Warszawa (Automarke)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Warszawa war eine polnische Automarke von Fabryka Samochodów Osobowych, kurz FSO aus Warschau. Zwischen 1951 und 1973 wurden 250.471 Exemplare hergestellt.

Der erste Warszawa entsprach exakt dem GAZ Pobeda aus der Sowjetunion

Ab November 1951 wurde der sowjetische GAZ-M20 Pobeda zunächst aus zugelieferten Teilen in der Warschauer Fabrik montiert. Bis Ende 1956 erfolgte nach und nach auch die Produktion der Teile in Polen. Die Fließhecklimousine hatte vier Türen. Beim Triebwerk handelte es sich um einen Vierzylinder-Ottomotor mit SV-Ventilsteuerung (in Reihe B×H 82×100, Hubraum 2120 cm³), der 50 PS (37 kW) leistete (Motor M20). 1962 wurde der Motor auf OHV-Ventilsteuerung umgebaut, wodurch die Leistung auf 70 PS (51,5 kW) bei 4000/min anstieg (Motor S21).

Der Warszawa genannte Wagen wurde später unter anderem auch als Krankentransportwagen, Filmvorführwagen und als Pick-up geliefert.[1] 1957 erhielt die Front einen neuen Kühlergrill.

Auf Basis des M 20 wurden ab 1959 die Kleintransporter ZUK und Nysa hergestellt.

203/204 und 223/224

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Warszawa 203, daneben ein Kombi
Der FSO Warszawa 223
Warszawa 204 P
Warszawa 223 K

Das weiterentwickelte Nachfolgemodell 203 erschien 1964 mit Stufenheckkarosserie sowie 1967 als Kombi. Außerdem wurden Lieferwagen und Pick-ups auf dieser Basis hergestellt. Antriebsseitig handelte es sich weiterhin um den 2,1 l-Vierzylindermotor mit 70 PS und 3-Gang-Schaltgetriebe. Auch am veralteten Fahrwerk mit Längsblattfedern und Hebelstoßdämpfern änderte sich nichts. Die weit hochgezogene Bugpartie und die gedrungene Gesamtform des Vorgängertyps blieben weitgehend unverändert. Die Modifikationen der Karosserie ergaben Verbesserungen für die Sichtverhältnisse und das Kofferraumvolumen. Eine Taxi-Ausführung hatte unter anderem vorn Einzelsitze und serienmäßig einen Dachgepäckträger.[2] Der Hersteller bewarb die komfortable Innenausstattung, den hohen Federungskomfort auch auf schlechten Straßen sowie das wirksame Heiz- und Belüftungssystem des robust anmutenden Wagens.[3]

Sowohl die Warszawa-Typen als auch der GAZ M-21 Wolga waren für ihren enormen Kraftstoffverbrauch in der Praxis berüchtigt. In Belgien wurden daher kleinere Stückzahlen des Wolga M-21 bei Scaldia mit Dieselmotoren von Perkins und Peugeot ausgestattet, die einen um 30 bis 40 % geringeren Kraftstoffverbrauch aufwiesen. Die enorme Kraftstoffeinsparung löste auch im sozialistischen Lager Bemühungen aus, den Warszawa 203 serienmäßig mit Perkins-Dieselmotoren auszustatten.[4] Tatsächlich blieb es in der Serie jedoch stets beim Ottomotor.

1969 musste er in 223 umbenannt werden, weil der französische Kfz-Hersteller Peugeot gegen die Bezeichnung mit einer dreistelligen Zahl mit „0“ in der Mitte vorging, die er sich schon länger hatte schützen lassen.

Technische Daten
Modell 203 (Baujahr 1964)
Bauzeit 1964–1973
Motor Vierzylinder-OHV-Viertakt-Ottomotor, wassergekühlt
Bohrung × Hub 82 × 100 mm
Hubraum 2120 cm³
Verdichtung 7,5 : 1
Nennleistung 70 PS (51,5 kW) bei 4000/min
Drehmoment 15 kpm bei 2500/min
Getriebe 3-Gang-Schaltgetriebe
Fahrgestell Rahmenbauweise
Federung vorn Schraubenfedern
Federung hinten Längsblattfedern
Bremsen Trommelbremsen vorn und hinten
Bereifung 6,40-15
Radstand 2700 mm
Maße (L × B × H) 4740 × 1695 × 1565 mm
Leergewicht 1420 kg
Bodenfreiheit 19 cm
Höchstgeschwindigkeit 130 km/h
FSO Warszawa 210

Dieses Modell von 1964 mit einer moderneren glatten, von der italienischen Carrozzeria Ghia gezeichneten Stufenheck-Karosserie blieb ein Prototyp. Dieser Wagen sollte den mittlerweile stark veralteten 203/223 ablösen. Als beschlossen wurde, die Zusammenarbeit mit Fiat wieder aufleben zu lassen und den Polski Fiat 125p zu bauen, wurde das Projekt des Warszawa 210 aufgegeben.

Produktionszahlen Warszawa

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesamtproduktion mehr als 254.421 Fahrzeuge.[5][6] 72.834 Fahrzeuge wurden in 25 Länder exportiert, davon 26.655 nach Bulgarien, 21.142 nach Ungarn, 8.050 nach China, 5.653 nach Rumänien und 2.217 in die Türkei.

Jahr Stückzahl Jahr Stückzahl Jahr Stückzahl
1951 75 1959 15.340 1967 15.175
1952 1575 1960 14.825 1968 17.780
1953 1563 1961 13.650 1969 17.683
1954 1678 1962 14.636 1970 16.232
1955 4015 1963 13.422 1971 13.500
1956 6105 1964 13.455 1972 12.803
1957 10.020 1965 15.726 1973 4266
1958 13.173 1966 17.774 gesamt 254.421

Vom GAZ-M20 Pobeda wurden in Nischni Nowgorod (zum Vergleich) von 1946 bis 1958 genau 235.997 Fahrzeuge gebaut.

Ein 1958er Warszawa, der sich fast 19 Jahre im Besitz von Karol Józef Wojtyła (Papst Johannes Paul II.) befand, wurde im Mai 2006 bei eBay zum Kauf angeboten. Die Versteigerung endete am 2. Juni 2006 mit einem Angebot von 98.900 US-$. 2012 wurde dieses Fahrzeug vom Immobilienmakler Marek Schramm erworben.[7]

  • Bernard Vermeylen: FSO: Das Fundament der polnischen Autoindustrie. In: Autos aus dem Ostblock. Verlag Delius Klasing, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-7688-3149-9, S. 67–70.
  • Personenkraftwagen aus Zeran in: Kraftfahrzeugtechnik, Heft 1/1952, S. 13 und 3/1952, S. 90.
  • Technische Einzelheiten des "M-20 Warszawa" in: Kraftfahrzeugtechnik, Heft 7/1953, S. 215–217.
  • Roger Gloor: Nachkriegswagen 1945–1960. Hallwag-Verlag, Bern und Stuttgart 1986, ISBN 3-444-10263-1.
  • Roger Gloor: Personenwagen der 60er Jahre. Hallwag-Verlag, Bern 1984, ISBN 3-444-10307-7.
Commons: Warszawa – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Nutzkraftwagen auf M-20 Warszawa. In: Kraftfahrzeugtechnik, Heft 6/1960, S. 228.
  2. Warszawa 203. In: Kraftfahrzeugtechnik 4/1965, S. 142–143.
  3. Warszawa 203. In: Kraftfahrzeugtechnik 9/1964, S. 354.
  4. Dieselmotor für polnische Transporter und PKW. In: Kraftfahrzeugtechnik. 9/1967, S. 284.
  5. Andy Thompson: Autos aus Osteuropa von 1945 bis 1990. Heel, Königswinter 2012, ISBN 978-3-86852-604-2, S. 222–227.
  6. Ost-Automobile. Garant, Renningen 2012, ISBN 978-3-7359-1295-4, S. 88,98,131.
  7. Arne Martius: Ilmenauer fährt im Privatwagen von Papst Johannes Paul II. nach Rom. In: thueringer-allgemeine.de. 3. April 2014, abgerufen am 24. Februar 2024.