Warjag (Schiff, 1901)

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Schiffsdaten
Kiellegung: Oktober 1898
Stapellauf (Schiffstaufe): 31. Oktober 1899
Indienststellung: 2. Januar 1901
Bauwerft: William Cramp & Sons, Philadelphia, USA
Besatzung: 580
Technische Daten
Wasserverdrängung: 6.500 ts
Länge: über Alles: 129,54 m
KWL: 126,8 m
Breite: 15,85 m
Tiefgang: 6,3 m
Maschinenanlage:
Antrieb: 2 Wellen
Höchstgeschwindigkeit: 23 kn
Brennstoffvorrat: 1.250 t Kohle
Bewaffnung
Mittelartillerie: 12 x 15,2 cm/45 cal Schnellfeuergeschütz
Nebenartillerie:
(zur Torpedobootsabwehr)
  • 12 x 7,5 cm/50 cal (11-Pfünder)
  • 8 x 4,7 cm (3-Pfünder)
  • 2 x 3,7 cm (1-Pfünder)
  • 2 x 0,76 cm Maschinengewehr
  • 2 x 6,35 cm/19 cal Landungsgeschütz
Torpedorohre: 6 x 38,1 cm über Wasser
Panzerung:
  • Krupp-Stahl
  • Deck: 75 - 40 mm
  • Kommandoturm: 152 mm
Beiboote: insgesamt 10
Verbleib
1904 selbstversenkt, 1905 von Japan gehoben, als Sōya wieder in Dienst gestellt. 1916 Verkauf an Russland, zwischen 1923 und 1925 abgewrackt.

Die Warjag (russisch Варяг, englische Transkription Varyag) war ein russisches Kriegsschiff. Der Name bedeutet übersetzt Waräger.

Geschichte

Bau und erste Jahre

Die Warjag war ein Kreuzer 1. Klasse und wurde bei William Cramp and Sons in Philadelphia, USA für die russische Marine gebaut. Die Kiellegung erfolgte am 1. August 1898. Der Stapellauf wurde am 10. Oktober 1899 durchgeführt. Am 10. März 1901 verließ die Warjag die Werft in Richtung Russland, wo das Schiff am 19. Mai 1901 durch Zar Nikolaus II. besichtigt wurde. Im November wurde sie zur Unterstützung der russischen Pazifikflotte nach Port Arthur entsandt. Dort kam das Schiff am 25. Februar 1902 an. Nach einigen dringend nötigen Reparaturen wurde das Schiff am 27. Dezember 1903 in die Nähe des koreanischen Hafens Incheon verlegt.

Russisch-Japanischer Krieg

Bekannt wurde die Warjag schließlich durch das dort stattfindende Seegefecht zu Beginn des Russisch-Japanischen Krieges. Die russische Marineführung hatte im Vorfeld des sich abzeichnenden Krieges versäumt, die Warjag und das begleitende Kanonenboot Korejez wieder der Flotte von Port Arthur anzugliedern. Der Kapitän des Schiffes, Wsewolod Rudnew, hatte nach Port Arthur zurückkehren wollen. Dies wurde ihm jedoch ausdrücklich untersagt.

In der Nähe von Incheon kam es schließlich am 9. Februar 1904 zum Aufeinandertreffen mit einer überlegenen japanischen Flotte, bestehend aus einem Panzerkreuzer sowie fünf kleinen Kreuzern und acht Torpedobooten unter der Flagge des Konteradmirals Uriu. Das Schiff war damit in die ersten Kampfhandlungen des Russisch-Japanischen Krieges verwickelt. Nachdem der Kapitän die Aussichtslosigkeit der Situation erkannte, zogen sich die Warjag und die Korejez in den Hafen zurück. Das Angebot der Japaner zu kapitulieren lehnte Kapitän Rudnew jedoch ab. Die japanische Flotte begann unterdessen mit der Anlandung von Truppen. Da die Warjag und die Korejez inmitten neutraler Schiffe lagen, konnten sie von den Japanern nicht angegriffen werden. Um die Neutralität des Hafens zu gewährleisten, wollten die russischen Schiffe einen Ausbruchsversuch aus dem Hafen unternehmen und lichteten gegen 11:20 Uhr ihre Anker. Sie wurden jedoch gegen 11:45 Uhr von den Japanern gestellt. In dem etwa halbstündigen Gefecht erlitt die Warjag schwere Beschädigungen. Von der Hauptbewaffnung wurden zehn ihrer 152-mm-Geschütze sowie alle Kleingeschütze außer Gefecht gesetzt. Des Weiteren erhielt das Schiff vier schwere Treffer an und unterhalb der Wasserlinie. Alle oberen Aufbauten waren zerstört und mindestens vier Brände waren ausgebrochen, konnten jedoch von der Besatzung gelöscht werden. Von der 580 Mann starken Besatzung waren 31 Offiziere und Matrosen gefallen sowie 91 schwer und über 100 leicht verwundet worden.

Die Korejez blieb relativ unbeschädigt, konnte jedoch nichts gegen die Japaner ausrichten. Beide Schiffe kehrten schließlich in den Hafen zurück, wo sie von ihren Besatzungen selbst versenkt wurden. Die Mannschaft wurden von verschiedenen europäischen Handelsschiffen übernommen und gelangte auf diesem Wege nach Russland zurück, wo sie als Helden gefeiert wurden.

Im Jahre 1907 wurde dem ehemaligen Kommandanten der Warjag, Kapitän Rudnew, ein japanischer Orden verliehen, den er zwar annahm, jedoch nie in der Öffentlichkeit trug.

Weitere Verwendung

Das Schiff wurde am 8. August 1905 von den Japanern gehoben, modernisiert und unter dem Namen Sōya (宗谷) wieder in Dienst gestellt. In der Folgezeit diente das Schiff als Ausbildungsschiff für japanische Kadetten.

Im März 1916 wurde das Schiff zum Verkauf angeboten und im April von Russland für 4.000.000 Yen erworben. Im November des gleichen Jahres erreichte die Warjag den Hafen von Murmansk. Es wurde anschließend zur Modernisierung zu Cammel Laird in Liverpool überführt. Zum Zeitpunkt der Oktoberrevolution wurde von den verbliebenen Matrosen die Rote Fahne gehisst. Kurz darauf wurde das Schiff von der britischen Armee gestürmt, die Fahne eingeholt und das Schiff von der Royal Navy übernommen. Die Warjag wurde anschließend nach Irland geschleppt und diente dort bis 1919 als Hulk. Im Jahre 1920 wurde sie zur Verschrottung verkauft und in Schottland zwischen 1923 und 1925 abgewrackt.

Sonstiges

In Russland ist das Lied Kreuzer Warjag (russisch: Крейсер Варяг, englisch: Krejser Varyag) relativ bekannt, welches die Heldentaten der Besatzung der Warjag schildert. Interessant ist, dass dies eine Übersetzung aus dem Deutschen ist, und zwar eines Gedichtes des österreichischen Schriftstellers Rudolf Greinz [1]. Er hat das Gedicht im Jahre 1904 unter dem Eindruck der Ereignisse in Tschemulpo geschrieben und in der Zeitschrift „Jugend“ veröffentlicht.

Auf dem Friedhof von Wladiwostok befindet sich ein Denkmal für die gefallenen Matrosen der Warjag. Im Februar 2004 wurde anlässlich des 100. Jahrestages des Gefechtes auch in Incheon eine Gedenktafel für die russischen Seeleute und ein Denkmal enthüllt.

Der Name Warjag wurde ebenfalls für einen 1985 gebauten russischen Flugzeugträger verwendet.

Einzelnachweise

  1. http://en.rian.ru/analysis/20060728/51990463.html Artikel über die Herkunft des Liedes
Commons: Warjag – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien