„Kopfschuss“ – Versionsunterschied

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Der '''Kopfschuss''' ist eine [[Todesursache]] und auch eine [[Hinrichtung]]smethode. Beim Kopfschuss wird dem Opfer mit einer [[Handfeuerwaffe]] ein [[Projektil]] in/durch den [[Kopf]] geschossen. Dabei tritt, sollte die Kugel lebenswichtige Teile des Nervensystems zerstören, sofort der [[Tod]] ein. Entgegen allgemeiner Meinung, tritt jedoch in nur einem Viertel der Fälle der Tod sofort und primär durch die Kugel auf, weil die meisten Treffer nur das Großhirn betreffen, welches zwar einen großen Schaden erleidet, jedoch nicht für lebenswichtige Funktionen wie Atmen zuständig ist. Der Tod tritt bei einem solchen Treffer typischerweise durch andere Ursachen auf auf. Sollte das Opfer jedoch überleben, kann es zu unangenehmen und meist unheilbaren Nachwirkungen kommen. [[Blindheit]], andere [[Behinderung]]en und sogar psychische Leiden können durch die Beschädigung des Großhirns die Folge sein.


Der '''Kopfschuss''' ist eine Verletzung des Kopfes durch das [[Projektil]] einer [[Feuerwaffe]]. [[Todesursache]] und auch eine [[Hinrichtung]]smethode. Die Verletzungen hängen von Art, Geschwindigkeit und Flugrichtung des [[Projektil]]s ab.
Der Kopfschuss ist (neben dem [[Blattschuss]] des [[Jäger]]s) eine der wenigen Schussarten, bei denen der Schütze beinahe sichergehen kann, dass das Opfer sofort oder nach einiger Zeit sterben wird. Je nach Kaliber und verwendeter Munitionsart kann letzteres sich jedoch im schlimmsten Falle bis zu zwei Stunden hinziehen.


[[Fernschuß|Fernschüsse]] aus modernen [[Faustfeuerwaffe]]n hinterlassen am Eintrittspunkt in der Regel nur eine relativ kleine Wunde, manchmal mit eingerissenen Hauträndern. Auf der Austrittseite ist die sichtbare Wunde dagegen meist groß und unregelmäßig. Bei Nah- und aufgesetzten Schüssen kann diese Unterscheidung schwerfallen. Kleine Projektile ([[Schrotkugel]]n) und langsame [[Querschläger]] können im Kopf steckenbleiben, größere können beim Auftreffen auf den Knochen fragmentieren. Am Schädelknochen kann ein Stanzdefekt mit (kleinerem Durchmesser auf der Eintrittsseite) oder eine flächige [[Knochenbruch|Fraktur]] entstehen.
Eine entsprechend ausgeprägte Verletzung des Stammhirns (oft ist dann auch das [[Kleinhirn]] beteiligt), das entscheidend ist für die Koordination der Grundfunktion des Körpers, ist primär tödlich. Der Hirnstamm bildet den Übergang zum Rückenmark. Bei Beschädigung dieser Hirnregion brechen alle Körperfunktionen sofort zusammen.


Bei kriegerischen Auseinandersetzungen wird ein Drittel der Verluste im Feld durch Kopfverletzungen hervorgerufen.<ref name="PMID23025136">U. Katzenell, N. Ash u.&nbsp;a.: ''Analysis of the causes of death of casualties in field military setting.'' In: ''Military medicine.'' Band 177, Nummer 9, September 2012, S.&nbsp;1065–1068, {{ISSN|0026-4075}}. PMID 23025136. </ref> Im Zivilleben handelt es sich meist um [[Gewaltverbrechen]] und [[Suizid]]e; in den USA stammen 40% aller tödlichen Kopfverletzungen aus Schußwaffen (Aarabi 1999). Abhängig vom Anteil der Selbsttötungen liegt die Sterblichkeit dieser Kopfverletzungen zwischen 52 und 95%.<ref name="PMID11749010">J. V. Rosenfeld: ''Gunshot injury to the head and spine.'' In: ''Journal of clinical neuroscience : official journal of the Neurosurgical Society of Australasia.'' Band 9, Nummer 1, Januar 2002, S.&nbsp;9–16, {{ISSN|0967-5868}}. {{DOI|10.1054/jocn.2001.0949}}. PMID 11749010. (Review).</ref>
Die Eigenschaft, eine Person mit nur einem Schuss ausschalten zu können, macht den Kopfschuss im [[militär]]ischen und [[polizei]]lichen Gebrauch unabdingbar. Viele [[Scharfschütze]]n werden dazu trainiert, den Schuss in die ''Todeszone'' abzusetzen und damit die Zielperson sofort zu töten. Die Todeszone (der Schuss selbst auch der finale Schuss genannt) bildet ein centgroßer Bereich am Hinterkopf auf Höhe von Nase und Oberlippe. Ein Schuss auf diesen Punkt führt zur Beschädigung von Kleinhirn, Hirnstamm und Rückenmark und somit augenblicklich zum Tod. Absolut ungefährlich ist dieser Schuss, sollte die Zielperson eine Schusswaffe tragen, nicht.

[[Bolzenschussgerät]]e verursachen bei Unfällen und Suiziden ähnliche Kopfverletzungen, allerdings sind die Gewebszerreissungen durch die stumpfen Bolzen schlimmer als bei konischen oder spitzen Geschossen (Unterharnscheidt 1993).

Kopfschüsse sind oft tödlich. Vor allem Treffer der tiefen Hirnstrukturen ([[Zwischenhirn]], [[Hirnstamm]], [[Medulla oblongata]]) führen sofort zu Atem- und Kreislaufstillstand. Weiter peripher gelegene Hirnschäden können zunächst überlebt werden, manchmal bleibt das Opfer sogar bei Bewußtsein. Allerdings entwickeln sich bald [[Hirnödem]]e und schwere Blutungen, die durch Kompression des Stammhirnes tödlich sein können. Bei Personen, die die ersten Stunden überleben, treten zudem [[Infektion]]en, [[Thrombose]]n und [[Luftembolie]]n auf. Ein prognostisches Maß ist der [[Glasgow Coma Scale]]; bei GCS<5 gibt es praktisch keine Überlebenschance.<ref name="PMID12900108">R. S. Martins, M. G. Siqueira u.&nbsp;a.: ''Prognostic factors and treatment of penetrating gunshot wounds to the head.'' In: ''Surgical neurology.'' Band 60, Nummer 2, August 2003, S.&nbsp;98–104, {{ISSN|0090-3019}}. PMID 12900108. </ref>


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Weltbekannt wurde ein Kopfschuss durch den südvietnamesischen General [[Nguyễn Ngọc Loan]] auf den [[Nationale Front für die Befreiung Südvietnams|NFB-Kämpfer]] [[Nguyễn Văn Lém]] während der [[Tet-Offensive]] in [[Saigon]] am 1. Februar 1968. Das Foto dieser Hinrichtung auf offener Straße, gemacht von [[Eddie Adams]], zählt zu den bekanntesten Aufnahmen des [[Vietnamkrieg]]es und des modernen Krieges überhaupt.<ref>[http://www.archive.worldpressphoto.org/search/layout/result/indeling/detailwpp/form/wpp/q/ishoofdafbeelding/true/trefwoord/year/1968 Eddie Adams’ Foto der Erschießung Nguyễn Văn Léms]</ref>
Weltbekannt wurde ein Kopfschuss durch den südvietnamesischen General [[Nguyễn Ngọc Loan]] auf den [[Nationale Front für die Befreiung Südvietnams|NFB-Kämpfer]] [[Nguyễn Văn Lém]] während der [[Tet-Offensive]] in [[Saigon]] am 1. Februar 1968. Das Foto dieser Hinrichtung auf offener Straße, gemacht von [[Eddie Adams]], zählt zu den bekanntesten Aufnahmen des [[Vietnamkrieg]]es und des modernen Krieges überhaupt.<ref>[http://www.archive.worldpressphoto.org/search/layout/result/indeling/detailwpp/form/wpp/q/ishoofdafbeelding/true/trefwoord/year/1968 Eddie Adams’ Foto der Erschießung Nguyễn Văn Léms]</ref>


== Einzelnachweise ==
== Quellen und Einzelnachweise ==
*{{cite book|author=Bizhan Aarabi, Howard H. Kaufman|title=Missile Wounds of the Head and Neck|url=http://books.google.com/books?id=O7GzmPy6uqEC&pg=PA98|accessdate=14. Juni 2013|date=1. Januar 1999|publisher=Thieme|isbn=978-1-879284-64-7}}
*{{cite book|author=Joseph A. Prahlow|title=Forensic Pathology for Police, Death Investigators, Attorneys, and Forensic Scientists|url=http://books.google.com/books?id=rF1WTiX0nHEC&pg=PA363|accessdate=14. Juni 2013|year=2010|publisher=Springer|isbn=978-1-59745-404-9}}
*{{cite book|author=Friedrich Unterharnscheidt|title=Traumatologie Von Hirn Und Ra1/4ckenmark a|url=http://books.google.com/books?id=5ZCtJmB8Y10C&pg=PA604|accessdate=14. Juni 2013|date=Januar 1993|publisher=Springer DE|isbn=978-3-642-58015-4}}

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Version vom 14. Juni 2013, 13:29 Uhr

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Redaktion Medizin
Redaktion Medizin
MRT-Bild eines menschlichen Gehirns; Schnitt sagittal, die Nase ist links
Computertomographie einer tödlichen Kopfschussverletzung

Der Kopfschuss ist eine Verletzung des Kopfes durch das Projektil einer Feuerwaffe. Todesursache und auch eine Hinrichtungsmethode. Die Verletzungen hängen von Art, Geschwindigkeit und Flugrichtung des Projektils ab.

Fernschüsse aus modernen Faustfeuerwaffen hinterlassen am Eintrittspunkt in der Regel nur eine relativ kleine Wunde, manchmal mit eingerissenen Hauträndern. Auf der Austrittseite ist die sichtbare Wunde dagegen meist groß und unregelmäßig. Bei Nah- und aufgesetzten Schüssen kann diese Unterscheidung schwerfallen. Kleine Projektile (Schrotkugeln) und langsame Querschläger können im Kopf steckenbleiben, größere können beim Auftreffen auf den Knochen fragmentieren. Am Schädelknochen kann ein Stanzdefekt mit (kleinerem Durchmesser auf der Eintrittsseite) oder eine flächige Fraktur entstehen.

Bei kriegerischen Auseinandersetzungen wird ein Drittel der Verluste im Feld durch Kopfverletzungen hervorgerufen.[1] Im Zivilleben handelt es sich meist um Gewaltverbrechen und Suizide; in den USA stammen 40% aller tödlichen Kopfverletzungen aus Schußwaffen (Aarabi 1999). Abhängig vom Anteil der Selbsttötungen liegt die Sterblichkeit dieser Kopfverletzungen zwischen 52 und 95%.[2]

Bolzenschussgeräte verursachen bei Unfällen und Suiziden ähnliche Kopfverletzungen, allerdings sind die Gewebszerreissungen durch die stumpfen Bolzen schlimmer als bei konischen oder spitzen Geschossen (Unterharnscheidt 1993).

Kopfschüsse sind oft tödlich. Vor allem Treffer der tiefen Hirnstrukturen (Zwischenhirn, Hirnstamm, Medulla oblongata) führen sofort zu Atem- und Kreislaufstillstand. Weiter peripher gelegene Hirnschäden können zunächst überlebt werden, manchmal bleibt das Opfer sogar bei Bewußtsein. Allerdings entwickeln sich bald Hirnödeme und schwere Blutungen, die durch Kompression des Stammhirnes tödlich sein können. Bei Personen, die die ersten Stunden überleben, treten zudem Infektionen, Thrombosen und Luftembolien auf. Ein prognostisches Maß ist der Glasgow Coma Scale; bei GCS<5 gibt es praktisch keine Überlebenschance.[3]

In einigen Ländern, beispielsweise China, werden zum Tode Verurteilte durch einen Kopfschuss hingerichtet.

Auch die Polizei ist in einigen Situationen bei konkreter Bedrohung für Leib und Leben von Menschen berechtigt, den betroffenen Täter mit dem finalen Rettungsschuss in den Kopf zu töten. Dies ist zum Beispiel bei Geiselnahmen der Fall, wenn ein Opfer in direkter Gefahr steht und kein weiterer Ausweg mehr möglich ist. Der Todesschuss ist auch insbesondere ins Interesse der Medien gerückt, da Polizeieinheiten diesen bei tatsächlichen oder vermeintlichen Selbstmordattentätern anwenden dürfen, um zu verhindern, dass dieser die Bombe, die er am Körper trägt, zur Detonation bringt.

Weltbekannt wurde ein Kopfschuss durch den südvietnamesischen General Nguyễn Ngọc Loan auf den NFB-Kämpfer Nguyễn Văn Lém während der Tet-Offensive in Saigon am 1. Februar 1968. Das Foto dieser Hinrichtung auf offener Straße, gemacht von Eddie Adams, zählt zu den bekanntesten Aufnahmen des Vietnamkrieges und des modernen Krieges überhaupt.[4]

Quellen und Einzelnachweise

  • Bizhan Aarabi, Howard H. Kaufman: Missile Wounds of the Head and Neck. Thieme, 1999, ISBN 978-1-879284-64-7 (google.com [abgerufen am 14. Juni 2013]).
  • Joseph A. Prahlow: Forensic Pathology for Police, Death Investigators, Attorneys, and Forensic Scientists. Springer, 2010, ISBN 978-1-59745-404-9 (google.com [abgerufen am 14. Juni 2013]).
  • Friedrich Unterharnscheidt: Traumatologie Von Hirn Und Ra1/4ckenmark a. Springer DE, 1993, ISBN 978-3-642-58015-4 (google.com [abgerufen am 14. Juni 2013]).
  1. U. Katzenell, N. Ash u. a.: Analysis of the causes of death of casualties in field military setting. In: Military medicine. Band 177, Nummer 9, September 2012, S. 1065–1068, ISSN 0026-4075. PMID 23025136.
  2. J. V. Rosenfeld: Gunshot injury to the head and spine. In: Journal of clinical neuroscience : official journal of the Neurosurgical Society of Australasia. Band 9, Nummer 1, Januar 2002, S. 9–16, ISSN 0967-5868. doi:10.1054/jocn.2001.0949. PMID 11749010. (Review).
  3. R. S. Martins, M. G. Siqueira u. a.: Prognostic factors and treatment of penetrating gunshot wounds to the head. In: Surgical neurology. Band 60, Nummer 2, August 2003, S. 98–104, ISSN 0090-3019. PMID 12900108.
  4. Eddie Adams’ Foto der Erschießung Nguyễn Văn Léms

Siehe auch