Zeckenrap

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Zeckenrap ist ein Subgenre des Deutschen Hip-Hops, das sich mit politisch linken Themen wie Antifaschismus, Feminismus und queeren Themen auseinandersetzt.[1] Das Wort Zeckenrap leitet sich aus dem ursprünglich abwertenden Begriff Zecke ab, der im rechtsextremen Umfeld entstanden ist und mit dem Andersdenkende beleidigt werden[2], insbesondere Linke und Punks.[3]

In den Anfangszeiten des deutschen Hip-Hops in den 1980ern stand nach amerikanischem Vorbild der politische Charakter, in Form von Texten über Rassismus und Alltagsprobleme in sozialen Brennpunkten, im Vordergrund und war daher von sich aus eher politisch links geprägt. In den 1990er Jahren gerieten die politischen Themen durch einen kommerzieller geprägten Hip-Hop in den Hintergrund. Dennoch gab es weiterhin politische Inhalte durch Gruppen wie Advanced Chemistry oder Anarchist Academy. Für eine stärkere Etablierung von Rap in der linken Szene sorgte das Netzwerk HipHop Partizan in den 2000er Jahren. Zur Verbreitung des Begriffs Zeckenrap trug das Hip-Hop Kollektiv Tick-Tick-Boom ab 2012 bei.[4][5] In den Jahren 2012 bis 2015 organisierten sie regelmäßig eine Zeckenrapgala.[6] Erfunden wurde der Begriff Zeckenrap von der Hamburger Band Neonschwarz, auch Teil des Kollektivs Tick-Tick-Boom, um „dem negativen Klischee in der Bezeichnung von Linken als ,Zecken' durch Rechte etwas Positives entgegenzusetzen“.[7][8] Obwohl einige Zeckenrapper hin und wieder größere Aufmerksamkeit erhalten[9], wird Zeckenrap von einigen Seiten als Randphänomen bezeichnet, das in der restlichen Hip-Hop Szene keine große Rolle spielt.[1][10]

Rezeption durch staatliche Behörden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer Studie, die im Auftrag von der Forschungs- und Beratungsstelle Terrorismus/Extremismus des Bundeskriminalamts erstellt wurde, werden Zeckenrap sowie Rechtsrock aus der politisch Rechten und militant-salafistischer Naschid untersucht. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde in manchen Zeckenrap-Liedtexten ein „emotionalisiertes und zum Teil dehumanisierendes Feindbild mit expliziten Gewaltaufrufen“ vor allem gegenüber Rechtsradikalen, Polizei und Staat festgestellt.[11]

Im Berliner Verfassungsschutzbericht 2012 wird ein Vorfall erwähnt, bei dem eine Gruppe von etwa 50 Personen ein Polizeiauto in Berlin-Kreuzberg angriff und vergeblich versuchte ca. 150 Besucher einer „Zeckenrapgala“ für sich zu gewinnen.[12]

Bekannte Vertreter

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Hip Hop - Pop und Subkulturarchiv. Abgerufen am 15. Juni 2019.
  2. Andreas Cyffka (Hrsg.), Werner Wolski (Bearb.): PONS Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache. Neubearbeitung 2011, 1. Auflage. PONS, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-12-517047-6, S. 1623.
  3. Reiner Erb: Ideologische Anleihen, Geschichtsbilder und Symbole rechtsextremer Jugendgruppen – „Neonazis“ und „Skinheads“. In: Uwe Backes (Hrsg.): Rechtsextreme Ideologien in Geschichte und Gegenwart (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Bd. 23). Böhlau, Köln u. a. 2003, ISBN 3-412-03703-6, S. 289–309, hier S. 304.
  4. »Wir kotzen Rap ins Wohnzimmer«. 17. März 2014, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 24. Juni 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.intro.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Marc Dietrich: Rap im 21. Jahrhundert. Eine (Sub-)Kultur im Wandel. In: Rainer Winter (Hrsg.): Cultural Studies. Band 46. transcript Verlag, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8394-3227-3, S. 207.
  6. TickTickBoom | HERZ|SCHLAG. Archiviert vom Original; abgerufen am 24. Juni 2019 (deutsch).
  7. Annika Glunz: Hamburger Hip-Hop-Alben gegen Rechts: Typisch Zeckenrap eben. In: Die Tageszeitung: taz. 18. Dezember 2017, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 24. Juni 2019]).
  8. Julius Wußmann: Zeckenrap: Wenn Zecken rappen. In: Vice. 23. September 2014, abgerufen am 24. Juni 2019 (alps).
  9. Bayerischer Rundfunk Sonja Esmail-Zadeh: Phänomen Links-Rap: Zecken(rap)alarm. 29. Oktober 2014 (br.de [abgerufen am 24. Juni 2019]).
  10. Rap positioniert sich, Rap blamiert sich. Abgerufen am 15. Juni 2019 (deutsch).
  11. Matenia Sirseloudi, Sybille Reinke de Buitrago: Konfrontative Feindbilder und ihre Entstehungsbedingungen. (PDF) In: bka.de. Bundeskriminalamt, Kriminalistisches Institut, 2016, abgerufen am 15. Juni 2019.
  12. Berliner Verfassungsschutz: Verfassungsschutzbericht 2012. Hrsg.: Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Abteilung Verfassungsschutz. März 2013, S. 113 (verfassungsschutzberichte.de).