Geodaten zu dieser Seite vorhanden

Taubenkropf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Taubenkropf

Taubenkropf (Silene baccifera)

Systematik
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Unterfamilie: Caryophylloideae
Tribus: Sileneae
Gattung: Leimkräuter (Silene)
Art: Taubenkropf
Wissenschaftlicher Name
Silene baccifera
(L.) Roth

Der Taubenkropf (Silene baccifera (L.) Roth, Syn.: Cucubalus baccifer L.), auch Hühnerbiss bzw. Großer oder Schwarzer Hühnerbiss[1] genannt, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Er ist in Eurasien verbreitet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration
Blüte und unreife Beeren
Früchte und Samen
Reife Beere
Herbarbeleg

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Taubenkropf wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 40 bis 150 Zentimetern. Alle Pflanzenteile sind kurz flaumig behaart. Der Stängel ist schwach, weitästig, oft spreizkletternd.

Die Laubblätter sind gegenständig angeordnet am Stängel angeordnet. Die einfache Blattspreite ist länglich-eiförmig mit zugespitztem oberen Ende.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Die end- oder seitenständigen Blüten sind lang gestielt.

Die Blüte ist radiärsymmetrisch. Der Kelch ist schüsselartig ausgebreitet und zur Fruchtzeit mehr oder weniger zurückgeschlagen. Die grünlich-weißen Kronblätter sind zweispaltig und schmal. Es sind drei Griffel vorhanden.

Die Frucht ist eine kugelige, schwarz-glänzende (Schein-)Beere.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.[2]

Giftigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Pflanzenteile sind giftig, vor allem aber die Beeren. Die Hauptwirkstoffe sind ätherische Öle.

Vergiftungserscheinungen: die Beeren können eine Gastroenteritis bewirken. Durch die verlockenden Beeren sind besonders Kinder gefährdet.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Silene baccifera ist in Süd-, Mittel- und Osteuropa bis ins gemäßigte Asien mit Indien, Nepal und Bhutan weitverbreitet.[3] Er ist ein gemäßigt-kontinentales Florenelement. In Österreich kommt der Hühnerbiss in Auwaldgebüschen und Waldschlägen zerstreut bis selten vor, in der Schweiz ist er selten zu finden.

Der Taubenkropf ist in Deutschland selten im Bereich der großen Flusstäler zu finden. Im Norden nur im Elbegebiet, im Nordwesten fehlend; südwestlich und südlich bis zum Rhein- und Donaugebiet vorkommend.

Der Taubenkropf wächst in Mitteleuropa im Saum von Auenwäldern und Auengebüschen. Er gedeiht am besten in sickernassen, zeitweise überfluteten, nährstoffreichen, meist kalkhaltigen Lehm- und Schlickböden. Er ist eine sommerwärmeliebende Stromtalpflanze. Der Taubenkropf ist eine Charakterart des Senecionetum fluviatilis, kommt aber auch in anderen Pflanzengesellschaften der Ordnung Convolvuletalia oder des Verbands Salicion albae vor.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 5 (sehr warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[4]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Cucubalus baccifer durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 414. Die Neukombination zu Silene baccifera wurde 1789 durch Albrecht Wilhelm Roth in Tentamen Florae Germanicae, 2, 1, S. 491 veröffentlicht.[3][5]

Wegen der abweichenden Fruchtform blieb diese Art bei einigen Autoren in der eigenen Gattung Cucubalus. Andere Autoren rechnen sie zur Gattung Silene.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Ulmer Verlag, Stuttgart 1990 ISBN 3-8001-3366-0.
  • Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 335.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Giftpflanzen von A–Z. Notfallhilfe. Vorkommen. Wirkung. Therapie. Allergische und phototoxische Reaktionen. 4. Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-933203-31-7 (Nachdruck von 1994). (Abschnitt Giftigkeit)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hühnerbiss (Silene baccifera) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 119. (eingescannt).
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 366.
  3. a b c Silene baccifera im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 8. September 2017.
  4. Cucubalus baccifer L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 15. April 2021.
  5. Silene baccifera bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 14. Dezember 2013.