„Ketose (Stoffwechsel)“ – Versionsunterschied

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Bei Personen mit einer [[Schilddrüsenunterfunktion]] oder [[Hashimoto-Thyreoiditis]] kann es bei einer Ketose zu einer nennenswerten Verschiebung der Hormonwerte kommen, die eine Neuanpassung der Medikamente erfordert.
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== Veterinärmedizin ==
== Veterinärmedizin ==

Version vom 15. Februar 2018, 13:14 Uhr

Als Ketose bezeichnet man in der Medizin und Veterinärmedizin einen Stoffwechselzustand, bei dem ein Anstieg der Konzentration von Ketonkörpern (Acetoacetat, 3-Hydroxybutyrat, Aceton) in Blut und Extrazellularraum über die Normwerte festzustellen ist. Dabei können die Ketonkörper die Glukose als primäre Energiequelle des Organismus ablösen.

Physiologie

Ursache einer Ketose ab dem Kleinkindalter ist entweder ein länger andauernder Hungerzustand, etwa beim Fasten, oder eine länger anhaltend niedrige Zufuhr von Kohlenhydraten von weniger als 50 Gramm pro Tag beim Erwachsenen.[1] Hierbei kommt es unter Glucagoneinfluss zur Deckung des benötigten Energiebedarfs zu erhöhtem Abbau von Fettsäuren zu Ketonkörpern in der Leber als Alternative zur Bereitstellung von Glukose aus dem Abbau von Kohlenhydraten.

Neugeborene können bei verminderter Kohlenhydrataufnahme bereits über einen kurzen Zeitraum von sechs Stunden in die Ketose geraten.[2]

Die Ketonkörper werden von allen Geweben, aber insbesondere von der Muskulatur und dem Gehirn, als Energielieferant verwendet. Ketonkörper können problemlos die Blut-Hirn-Schranke überqueren. Ein Restbedarf an Kohlenhydraten, zum Beispiel für die Synthese von Sekreten wie etwa Speichel, kann durch Glukoneogenese aus Aminosäuren und dem Glycerin der Fette gedeckt werden.

Durch die erhöhte Konzentration von Ketonkörpern im Blut kommt es auch zur vermehrten Ausscheidung von Ketonen im Urin und in der Ausatemluft. Der Mundgeruch oder Körpergeruch kann in diesem Fall einen charakteristischen fruchtigen Ketongeruch aufweisen.

Die Umstellung von einer kohlenhydratreichen auf eine stark kohlenhydratreduzierte Kost und das Fasten sind des Öfteren von kurzzeitigen Nebenwirkungen begleitet. Symptome sind hierbei die Minderung der Leistungsfähigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, allgemeine Schwäche, Nausea bis hin zur Emesis (Übelkeit bis hin zum Erbrechen), die jedoch nach wenigen Tagen vollständig abklingen.

Abgrenzung zur Ketoazidose

Die Plasmakonzentration an Ketonkörpern in einem ketotischen Stoffwechselzustand beträgt etwa 2 bis 5 mmol/L.[3] Zahlreiche andere Blutwerte, zum Beispiel Blutsalze, Blutgase sind nicht verändert. Eine diabetische Ketoazidose hingegen umfasst eine lebensgefährliche Beeinträchtigung des Säure-Basen-Haushaltes, der Blutsalze und der Blutgase und endet unbehandelt tödlich. Bei der diabetischen Ketoazidose liegt die Konzentration von Ketonkörper im Organismus oftmals bei 25 mmol/L und mehr.

Ketose bei Krankheiten

Eine ketogene Diät ist eine anerkannte Behandlung bei bestimmten Epilepsieformen im Kindesalter.[4]

Bei den sogenannten ketotischen Typen der Glykogenspeicherkrankheiten (Morbus Cori, Morbus Hers, Glykogenose Typ IX und Glykogenose Typ 0) setzt die Ketose, nicht immer gemeinsam mit Hypoglykämie, bereits nach wenigen Stunden ohne Nahrungsaufnahme ein. Bei diesen Stoffwechselstörungen ist die Ketose eine unerwünschte Stoffwechsellage, die zu zahlreichen Komplikationen führen kann. Die Ernährungstherapie zielt darauf ab, die Ketose zu vermeiden.[5]

Bei Personen mit einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto-Thyreoiditis kann es bei einer Ketose zu einer nennenswerten Verschiebung der Hormonwerte kommen, die eine Neuanpassung der Medikamente erfordert.

Von einigen Forschern wird eine ketogene Ernährung als erster Therapiebaustein des Diabetes mellitus Typ 2 empfohlen.[6]

Veterinärmedizin

In der Milchviehhaltung wird die Ketose auch als Acetonämie bezeichnet. Sie kann vereinzelt bei Hochleistungskühen vor allem in den ersten drei Wochen nach der Abkalbung auftreten. Sie kann sowohl als Primärkrankheit, als auch als Sekundärkrankheit als Folge einer anderen Krankheit, z. B. der Gebärparese, auftreten. Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2011 fand heraus, dass für die Entstehung von Ketose ausschlaggebend ist, welche Fette die Tiere für die Erzeugung des Milchfetts verwenden: Ketose-anfällige Tiere mobilisieren dafür eher Körperfett, während robuste Tiere eher Phosphatidylcholin (Lezithin) aus dem Blut als Lieferant von Fettsäuren nutzen. Die Fütterung in der Transitphase nimmt Einfluss auf die Herkunft der Fettsäuren. Tiere mit hohem Fettanteil neigen zur Mobilisierung von Körperfett statt Phosphatidylcholin. Gesunde Tiere sind demnach an einem hohen Gehalt von Glycerophosphocholin und einem geringen Gehalt an Phosphocholin in der Milch erkennbar. [7]

Futtermangel und bestimmtes Futter (buttersäurehaltige Silage) kann Ketosen fördern.

Weblinks

  • Ketose bei Kühen (Memento vom 9. Februar 2008 im Internet Archive). Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik für Wiederkäuer, Vorlesungsskript, 3. November 2003.

Einzelnachweise

  1. Westman, Eric C: Is dietary carbohydrate essential for human nutrition? In: American Journal of Clinical Nutrition. 75. Jahrgang, Nr. 5, Mai 2005, S. 951–953, PMID 11976176 (ajcn.org).
  2. Martin Ward Platt, Sanjeev Deshpande: Metabolic adaptation at birth. In: Seminars in Fetal and Neonatal Medicine. Band 10, Nr. 4, S. 341–350, doi:10.1016/j.siny.2005.04.001 (elsevier.com [abgerufen am 24. November 2017]).
  3. Krilanovich Nicholas J: Benefits of ketogenic diets. In: American Journal of Clinical Nutrition. 85. Jahrgang, Nr. 1, Januar 2007, S. 238–239, PMID 17209202 (ajcn.org).
  4. Neal EG, Chaffe H, Schwartz RH, Lawson MS, Edwards N, Fitzsimmons G, Whitney A, Cross JH: The ketogenic diet for the treatment of childhood epilepsy: a randomised controlled trial. In: The Lancet Neurology. 7. Jahrgang, Nr. 6, Juni 2008, S. 500–506, PMID 18456557 (elsevier.com).
  5. Margaret A. Chen, David A. Weinstein: Glycogen storage diseases: Diagnosis, treatment and outcome. In: Translational Science of Rare Diseases. Band 1, Nr. 1, 26. August 2016, ISSN 2214-6490, S. 45–72, doi:10.3233/trd-160006 (medra.org [abgerufen am 2. Mai 2017]).
  6. Feinman RD, Pogozelski WK, Astrup A, Bernstein RK, Fine EJ, Westman EC et al.: Dietary carbohydrate restriction as the first approach in diabetes management: critical review and evidence base. In: Nutrition. 31. Jahrgang, Nr. 1, 2015, S. 1–13, doi:10.1016/j.nut.2014.06.011, PMID 25287761 (nih.gov).
  7. Klein MS, Buttchereit N, Miemczyk SP, Immervoll AK, Louis C, Wiedemann S, Junge W, Thaller G, Oefner PJ, Gronwald W: NMR metabolomic analysis of dairy cows reveals milk glycerophosphocholine to phosphocholine ratio as prognostic biomarker for risk of ketosis. In: Journal of Proteome Research, 2012;11: 1373-1381 PMID 22098372