Wilhelm von Dörnberg

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Wilhelm von Dörnberg, Gemälde von Ludwig Emil Grimm (1790–1863)

Wilhelm Caspar Ferdinand Freiherr von Dörnberg (* 14. April 1768 auf Schloss Hausen bei Bad Hersfeld; † 19. März 1850 in Münster) war ein deutscher General und Freiheitskämpfer. Wilhelm von Dörnberg wird auch „Aufstandsdörnberg“ genannt.

Die Familie der Freiherren von Dörnberg gehört zum evangelischen hessischen Uradel und ist Mitglied der Althessischen Ritterschaft. Seit 1732 haben die von Dörnberg das Hofamt des Erbküchenmeister (Erbhofmeister) von Hessen-Kassel inne.

Ausbildung

Im Januar 1783 trat Dörnberg dem Ersten Garde-Bataillon der Landgrafschaft Hessen-Kassel in Kassel bei und wurde am 22. Januar 1785 zum Premier-Lieutenant ernannt. Er sammelte 1792 erste Kriegserfahrung beim Feldzug gegen Frankreich in der Champagne. Am 6. Dezember 1792 erhielt er sein Patent als Stabscapitän.

Militärischer Werdegang

Seit 1794 war er in niederländischen Diensten und tat sich besonders bei der Belagerung von Ypern hervor. Nach der personellen Verringerung der hessischen Armee aufgrund des Basler Friedens zwischen Frankreich und Spanien am 22. Juli 1795 ersuchte Dörnberg um seinen Abschied und wurde am 22. Januar 1796 entlassen. Er trat noch im gleichen Jahr als Hauptmann in das preußische Füsilierbataillon v. Bila ein, das als Teil der Avantgarde Blüchers an der von Preußen verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt beteiligt war.

Nach der Kapitulation Lübecks geriet Dörnberg mit Blüchers Corps in Kriegsgefangenschaft. Kurz nach seiner Freilassung zog er mit dem Fürsten Wittgenstein nach England, um von dort aus einen Aufstand in Hessen gegen die französische Fremdregierung zu organisieren. Der Friede von Tilsit, am 7. Juli 1807 zwischen Frankreich und Russland und am 9. Juli 1807 zwischen Frankreich und Preußen, beendete den Koalitionskrieg von 1806/07. Zar Alexander I. von Russland trat der Kontinentalsperre bei. Preußen verlor alle Gebiete westlich der Elbe an das unter Napoléons Bruder Jérôme zusammengeschlossene Königreich Westphalen, das im Kern aus der besetzten Landgrafschaft Hessen-Kassel mit der nun westphälischen Hauptstadt Kassel bestand. Dörnbergs Bemühungen wurden somit vorerst sinnlos.

Dörnbergscher Aufstand

Dörnberg-Tempel in Homberg

Dörnberg kehrte nach Hessen zurück, trat in den westphälischen Militärdienst ein und erhielt von Jérôme am 18. Mai 1808 das Regiment der Chasseur Carabiniers als Oberst der Gardejäger und wurde Kommandeur des Jägerbataillons in Marburg. Die Regierung in Kassel zweifelte nicht an seiner Loyalität, und so konnte er in geheimen Kontakt und Austausch mit Scharnhorst, Gneisenau, Schill und Katte treten und ungestört Vorbereitungen zu einem Aufstand des nördlichen Deutschland erarbeiten und zudem die Planung eines gleichzeitig ausbrechenden Krieges zwischen Frankreich und Österreich beginnen. Auf Grund der raschen politischen und militärischen Veränderungen sah er sich jedoch gezwungen, inmitten dieser Vorbereitungen am 22. April 1809 in Hessen den Aufstand gegen die französische Fremdherrschaft, obwohl schlecht vorbereitet, trotzdem beginnen zu lassen. Unterstützt wurde er durch die Schwester des ehemaligen preußischen Ministers und Reformers Freiherr vom Stein, die Äbtissin Marianne vom Stein des Stifts Wallenstein in Homberg (Efze) sowie durch Werner von Haxthausen.

Er versammelte in Homberg mehrere tausend schlecht bewaffnete und leicht ausgerüstete Bauern, die nur die Unterstützung von wenigen kriegserfahrenen Soldaten hatten, um den Aufstand losbrechen zu lassen. Auf dem Marktplatz erfolgte eine feierliche Fahnenübergabe durch die Homberger Äbtissinnen Marianne vom Stein und Charlotte von Gilsa, die nach der Überlieferung die Fahne im sog. Dörnberg-Tempel gestickt haben sollen. Das freiwillige Corps zog in Richtung Kassel. Bei Rengershausen (heute Teil Baunatals) bei der Knallhütte südlich von Kassel kam es zu einem kurzen Gefecht, das die westphälischen Regierungstruppen mit wenig Mühe gewannen. Die Toten des Dörnberg'schen Corps wurden auf dem Rengershäuser Friedhof beigesetzt.

Steckbrief von Wilhelm von Dörnberg

Dörnberg war 1808 Mitglied der Kasseler Freimaurerloge Königlich Hieronymus Napoleon zur Treue, aus der er 1809 wegen Hochverrats ausgeschlossen wurde. Er wurde in Kassel in Abwesenheit als Hochverräter zum Tod verurteilt.

Spätere Karriere

Dörnberg floh zunächst nach Böhmen, wo er in Nachod zum Korps des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig stieß, mit dem er weiter nach England floh. Dort diente er als Oberst in der Schwarzen Schar Friedrich Wilhelms, bevor er 1812 zum Generalmajor in der Königlich Deutschen Legion ernannt wurde. Nach diplomatischen Missionen in Norddeutschland und Russland diente er im Winter 1812/13 in der russischen Armee. Während der Freiheitskriege tat er sich durch im Gefecht bei Lüneburg gegen den französischen General Morand hervor, wo er dessen Korps vernichtete. Für seine Verdienste erhielt er den Orden Pour le Mérite. 1814 belagerte er Diedenhofen (Thionville). Nach dem Pariser Frieden kommandierte er eine Kavalleriebrigade in Mons, Belgien. Nach Napoleons Rückkehr von Elba wurde er zudem mit dem Aufbau eines Nachrichtendienstes betraut. Als Kommandierender seiner Brigade zeichnete er sich am 16. Juni 1815 in der Schlacht bei Quatre-Bras und am 18. Juni in der Schlacht bei Waterloo aus, in der er schwer verwundet wurde. Der entscheidende Sieg Wellingtons und Blüchers über Napoléon beflügelte die Karriere Dörnbergs.

Nach dem Frieden trat er in hannoversche Dienste und wurde Generallieutenant und außerordentlicher Gesandter in Sankt Petersburg.

Postume Ehrungen

Literarisch wurde der Dörnbergsche Aufstand von Ludwig Mohr in der Erzählung Rot-Weiß verarbeitet. Ernst Moritz Arndt schrieb über ihn das Dörnberglied. Außerdem wurden ihm zu seinen Lebzeiten zahlreiche Ehren zuteil. So wurde er z. B. von Preußen sowohl durch die Verleihung des Ordens pour le merite als auch durch die des Schwarzen Adler-Ordens geehrt.[1]

In Kassel, Homberg (Efze), Braunschweig und Lüneburg sind Straßen, in Homberg zudem eine Kaserne nach Dörnberg benannt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Genealogisches Handbuch des Adels, Band F A VII, Seite 76, C.A. Starke-Verlag, Limburg, 1969