St. Martinus (Borschemich)
Die Filialkirche St. Martinus ist ein Kirchengebäude in dem Erkelenzer Ortsteil Borschemich. Der Ort liegt im Abbaugebiet des Tagebaus Garzweiler und soll diesem in den kommenden Jahren weichen; daher entsteht im Norden von Erkelenz westlich von Mennekrath Borschemich (neu) als neuer Stadtteil von Erkelenz. Die Kirche wurde am 23. November 2014, nach einem letzten Gottesdienstes, profanisiert.
Das Kirchengebäude gehört zur Pfarrei St. Lambertus Erkelenz.
Geschichte
Die katholische Pfarrkirche St. Martinus wurde in den Jahren 1906 und 1907 nach den Plänen des Kölner Diözesanbaumeisters Heinrich Renard unter der Leitung des Bauunternehmers Max Sauer aus Köln erbaut. Die feierliche Einsegnung fand am 27. Oktober 1907 durch Dechant Hermann Josef Kamp aus Erkelenz im Auftrage des Kardinals Anton Fischer von Köln statt. Am 9. Oktober 1915 erfolgte die Weihe der Kirche zu Ehren des Heiligen Bischofs Martinus durch den Kölner Weihbischof Peter Josef Lausberg.
Die neue Kirche ersetzte die alte kleine Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die im Jahre 1451 erneuert, im Jahre 1784 nach Umbau und Erweiterung neu benediziert wurde, aber im 19. Jahrhundert nicht mehr ausreichte. Die alte Kirche stand auf dem heutigen Friedhof hinter dem Treppenaufgang und wurde nach Fertigstellung der an anderer Stelle errichteten neuen Kirche Anfang der 1920er Jahre abgebrochen.
Die neue Kirche der Pfarrgemeinde St. Martinus wird im Handbuch des Bistums Aachen offiziell so beschrieben: Einschiffige Backsteinkirche in drei Jochen im Langschiff, hinter spitz geschlossenem Triumphbogen schmäleres Chorjoch und dreiseitig geschlossener Chor; das Schiff hat spitzbogiges Kreuzgratgewölbe; der dreigeschossige Turm, 35 m hoch, steht an der Südecke der westlichen Vorhalle, 150 Sitz- und 100 Stehplätze.
Im Kriegsjahr 1945 erlitt der Kirchenbau einige Schäden; 1950 wurden diese repariert; 1982 erfolgte eine umfassende Außen- und Innenrenovierung.
Kirchenschließung
Die Kirchenschließung in Form einer Entwidmung und Profanierung des Kirchengebäudes und des Altares fand am 23. November 2014 statt. Nach Verlesen der Profanierungsurkunde des Aachener Bischofs durch den Domkapitular Pfarrer Rolf Peter Cremer wurde nach der letzten Eucharistiefeier in der Kirche das Ewige Licht ausgelöscht. In einer feierlichen Prozession wurde das Allerheiligste in den die Heilig Kreuz Kirche des Nachbarortes nach Keyenberg geleitet. Später erfolgt dann der Abriss des Gebäudes, weil der gesamte Ort Borschemich dem heranrückenden Tagebau Garzweiler weichen muss. Am neuen Umsiedlungsstandort Borschemich (neu) entsteht eine Martinus-Kapelle als Ersatzbau.
Am 10. Dezember wurden die Glocken, die Turmuhren und das Turmkreuz ausgebaut um sie in die Kapelle in Neu-Borschemich einbauen zu können.
Geläut
Die Glocken stammen zum Teil noch aus der alten Kirche. In den Kriegsjahren wurden viele Glocken für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Auf Grund des hohen Alters der Glocken wurde teilweise hiervon Abstand genommen, so dass heute noch die alten Glocken vorhanden und noch in Gebrauch sind.
Nr. |
Name |
Durchmesser (mm) |
Masse (kg, ca.) |
Schlagton (HT-1/16) |
Gießer |
Gussjahr |
1 | Johannes | 1.106 | 800 | f' -1 | Rudolf Edelbrock, Fa. Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher | 1880 |
2 | Martinus | 953 | 550 | as' -5 | Jakob von Venraide | 1464 |
3 | Pius X. | 852 | 380 | b' -2 | Hans Hüesker, Fa. Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher | 1958 |
4 | Sterbeglocke | 492 | 75 | c" -11 | Johann von Coellen? | 1583 |
Motiv: Te Deum[1]
Die Glocken, die Turmuhr und das Turmbesteck (Kreuz und Wetterhahn) wurden am 10. Dezember 2014 ausgebaut. Sie werden künftig am Umsiedlungsstandort Borschemich (neu) in der Martinus-Kapelle verwendet.
Orgel
Die vom Orgelbauer Johannes Klais aus Bonn im Jahr 1911 gebaute Orgel hat 16 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal, pneumatische Traktur, und wurde 1971 repariert und 1988 generalüberholt durch Josef Wilbrand, Übach-Palenberg. Die Orgel wurde wegen des anstehenden Tagebaues bereits im März 2013 ausgebaut. Sie wurde restauriert und in die Pfarrkirche St. Lambertus Erkelenz eingebaut. Seit der feierlichen Orgel-Neu-Weihe am 29. September 2013 ist sie dort als Chororgel im Einsatz.
Ausstattung
- geschnitzter Hochaltar mit sechs Altarbildern
- wertvolle künstlerisch geschnitzte Kommunionbank aus der alten Pfarrkirche
- kunsthandwerklicher Tischaltar (Oregon-Pinie) aus 1977
- Verkündigungspult (Ambo)
- Priestersitz und Messdienerbänke (Oregon-Pinie) aus 1983
- lebensgroße Holzstatue des Pfarrpatrons St. Martinus aus der alten Pfarrkirche auf Sockel von der Brüstung der früheren Kanzel
- Martinusgemälde aus der alten Kirche, angebracht an der rechten hinteren Seitenwand
- Weihnachtskrippe mit holzgeschnitzten Krippenfiguren aus dem Jahr 1962
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Norbert Jachtmann: Glocken in der Region Heinsberg, S. 27
Koordinaten: 51° 4′ 51,1″ N, 6° 25′ 59,8″ O