Großarl

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Marktgemeinde
Großarl
Wappen Österreichkarte
Wappen von Großarl
Großarl (Österreich)
Großarl (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Salzburg
Politischer Bezirk: St. Johann im Pongau
Kfz-Kennzeichen: JO
Fläche: 129,23 km²
Koordinaten: 47° 13′ N, 13° 11′ OKoordinaten: 47° 13′ 0″ N, 13° 11′ 0″ O
Höhe: 924 m ü. A.
Einwohner: 3.784 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 29 Einw. pro km²
Postleitzahl: 5611
Vorwahl: 06414
Gemeindekennziffer: 5 04 11
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Markt 1
5611 Großarl
Website: www.gemeindegrossarl.at
Politik
Bürgermeister: Josef Gollegger (ÖVP)
Lage von Großarl im Bezirk St. Johann im PongauVorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan vorhandenVorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap explizit
Lage der Gemeinde Großarl im Bezirk St. Johann im Pongau (anklickbare Karte)Bad GasteinAltenmarkt im PongauBad HofgasteinBischofshofenDorfgasteinEben im PongauFilzmoosFlachau (Salzburg)ForstauGoldegg im PongauGroßarlHüttauHüttschlagKleinarlMühlbach am HochkönigPfarrwerfenRadstadtSt. Johann im PongauSt. Martin am TennengebirgeSankt Veit im PongauSchwarzach im PongauUntertauernWagrain (Pongau)WerfenWerfenwengSalzburg
Lage der Gemeinde Großarl im Bezirk St. Johann im Pongau (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
BW

Großarl ist eine Marktgemeinde im Bezirk St. Johann im Pongau im Süden des Bundeslandes Salzburg (Österreich) mit ca. 4000 Einwohnern. Der Ort ist namensgebend für das Großarltal

Geografie

Lage

Ortszentrum Großarls mit Pfarrkirche

Die Gemeinde liegt im Großarltal im Pongau im Salzburger Land, etwa 70 km südlich der Stadt Salzburg. Das Ortsgebiet ist in die Katastralgemeinden (von Nord nach Süd) Au (850 m Seehöhe), Schied (860 m), Unterberg (900 m), Großarl (895 m) sowie Eben und Bach (900 m) unterteilt.

Das weitgehend in Süd-Nord-Richtung verlaufende Großarltal wird von der Großarler Ache nach Norden zur Salzach hin entwässert. Im Katastralgebiet von Großarl mündet das von Osten kommende Tal des Ellmaubachs.

Großarl liegt auf einer nebelfreien Hochlage und wird von Bergen umringt. Höchster Gipfel im Ortsgebiet ist der Gamskarkogel (2.467 m ü. Adria), an der südwestlichen Gemeindegrenze. Deren tiefster Punkt befindet sich in der Liechtensteinklamm bei 710 m ü. Adria.

Geologie des Großarltales

Blick Richtung Süden auf die Ortsteile Au und Schied

Das Großarltal ist das östlichste der Tauerntäler, die fast genau parallel aus dem Alpenhauptkamm zur Salzach streben, und es zählt auch mit dem benachbarten Gasteiner Tal und dem Rauriser Tal zu den längsten. Bei einer Fußwanderung sind bis zum Talschluss 36 Wegkilometer zurücklegen, 27 Kilometer misst es in gerader Linie vom Keeskogel bis zur Salzach.

Hinsichtlich seiner Mündung betrachtet ist das Großarltal ein mächtiges Hängetal, das mit einer Mündungsstufe von über 200 Meter Höhe ins Salzachtal abfällt. Dementsprechend sind auch die Steigungen der Straße: In den ersten 5 Kilometern überwindet sie einen Höhenunterschied von 370 Metern, fällt in den zweiten 5 Kilometern wieder um 120 Meter, um schließlich bis zum Talschluss knapp 200 Meter anzusteigen. In zahlreichen Windungen schlängelt sich die Straße höher, von einer alten Talbodenterrasse zur anderen. Oberhalb des Stockergutes ist die Straße in den Klammkalk eingesprengt – sie muss den das Großarltal sperrenden Klammkalkzug des Gölsenberges überwinden. Damit wird aber auch das Landschaftsbild ein völlig anderes. Der Tennkogel mit seinen jähen Abstürzen in die Liechtensteinklamm taucht auf, wir stehen an einer der schönsten Stellen der Großarler Straße, am „Tiefblick“. Überhängend fallen hier die Wände 200 Meter in die Liechtensteinklamm. Wir befinden uns schon in der geologischen Zone der Radstädter Decke, die bis knapp vor Großarl das Landschaftsbild bestimmt.

Von der Straße zum Steinbruch

Im weiteren Verlauf der Straße ist nun der mehrmalige Wechsel zwischen dem sehr harten Klammkalk und dem schieferigen Kalkphyllit bestimmend für den Verlauf der Straße. Die harten Rippen ziehen quer über das Tal und tragen schöne Reste alter Talböden. Von den kanzelartigen Vorsprüngen, die sich immer bei einer Klammkalkrippe ergeben, hat man jedes Mal einen schönen Ausblick in die Schlucht. Die Sohle derselben ist allerdings fast nie zu sehen, meist nur das höhere, von der Eiszeit geformte Tal, in das sich die Großarler Ache eingeschnitten hat. Eine zweite mächtige Kalkrippe quert das Tal beim Stegbachgraben. Die aufgelassenen Stollen erinnern noch an einen Kalkspatabbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Mauthaus „Alte Wacht“ im Bereich der heutigen mächtigen Bogenbrücke auf der Großarler Landesstraße kennzeichnet die Grenze zwischen St. Johann und Großarl. Beim früheren Gasthof „Neue Wacht“ kommen wir aus der Klammkalkzone, das Tal weitet sich, bedingt durch die weicheren Gesteine (Radstädter Schiefer und Phyllite). Besonders eindrucksvoll wirken die Kalkstöcke Höllwand und Tennkogel von dieser Stelle aus. Auf der westlichen Seite lässt sich eine starke Ausbauchung des Hanges feststellen, die wahrscheinlich von einem Bergsturz stammt. Eine mächtige Felsscholle muss hier vom Hintergelände abgerissen worden sein. Bei der Brunnweberbrücke überquert die Straße erstmals den Bach und von hier an verlaufen nun beide im Wesentlichen parallel bis zum Talschluss. Dem ganzen Tal entlang begegnet man nun keiner auffallenden Talstufe mehr, ausgenommen vielleicht eine etwa 30 Meter hohen Stufe beim Oflegg zwischen Großarl und Hüttschlag. Es weist nur mehr niedrige Querstufen auf, wie sie Murwalzen, Schwemmkegel und Bergsturzleiber zu schaffen pflegen. Der markanteste Berg an der Ostseite des Tales ist der Saukarkopf (2048 m) mit seiner eigenartigen Gipfelform. Er ragt wie ein Guglhupf aus einem etwa 1800 m hohen Plateau auf. In der Eiszeit strömte das Eis etwa 100 Meter unterhalb des Gipfels vorbei. Von der vorhin erwähnten Brücke nach Süden ist das Tal wieder eng, es macht sogar den Eindruck eines Kerbtales. Aber es sind Hangabsitzungen auf beiden Seiten, die dem Tal das heutige Querprofil geben. Die Straße muss nun die Schwemmkegel des Wim- und Schiedgrabens überwinden und steigt daher leicht an. Besonders letzterer hat des Öfteren schon großes Unheil angerichtet. Hart südlich vom Schiederhof treten linksufrig die den Schuhflicker aufbauenden Radstädter Kalke bis an die Talaue heran. Nach einer kurzen Erweiterung (beim Aubauer) verursachen Blockmassen, die sich an der Ostseite an den Bach heranschieben und Kalkfelsen (mit Dolomit und Dolomitbreccien) auf der Westseite eine nochmalige Verengung des Talbodens (Steinbruch).

Talaue

Nun verlassen wir das enge Tal und betreten die größte, schönste und ebenste Talaue des Großarltales. Mehrere Steingräben haben in diese Talaue ihre Schwemmkegel abgelagert – so der Unterberggraben, gegenüberliegend der Finsteleitgraben und schließlich der Ellmaubach, der nach Osten das größte Seitental zum Haupttal gebildet hat und auf dessen Schwemmkegel der Hauptort des Tales steht, nach Norden und Süden geschützt von den Steilhängen am Ausgang des Ellmautales., von Osten aber vor der Verbauung des Baches ständig bedroht von den Wildwassern.

Mit dem Betreten der Großarler Talaue haben wir die Zone der Radstädter Decke verlassen und befinden uns nun in der Tauernschieferhülle, die nun mit einer breiten Zone von tonigen Schiefern einsetzt. Um die Großarler Ebene sind die Berge sanft, abgerundet und bis weit hinauf bewaldet. Weiter im Süden beginnen wieder markantere Formen. Die Pyramide des Frauenkogels schließt den Blick nach Süden ab. Der geologische Untergrund wird wieder härter, Chloritschiefer, Kalkglimmerschiefer und Glimmerschiefer herrschen vor. Eine deutliche Asymmetrie des Tales ist augenfällig: Ostseitig ragen fast senkrechte Wände von harten Schiefern auf, die Westhänge dagegen steigen – trotz gleichen Untergrunds – in sanften Buckeln langsam an. Die Großarler Talaue findet ihr Ende bei der Talstufe, am sogenannten Oflegg. Hier musste sich die Ache durch den widerstandsfähigen Kalkglimmerschiefer, der zu beiden Seiten ansteht, eine klammartige Rinne nagen. Am rechten Ufer schiebt sich eine Rückfallkuppe mit einem schön ausgebildeten Sattel ganz an den Bach heran. In der folgenden Talerweiterung liegt der Schwemmkegel des Tofernbaches und nun sieht man schon Hüttschlag.

Vegetation und Klima

Der Großteil der Fläche des Großarltales ist von Nadelhölzern bewachsen. Das Lokalklima in Großarl entspricht der kontinental geprägten (tief-)montanen Höhenstufe mit milden bis heißen Sommern und kalten Wintern. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 8,1°C. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 1.298 Millimeter. Der meiste Niederschlag fällt im Juli mit durchschnittlich 191 Millimeter, der Wenigste im Februar, März und November mit durchschnittlich 70 Millimeter.

Nachbargemeinden

St. Veit im Pongau St. Johann im Pongau Wagrain
Dorfgastein Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Kleinarl
Bad Hofgastein Hüttschlag Kleinarl

Geschichte

Frühgeschichte

Blick auf den Hochkönig
Schuhflicker

Das Großarltal ist kein geschichtlicher Boden wie etwa das Salzburger Becken oder der Lungau. Vorgeschichtliche Spuren gibt es nicht - auch die Römer hinterließen kein Zeugnis ihrer Anwesenheit. Keine Burgruine hütet Geheimnisse von Kampf und Minne des Mittelalters. Aber zähe Bauerngeschlechter drückten der Landschaft ihren deutlichen lesbaren Stempel auf. Allenthalben sieht man noch, wie sie in die Bergurwälder eindrangen und dem kargen Boden die Scholle abrangen. Im 6. und 7. Jahrhundert, am Ende der Völkerwanderungszeit, nahm das Volk der Bajuwaren Besitz von dem Lande zwischen Donau und Alpen, doch dieses Bauernvolk fand sich genügend Platz im Alpenvorland und in den breiteren Haupttälern. Die abgelegenen Waldgebiete waren höchstens für die Jagd interessant. Von Süden her rückten die Slawen und überschritten an manchen Stellen den Tauernhauptkamm, so dass es zu kriegerischen Auseinandersetzungen kam, in denen die Bajuwaren Sieger blieben. Einige Flurnamen erinnern noch an die Unterlegenen.

Mittelalter

Das Gebiet des Großarltales wird erstmals urkundlich in einer Tauschurkunde des Erzbischofs Adalbert II. aus dem Jahre 930 erwähnt. Der vordeutsche Bachname Arla (930), Arela (1074), Arula maiori (1306) gab dem Gebiet zwischen dem heutigen Großarl- und Kleinarltal seinen Namen. Später bekam das Gebiet den Namen "Michel Arl", "Mehrer Arl" und schließlich Großarl. Um das Jahr 1000 übernahm die mächtige Salzburger Kirche das riesige Wald- und Weidegebiet unter ihre Grundobrigkeit. Die Ausdehnung des Pongaues bis zur natürlichen Grenze des Tauernhauptkammes und die Nutzung der Grasländer oberhalb der Hochwaldgrenze bewogen die Grundherrschaft zum frühen Landesausbau durch Großrodungen. So gründete man schon anfangs des 12. Jahrhunderts, auf den Schwemmkegeln des Tales, Großschwaigen (Bauerngehöfte), ebensolche an den unteren Talhängen. Die dort angesiedelten Bauern mussten an die Grundherrschaft Naturalabgaben leisten, vor allem Käse, lebende Tiere, Butter und Schmalz. Durch weitere Rodungen bis in Hochlagen hinauf wurden "Normalgüter" errichtet. Diese hatten Geldabgaben an die Kirche zu Salzburg zu entrichten. Der landwirtschaftliche Ausbau des Großarltales war um die Mitte des 12. Jahrhunderts vollendet, die Wirtschaft blühte im Gebirgstal. Im Jahre 1348/49 wurde auch das Tal von der Pest heimgesucht. Viele Höfe wurden erheblich entvölkert und verödeten hernach, die wirtschaftliche Entwicklung wurde sehr gestört. Bei der "Kalichgruben" im Mündungsgebiet des Ellmaubaches, wo der Bach durch die günstige Lage im Winter nicht so stark vereiste, gründete man die ersten Gewerbe- und Handwerksbetriebe. Um diese entstand wahrscheinlich bald ein Dorf, da schon 1399 von Erzbischof Gregor jährlich das Marktrecht für 5 Freimärkte verliehen wurde. Um 1400 wurde ein eigener Pfarrbezirk, der das ganze Großarltal seelsorglich umfasste, errichtet. Bereits 1339 wird eine Kirche erwähnt. Die heutige Pfarrkirche - ein einschiffiger Saalbau - geht auf das Jahr 1768/69 zurück. Eine größere Kapelle soll schon um das Jahr 1050 im Gebiet der Hubgüter bestanden haben. Die seelsorgliche Betreuung vor Errichtung eines eigenen Pfarrbezirkes oblag der Pfarre St. Veit im Pongau.

Neuzeit

Durch den Bergbau im hinteren Großarltal seit Beginn des 15. Jahrhunderts, wurde eine neue wirtschaftliche Blütezeit eingeleitet. 1520 wurde in Hüttschlag einer für die damalige Zeit modernste Schmelzhütte in Betrieb genommen. Sie hatte eine Vorläuferin in der Auweil (heute Wolfau), am Schwemmkegel des Hubalmbaches. Hier in der Wolfau und an anderen Stellen des Tales wurden Sölen (Kleinhäusler) für bodenständige Bergknappen und Schmelzhüttenarbeiter gegründet. Sie umfassten Wohnhäusl, Ställchen, Gärten und Weideanteile auf den Freibergen der „hochfürstlichen Frei“. Das Winterfutter erarbeitete man bei den Bauern im Gebirgsmahd oder bei der Ernte. Das Kößlerhäusl ist hier eine typische Anlage (auf halbem Weg zwischen Großarl und Hüttschlag, noch sehr ursprünlich erhalten und daher heute als Museum eingerichtet). Um 1620 übernahm die erzbischöfliche Hofkammer in Salzburg den Bergwerkshandel in Eigenregie. Eine neue Blütezeit begann. 1675 wurde der Seelsorgbezirk Großarl und Hüttschlag abgetrennt und 1679 wurde die Barockkirche erbaut.

Im 16. Jahrhundert war Großarl ein besonderer Gerichtsstab, ab 1562 amtierten Richter aus Werfen und 1672 wurde ein eigenes Landgericht errichtet. 1709 wurde sogar ein eigenes Gerichtsgebäude erbaut. Mit dem Niedergang des Bergbaues in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts sank auch die Wirtschaft des gesamten Tales in seine bäuerlich-ländliche Ursprünglichkeit zurück.

Das Luthertum, vermutlich durch Bergknappen und Prediger aus Kärnten gefördert, fasste im Großarltal rasch Fuß. Ab 1575 wurden Bauern wegen der neuen Lehre auf ewig des Landes verwiesen. 1675 kam es dann zur ersten größeren Ausweisung von 96 Personen. Anfang des 18. Jahrhunderts war der Großteil der Bevölkerung des Tales protestantisch und bekannte sich auch zur neuen Lehre. 1731/32 kam es dann auf Anweisung des Fürsterzbischofs zum großen Auszug von 551 Personen. Meist handelte es sich um bäuerliche Familien, die unter Zurücklassung von ihrem Hab und Gut nach Ostpreußen emigrierten. Bei eine Einwohnerzahl von 2324 (davon 2223 bäuerlich) war dies ein starker „Blutverlust“, von dem sich das Tal in der Folgezeit nur schwer erholen sollte. Die Säkularisation (1802) des geistlichen Fürsterzbistums Salzburg (Einsetzen eines weltlichen Herrschers) und die Grundentlastung (1846) brachten große wirtschaftliche Not in das Großarltal. Von den Wirren der Napoleonischen Kriege blieb das Tal verschont, dazu war es zu abgelegen. In der Folgezeit waren die Verdienstmöglichkeiten im Tale sehr gering. Viehzucht und Holzwirtschaft ernährten den Großteil der Familien nur dürftig, trotzdem war die ganzjährige Abwanderung nicht sehr groß. Zeitweise suchte man allerdings Verdienstmöglichkeiten außerhalb des Tales. Heute hat sich die Lage jedoch wesentlich gebessert und bescheidener Wohlstand ist eingezogen.

20. Jahrhundert

In weiterer Folge hinterließen die beiden Weltkriege am Beginn des 20. Jahrhunderts tiefe Wunden. Viele Menschen mussten in die Kriege ziehen und in Großarl herrschte bittere Not. Die Lebensmittel waren knapp und es fehlten Arbeitskräfte, die das Land bewirtschaften konnten. Nur langsam erholte sich Großarl von dieser schrecklichen Zeit.

Verursacht durch die Verkehrserschließung, Motorisierung und Technisierung setzte ab 1960 eine zunehmende Abwanderung aus der Landwirtschaft ein. Der Fremdenverkehr, der in Großarl durch eine Privatinitiative aufgebaut wurde, brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung für das ganze Tal. Jedoch brachte dieser auch große Anforderungen an die Gemeindeverwaltung mit sich. So mussten neue Schulen, Straßen oder Sportanlagen errichtet werden. Die Kanalisation wurde ausgebaut und der Flächenwidmungsplan neu gestaltet. Am 17. Juni 1962 wurde Großarl zum Markt erhoben und 5 Jahre später fanden die Gründung der Großarler Bergbahnen und die Errichtung der ersten Liftanlage statt. Ab 1971 stieg die Fremdenverkehrswirtschaft sprunghaft an. Der Zusammenschluss mit dem Gasteinertal und der Gründung der Skischaukel Großarltal-Dorfgastein leitete einen Aufschwung für die gesamte Wirtschaft in Großarl ein. Dadurch konnten viele Verbesserungen der Infrastruktur verwirklicht werden und es wurden viele notwendige Einrichtungen für die Bevölkerung geschaffen.

Politik

Lokalpolitik

Bürgermeister ist der Landwirt Josef Gollegger (ÖVP), Vizebürgermeister ist Johann Ganitzer (SPÖ). Es gibt einen Gemeinderat. In der Gemeindevertretung sind 21 Personen. Davon sind 14 der ÖVP angehörig und 7 der SPÖ.

Wappen

Großarl bekam sein Wappen im Jahre 1965. Es zeigt eine grüne heraldische Erle auf weißem Grunde. Die Darstellung der Erle soll auf den undeutbaren vordeutschen Ortsnamen „Arla“ anspielen – 930 werden „dua flumina Arla ad Pongowe“ genannt und 1339 wird ein Tal in der „merern Arel“ erwähnt. Das Erlenzeichen weist auf die große Rodungstätigkeit vom 11. bis zum 13. Jahrhundert hin, deren Folge die Besiedlung des Tales war. Die Erle soll aber auch die große Bedeutung der Holzindustrie des Tales zeigen. Zum Symbol selbst ist noch zu sagen, dass die Wurzeln der Erle die Bodenverbundenheit der Talbewohner und die Blätter den Kinderreichtum Großarls versinnbildlichen sollen.

Einwohner

Einwohnerentwicklung

Wohnbevölkerung[1]
heutiger Gebietsstand
Datum Einwohner
1869 1.685
1880 1.682
1890 1.623
1900 1.585
1910 1.732
1923 1.728
1934 1.994
1939 2.040
1951 2.326
1961 2.574
1971 2.915
1981 3.043
1991 3.376
2001 3.634
2007 3.728

Großarl erlebt seit der Mitte der 1930er Jahre einen stetigen Bevölkerungszuwachs. Allein in den Jahren von 1923 bis 1934 bekam Großarl 266 zusätzliche Einwohner.

Anfang 2007 lebten in Großarl 3.728 Menschen. Nach der letzten Volkszählung 2001 gab es 3.634, davon waren 5 % nicht in Österreich geboren. 4,5 % der Großarler sind keine österreichischen Staatsbürger. 51 Menschen sind türkischer Herkunft und 57 Personen aus den ehemals jugoslawischen Ländern Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien und Slowenien. 32 Einwohner besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft.

Religion

Der Großteil der Großarler Bevölkerung (95 %) gehört der römisch-katholischen Kirche an.

römisch-katholisch: 95,0 %
ohne Bekenntnis: 0,9 %
islamisch: 2,3 %
orthodox: 0,3 %
evangelisch: 0,6 %
jüdisch: 0,1 %
Sonstige bzw. keine Angabe: 0,9 %

Wirtschaft und Infrastruktur

Datei:Hotel Tauernhof.jpg
Das Hotel Tauernhof ist eines der vielen 4 Sterne Hotels in Großarl

Großarl ist eine sehr touristisch orientierte Gemeinde. Die Bettenanzahl beläuft sich mittlerweile auf ca. 4500. Großarl hat Hotels und Beherbergungsbetriebe in allen Kategorien. Besonders hervorzuheben ist die Dichte an 4 Sterne Hotels im Tal. Mit knapp 40 bewirtschafteten Almen wird Großarl auch das "Tal der Almen" genannt.

Über die Jahre haben sich viele Klein- und Mittelbetriebe (Tischlerei-, Zimmerei-, Erdbau- und Hochbaubetriebe etc.) in Großarl angesiedelt und wurden so zu bedeutenden Arbeitgebern für die Einwohner der Gemeinde.

Almen im Großarltal

Der Reichtum an bewirtschaften Almhütten (ca. 40) hat dem Großarltal den Beinamen „Das Tal der Almen“ eingebracht. Je nach Höhenlage führen die Almen folgende Namen: Heim-oder untere Almen mit Futterstadeln 1000 bis 1500 Meter, Hochalmen 1500 bis 2000 Meter, Karalmen über 2000 Meter. Der Höhe nach anschließend, soweit überhaupt noch Gras wächst, folgen die Äsböden und das Schafgebirg. Im Laufe des Junis ist Almauftrieb. Vorerst übersiedeln die Almleute und das Vieh auf die Heimalm, später auf die Hochalm. Nun ertönt wieder weithin über die Almmatten das Geläute der Kuhglocken und das helle Gebimmel der Kälberglöckchen. Jeder Hüterbub erkennt auf weite Entfernung den Klang der Glocke seiner Leitkuh. Früh am Tage, noch lange vor Sonnenaufgang, beginnt das Tagwerk der Sennerin und des Hüterbuben. Die Kühe werden gemolken und anschließend auf die Weide getrieben. Der Stall wird ausgemistet, neues Streu am Boden ausgebreitet und die Kuhbarren gereinigt. Ist die Stallarbeit verrichtet, beginnt die Arbeit in der Hütte. Das Entrahmen der Milch und das Butterrühren hat der Hüterbub zu besorgen. Besonders das Butterrühren muss gekonnt sein. So manche Besonderheiten sind dabei zu beachten: Zuerst wird der Rahm in den hölzernen Rührkübel gefüllt, dieser wird mit einem Holzdeckel (hier „Bai“ genannt) verschlossen. Dann kann das „Rühren“ beginnen. Der Kübel darf nicht zu langsam, aber auch nicht zu schnell gedreht werden. Der Hüterbub hat dafür das richtige „Gspür“. Durch das „Spundloch“ (runde Öffnung von ca. 4 cm Durchmesser), das mit dem „Rührkübelzapfen“ verschlossen ist, muss nach anfangs kurzen, später längeren Abständen der „Dampf“ abgelassen werden. Sobald sich kleine Butterkugerln bilden beginnt das „Zusammenrühren“. Der Butterkübel darf nur mehr langsam gedreht werden, damit sich die Kugerln zu einem Klumpen verbinden. Das Formen und Verzieren der Butterstöcke ist dann Aufgabe der Sennerin. Mit dem Buttermodel, einem mit Kerbschnitt verzierten Lindenholzklötzchen, werden bäuerliche Motive, wie Lebensbaum, Ähren usw. in die Butter eingedrückt. Die Buttermodeln werden von naturbegabten Hüterbuben, Dienstboten oder von im Tal ansässigen Holzschnitzern angefertigt. Holzschnitzen ist seit jeher eine beliebte künstlerische Betätigung der bäuerlichen Bevölkerung im Tal.

Das „Käsen“ ist ebenfalls Aufgabe der Sennerin. Nur wenige beherrschen heute noch diese Fertigkeit. In einem großen Kupferkessel wird die vorher angesäuerte Magermilch erwärmt, wobei sich der Topfen bildet. Das „Seihen“ (Filtern) geschieht in hölzernen Käseschwingen, die mit einem groben Tuch („rupfernes“ Tuch) ausgelegt werden. Die abgesonderte Flüssigkeit, „Jute“ genannt, dient als Schweinefutter. Der Topfen wird in zylindrische, mit Löchern versehene hölzerne Gefäße („Kaskarl“) abgestellt. Nun erfolgt in kurzen Intervallen eine oftmalige Nachbehandlung der Käselaibe, ehe die Sennerin den „reifen“ Sauerkäse den Gästen aufwarten kann. Erst am Nachmittag sind den Almleuten ein paar Stunden Ruhe gegönnt. Dann beginnt wieder die Arbeit im Stall. Bei Abenddämmerung, wenn die Sonne schon längst hinter den Berggipfeln verschwunden ist, haben die Almleute Feierabend.

Im Herbst, wenn sich lange Schatten über die Almkare breiten und sich die saftigen Almgräser braun färben, rüsten die Almleute zum Almabtrieb. War es ein guter Sommer und ist das Vieh gesund, wird der Almabtrieb festlich gestaltet. Das Almvieh erhält Kränze aus Alpenblumen auf das Haupt gebunden, die Leitkühe tragen Glocken mit kunstvoll verzierten Glockenriemen. Dem Viehtrieb voraus fährt der Almwagen, schwer beladen mit Käse, Butter und Hausrat. Die Sennerin und der Hüterbub verteilen bei der Ankunft im Tal den „Schnuraus“ (Süßgebäck).

Verkehr

Durch das Großarltal verläuft die Landesstraße L 109. Großarl besitzt keinen Haltepunkt des österreichischen Bahnnetzes. Jedoch verkehrt stündlich ein Bus von St. Johann/Pongau nach Großarl. Die Gemeinde ist vom alpenquerenden Transitverkehr nicht betroffen, wodurch im Großarltal nur mäßiges Verkehrsaufkommen herrscht.

Bildungseinrichtungen

Sehenswürdigkeiten, Kultur und Sport

Sehenswürdigkeiten

Wer von St. Johann auf der Großarler Landesstraße ungefähr den halben Weg zurückgelegt hat, musste früher an der Stelle, wo sich jetzt die 196 Meter lange Brücke befindet, durch ein Haus hindurchfahren, genannt die „Stegenwacht“ oder „Alte Wacht“. Der Name kommt vom Steg, der vor der Einbauung der Straße in den Felsen, in das Tal führte und von einer Wache, die einst hier gestanden hat. Es war da nämlich eine Obsicht bestellt, dass von Viktualien zum Schaden der Handelsverwandten nicht zu viel aus dem Tale gebracht werde. Bei herrschender Pest im Jahre 1655 war der Punkt sogar mit Soldaten besetzt, um den Kontakt mit „Auswärtigen“ möglichst zu vermeiden und dadurch die Ansteckungsgefahr gering zu halten. Im folgenden Jahrhundert wurde die „Alte Wacht“ öfters gesperrt, um Leute vom Tal fernzuhalten oder nicht mehr aus dem Tal zu lassen. Heute ist die „Alte Wacht“ die älteste noch erhaltene Mautstelle im Salzburger Land. Gegenüber der „Alten Wacht“ auf der linken Seite der Großarler Ache sind in einer fast senkrechten Felswand die „Heidenlöcher“. Es handelt sich dabei um fünf mehr oder weniger runde Felslöcher. Die Öffnung der beiden mittleren ist so groß, dass ein Mensch darin bequem stehen kann. Nach altem Volksglauben haben sich hier hartnäckige Heiden zurückgezogen, als sie sich unter der vorwiegend christlichen Bevölkerung nicht mehr sicher genug fühlten.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Liechtensteinklamm, die zum Teil mehrere hundert Jahre alten Almhütten und die Pfarrkirche im barocken Stil

Regelmäßige Veranstaltungen

Jedes Jahr findet zu Ehren der heiligen Cäcilia das Cäcilia-Konzert in der Pfarrkirche Großarl statt. Das Konzert wird von der Trachtenmusikkapelle Großarl veranstaltet und erfreut sich jedes Jahr über großen Anklang bei den Bewohnern des Tales und einer beachtlichen Zuschauerzahl.

Seit dem Jahre 2007 findet erstmals in der Adventszeit der Salzburger Bergadvent Großarltal statt. Es werden 20 kleine Holzhütten im Ortszentrum von Großarl aufgestellt, bei denen, selbst gebackenes Brot, Gestecke, Glühwein, Maroni und viele andere zur Adventszeit passende Artikel verkauft werden. Am Taleingang des Großarltales, bei der alten Wacht, steht in dieser Zeit eine lebende Krippe mit vier Schafen und einem Esel.

Weitere:

  • Internationales Altpfadfindertreffen.

Volkskultur und Vereine

Die Bewohner des Großarltales legen großen Wert auf Brauchtum und Volkskultur. Es bestehen viele Vereine, die die althergebrachten Bräuche erhalten, so u.a. die Trachtenmusikkapelle Großarl, die Bauernschützen, die Klöcker und Herreiter, die Freiwillige Feuerwehr Großarl, die Bergrettung Großarl, der Kameradschaftsbund Großarl.

Sport

Skisport

Das Skigebiet Großarltal–Dorfgastein[2][3], Teil von Ski amadé verfügt über Pisten im Ausmaß von etwa 80 Piste, mit fünf Gondeln, acht Sessel-, und fünf Schleppliften. Es erstreckt sich über den Kreuzkogel, von 885 m bei Großarl bis auf 2.027 m Höhe, wo der Anschluss in das Gasteinertal nach Dorfgastein liegt. Die Beförderungskapazität liegt bei rund 29.000 Personen pro Stunde. Jedes Jahr finden zahlreiche Rennen des Landesskiverbandes Salzburg in Großarl statt.

Interessant ist die Talregion, mit der Nationalparkgemeinde Hüttschlag, auch für Tourengeher, Langläufer und Winterwanderer, da sich der Schizirkus nur auf ein Gebiet konzentriert.

Fußball

Der USV Großarl wurde 1962 gegründet und spielt derzeit in der 2. Klasse Süd-West, im Salzburger Unterhaus. 1967 wurde der Verein erstmals beim Salzburger Fußballbund angemeldet. Der erste und bisher einzige Meistertitel wurde in der Saison 1978/79 errungen. Der Aufstieg in die 1. Klasse Süd war daraus die Folge, jedoch erfolgte wenig später wieder der Abstieg in die Zweite Klasse.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Personen mit Bezug zur Gemeinde

  • Sepp Forcher (*17. Dezember 1930 Rom), österreichischer Fernsehmoderator, 1955-1959 Hüttenwirt am Berglandhaus in Großarl

Weblinks

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Anmerkungen

  1. Anmerkung: Die Bevölkerungszahlen in der Tabelle beruhen auf den Angaben des österreichischen Statistikamtes und sind auf den heutigen Gebietsstand umgerechnet. Ab 1869 wurden in Österreich in Abständen von zehn Jahren Volkszählungen abgehalten, bei denen allerdings bis 1923 weiterhin die anwesende Zivilbevölkerung gezählt wurde; erst ab 1934 bis 1981 die Wohnbevölkerung. Die Zahlen von 1982 bis 2001 weisen die Jahresdurchschnittsbevölkerung aus. Seit 2002 werden Hauptwohnsitze auf Basis des Zentralen Melderegisters zur Bevölkerungsermittlung herangezogen.
  2. Skiregionen: Skigebiet Großarltal-Dorfgastein. Ski amadé
  3. Großarl Tal. bergfex.at – mit Pistenkarte