Walter Zwi Bacharach

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Walter Zwi Bacharach (ohne Jahr, ohne Autor)

Walter Zwi Bacharach (hebräisch צבי (וולטר) בכרך; geboren 7. September 1928 in Hanau; gestorben 28. Juli 2014[1]) war ein deutsch-israelischer Historiker und Überlebender des Holocaust.

Leben

Walter Bacharachs Familie floh nach den Novemberpogromen 1938 vor der deutschen Judenverfolgung aus Hamburg in die Niederlande nach Hilversum. Anfang 1942 wurde sie in das Durchgangslager Westerbork eingewiesen und von dort im Februar 1944 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Die Familie kam von dort Ende September 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz, wo seine Mutter Erna[2] vergast wurde.[3] Sein Vater, sein Bruder Albrecht und er verrichteten zuletzt Zwangsarbeit im Außenlager Leipzig-Thekla des KZ Buchenwald. Als bei Kriegsende das Lager aufgelöst wurde, wurde bei dem Todesmarsch sein Vater Moritz[4] vor seinen Augen erschossen.[5]

Nach der Befreiung emigrierte er 1946 nach Palästina, wo er sich der religiösen Kibbuzbewegung HaDati anschloss und in den Kibbuz Be'erot Jitzchak ging. Da dieser während des Unabhängigkeitskrieges zerstört worden war, zog der Kibbuz an einen anderen Ort in der Wüste Negev.[3] Mit seiner Frau Chana, einer ungarischen Holocaustüberlebenden, die er 1949 geheiratet hatte, verließ er 1953 den Kibbuz und zog nach Tel Aviv. Sie haben drei Kinder.[3] Bacharach wurde Lehrer und studierte später noch Geschichte.

Bacharach forschte und lehrte als Historiker für Moderne Geschichte an der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan zur Geschichte des Antisemitismus und des Holocaust.[6] Er war Mitarbeiter am International Institute for Holocaust Research in Yad Vashem. Von 2003 bis 2007 war er Direktor des Leo Baeck Instituts in Jerusalem.[3]

Bacharach verstarb im Juli 2014. Er hinterließ seine Frau, drei Kinder und sieben Enkelkinder.[1]

Schriften (Auswahl)

  • Antishemiut modernit, Tel-Aviv, Miśrad ha-biṭakhon, 1979 (he)
  • Antisemitism, Holocaust, and the Holy See: An Appraisal of Recent Books About the Vatican and the Holocaust, in Yad Vashem Studies XXX (en)
  • Anti-Jewish Prejudices in German-Catholic Sermons. Translated from the Hebrew by Chaya Galai. Lewiston, N.Y., Edwin Mellen Press, 1993 (en)
  • als Herausgeber: Dies sind meine letzten Worte …: Briefe aus der Shoah. Aus dem Hebräischen von Maurice Tszorf. Wallstein, Göttingen 2006.
  • „Dem Tod ins Auge schauen“. Aufsatz zu Ehren von Monika Richarz, in: Marion Kaplan, Beate Meyer (Hrsg.): Jüdische Welten. Juden in Deutschland vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, Göttingen, Wallstein 2005, S. 295–303

Literatur

  • Dietrich Fichtner (Seligenstadt): Erst Diskriminierung – dann hundertfacher Mord, Offenbach-Post, 12./13. September 1992
  • Walter Zwi Bacharach: G’tt hat mich geleitet. Emigration – Deportation – Überleben. In: Beate Meyer, Institut für die Geschichte der deutschen Juden: Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933-1945: Geschichte, Zeugnis, Erinnerung Wallstein, Göttingen 2006 ISBN 978-3-8353-0137-5, S. 156f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Walter Zwi Bacharach bei yadvashem.org, abgerufen am 5. August 2014
  2. Erna Bertha Bacharach, geb. Strauss (1899–1944), Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945, Band 1, S. 116
  3. a b c d Walter Zwi Bacharach, Interview bei Yad Vashem, 2008 (en)
  4. Moritz Bacharach (1888–1945), לזכר – קורבנות מלחמה הולנדים, רשות קורבנות המלחמה של הולנד (באדיבות אגודת ידידי יד ושם בהולנד). Zum Todesort Hennersdorf (CZ) gibt es keine nähere Angabe.
  5. Gedenkveranstaltung für den 27. Januar, bei Yad Vashem
  6. Rafael Seligmann: Durch Hitler geboren. Die deutschen Juden in Israel (II), Der Spiegel, 31. Oktober 1994