„Klonierung“ – Versionsunterschied

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=== PCR-Klonierung ===
=== PCR-Klonierung ===
Bei dieser Variante wird die einzufügende DNA-Sequenz in einer PCR mit [[Primer]]n vervielfältigt, die jeweils eine mit dem Vektor überlappende Sequenz am 5'-Ende enthalten. Anschließend wird das gereinigte PCR-Produkt im Zuge einer [[Ligation-During-Amplification]] (einer PCR-verwandten [[Mutagenese]]-Reaktion) als ''Megaprimer'' verwendet, um das Plasmid ''in vitro'' zu synthetisieren. Restriktionsenzyme und DNA-Ligase werden hierbei nicht verwendet. Nach einem Abbau der Ausgangsplasmide werden die neu erzeugten Plasmide zur Vermehrung in Bakterien transformiert. Die Ligation erfolgt nach der Transformation ''in vivo''.
Bei dieser Variante wird die einzufügende DNA-Sequenz in einer PCR mit [[Primer]]n vervielfältigt, die jeweils eine mit dem Vektor überlappende Sequenz am 5'-Ende enthalten. Anschließend wird das gereinigte PCR-Produkt im Zuge einer [[Ligation-During-Amplification]] (einer PCR-verwandten [[Mutagenese]]-Reaktion) als ''Megaprimer'' verwendet, um das Plasmid ''in vitro'' zu synthetisieren. Restriktionsenzyme und DNA-Ligase werden hierbei nicht verwendet. Nach einem Abbau der Ausgangsplasmide werden die neu erzeugten Plasmide zur Vermehrung in Bakterien transformiert. Die Ligation erfolgt nach der Transformation ''in vivo''. Eine Variante der PCR-Klonierung ist das ''circular polymerase extension cloning'' (CPEC).<ref>J. Quan, J. Tian: ''Circular polymerase extension cloning of complex gene libraries and pathways.'' In: ''PloS one.'' Band 4, Nummer 7, 2009, S.&nbsp;e6441, {{ISSN|1932-6203}}. {{DOI|10.1371/journal.pone.0006441}}. PMID 19649325. {{PMC|2713398}}.</ref>


=== TOPO-Klonierung ===
=== TOPO-Klonierung ===

Version vom 7. Juli 2014, 15:49 Uhr

Klonierung (oder Klonieren, engl. molecular cloning) ist in der Molekularbiologie der Überbegriff für Methoden zur Gewinnung und identischen Vervielfältigung von Desoxyribonukleinsäure (DNA). Im Gegensatz zum Klonen, dessen Ziel in der Herstellung genetisch identischer Organismen besteht, beschränkt sich die Klonierung auf die Herstellung identischer Moleküle der DNA.

Eigenschaften

Bei der Klonierung wird ein gewünschtes DNA-Fragment (ein Gen) in einen Vektor (z. B. ein Plasmid oder viraler Vektor) integriert. Das Ziel einer Klonierung ist, ein DNA-Fragment zu vermehren, um seine Eigenschaften zu untersuchen oder in weiteren Prozessen weiterzuverwenden. Nach einer Vervielfältigung kann durch Isolierung der gesamten DNA ein Vielfaches der anfangs eingesetzten DNA-Menge gewonnen werden, was im Gegensatz zu in vitro-Verfahren wie der PCR kostengünstig, präzise und in großer Zahl geschieht. Alternativ können die Zellen ein Genprodukt wie rekombinante Proteine exprimieren (beispielsweise bei einer Proteinüberexpression). Solche Proteine spielen eine Rolle

Für die Vervielfältigung der Klonierungsprodukte werden verschiedene Organismen als Wirt genutzt. Bekannte Beispiele sind Bakterienzellen wie das Bakterium Escherichia coli, einzellige Algen oder Pilze. Die Wirtszellen vermehren sich dabei durch Zellteilung, wobei auch identische Kopien der zu klonierenden Ziel-DNA hergestellt werden. Das Resultat ist eine Population von Zellen, die alle einen Klon des gewünschten DNA-Fragments enthalten. Aus dieser Population wird zur weiteren Verwendung ein geeigneter Klon isoliert.

Weiterhin kann die Klonierung auch dazu verwendet werden, ein oder mehrere Gene auf fremde Organismen zu übertragen, Stoffwechselprozesse zu verbessern oder Resistenzen zu verleihen (bei Tieren und Pflanzen), was zur Genmanipulation führt. Durch eine funktionelle Klonierung werden ähnliche DNA-Sequenzen identifiziert, durch eine positionelle Klonierung werden benachbarte DNA-Sequenzen identifiziert.

Verfahren

Beim Klonieren werden sogenannte Vektoren („Genfähren“) verwendet. Diese dienen als Transportmittel zur Übertragung einer bestimmten DNA-Sequenz (genannt Transgen oder engl. insert) in eine Empfängerzelle. Zur Erzeugung dieser Vektoren gibt es verschiedene Verfahren:

Restriktion und Ligation

Schematische Darstellung einer Klonierung mit Restriktion und Ligation.

Bei der Plasmidklonierung wird ein Plasmid (beispielsweise pBR322) mit Hilfe von speziellen Restriktionsenzymen versetzt geschnitten, so dass überhängende Enden (engl. sticky ends, klebrige Enden) entstehen. Die Ziel-DNA, die in einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) aus genomischer DNA amplifiziert wurde und nun als Insert in den Vektor integriert werden soll, wird mit den gleichen Enzymen geschnitten, so dass komplementäre Enden an Vektor- und Ziel-DNA entstehen. Die zueinander kompatiblen, überhängenden Enden von Vektor und Ziel-DNA finden sich und hybridisieren miteinander. In der nachfolgenden Ligation, die durch eine DNA-Ligase (z. B. T4-DNA-Ligase) katalysiert wird, werden die Enden der Einzelstränge miteinander kovalent verbunden.

Bei der Ligation nehmen bei weitem nicht alle Plasmide das zu vervielfachende DNA-Fragment auf. Daher ist ein weiterer Schritt der Selektion vonnöten. Solche unveränderten Plasmide können Folge einer vorzeitigen Schließung des Plasmids oder einfacherweise die Nichtaufnahme eines DNA-Fragments in der Polylinker-Region sein. Da für den weiteren Verlauf nur die Plasmide von Interesse sind, die das zu vervielfachende Insert enthalten, müssen diese unbrauchbaren Vektoren nach der Transformation durch Selektion ausgemustert werden.

PCR-Klonierung

Bei dieser Variante wird die einzufügende DNA-Sequenz in einer PCR mit Primern vervielfältigt, die jeweils eine mit dem Vektor überlappende Sequenz am 5'-Ende enthalten. Anschließend wird das gereinigte PCR-Produkt im Zuge einer Ligation-During-Amplification (einer PCR-verwandten Mutagenese-Reaktion) als Megaprimer verwendet, um das Plasmid in vitro zu synthetisieren. Restriktionsenzyme und DNA-Ligase werden hierbei nicht verwendet. Nach einem Abbau der Ausgangsplasmide werden die neu erzeugten Plasmide zur Vermehrung in Bakterien transformiert. Die Ligation erfolgt nach der Transformation in vivo. Eine Variante der PCR-Klonierung ist das circular polymerase extension cloning (CPEC).[1]

TOPO-Klonierung

TOPO-Plasmide werden durch Restriktionsverdau linearisiert und anschließend kovalent mit einer Topoisomerase aus dem Vacciniavirus (ein Pockenvirus) gekoppelt,[2] die die Ligation eines PCR-Produkts bewirkt und daher keine Ligase mehr erfordert.[3] Die kovalente Bindung der Topoisomerase erfolgt an eine DNA-Sequenz am 3'-Ende (5´-(C/T)CCTT-3').[4][5] Anschließend wird das Plasmid zur Vermehrung in Bakterien transformiert. Die TOPO-Klonierung vermeidet eine Verwendung von Restriktionsenzymen, erlaubt aber keine gezielte Orientierung des Inserts im Vektor, wodurch nur in etwa 50 % der transgenen Vektoren eine Genexpression stattfinden kann.

TA-Klonierung

Die TA-Plasmide sind ebenfalls linearisierte Plasmide, die jedoch als letztes Nukleotid ein Thymidinnukleotid als 3'-Überhang besitzen, welches als Sticky End wirkt und eine Restriktion der einzufügenden DNA und des Plasmids erübrigt.[6][7] Das überhängende Thyminnukleotid wird zuvor durch eine Desoxyribonukleotidyltransferase (engl. terminal deoxynucleotide transferase) unter Verwendung von Didesoxy-Thyminnukleotiden angefügt.[8] Die einzufügende DNA-Sequenz muss hierbei mit einer thermostabilen DNA-Polymerase vom Typ A (bakteriellen Ursprungs) erzeugt werden. Nach einer Ligation wird das Plasmid zur Vermehrung in Bakterien transformiert. Die TA-Klonierung vermeidet eine Verwendung von Restriktionsenzymen, erlaubt aber keine gezielte Orientierung des Inserts im Vektor, wodurch nur in etwa 50 % der transgenen Vektoren eine Genexpression stattfinden kann.

LIC-Klonierung

Bei einer weiteren Variante (engl. Ligation-independent Cloning, LIC) wird das PCR-Produkt mit einer LIC-Sequenz versehen. Die Ligation erfolgt nach der Transformation in vivo.[9]

Gateway-Klonierung

Bei einer Gateway-Klonierung werden Sequenzen an das Transgen angefügt, welche Erkennungssequenzen für die Ligase attB enthält, die den Einbau des Transgens in einen entry vector katalysiert. Hierbei wird gleichzeitig im entry vector das Selbstmordgen ccdB entfernt, wodurch nur transgene Organismen heranwachsen. Durch einen anschließenden Austausch von Gensegmenten durch eine Excisionase erfolgt ein Gentransfer vom entry vector in einen Zielvektor, der meistens der Expression des Transgens dient und zur späteren Selektion eine andere Antibiotikum-Resistenz besitzt. Als zweiten Selektionsdruck erhält bei diesem Austausch der entry vector vom Zielvektor das ccdB-Selbstmordgen, wodurch fast nur Organismen mit dem Transgen-enthaltenden Zielvektor heranwachsen.

Rekombination

Bei den Rekombinationsverfahren wie dem Recombineering und dem RMCE-Kassettenaustauschverfahren erfolgt die Restriktion und Ligation nach gemeinsamer Transformation von Vektor und Insert in vivo.

Künstliche Gensynthese

Durch verschiedene Methoden der künstlichen Gensynthese können die Inserts de novo aus Primern synthetisiert und per PCR-basierter Klonierung in den Vektor eingefügt werden.

Transformation und Selektion

Schematische Darstellung der Transformation einer rekombinanten DNA in eine Bakterienzelle und anschließender Antibiotika-Selektion.

Im Anschluss folgt die Transformation kompetenter Bakterienzellen (etwa E. coli) mit dem Vektor-Insert-Konstrukt. Die Selektion der Zellen, die die Chimäre tatsächlich aufgenommen haben, wird nun in zwei Schritten durchgeführt. Zuerst werden die Bakterienzellen, die kein Plasmid aufgenommen haben, abgetötet. Hat eine Bakterienzelle das Plasmid ins Zellinnere aufgenommen, so kann diese mit Hilfe eines auf dem Plasmid vorhandenen Antibiotikum-Resistenzgens auf einem Agar-Nährboden (z. B. LB-Medium oder YT-Medium) wachsen, der das entsprechende Antibiotikum (z. B. Ampicillin oder Kanamycin) enthält. So werden nur diejenigen Bakterienzellen selektiert, die ein Plasmid aufgenommen haben. Durch Vermehrung dieser einzelnen Bakterienzelle entstehen Bakterienkolonien. Alle untransformierten und somit nicht gegen das verwendete Antibiotikum resistenten Bakterien sterben.

Im zweiten Schritt findet die Selektion durch Blau-Weiß-Selektion und/oder per Kolonie-PCR statt, wobei sich im Folgenden speziell auf den oft verwendeten Vektor pUC18 und dessen Abkömmlinge bezogen wird. Seine Polylinker-Region befindet sich auf dem Gen lacZ, das das Enzym β-Galactosidase codiert. Im unveränderten Plasmid wird dieses Enzym exprimiert und ist in der Lage, β-glykosidische Bindungen der Galactose hydrolytisch zu spalten. Ist dieser Vektor jedoch transformiert, so unterbricht das eingesetzte DNA-Fragment das besagte Gen, wodurch keine aktive β-Galactosidase mehr exprimiert werden kann. Im Falle des genannten Vektors, wird dieses Phänomen durch Verwendung des farblosen Glykosids X-Gal genutzt. Dessen wässrige Lösung wird auf die - nach der ersten Selektion übriggebliebenen - Bakterienzellen aufgetragen. Die Moleküle des X-Gals bestehen aus β-D-Galactose, die an ein Indigoderivat gebunden ist. Nehmen nun die Bakterienzellen, die ein oder mehrere untransformierte Plasmide enthalten, diese Substanz auf, so wird die Bindung zwischen der β-Galactose und dem Indigoderivat durch das expremierte Enzym β-Galactosidase gespalten, wodurch das ungebundene, blau färbende, Indigoderivat entsteht. Die Entstehung von blauen Kolonien weist auf das Vorhandensein von Bakterienzellen mit unveränderten Vektoren hin, während die ungefärbten Kolonien möglicherweise das Gen enthalten, da das Enzym bei einem Vektor mit Insert inaktiv ist.

Zur weiteren Vermehrung impft man mit einer solchen Kolonie ein Flüssigmedium an. Aus einem solchen Ansatz kann eine große Menge Plasmid-DNA isoliert (Plasmidpräparation) werden. Die DNA steht dann für weitere Klonierungen oder Transformationen zur Verfügung.

Literatur

Einzelnachweise

  1. J. Quan, J. Tian: Circular polymerase extension cloning of complex gene libraries and pathways. In: PloS one. Band 4, Nummer 7, 2009, S. e6441, ISSN 1932-6203. doi:10.1371/journal.pone.0006441. PMID 19649325. PMC 2713398 (freier Volltext).
  2. L. Geng, W. Xin, D. W. Huang, G. Feng: A universal cloning vector using vaccinia topoisomerase I. In: Mol Biotechnol. (2006), Band 33(1), S. 23-8. PMID 16691003.
  3. C. Cheng, S. Shuman: DNA strand transfer catalyzed by vaccinia topoisomerase: ligation of DNAs containing a 3' mononucleotide overhang. In: Nucleic Acids Res. (2000), Band 28(9), S. 1893-8. PMID 10756188; PMC 103307 (freier Volltext).
  4. S. G. Morham, S. Shuman: Covalent and noncovalent DNA binding by mutants of vaccinia DNA topoisomerase I. In: J Biol Chem. (1992), Band 267(22), S. 15984-92. PMID 1322412.
  5. J. Sekiguchi, S. Shuman: Proteolytic footprinting of vaccinia topoisomerase bound to DNA. In: J Biol Chem. (1995), Band 270(19), S. 11636-45. PMID 7744804.
  6. T.A. Holton, Graham, M.W: A simple and efficient method for direct cloning of PCR products using ddT-tailed vectors. In: Nucleic Acids Research. 19. Jahrgang, Nr. 5, 11. März 1991, S. 1156, doi:10.1093/nar/19.5.1156, PMID 2020554, PMC 333802 (freier Volltext).
  7. Y. Ichihara, Y. Kurosawa: Construction of new T vectors for direct cloning of PCR products. In: Gene (1993), Band 130(1), S. 153-4. PMID 8344524.
  8. M. Y. Zhou, C. E. Gomez-Sanchez: Universal TA cloning. In: Curr Issues Mol Biol. (2000), Band 2(1), S. 1-7. PMID 11464915.
  9. R. S. Haun, I. M. Serventi, J. Moss: Rapid, reliable ligation-independent cloning of PCR products using modified plasmid vectors. In: BioTechniques (1992), Band 13(4), S. 515–8. PMID 1362067.