschiffe außerhalb des von ihnen patrouillierten Gebiets nicht eingreifen würden.[15]

Das Lösegeld wurde möglicherweise mit diesem Fallschirm abgeworfen.[16]

Am 9. Januar 2009 gaben die Entführer das Schiff frei. Der Anführer der Piraten in Harardheere, Mohamed Said, teilte der Nachrichtenagentur AFP telefonisch mit: „Alle unsere Leute haben die Sirius Star jetzt verlassen. Das Schiff ist frei. Die Besatzung ist frei.“[17] Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurden 3 Mio. Dollar Lösegeld bezahlt.[18] Ein Beamter des saudischen Ölministeriums bestätigte die Freigabe unter Berufung auf den staatlichen Ölkonzern Saudi Aramco. Zur Zahlung eines Lösegelds äußerte sich Aramco nicht.[19]

Nach Angaben eines an der Kaperung nicht beteiligten Seeräubers kenterte ein Boot mit acht Piraten an Bord im Sturm vor Somalia bei der Rückfahrt von der Sirius Star und sank. Fünf Seeräuber ertranken mitsamt der Beute. Drei Piraten erreichten schwimmend nach mehreren Stunden das Ufer. Auch ihr Lösegeldanteil ging verloren.[20]

Laut dem somalischen Rundfunksender Radio Shabelle hat ein Anwohner die Leiche eines mutmaßlichen Seeräubers am Strand in der Nähe des Küstenortes Hobyo aufgefunden. Der Tote trug einen Plastikbeutel mit 153.000 Dollar bei sich.[21]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sirius Star (ship, 2008) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Det Norske Veritas (2008): Sirius Star (Memento vom 14. Februar 2012 im Internet Archive) (abgerufen 19. November 2008)
  2. a b keine Autorenangabe (28. August 2008). Sirius Star Launching Ceremony. (Memento vom 19. Dezember 2008 im Internet Archive) Internetseiten von Vela International. (abgerufen 19. November 2008)
  3. keine Autorenangabe (17. November 2008). Factbox-Hijacked tanker Sirius Star, one of world's newest. Reuters (abgerufen 19. November 2008)
  4. keine Autorenangabe (18. November 2008). Pirates capture Saudi oil tanker. BBC News (abgerufen 19. November 2008)
  5. Piotr Paszkowski* (18. November 2008). Hijacking of a tanker on the Kenyan coast. Außenministerium der Republik Polen (abgerufen 19. November 2008)
    * Paszkowski ist im November 2008 Pressesprecher des polnischen Außenministeriums
  6. Sophie Tedmanson (19. November 2008). Somali pirates demand ransom for Sirius Star. Times Online (abgerufen 19. November 2008)
  7. Alaric Nightingale (18. November 2008). Hijacked oil tanker anchored off 'pirate stronghold'. Bloomberg News (abgerufen 19. November 2008)
  8. AP/Reuters/bre (18. November 2008). Jackpot für Piraten. (Memento vom 4. Februar 2009 im Internet Archive) Süddeutsche Zeitung (abgerufen 19. November 2008)
  9. "Times Online & Catherine Philp" (18. November 2008). Pirates make contact with owner of oil supertanker. Times Online (abgerufen 19. November 2008)
  10. AFP/AP/dpa/akh (19. November 2008). Piraten fordern Lösegeld. (Memento vom 6. April 2010 im Internet Archive) Süddeutsche Zeitung (abgerufen 19. November 2008)
  11. Marc Engelhardt (19. November 2008). Das Geschäft mit der Piraterie (Memento vom 7. Dezember 2008 im Internet Archive) Tagesschau (ARD) (abgerufen am 19. November 2008)
  12. ala/AFP (19. November 2008). Entführer von Supertanker fordern 25 Millionen Euro Lösegeld. Spiegel Online (abgerufen 20. November 2008)
  13. dpa (24. November 2008). Angst vor Islamisten: Piraten fliehen mit Supertanker Freenet AG (abgerufen 25. November 2008)
  14. sda/dpa/afp/reuters (24. November 2008). Piraten entfernen sich mit gekapertem Öltanker „Sirius Star.“ NZZ (abgerufen am 24. November 2008)
  15. jdl/dpa/Reuters/AP (18. November 2008). Die Piraten haben den Jackpot geknackt. Spiegel Online (abgerufen 19. November 2008)
  16. Mohammed Ibrahim, Graham Bowley (10. Januar 2009). Pirates Say They Freed Saudi Tanker for $3 Million. The New York Times (abgerufen am 10. Januar 2009)
  17. keine Autorenangabe (9. Januar 2009). Somalische Piraten geben Supertanker Sirius Star frei. AFP (abgerufen 9. Januar 2009)
  18. jdl/AFP/dpa (9. Januar 2009). Gekaperter Supertanker verlässt Piratenbasis. Spiegel Online (abgerufen 9. Januar 2009)
  19. dpa (9. Januar 2009). Somalische Piraten geben gekaperten saudischen Super-Öltanker frei. (Memento vom 14. Januar 2009 im Internet Archive) Süddeutsche Zeitung (abgerufen 9. Januar 2009)
  20. uq/AP/Reuters (10. Januar 2009). Supertanker-Kaperung, Piraten ertrinken mitsamt der Millionen Focus Online (abgerufen am 10. Januar 2009)
  21. Eigel Wiese: Piraterie neue Dimensionen eines alten Phänomens. Hamburg 2010, ISBN 978-3-7822-1008-9, S. 72.