St. Stanislaus (Jordanów Śląski)

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St. Stanislaus in Jordanów Śląski
Kirche und links Pfarrhaus

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Stanislaus von Krakau (polnisch Kościół św. Stanisława Biskupa) in Jordanów Śląski (deutsch Jordansmühl), einem Ort im Powiat Wrocławski in der Woiwodschaft Niederschlesien, geht auf eine Gründung des 13. Jahrhunderts zurück. Bis 1945 diente sie der deutschen Bevölkerung als evangelisch-lutherische Pfarrkirche. Die 1946 gegründete Pfarrei gehört zum Dekanat Borów des Erzbistums Breslau.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jordansmühl entstand im 13. Jahrhundert als Straßenangerdorf. Der Ort war bereits vor 1282, im Jahr der Ersterwähnung der Scholtisei, zu deutschen Recht ausgesetzt.[1] Die Kirche von Jordansmühl, die von jeher den Charakter einer Pfarrkirche besaß, wurde im Register des päpstlichen Nuntius Galhardus 1335/42 erstmals urkundlich als „ecclesia de Jordansmol“ erwähnt.[2] Unter welchem Patrozinium die Kirche in seiner Gründungszeit stand ist nicht bekannt. Jordansmühl war zunächst dem größeren Teil des Archipresbyterates Nimptsch, mit Sitz eines Erzpriesters in Siegroth unterworfen.[3] Die damaligen Grundherren von Grögersdorf ließen den einfachen Fachwerkbau ausbauen und erweitern. Der unmittelbare Vorgängerbau ging im Wesentlichen auf das 15. bis 16. Jahrhundert zurück. Mit der Einführung der Reformation um 1530 wurde die Kirche evangelisch. Als erster bezeugter evangelischer Pastor diente von 1566 bis 1593 Jakob Prätorius aus Prag, an den noch heute sein Grabstein erinnert.[4] Nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges war Jordansmühl teilweise unbewohnt, mehrere Bauernhöfe standen leer. 1651 zählte die Parochie Jordansmühl 300 erwachsene Gläubige. 1715 erhielt die Kirche einen neuen Turm.

Das Gotteshaus erlangte Anfang des 18. Jahrhunderts als Zufluchtskirche Bedeutung. Da die Kapazität der Kirche nicht mehr ausreichte, musste sie vergrößert werden. 1738 erfolgte auf Kosten des damaligen Lehens- und Patronatsherrn von Jordansmühl Johann Christoph Hermann von Taubadel an der Stelle des gotischen Vorgängerbaues ein massiver Neubau, der 84 Fuß lang, 40 Fuß breit und der Turm 173 Fuß hoch war. 1771 ließ man den Turm, der von einer Zwiebelkuppel gekrönt war, renovieren. 1845 oblag das Kirchenpatronat dem Erblandmarschall und Kammerherr Graf von Sandreczky-Sandraschütz. Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts erhielt das Gotteshaus seine heutige Gestalt im Stil der Neuromanik. Die barocke Turmhaube wurde durch einen Spitzhelm ersetzt. Die Gemeinde gehörte im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum Kirchenkreis Nimptsch der preußischen Kirchenprovinz Schlesien.[5] Bei Kriegsende 1945 wurde die Kirche teilweise zerstört und nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung für den katholischen Gottesdienst verwendet. Sie ist heute eine dem hl. Stanislaus von Krakau geweihte römisch-katholische Pfarrkirche.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenraum
Empore mit Orgel
Renaissancealtar

Der Innenraum beherbergt einen wertvollen Renaissancealtar von 1620 mit folgender Inschrift im oberen Teil: „Jesus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubet wird leben, ob er gleich sterbet.“ (Joh. 11, 25), ein Kanzel-Korpus von 1609, ein barockes Taufbecken und eine Heiligenskulptur aus dem 18. Jahrhundert.[6] Den Orgelprospekt stellte 1887 die Firma Schlag & Söhne aus Schweidnitz her. Die Kirche wird von einem alten Friedhof mit Umfassungsmauer umgeben. Neben der Kirche befindet sich das ehemalige neuromanische Pfarrhaus aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Gebäude diente nach 1945 zeitweise als Schule.

Grabsteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Gregersdorf auf Jordansmühl († 1533)[7]
  • Anna Gregersdorf geb. Seidlitz († 1555)
  • Eva Gregersdorf geb. Senitz († 1564)
  • Hans Gregersdorf der Ältere († 1584)
  • Niclas von Gregersdorf († 1584)
  • Sohn des Caspar Gregersdorf († 1588)
  • Jacob Präterorius, Pfarrer († 1593)
  • Bastian von Gregersdorf und Ehefrau († 1595/96)
  • Friedrich von Gregersdorf, Pastor († 1605)
  • Sara von Gregersdorf, geb. Schmoltz († 16...)
  • Barbara von Litwitz und Großelling, geb. von Gregersdorf († 1612)
  • Magnus Grantz von Axleben und Ehefrau († 1612)
  • Hans von Gregersdorf auf Jordansmühl († 1624)

Geläut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Kirchturm hing eine 98 cm große Glocke mit der Inschrift: „O Rex Glorie Veni Nobis Cum Pace. Dicor Cantatrix Tempestaten Fugatrix“.

Parochie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur ehemaligen evangelischen Parochie waren im 19. Jahrhundert gepfarrt: Jordansmühl, Bischkowitz, Dankwitz, Dürr-Hartau, Jeseritz, Mlietsch, Poppelwitz, gastweise Gleinitz, Johnsdorf und Kanigen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Stanislaus (Jordanów Śląski) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hermann Neuling: Schlesiens ältere Kirchen und kirchliche Stiftungen nach ihren frühesten urkundlichen Erwähnungen: ein Beitrag zur schlesischen Kirchengeschichte. Max, 1884 (google.de [abgerufen am 10. Januar 2022]).
  2. Friedrich Gottlob Eduard Anders: Statistik der evangelischen Kirche in Schlesien. Verlag von Hugo Wagner, 1848 (google.com [abgerufen am 10. Januar 2022]).
  3. Johann Heyne: Dokumentirte Geschichte des Bisthums und Hochstiftes Breslau. Korn, 1860 (google.de [abgerufen am 10. Januar 2022]).
  4. Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens: Welcher die Protestantische Kirchen- und Prediger-Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg in sich fasset. Pappäsche, 1782 (google.de [abgerufen am 10. Januar 2022]).
  5. Dietmar Neß: Schlesisches Pfarrerbuch: Dritter Band: Regierungsbezirk Breslau, Teil III. Evangelische Verlagsanstalt, 2014, ISBN 978-3-374-03976-0 (google.com [abgerufen am 10. Januar 2022]).
  6. Kościół św. Stanisława Biskupa, ul. Wrocławska, Jordanów Śląski - polska-org.pl. Abgerufen am 10. Januar 2022.
  7. Hans Lutsch: Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Schlesien. Wilh. Gottl. Korn, 1889 (google.de [abgerufen am 10. Januar 2022]).

Koordinaten: 50° 51′ 47,8″ N, 16° 52′ 6,7″ O