Stefan Rinck (Künstler)

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Stefan Rinck (* 1973 in Homburg) ist ein deutscher Bildhauer.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stefan Rinck stammt aus einer Künstlerfamilie in Zweibrücken. Sein Vater war der Pädagoge und Zeichner Norbert Rinck (1933–2016), seine Mutter die Malerin und Kunstlehrerin Ute Rinck, und seine Schwester ist die Schriftstellerin Monika Rinck.[1] Vor seinem Studium erlernte Rinck als Lehrling bei einem Steinmetz das Handwerk der Steinbildhauerei. Anschließend studierte er Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe unter der Anleitung von Stephan Balkenhol von 1996 bis 2000.[2] Er lebt in Berlin.

Arbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für seine figurativen Steinskulpturen verwendet Stefan Rinck traditionelle Werkzeuge und Techniken des direkten Schnitzens.[3] Er arbeitet mit Sandstein, Kalkstein, Marmor und Diabas. Seine Inspirationsquellen sind vielfältig und umfassen insbesondere die französische Romanik sowie die Populärkultur, darunter Videospiele und Comics.[4][5] Rincks Steingestalten bilden eine Gemeinschaft von Charakteren, Tieren, Monstern und Hybridwesen, die mit Symbolen und kulturellen Attributen ausgestattet sind. Er greift auf Beispiele aus Geschichte, Mythologie, Religion und Folklore als Referenzmaterial zurück[6] und setzt sie in einen zeitgenössischen Kontext. Oft beschäftigt er sich mit den Themen des kollektiven Unbewussten. Der Kunsttheoretiker Bazon Brock stellt fest, dass Rinck die figurativen Ausdrucksformen kulturell kollektiver Fantasien übernimmt und dabei seine eigene unabhängige Sprache bewahrt.[7] Ein Schlüsselelement seiner Sprache ist der humorvolle Ausdruck, dessen Leichtigkeit im Gegensatz zur Materialität des Steins steht.[8] Der Humor hat eine befreiende Wirkung und hilft dem Betrachter, das Unbewusste zu erleben. Die interkulturellen und transhistorischen Kommunikationseigenschaften ermöglichen es Rincks Skulpturen, universalisierende Ziele zu erreichen, behauptet der Kurator Daniel S. Palmer.[9] Im Jahr 2019 wurde Stefan Rinck in der Publikation 100 Sculptors of Tomorrow. von Thames & Hudson vorgestellt. Die Dokumentation Heart of Stone von Sonja Baeger, die die Entstehung von Rincks drei monumentalen Skulpturen festhält,[10] wurde 2021 in Berlin uraufgeführt.

Skulpturen im öffentlichen Raum (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2008 realisiert Rinck Skulpturen im öffentlichen Raum. Im Rahmen der Busan Biennale in Südkorea wurde die Granitskulptur The Division of Woman and Man gezeigt.[11] Im Jahr 2018 wurde das Werk The Mongooses of Beauvais in Paris in der 53–57 Rue de Grenelle (Beaupassage) dauerhaft installiert.[12] Weitere monumentale Skulpturen wurden 2010 im Vent des Fôret[13] sowie 2020 bei Bélis im La Forêt d’Art Contemporain[14] jeweils in Frankreich realisiert. Im November 2021 wurde die Sandsteinskulptur Why I bear / Grosser Lastenbär am Zionskirchplatz in Berlin-Mitte eingeweiht.[15]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelausstellungen

  • 2023: Early Birds and Late Night Lizards, Nino Mier Gallery, New York[16]
  • 2022: Semigods of the Jockey Club, Skarstedt, East Hampton[17]
  • 2021: In this Garden he Reads the Diary of the World, Sorry We’re Closed, Brüssel[18][19]
  • 2020: I feel Air from other Planets, Nino Mier Gallery, Los Angeles
  • 2019: Carnival, CAC Chapelle du Genéteil, Château-Gontier[20]
  • 2017: Metaphysical Casino, Semiose, Paris[21]
  • 2011: Die Geister die ich rief, Kunstverein Zweibrücken, Zweibrücken
  • 2007: Vicerunt Viderunt Venerunt (mit Uwe Henneken), The Breeder, Athen
  • 2006: Galerie Rüdiger Schöttle, Munich

Gruppenausstellungen (Auswahl)

Öffentlich zugängliche Sammlungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fonds régional d’art contemporain Corse, Corte, FR
  • Centrum Beeldende Kunst Rotterdam, Rotterdam, NL
  • Musée de la Loterie, Brussels, BE
  • Sammlung Krohne, Duisburg, DE

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monografien

  • Bazon Brock: Stefan Rinck. Lubok Verlag, Leipzig / Sorry We're Closed, Brüssel 2016, ISBN 978-3-945111-25-3.
  • Stones. Gods. Humans. Animals. Fotos von Ute Rinck, Text von Monika Rinck. This Side Up, Barcelona/Galeria Alegria, Barcelona/Sorry We’re Closed, Brussels/Semiose, Paris 2020, ISBN 978-84-120720-4-4.
  • Jeanne Brun, Jeremy Strick, Daniel S. Palmer: Stefan Rinck. Pleased to meet you, n°9. Semiose éditions, Paris 2021, ISBN 978-2-37739-050-2.

Sammelwerke (Auswahl)

  • Ansgar Reiß: Apokalyptik als Widerstand. Die Sammlung Tom Biber im bayrischen Armeemuseum. Verlag Kettler, 2014, ISBN 978-3-86206-295-9.
  • Kurt Beers, Richard Cork: 100 Sculptors of Tomorrow. Thames & Hudson, London 2019, ISBN 978-0-500-02147-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stefan Rinck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Wald des Zeichners Die Rheinpfalz. abgerufen am 9. Februar 2021.
  2. Nino Mier Gallery abgerufen am 9. Februar 2021.
  3. Jeanne Brun (2020), "An Interview with Stefan Rinck" in: Brun, Jeanne, Strick, Jeremy, S. Palmer, Daniel, Pleased to meet you n°9, Paris, Semiose éditions, 2021, ISBN 978-2-37739-050-2, page 4.
  4. Jeanne Brun (2020), "An Interview with Stefan Rinck" in: Brun, Jeanne, Strick, Jeremy, S. Palmer, Daniel, Pleased to meet youn°9, Paris, Semiose éditions, 2021, ISBN 978-2-37739-050-2, page 5.
  5. Jeremy Strick (2020), "A Conversation with Stefan Rinck" in: Brun, Jeanne, Strick, Jeremy, S. Palmer, Daniel, Pleased to meet you n°9, Paris, Semiose éditions, 2021, ISBN 978-2-37739-050-2, page 6.
  6. Xander Karskens (2007), Text on the exhibition "The Present Order Is the disorder of the future" at Frans Hals Museum, abgerufen am 9. Februar 2021.
  7. Bazon Brock (2016), „Does God still want anything to do with artists? On the sculptures of Stefan Rinck“, in: Brock, Bazon, Stefan Rinck, Lubok Verlag, Leipzig / Sorry We're Closed, Brussels, 2016, ISBN 978-3-945111-25-3, page 34.
  8. Jeremy Strick (2020), "A Conversation with Stefan Rinck" in: Brun, Jeanne, Strick, Jeremy, S. Palmer, Daniel, Pleased to meet you n°9, Paris, Semiose éditions, 2021, ISBN 978-2-37739-050-2, page 7.
  9. Daniel S. Palmer (2020), "Here Today, Here Tomorrow" in: Brun, Jeanne, Strick, Jeremy, S. Palmer, Daniel, Pleased to meet you n°9, Paris, Semiose éditions, 2021, ISBN 978-2-37739-050-2, page 11.
  10. Heart of Stone, auf crew-united.com, abgerufen am 10. Januar 2024
  11. Busan Biennale Abruf am 9. Februar 2021.
  12. Stefan Rinck, for Emerige, Paris 7th (Beaupassage) Ministry of Culture (France). Abruf am 9. Februar 2021.
  13. Vent des Fôret Abruf am 9. Februar 2021.
  14. La Forêt d’Art Contemporain Abruf am 9. Februar 2021.
  15. „Großer Lastenbär“ am Zionskirchplatz aufgestellt. In: Berliner Morgenpost. Abgerufen am 22. April 2022.
  16. Nino Mier Gallery, abgerufen am 12. Dezember 2023
  17. Stefan Rinck Presents 'Semigods of the Jockey Club' Hypebeast, abgerufen am 21. Dezember 2023
  18. Richard Leydier (2021), Review art press, abgerufen am 11. Februar 2021
  19. Gwennaëlle Gribaumont (2021), Les gardiens monstrueux, féroces et délicieux de Stefan Rinck La Libre Belgique, abgerufen am 4. März 2023
  20. Kristell Le Gall (2019), Les mini-monstres de l’artiste allemand Stefan Rinck à découvrir à Château-Gontier Ouest-France, abgerufen am 12. Februar 2021
  21. Review paris art, abgerufen am 12. Februar 2021
  22. Vanessa Leroy (2023), Un Été au Havre. Les créatures de Stefan Rinck s’emparent de l’hôtel de ville Actu, abgerufen am 20. Dezember 2023
  23. Philip Michel (2022), Esch2022 / Ariston, „Bridderhaus“ und Skulpturenweg: Einweihungs-Dreierpack in Esch Tageblatt, abgerufen am 21. Dezember 2023
  24. Announcement e-flux, abgerufen am 12. Februar 2021
  25. Spotlight Artforum, abgerufen am 12. Februar 2021