„Hand-Fuß-Mund-Krankheit“ – Versionsunterschied

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Es kann in einigen Fällen − meist innerhalb von vier Wochen nach der [[Infektion]] − zum Verlust von Fingernägeln und Zehennägeln kommen, die jedoch wieder nachwachsen.
Es kann in einigen Fällen − meist innerhalb von vier Wochen nach der [[Infektion]] − zum Verlust von Fingernägeln und Zehennägeln kommen, die jedoch wieder nachwachsen.


Besonders bei einer Infektion mit dem Humanen Enterovirus 71 kann es sehr selten − besonders bei Kindern unter fünf Jahren − zu einer [[Hirnstamm]]-Enzephalitis, einer akuten [[Denervierte Lähmung|schlaffen Lähmung]] (ähnlich der Kinderlähmung ([[Poliomyelitis]])) oder einer aseptischen Meningitis kommen. Bei der schlaffen Lähmung werden durch eine lytische Infektion die unteren [[Motoneuron]]e im Vorderhorn des [[Rückenmark]]s unwiderruflich zerstört, so dass in der Regel bleibende Lähmungen resultieren. Hingegen heilt die aseptische Meningitis meist vollständig aus. Eine Hirnstamm-Enzephalitis ist die gefährlichste Komplikation, die mit einer starken Entzündung im Bereich von [[Hypothalamus]], Hirnstamm und Rückenmark sowie im [[Nucleus dentatus]] des [[Kleinhirn]]s lokalisiert ist. Der Krankheitsbeginn ist meist akut und rapid binnen Stunden mit [[Myoklonie|Myoklonus]], [[Tremor]], [[Ataxie]], [[Nystagmus]] und [[Hirnnerv]]enlähmungen. Oft kommt es zu einem akuten und schweren neurogenen [[Lungenödem]], das sich binnen 24 bis 36 Stunden ausbilden kann und eine hohe [[Letalität]] aufweist. Selten kommt es in diesen Fällen zu einer kompletten Heilung, meist verbleiben schwere neurologische Störungen.
Besonders bei einer Infektion mit dem in Asien häufigeren [[Humanes Enterovirus 71|Humanen Enterovirus 71]]<ref name=":0">{{Internetquelle|url=http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2008/20/Art_02.html?nn=2444038|titel=RKI - Navigation - Enterovirus-71-Infektionen: Zum aktuellen Auftreten der Hand-Fuß-Mund-Krankheit in verschiedenen Ländern Südostasiens|sprache=de|zugriff=2017-07-27}}</ref> kann es sehr selten − besonders bei Kindern unter fünf Jahren − zu einer [[Hirnstamm]]-Enzephalitis, einer akuten [[Denervierte Lähmung|schlaffen Lähmung]] (ähnlich der Kinderlähmung ([[Poliomyelitis]])) oder einer aseptischen Meningitis kommen. Bei der schlaffen Lähmung werden durch eine lytische Infektion die unteren [[Motoneuron]]e im Vorderhorn des [[Rückenmark]]s unwiderruflich zerstört, so dass in der Regel bleibende Lähmungen resultieren. Hingegen heilt die aseptische Meningitis meist vollständig aus. Eine Hirnstamm-Enzephalitis ist die gefährlichste Komplikation, die mit einer starken Entzündung im Bereich von [[Hypothalamus]], Hirnstamm und Rückenmark sowie im [[Nucleus dentatus]] des [[Kleinhirn]]s lokalisiert ist. Der Krankheitsbeginn ist meist akut und rapid binnen Stunden mit [[Myoklonie|Myoklonus]], [[Tremor]], [[Ataxie]], [[Nystagmus]] und [[Hirnnerv]]enlähmungen. Oft kommt es zu einem akuten und schweren neurogenen [[Lungenödem]], das sich binnen 24 bis 36 Stunden ausbilden kann und eine hohe [[Letalität]] aufweist. Selten kommt es in diesen Fällen zu einer kompletten Heilung, meist verbleiben schwere neurologische Störungen.


== Therapie ==
== Therapie ==
Die Therapie kann nur symptomatisch erfolgen mit schmerzstillenden Mundgels oder -lösungen bzw. synthetischen [[Gerbstoffe]]n im Bereich der [[Läsion|Hautläsionen]], hauptsächlich um [[Sekundärinfektion]]en durch Kratzen zu verhindern. Die bekannten [[Virostatikum|antiviral wirkenden Medikamente]] zeigen bei der Hand-Fuß-Mund-Krankheit keine Wirkung. Durch die schmerzhaften Mundschleimhautveränderungen kann es zu einer reduzierten Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme kommen. Zur Vermeidung einer [[Dehydratation (Medizin)|Dehydratation]] kann eine Flüssigkeitsaufnahme per [[Trinkhalm]] erfolgen.
Die Therapie kann nur symptomatisch erfolgen. Empfohlen werden der Verzicht auf saure oder scharfe Lebensmittel. Kalte Flüssigkeiten bzw. Wassereis können zur Schmerzlinderung beitragen. Die symptomatische Therapie mit Medikamenten erfolgt mit schmerzstillenden Mundgels oder -lösungen und [[Paracetamol]] oder [[Ibuprofen]]. Synthetische [[Gerbstoffe]]n und [[Chlorhexidin]]-Mundspülung können [[Sekundärinfektion]]en z.b. durch Kratzen verhindern. Es gibt keine [[Virostatikum|antiviral wirkenden Medikamente]] die für die Behandlung der Hand-Fuß-Mund-Krankheit zugelassen sind, eine mögliche Wirksamkeit ist Inhalt der aktuellen medizinischen Forschung.<ref>{{Literatur|Autor=Chee Wah Tan, Jeffrey Kam Fatt Lai, I.-Ching Sam, Yoke Fun Chan|Titel=Recent developments in antiviral agents against enterovirus 71 infection|Hrsg=|Sammelwerk=Journal of Biomedical Science|Band=21|Nummer=1|Auflage=|Verlag=|Ort=|Datum=2014-02-12|Seiten=14|ISBN=|ISSN=1423-0127|DOI=10.1186/1423-0127-21-14|PMC=3924904|PMID=24521134|Online=https://jbiomedsci.biomedcentral.com/articles/10.1186/1423-0127-21-14|Abruf=2017-07-27}}</ref> Durch die schmerzhaften Mundschleimhautveränderungen kann es zu einer reduzierten Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme kommen. Zur Vermeidung einer [[Dehydratation (Medizin)|Dehydratation]] kann Flüssigkeitsaufnahme per [[Trinkhalm]] erfolgen.


== Vorbeugung ==
== Vorbeugung ==
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Die Krankheit gehört gemäß [[Infektionsschutzgesetz]] weder zu den meldepflichtigen Krankheiten<ref>[http://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__6.html Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen - § 6]. Abgerufen am 27. Juli 2016.</ref> noch zu den Krankheiten, mit denen infiziert man in Gemeinschaftseinrichtungen weder als Betreuer arbeiten noch diese betreten darf.<ref>[http://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__34.html Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen - § 34]. Abgerufen am 27. Juli 2016.</ref>
Die Krankheit gehört gemäß [[Infektionsschutzgesetz]] weder zu den meldepflichtigen Krankheiten<ref>[http://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__6.html Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen - § 6]. Abgerufen am 27. Juli 2016.</ref> noch zu den Krankheiten, mit denen infiziert man in Gemeinschaftseinrichtungen weder als Betreuer arbeiten noch diese betreten darf.<ref>[http://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__34.html Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen - § 34]. Abgerufen am 27. Juli 2016.</ref>


Im Jahr 2014 sollen die ersten drei Studien aus China über drei verschiedene monovalente gegen den dort vorwiegend vorkommenden Serotyp des Humanen Enterovirus 71 gerichtete Impfstoffe mit einer [[Immunität (Medizin)|Immunität]] von über 98,8 % nach zwei [[Impfung]]en erscheinen. Für Eltern stellt sich die Frage, ob die in den meisten Fällen mild verlaufende Infektionskrankheit eine Impfung rechtfertigt, zumal die Impfung bei 70 Prozent der Kinder mit Komplikationen verbunden war. Meistens handelte es sich allerdings um harmlose lokale Reaktionen am Injektionsort. Unklar ist, ob ein Einsatz auch in anderen Ländern sinnvoll sein wird, da das Spektrum der auslösenden Viren von Land zu Land verschieden sein dürfte.<ref>[http://m.aerzteblatt.de/news/54595.htm Erster Impfstoff gegen die Hand-Fuß-Mund-Krankheit] Ärztezeitung vom 29. Mai 2013. Abgerufen am 4. Oktober 2014.</ref>
Im Jahr 2014 sollen die ersten drei Studien aus China über drei verschiedene monovalente gegen den dort vorwiegend vorkommenden Serotyp des Humanen Enterovirus 71 gerichtete Impfstoffe mit einer [[Immunität (Medizin)|Immunität]] von über 98,8 % nach zwei [[Impfung]]en erscheinen. Aktuell gibt es keine Zulassung des Impfstoffs in der EU und es ist noch keine Vorabprüfung durch die WHO erfolgt.<ref>{{Internetquelle|url=https://ecdc.europa.eu/en/publications-data/rapid-risk-assessment-outbreak-enterovirus-a71-severe-neurological-symptoms-among#copy-to-clipboard|titel=Rapid Risk Assessment: Outbreak of enterovirus A71 with severe neurological symptoms among children in Catalonia, Spain, 16 June 2016|autor=|hrsg=European Centre for Disease Prevention and Control|werk=|datum=|sprache=en|zugriff=2017-07-27}}</ref> Unklar ist, ob ein Einsatz auch in anderen Ländern sinnvoll sein wird, da das Spektrum der auslösenden Viren von Land zu Land verschieden sein dürfte, da [[RNA-Virus|RNA-Viren]] eine hohe Mutationsrate aufweisen.<ref>[http://m.aerzteblatt.de/news/54595.htm Erster Impfstoff gegen die Hand-Fuß-Mund-Krankheit] Ärztezeitung vom 29. Mai 2013. Abgerufen am 4. Oktober 2014.</ref>


== Epidemiologie ==
== Epidemiologie ==
Die Krankheit wurde zum ersten Mal 1948 von Dalldorf und Sickles beschrieben.<ref name="RKI" /> Obwohl das Humane Enterovirus 71 erst 1969 in den [[Vereinigte Staaten|USA]] identifiziert wurde, später einzelne Epidemien in [[Bulgarien]] 1975 und [[Ungarn]] 1978 beschrieben wurden, stellt es in Südostasien und im Pazifikraum ein zunehmendes Problem dar. So starben 1997 in [[Malaysia]] 41 Kinder an einer Epidemie, und 1998 in Taiwan 78 Patienten bei 1,5 Millionen Erkrankten. Seither werden regelmäßige Epidemien aus Südostasien, aber auch aus Frankreich gemeldet, so auch jährliche Ausbrüche in [[China]]. Im letzten Jahrzehnt sind weltweit geschätzt sechs Millionen Menschen an einer Enterovirus-71-Infektion erkrankt und mehr als 2000 daran gestorben.<ref>P. C. McMinn: ''Enterovirus vaccines for an emerging cause of brain-stem encephalitis.'' In: ''[[The New England Journal of Medicine]].'' Band 370, Nummer 9. Februar 2014, S.&nbsp;792–794, {{ISSN|1533-4406}}. [[doi:10.1056/NEJMp1400601]]. PMID 24571750.</ref>
Die Krankheit wurde zum ersten Mal 1948 von Dalldorf und Sickles beschrieben.<ref name="RKI" /> Obwohl das Humane Enterovirus 71 erst 1969 in den [[Vereinigte Staaten|USA]] identifiziert wurde, später einzelne Epidemien in [[Bulgarien]] 1975 und [[Ungarn]] 1978 beschrieben wurden, stellt es in Südostasien und im Pazifikraum ein zunehmendes Problem dar. So starben 1997 in [[Malaysia]] 41 Kinder an einer Epidemie, und 1998 in Taiwan 78 Patienten bei 1,5 Millionen Erkrankten. Seither werden regelmäßige Epidemien aus Südostasien, aber auch aus Frankreich gemeldet, so auch jährliche Ausbrüche in [[China]]. Im letzten Jahrzehnt sind weltweit geschätzt sechs Millionen Menschen an einer Enterovirus-71-Infektion erkrankt und mehr als 2000 daran gestorben.<ref>P. C. McMinn: ''Enterovirus vaccines for an emerging cause of brain-stem encephalitis.'' In: ''[[The New England Journal of Medicine]].'' Band 370, Nummer 9. Februar 2014, S.&nbsp;792–794, {{ISSN|1533-4406}}. [[doi:10.1056/NEJMp1400601]]. PMID 24571750.</ref> Auch in Deutschland kommen sporadische Enterovirus-71-Erkrankungen vor, die jedoch, soweit bekannt, ohne schwere Komplikationen verlaufen. Große Ausbrüche sind im letzten Jahrzehnt nur aus Südostasien gemeldet worden. Die Ursache der Unterschiede der Potenz zur epidemischen Verbreitung und der Pathopotenz der Erreger zwischen Südostasien und Europa ist nicht geklärt.<ref name=":0" />


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 27. Juli 2017, 20:33 Uhr

Klassifikation nach ICD-10
B08.4 Vesikuläre Stomatitis mit Exanthem durch Enteroviren
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Hand-Fuß-Mund-Krankheit mit bläschenartigen Wunden

Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit (auch Hand-Fuß-Mund-Exanthem, Falsche Maul- und Klauenseuche) ist eine viral bedingte, weltweit vorkommende, hoch ansteckende und deshalb epidemisch auftretende Infektionskrankheit. Sie verläuft in den meisten Fällen harmlos und betrifft vorwiegend Kinder unter zehn Jahren, kann aber auch bei Erwachsenen auftreten. Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit wird ganzjährig diagnostiziert, besondere Häufungen treten jedoch im Spätsommer und Herbst auf.

Erreger

Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit wird vorwiegend durch Enteroviren der Gruppe A (EV-A) verursacht. Hierzu gehören Coxsackie-A-Viren (A2 – A8, A10, A12, A14, A16), das Humane Enterovirus 71 (EV71) und neuere Serotypen. Coxsackie-A16-Viren sind die häufigste Ursache der Hand-Fuß-Mund-Krankheit. Auch Coxsackievirus A6 und Coxsackievirus A10 werden häufig mit der Krankheit in Verbindung gebracht. Während eines Ausbruchs können verschiedene Virusstämme kozirkulieren.[1]

Übertragung

Eine Übertragung des Erregers erfolgt direkt von Mensch zu Mensch durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Speichel, Tröpfchen, dem Sekret aus Bläschen oder fäkal-oral, wobei die Erreger über die Mundschleimhaut oder den Dünndarm eindringen und über die regionalen Lymphknoten nach drei Tagen in die Blutbahn gelangen (Virämie). Weiterhin ist auch eine Übertragung über mit Speichel oder Stuhl kontaminierte Oberflächen möglich.[2]

Diagnostik

In der Praxis wird meist unter Berücksichtigung der epidemiologischen Lage eine Blickdiagnose der Erkrankung gestellt, allerdings können die Erreger im Stuhl und in den Hautbläschen durch Isolierung in einem Speziallabor mit Sicherheit nachgewiesen werden. Aufgrund der sicheren klinischen Diagnose und des milden Verlaufs wird in den meisten Fällen keine Labordiagnostik eingeleitet.

Differentialdiagnose

Hauptsächlich ist an Windpocken (Varizellen) sowie (bei Melkern) an die Maul- und Klauenseuche zu denken. Ein ähnliches Krankheitsbild weist die Herpangina auf.

Krankheitsverlauf

Periorales Exanthem bei Hand-Fuß-Mund-Krankheit bei einem 11 Monate alten Kind
Exanthem bei Hand-Fuß-Mund-Krankheit bei einem 36 Jahre alten Mann
Symptome der Hand-Mund-Fuß-Erkrankung bei einem Erwachsenen. Das Bild zeigt das Exanthem der Handinnenflächen vier Tage nach der ersten eigenen Erkennung der Symptome („Jucken der Hände“).

Eine Studie in Taiwan ergab, dass 70 % der Infektionen asymptomatisch verlaufen (inapparente Infektion).[3]

Nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit von drei bis sieben Tagen, maximal zwei Wochen[1], kommt es bei typischen Verläufen zunächst zu einer Erkrankung mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Appetitlosigkeit und Halsschmerzen. Ein bis zwei Tage nach Fieberbeginn entwickeln sich in der Regel schmerzhafte Enantheme in der Mundschleimhaut, die sich mit kurzlebigen Bläschen von vier bis acht Millimetern Durchmesser vor allem im Bereich der Zunge, des harten Gaumens, des Zahnfleisches und der Wangenschleimhaut äußern und ulzerieren können. Lippen, weicher Gaumen, Tonsillen und Pharynx bleiben frei bzw. sind selten betroffen. Diese Bläschen wandeln sich in seichte, schmierig belegte, schmerzhafte Erosionen (Aphthen). Es folgt gleichzeitig oder nur kurze Zeit später ein symmetrischer Hautausschlag (Exanthem) mit Bläschenbildung an den Handinnenflächen, Fußsohlen und am Gesäß. Die Veränderungen sind vermehrt an den Beugeseiten der Finger und Zehen oder deren Seitenflächen, aber auch den Fußsohlen (Fersen) und Handflächen zu beobachten. Hände und Füße können dabei einen stechenden oder spannenden Schmerz und starken Juckreiz aufweisen.

Bei starken Halsschmerzen und Bläschenbildung im Mund ohne die anderen genannten Symptome kann es sich auch um eine Herpangina handeln.

Die Bläschen heilen in der Regel nach acht bis zwölf Tagen ohne Krustenbildung ab.

Es kann in einigen Fällen − meist innerhalb von vier Wochen nach der Infektion − zum Verlust von Fingernägeln und Zehennägeln kommen, die jedoch wieder nachwachsen.

Besonders bei einer Infektion mit dem in Asien häufigeren Humanen Enterovirus 71[4] kann es sehr selten − besonders bei Kindern unter fünf Jahren − zu einer Hirnstamm-Enzephalitis, einer akuten schlaffen Lähmung (ähnlich der Kinderlähmung (Poliomyelitis)) oder einer aseptischen Meningitis kommen. Bei der schlaffen Lähmung werden durch eine lytische Infektion die unteren Motoneurone im Vorderhorn des Rückenmarks unwiderruflich zerstört, so dass in der Regel bleibende Lähmungen resultieren. Hingegen heilt die aseptische Meningitis meist vollständig aus. Eine Hirnstamm-Enzephalitis ist die gefährlichste Komplikation, die mit einer starken Entzündung im Bereich von Hypothalamus, Hirnstamm und Rückenmark sowie im Nucleus dentatus des Kleinhirns lokalisiert ist. Der Krankheitsbeginn ist meist akut und rapid binnen Stunden mit Myoklonus, Tremor, Ataxie, Nystagmus und Hirnnervenlähmungen. Oft kommt es zu einem akuten und schweren neurogenen Lungenödem, das sich binnen 24 bis 36 Stunden ausbilden kann und eine hohe Letalität aufweist. Selten kommt es in diesen Fällen zu einer kompletten Heilung, meist verbleiben schwere neurologische Störungen.

Therapie

Die Therapie kann nur symptomatisch erfolgen. Empfohlen werden der Verzicht auf saure oder scharfe Lebensmittel. Kalte Flüssigkeiten bzw. Wassereis können zur Schmerzlinderung beitragen. Die symptomatische Therapie mit Medikamenten erfolgt mit schmerzstillenden Mundgels oder -lösungen und Paracetamol oder Ibuprofen. Synthetische Gerbstoffen und Chlorhexidin-Mundspülung können Sekundärinfektionen z.b. durch Kratzen verhindern. Es gibt keine antiviral wirkenden Medikamente die für die Behandlung der Hand-Fuß-Mund-Krankheit zugelassen sind, eine mögliche Wirksamkeit ist Inhalt der aktuellen medizinischen Forschung.[5] Durch die schmerzhaften Mundschleimhautveränderungen kann es zu einer reduzierten Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme kommen. Zur Vermeidung einer Dehydratation kann Flüssigkeitsaufnahme per Trinkhalm erfolgen.

Vorbeugung

Außer einer strikten Beachtung von Hygienemaßnahmen wie Händewaschen mit Seife, besonders nach Windelwechsel und Toilettengang, ist eine gezielte Vorbeugung nicht möglich. Enger Kontakt mit Erkrankten sollte vermieden werden (Küssen, Umarmen, Besteck oder Tassen etc. teilen). Besonders in den Epidemiegebieten sind jedoch keine weiteren Vorbeugemaßnahmen möglich, da es gegen diese Erkrankung noch keinen Impfstoff gibt.

Die Krankheit gehört gemäß Infektionsschutzgesetz weder zu den meldepflichtigen Krankheiten[6] noch zu den Krankheiten, mit denen infiziert man in Gemeinschaftseinrichtungen weder als Betreuer arbeiten noch diese betreten darf.[7]

Im Jahr 2014 sollen die ersten drei Studien aus China über drei verschiedene monovalente gegen den dort vorwiegend vorkommenden Serotyp des Humanen Enterovirus 71 gerichtete Impfstoffe mit einer Immunität von über 98,8 % nach zwei Impfungen erscheinen. Aktuell gibt es keine Zulassung des Impfstoffs in der EU und es ist noch keine Vorabprüfung durch die WHO erfolgt.[8] Unklar ist, ob ein Einsatz auch in anderen Ländern sinnvoll sein wird, da das Spektrum der auslösenden Viren von Land zu Land verschieden sein dürfte, da RNA-Viren eine hohe Mutationsrate aufweisen.[9]

Epidemiologie

Die Krankheit wurde zum ersten Mal 1948 von Dalldorf und Sickles beschrieben.[1] Obwohl das Humane Enterovirus 71 erst 1969 in den USA identifiziert wurde, später einzelne Epidemien in Bulgarien 1975 und Ungarn 1978 beschrieben wurden, stellt es in Südostasien und im Pazifikraum ein zunehmendes Problem dar. So starben 1997 in Malaysia 41 Kinder an einer Epidemie, und 1998 in Taiwan 78 Patienten bei 1,5 Millionen Erkrankten. Seither werden regelmäßige Epidemien aus Südostasien, aber auch aus Frankreich gemeldet, so auch jährliche Ausbrüche in China. Im letzten Jahrzehnt sind weltweit geschätzt sechs Millionen Menschen an einer Enterovirus-71-Infektion erkrankt und mehr als 2000 daran gestorben.[10] Auch in Deutschland kommen sporadische Enterovirus-71-Erkrankungen vor, die jedoch, soweit bekannt, ohne schwere Komplikationen verlaufen. Große Ausbrüche sind im letzten Jahrzehnt nur aus Südostasien gemeldet worden. Die Ursache der Unterschiede der Potenz zur epidemischen Verbreitung und der Pathopotenz der Erreger zwischen Südostasien und Europa ist nicht geklärt.[4]

Commons: Hand-Fuß-Mund-Krankheit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) Ratgeber des Robert Koch-Instituts für Ärzte. Abgerufen am 3. Oktober 2014
  2. Hand-, Fuß- und Mundkrankheit RKI-Ratgeber für Ärzte, Robert Koch-Institut, Erstveröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin März 2013 (Nr. 10). Abgerufen am 3. Oktober 2014.
  3. L. Y. Chang, C. C. King u. a.: Risk factors of enterovirus 71 infection and associated hand, foot, and mouth disease/herpangina in children during an epidemic in Taiwan. In: Pediatrics. Band 109, Nummer 6, Juni 2002, S. e88, ISSN 1098-4275. PMID 12042582.
  4. a b RKI - Navigation - Enterovirus-71-Infektionen: Zum aktuellen Auftreten der Hand-Fuß-Mund-Krankheit in verschiedenen Ländern Südostasiens. Abgerufen am 27. Juli 2017.
  5. Chee Wah Tan, Jeffrey Kam Fatt Lai, I.-Ching Sam, Yoke Fun Chan: Recent developments in antiviral agents against enterovirus 71 infection. In: Journal of Biomedical Science. Band 21, Nr. 1, 12. Februar 2014, ISSN 1423-0127, S. 14, doi:10.1186/1423-0127-21-14, PMID 24521134, PMC 3924904 (freier Volltext) – (biomedcentral.com [abgerufen am 27. Juli 2017]).
  6. Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen - § 6. Abgerufen am 27. Juli 2016.
  7. Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen - § 34. Abgerufen am 27. Juli 2016.
  8. Rapid Risk Assessment: Outbreak of enterovirus A71 with severe neurological symptoms among children in Catalonia, Spain, 16 June 2016. European Centre for Disease Prevention and Control, abgerufen am 27. Juli 2017 (englisch).
  9. Erster Impfstoff gegen die Hand-Fuß-Mund-Krankheit Ärztezeitung vom 29. Mai 2013. Abgerufen am 4. Oktober 2014.
  10. P. C. McMinn: Enterovirus vaccines for an emerging cause of brain-stem encephalitis. In: The New England Journal of Medicine. Band 370, Nummer 9. Februar 2014, S. 792–794, ISSN 1533-4406. doi:10.1056/NEJMp1400601. PMID 24571750.