Wladimir Rostislawowitsch Medinski

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Wladimir Medinski

Wladimir Rostislawowitsch Medinski (russisch Владимир Ростиславович Мединский; * 18. Juli 1970 in Smila, Oblast Tscherkassy, Ukrainische SSR) ist ein russischer Politiker und Schriftsteller. Vom 21. Mai 2012 bis 15. Januar 2020 war er Minister für Kultur der Russischen Föderation.

Leben

Medinski studierte ab 1987 am Staatlichen Moskauer Institut für Internationale Beziehungen, MGIMO, einer Kaderschmiede zur Ausbildung junger Diplomaten und Journalisten. Nachdem er zunächst eine Karriere im diplomatischen Dienst eingeschlagen hatte, wurde er im Jahr 2000 Berater des damaligen stellvertretenden Duma-Vorsitzenden Georgi Boos. Ab 2002 nahm er Leitungsfunktionen in der Partei Einiges Russland wahr. Unter anderem trat Medinski dem Zentralrat der Partei bei und leitete bis 2004 den Parteivorstand in Moskau. 2003 übernahm er die Führung der Wahlzentrale. In den Jahren 2004–2005 war er stellvertretender Vorsitzender der zentralen Wahlkommission von Einiges Russland.[1] Bei den Wahlen 2003 und 2007 wurde Medinski jeweils in die Duma gewählt. Mittlerweile hat er eine Professur am MGIMO inne. Im Herbst 2017 empfahl der Sachverständigenrat der Höheren Bescheinigungskommission, ihm den Doktortitel für Geschichtswissenschaften abzuerkennen, weil er seine Dissertation vor einer Kommission verteidigt hatte, deren Leiterin wegen des Plagiats ihrer eigenen Dissertation entlassen worden war.[2]

Medinski mit Wladimir Putin (2016)

Medinski gehörte der vom damaligen Präsidenten Medwedew 2009 eingesetzten Kommission Zur Verhinderung der Fälschung der Geschichte zum Schaden der Interessen Russlands (Комиссия при Президенте Российской Федерации по противодействию попыткам фальсификации истории в ущерб интересам России) an. Mehrfach sprach sich Medinski für eine endgültige Bestattung Lenins und für die Umwandlung des Lenin-Mausoleums in ein Museum aus. Er ist Autor mehrerer Bücher, unter anderem verfasste er das mehrbändige Werk Mythen über Russland (Мифы о России), in dem er versucht, vermeintliche „negative Mythen“ der russischen Geschichte zu widerlegen. Medinskis Buch Die Mauer nannte die FAZ in einem Bericht über Wiktor Jerofejew einen „patriotischen Geschichts-Fantasy-Thriller“.[3] In dem Buch bezeichnete Medinski die russische Orthodoxie als probates Mittel der russischen Kampfmoral.[4] 2015 bezeichnete er Wladimir Putin als ein „absolutes Genie der modernen Realpolitik“.[5]

Er stand 2015 der Russischen Militärhistorischen Gesellschaft vor, die laut Katja Gloger die Rehabilitierung Stalins vorantreibe.[6]

Am 21. Mai 2012 wurde Medinski zum Minister für Kultur in der Regierung der Russischen Föderation ernannt. Dieses Amt hatte er bis zum 15. Januar 2020 inne.

Seit 28. Februar 2022 ist er Leiter der russischen Delegation zu den Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland 2022.[7]

Internationale Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Досье: Мединский Владимир Ростиславович - Общество - Аргументы и Факты. Abgerufen am 26. April 2018.
  2. Dem Minister wird der Titel aberkannt, gazeta.ru, 2. Oktober 2017
  3. Diplomatischer Freidenker, FAZ, 7. September 2017
  4. Ulrich Schmid: Technologien der Seele: Vom Verfertigen der Wahrheit in der russischen Gegenwartskultur, Band 2702 von Edition Suhrkamp, 2015, ISBN 978-3-518-12702-5, Seite 198
  5. Расследование РБК: зачем Мединскому Военно-историческое общество. Abgerufen am 26. April 2018.
  6. Katja Gloger: Putins Welt: Das neue Russland, die Ukraine und der Westen, eBook Berlin Verlag, 2015, ISBN 978-3-8270-7854-4
  7. Переговоры между Россией и Украиной: есть ли прогресс и насколько близко соглашение?, British Broadcasting Corporation, 21. März 2022, [1]