Würzburger Residenz

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Würzburger Residenz (Ansicht Hofgarten)
Würzburger Residenz (Ansicht Hofgarten)
Würzburger Residenz (Vorderansicht)

Die Würzburger Residenz ist ein barocker Residenzbau am Rande der Innenstadt von Würzburg.

Sie diente bis zur Auflösung der geistlichen Territorien durch die Mediatisierung als Sitz der Würzburger Fürstbischöfe. Das Schloss zählt zu den Hauptwerken des süddeutschen Barock und ist im europäischen Kontext als der bedeutendste Residenzbau des Spätbarock anzusehen, es steht somit in einer Reihe mit Schönbrunn in Wien und Schloss Versailles nahe Paris. Die Unesco hat das Bauwerk 1981 in den Rang eines Weltkulturerbes erhoben.

Bedeutung

Die UNESCO begründet die Aufnahme ins Welterbe damit, die Würzburger Residenz sei das einheitlichste und außergewöhnlichste aller Barockschlösser, einzigartig durch ihre Originalität, ihr ehrgeiziges Bauprogramm und die internationale Zusammensetzung des Baubüros, eine Synthese des europäischen Barock. Sie veranschauliche zudem einen der strahlendsten Fürstenhöfe Europas.

Das vor einiger Zeit sehr aufwendig restaurierte Spiegelkabinett (gehörig zu den Paradezimmern des Kaisers) sei außerdem das vollkommenste Raumkunstwerk des Rokoko.

Bau

Der Bau der Würzburger Residenz wurde unter dem Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn 1720 begonnen, der bereits vier Jahre später starb, ohne die Bauvollendung je erlebt, geschweige denn diese Residenz bewohnt zu haben. Den Auftrag erhielt der damals 33jährige Balthasar Neumann, der ihn 1744 unter dem Bruder des ersten Bauherrn, Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn als Rohbau vollendete. An der Innenausstattung mit Fresken und Stuckaturen beteiligten sich u.a. Giovanni Battista Tiepolo 1752 (Treppenhaus mit dem größten zusammenhängenden Deckenfresko der Welt, Kaisersaal, Hofkirche), Antonio Giuseppe Bossi 1749 und Johannes Zick 1750 (Gartensaal).

Die Dekorations- und Innenausstattung hat drei Phasen und beginnt noch unter Friedrich Carl. Unter dessen Nachfolger Carl Philipp von Greiffenclau werden die berühmten Malereien vollendet. Mit dem Tod Greiffenklaus als Auftraggeber gilt die Epoche des Würzburger Rokoko als beendet. Die weitere Ausstattung unter Adam Friedrich von Seinsheim erfolgt im wesentlich kargeren Stil des Louis-Seize. Die Ausstattung der sog. Ingelheimzimmer ab 1776 im Stil des Früh-Klassizismus beschließen als letzte Baumaßnahme eine fast sechzigjährige ununterbrochene Bauzeit.

Der Bau ist in sich vollkommen geschlossen und erfolgte - was für so ein großes Schloss ausgesprochen selten ist - nach einem einheitlichen Plan. Dass die heutige Anlage derart geschlossen wirkt, ist auf die synthetische Kraft und das Genie von Balthasar Neumann zurückzuführen. Ihm oblag es, die Entwürfe der Baumeister Maximilian von Welsch, Robert de Cotte, Gabriel Germain Boffrand, Anselm Franz Freiherr von Ritter zu Groenesteyn und Johann Lucas von Hildebrandt zu einer Synthese zu führen. Vor allem letztere beide haben den Entwurfsprozess maßgeblich beeinflusst. Hildebrandt prägte die charakteristischen Mittelrisalite von Garten- und Hoffassade, während Boffrand die Nebenflügel der Stadtfassade inspirierte. Dass dem Bau trotzdem nichts eklektizistisches anhaftet, kann als eine der bedeutendsten künstlerischen Leistungen von Balthasar Neumann angesehen werden.

Anlage und Architektur

Formal handelt es sich um eine mehrhöfige Anlage über einer rechteckigen Grundfläche, an welcher zur Stadtseite ein Ehrenhof ausgespart ist. Damit stellt die Würzburger Residenz einen Kompromiss zwischen einer Dreiflügelanlage vergleichbar mit Schloss Weißenstein in Pommersfelden und einer vielhöfigen Stadtresidenz wie in München oder Wien dar. Die Ausmaße sind gewaltig, so hat die Gartenfront eine Länge von 167 Metern.

Mit Schloss Weißenstein verbindet Würzburg die große Bedeutung des Treppenhauses in der repräsentativen Raumfolge. Jedoch ist es nicht zentral angelegt, sondern erstreckt sich vom Vestibül aus in nördliche Richtung. Mit seinen gigantischen Ausmaßen ist allein das Treppenhaus in Caserta bei Neapel vergleichbar, das dem Würzburger auch strukturell ähnelt. Hier wie dort haben wir bis zu einem Wendepodest eine einläufige Treppe, welche sich dann in zwei parallele Läufe bis zur Belletage spaltet. Die dreischiffige Treppe wird von einem Umgang umgeben.

Zwei weitere Räume von höchster Bedeutung sind der Kaisersaal und das Spiegelkabinett, zwei für das 18. Jahrhundert einmalige Raumkompositionen. Der Kaisersaal - noch zu Lebzeiten Balthasar Neumanns vollendet - gibt vermutlich das authentischste Zeugnis von dem dekorativen Konzept Neumanns. Das Spiegelkabinett kann als nicht zu steigernden Höhepunkt seiner Raumgattung angesehen werden. Das grüne Kabinett, das venezianische Zimmer, das weiße Zimmer sowie die Hofkirche stellen bemerkenswerte Raumschöpfungen des fränkischen Rokoko dar.

Tiepolos Deckenfresko

Die gewaltige Anlage von Zufahrt und Treppe wird überwölbt von dem größten zusammenhängenden Deckenfresko der Welt, gemalt 1752-1753 von Giovanni Battista Tiepolo, dem berühmtesten Freskenmaler seiner Zeit.

Thema: Herrschaft über die Erde - die vier Kontinente. Übrigens hängt eine Ölskizze für den Fürstbischof vom April 1752 heute im Metropolitan Museum, New York.

Die Wände sind zurückhaltend weiß in frühklassizistischen Formen stuckiert. So wirkt dieser Raum nicht überladen, und das Deckenfresko kommt bestmöglich zur Geltung.

Hofkirche

Hofkirche, Innenansicht

Nachdem sich Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn von Balthasar Neumann (heute als wichtigster dt. Barockbaumeister eingeschätzt) davon überzeugen ließ, die Hofkirche im südwestlichen Ecktrakt der Residenz zu errichten, traten die Planungen in eine entscheidende Phase. Neumann, dem das Projekt übertragen wurde, hatte das Problem, die einheitliche Außenerscheinung der Residenz zu bewahren und die Einteilung der Fassade mit ihren Fenstern und Stockwerken zu berücksichtigen. Neumann versuchte sich damit zu helfen, dass er den Raum mit Säulen gliederte, die sowohl die Längen als auch die Höhen der fensterreichen Außenmauer berücksichtigen. Im Eingangsbereich wie im Chor nehmen die Säulen Emporen auf und bilden Kolonnaden, wodurch der Raum lang, aber nicht schmal wirkt. Obwohl sich der Grundriss mit seinen drei aneinanderfolgenden Ovalrotunden an den Raumkuppeln ablesen lässt, ist er bei der Gestaltung des Raumes kaum mehr wahrzunehmen.

Hofgarten

Hofgarten um 1770
Hofgarten

Der Hofgarten wurde mit zahlreichen Skulpturen, Putten, Vasen und Kanapees von Peter Wagner geschmückt. Den Zugang zu dem Garten zieren die geschmiedeten Gitter des Tirolers Georg Oegg.

Zweiter Weltkrieg

Im zweiten Weltkrieg wurde die Residenz vor allem in den Flügeln schwer beschädigt. Über dem Treppenhaus fehlte zwar der Dachstuhl, das Fresko von Tiepolo konnte aber durch eine provisorische Eindeckung gerettet werden. Die weitgehend vernichtete Innendekoration der Enfilade wurde rekonstruiert - ein Vorgehen, das in der Nachkriegsdenkmalpflege nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß.

Die endgültige Wiederherstellung konnte erst in den 1980er Jahren mit der Vollendung des Spiegelkabinetts abgeschlossen werden. Hierfür eignete sich der Würzburger Künstler Wolfgang Lenz die ursprünglich verwendete Technik der Hinter- und Aufglasmalerei an.

Commons: Residenz Würzburg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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