„Friedrich Bär“ – Versionsunterschied

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=== Wissenschaftliche Laufbahn ===
=== Wissenschaftliche Laufbahn ===
Friedrich Bär wuchs in Meran auf, wo er auch zur Schule ging. Er studierte erst Chemie in [[Innsbruck]], [[München]] und [[Freiburg im Breisgau|Freiburg]] und promovierte schließlich 1935 beim späteren [[Nobelpreisträger]] [[Richard Kuhn]] in [[Heidelberg]].<ref name=":2" /> Er erhielt von 1934 bis 1936 ein [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]]-Stipendium, um am [[Max-Planck-Institut für medizinische Forschung|Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung]] in Heidelberg zu forschen. Anschließend wechselte er an das [[Robert-Koch-Institut]] nach [[Berlin]] und wurde dort ab 1940 wissenschaftliches Mitglied. Er [[Habilitation|habilitierte]] 1946<ref name=":2" /> bei [[Hans Schlossberger]] am Lehrstuhl für [[Hygiene]] der [[Universität Jena]], mit dem er auch gemeinsam veröffentlichte,<ref>{{Literatur |Autor=Hans Schlossberger, Friedrich Bär |Hrsg=G. Fischer |Titel=Untersuchungen über die Wirkungsweise von Sulfonamidverbindungen bei der Infektion von Mäusen mit Streptokokken und Lymphogranuloma inguinale |Sammelwerk=Zentralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde, Infektionskrankheiten und Hygiene: Medizinisch-hygienische, Bakteriologie, Virusforschung und Parasitologie |Band=144 |Nummer= |Ort= |Datum=1939 |ISBN=}}</ref> [[Promotion (Doktor)|promovierte]] dort 1950<ref name=":2" /><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.uni-jena.de/unijenamedia/Downloads/einrichtungen/archiv/Bestand_L_mit_Register.pdf |titel=Universitätsarchiv Jena |werk= |hrsg= |datum= |seiten=109 |zugriff=2017-11-04 |format=PDF |sprache=}}</ref> zum [[Dr. med.]] und blieb bis Mitte 1950 in [[Jena]].
Friedrich Bär wuchs in Meran auf, wo er auch zur Schule ging. Er studierte erst Chemie in [[Innsbruck]], [[München]] und [[Freiburg im Breisgau|Freiburg]] und promovierte schließlich 1935 beim späteren [[Nobelpreisträger]] [[Richard Kuhn]] in [[Heidelberg]].<ref name=":2" /> Er erhielt von 1934 bis 1936 ein [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]]-Stipendium, um am [[Max-Planck-Institut für medizinische Forschung|Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung]] in Heidelberg zu forschen. Anschließend wechselte er an das [[Robert-Koch-Institut]] nach [[Berlin]] und wurde dort ab 1940 wissenschaftliches Mitglied. Er [[Habilitation|habilitierte]] 1946<ref name=":2" /> bei [[Hans Schlossberger]] am Lehrstuhl für [[Hygiene]] der [[Universität Jena]], mit dem er auch gemeinsam veröffentlichte,<ref>{{Literatur |Autor=Hans Schlossberger, Friedrich Bär |Titel=Untersuchungen über die Wirkungsweise von Sulfonamidverbindungen bei der Infektion von Mäusen mit Streptokokken und Lymphogranuloma inguinale |Hrsg=G. Fischer |Sammelwerk=Zentralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde, Infektionskrankheiten und Hygiene: Medizinisch-hygienische, Bakteriologie, Virusforschung und Parasitologie |Band=144 |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=1939 |Seiten=228 ff. |ISBN=}}</ref> [[Promotion (Doktor)|promovierte]] dort 1950<ref name=":2" /><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.uni-jena.de/unijenamedia/Downloads/einrichtungen/archiv/Bestand_L_mit_Register.pdf |titel=Universitätsarchiv Jena |werk= |hrsg= |datum= |seiten=109 |zugriff=2017-11-04 |format=PDF |sprache=}}</ref> zum [[Dr. med.]] und blieb bis Mitte 1950 in [[Jena]].


Aufgrund der Gründung der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] floh Friedrich Bär mit seiner Familie nach [[West-Berlin]]. Er fand eine Anstellung am Max von Pettenkofer-Institut des [[Bundesgesundheitsamt]]es in [[Berlin-Dahlem]] und wurde dort zum [[Professor]] für die Abteilung [[Physiologie]] und [[Pharmakologie]] ernannt.<ref>{{Literatur |Autor=Fischer, Wolfram., Akademie der Wissenschaften (Berlin, West). Arbeitsgruppe Exodus von Wissenschaften aus Berlin. |Titel=Exodus von Wissenschaften aus Berlin : Fragestellungen - Ergebnisse - Desiderate: Entwicklung vor und nach 1933 |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=de Gruyter |Ort=Berlin [u.a.] |Datum=1994 |Seiten=421 |ISBN=3-11-013945-6}}</ref><ref name=":0">{{Literatur |Autor=Friedrich Bär |Hrsg=Nitsche/Wolf |Titel=Prüfung auf physiologische und toxische Wirkung |Sammelwerk=Kunststoffe Struktur, physikalisches Verhalten und Prüfung : Erster Band: Struktur und physikalisches Verhalten der Kunststoffe |Band= |Nummer= |Verlag=Springer |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=1961 |ISBN=978-3-642-45972-6}}</ref><ref name=":1">{{Literatur |Autor= |Hrsg=Johann Christian Poggendorff, Hans Wussing, Margot Köstler |Titel=Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften |Band=8 |Nummer=1, Installment 3 |Verlag=Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig |Datum=1996 |ISBN= |Seiten=190}}</ref>
Aufgrund der Gründung der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] floh Friedrich Bär mit seiner Familie nach [[West-Berlin]]. Er fand eine Anstellung am Max von Pettenkofer-Institut des [[Bundesgesundheitsamt]]es in [[Berlin-Dahlem]] und wurde dort zum [[Professor]] für die Abteilung [[Physiologie]] und [[Pharmakologie]] ernannt.<ref>{{Literatur |Autor=Fischer, Wolfram., Akademie der Wissenschaften (Berlin, West). Arbeitsgruppe Exodus von Wissenschaften aus Berlin. |Titel=Exodus von Wissenschaften aus Berlin : Fragestellungen - Ergebnisse - Desiderate: Entwicklung vor und nach 1933 |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=de Gruyter |Ort=Berlin [u.a.] |Datum=1994 |Seiten=421 |ISBN=3-11-013945-6}}</ref><ref name=":0">{{Literatur |Autor=Friedrich Bär |Hrsg=Nitsche/Wolf |Titel=Prüfung auf physiologische und toxische Wirkung |Sammelwerk=Kunststoffe Struktur, physikalisches Verhalten und Prüfung : Erster Band: Struktur und physikalisches Verhalten der Kunststoffe |Band= |Nummer= |Verlag=Springer |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=1961 |ISBN=978-3-642-45972-6}}</ref><ref name=":1">{{Literatur |Autor= |Hrsg=Johann Christian Poggendorff, Hans Wussing, Margot Köstler |Titel=Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften |Band=8 |Nummer=1, Installment 3 |Verlag=Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig |Datum=1996 |ISBN= |Seiten=190}}</ref>
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== Wissenschaftliche Bedeutung ==
== Wissenschaftliche Bedeutung ==


=== Veröffentlichungen mit Richard Kuhn ===
=== Arbeiten bei Richard Kuhn ===
Friedrich Bär hatte gemeinsam mit Richard Kuhn 1934/1935 experimentelle Ergebnisse veröffentlicht. Folgende bekannte Wissenschaftler haben als Beispiel in ihren Büchern auf diese Arbeiten referenziert:
Friedrich Bär hatte gemeinsam mit Richard Kuhn 1934/1935 experimentelle Ergebnisse veröffentlicht. Folgende bekannte Wissenschaftler haben als Beispiel in ihren Büchern auf diese Arbeiten referenziert:


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* 1975: [[Leopold Gmelin]]<ref>{{Literatur |Autor=Leopold Gmelin |Titel=Silver: Main volume |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Verlag Chemie |Ort= |Datum=1975 |Seiten=173 |ISBN= |Online=https://books.google.de/books?id=jAsvAQAAIAAJ&q= |Abruf=2018-04-10}}</ref>
* 1975: [[Leopold Gmelin]]<ref>{{Literatur |Autor=Leopold Gmelin |Titel=Silver: Main volume |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Verlag Chemie |Ort= |Datum=1975 |Seiten=173 |ISBN= |Online=https://books.google.de/books?id=jAsvAQAAIAAJ&q= |Abruf=2018-04-10}}</ref>


=== Einsatz von Pflanzenschutzmittel ===
=== Arbeiten bei Hans Schlossberger ===
1937 führte er die Experimente durch, welche 1938 zu der gemeinsamen Veröffentlichung führten. Dabei stellte Friedrich Bär experimentell fest, dass durch [[Prontosil]] Mäuse, welche mit Lymphogranuloma inguinale infiziert wurden, der Krankheitsverlauf und die Sterblichkeit von üblicher weise 6 bis 10 Tagen nach Auftreten der typischen Symptome positiv beeinflusst werden konnte. Diese Erkenntnisse waren Grundlage für weiterführende Arbeiten auf dem Gebiet der [[Sulfonamide|Sulfonamid]]<nowiki/>präparate.<ref>{{Literatur |Autor=Hans Schuermann, Arthur Leinbrock |Titel=Geschlechtskrankheiten |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer-Verlag |Ort= |Datum=2013-03-13 |Seiten=663 |ISBN=9783642948923 |Online=https://books.google.de/books?id=JLWpBgAAQBAJ&pg= |Abruf=2018-04-10}}</ref>

Die Experimente führte er auch mit Vergleichsstoffen, wie Sulfapyridin und [[Sulfathiazol]], durch und gelangte zur Aussage, dass das Uliron (Diseptale A) das wirksamste Präparat der Reihe war.<ref>{{Literatur |Autor=R. Doerr, L. O. Kunkel |Titel=Handbuch der Virusforschung: I. Ergänzungsband |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer-Verlag |Ort= |Datum=2013-03-08 |Seiten=305 |ISBN=9783709197905 |Online=https://books.google.de/books?id=FuSyBgAAQBAJ&pg= |Abruf=2018-04-10}}</ref> Die für das Expiment eingesetzten Vergleichsstoffe waren Grundlage für Folgeforschung anderer Wissenschaftler, wie [[John Callomon]].<ref>{{Literatur |Autor=Hans Schuermann, Arthur Leinbrock |Titel=Geschlechtskrankheiten |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer-Verlag |Ort= |Datum=2013-03-13 |Seiten=670 |ISBN=9783642948923 |Online=https://books.google.de/books?id=JLWpBgAAQBAJ&pg= |Abruf=2018-04-10}}</ref> Nach <ref>{{Literatur |Autor=R. Doerr, L. O. Kunkel |Titel=Handbuch der Virusforschung: I. Ergänzungsband |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer-Verlag |Ort= |Datum=2013-03-08 |Seiten=304 |ISBN=9783709197905 |Online=https://books.google.de/books?id=FuSyBgAAQBAJ&pg= |Abruf=2018-04-10}}</ref> wurden durch Friedrich Bär 10 Vergleichsstoffe untersucht.

Ebenso konnte durch die Experimente ermittelt werden, dass der Virus noch lange Zeit im Gehirn infizierter Affen und Mäuse nachweisbar ist.<ref>{{Literatur |Autor=Wilhelm Kolle, Heinrich Hetsch, Hans Schlossberger |Titel=Kolle und Hetsch Experimentelle Bakteriologie und Infektionskrankheiten: mit besonderer Berücksichtigung der Immunitätslehre |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Urban & Schwarzenberg |Ort= |Datum=1942 |Seiten=746 |ISBN= |Online=https://books.google.de/books?hl=de&id=CoQhAQAAIAAJ&dq= |Abruf=2018-04-10}}</ref> Darauf basierend führte er weitere Experimente mit anderen viralen Krankheitserregern durch.

=== Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ===
Friedrich Bär wies in seinen Veröffentlichungen immer auf die Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Nahrungsmittel hin. In einem [[Der Spiegel|Spiegel]]-Beitrag zum Einsatz von [[Pflanzenschutzmittel]]n bei der Nahrungsmittelherstellung äußerte er bereits 1973 seine Bedenken, die Grenzwerte anhand von rechnerischen Werten einem maximalen Toleranzwert anzugleichen ohne den Einfluss von „Rückstandsmengen“ auf den Konsumenten zu berücksichtigen<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41897962.html |titel=Einsatz von Pflanzenschutzmittel bei der Nahrungsmittelherstellung |werk=Spiegel |datum=1973 |zugriff=2017-11-03 |sprache=de}}</ref>.
Friedrich Bär wies in seinen Veröffentlichungen immer auf die Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Nahrungsmittel hin. In einem [[Der Spiegel|Spiegel]]-Beitrag zum Einsatz von [[Pflanzenschutzmittel]]n bei der Nahrungsmittelherstellung äußerte er bereits 1973 seine Bedenken, die Grenzwerte anhand von rechnerischen Werten einem maximalen Toleranzwert anzugleichen ohne den Einfluss von „Rückstandsmengen“ auf den Konsumenten zu berücksichtigen<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41897962.html |titel=Einsatz von Pflanzenschutzmittel bei der Nahrungsmittelherstellung |werk=Spiegel |datum=1973 |zugriff=2017-11-03 |sprache=de}}</ref>.


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* Gemeinsam mit Richard Kuhn zu Experimente zu Hydroxylgruppen, Berichte der [[Deutsche Chemische Gesellschaft|Deutschen Chemischen Gesellschaft]], 67, 898, 1934
* Gemeinsam mit Richard Kuhn zu Experimente zu Hydroxylgruppen, Berichte der [[Deutsche Chemische Gesellschaft|Deutschen Chemischen Gesellschaft]], 67, 898, 1934
* Gemeinsam mit Richard Kuhn zu Chinophthalone in Liebigs Ann. Chem. 516, 155, 1935
* Gemeinsam mit Richard Kuhn zu Chinophthalone in Liebigs Ann. Chem. 516, 155, 1935
* ''[[Chemotherapie|Chemotherapeutische]] Versuche bei der experimentellen Infektion der Maus mit [[Lymphogranuloma venereum]]'', [[Klinische Wochenschrift]] 17, 1938
* ''Erfahrungen und Ergebnisse über die chemotherapeutischen Beeinflussbarkeit des Lymphogranuloma inguinale und andere Virenerkrankungen'', Zeitschrift für Immunitätsforschung 97, 1940
* Habilitationsschrift: ''Ueber die Möglichkeit der therapeutischen Beeinflussung neurotroper Virusarten: Chemotherapeutische Versuche bei der experimentellen Infektion der Maus mit "[[Louping Ill|Louping ill]]" (Springkrankheit der Schafe)'', Jena, 1950
* Habilitationsschrift: ''Ueber die Möglichkeit der therapeutischen Beeinflussung neurotroper Virusarten: Chemotherapeutische Versuche bei der experimentellen Infektion der Maus mit "[[Louping Ill|Louping ill]]" (Springkrankheit der Schafe)'', Jena, 1950
* ''Antivitaminwirkung von Pflanzenstoffen,'' [[Planta Medica]], 2(1), 1954, S. 23–28
* ''Antivitaminwirkung von Pflanzenstoffen,'' [[Planta Medica]], 2(1), 1954, S. 23–28

Version vom 10. April 2018, 21:03 Uhr

Portraitbild von Friedrich Bär (Heidelberg, ca. 1934)

Friedrich Bär, auch Baer (* 11. Juni 1908 in Meran, Südtirol; † 22. Januar 1992 in Berlin-Wilmersdorf) war ein österreichisch-deutscher Chemiker, Mediziner und Hochschullehrer.

Leben

Herkunft und Familie

Friedrich Bär wurde 1908 in Südtirol als Sohn des Augenarztes und späteren stellvertretenden Bürgermeisters von Meran Josef Alois Karl Bär[1] (1874–1952) und der Magdalena (Magda) Maria (* 9. Oktober 1884 in Franzensfeste, Südtirol; † 1971), der jüngsten Tochter von Franz Landtmann, geboren. Sein Bruder war der spätere Leiter der Bregenzer Festspiele und Ehrenprofessor Ernst Bär. Die Familie übersiedelte später nach Bregenz, Österreich.

Prof. Dr. phil. nat. Dr. med. Friedrich Bär war ab 1939 mit Gerda Pauling (1915–2010) verheiratet. Das Paar bekam fünf Kinder[1]. In Berlin wohnte er die letzten Lebensjahre in der Humboldtstraße 13, welches der Familie Pauling gehörte.

Wissenschaftliche Laufbahn

Friedrich Bär wuchs in Meran auf, wo er auch zur Schule ging. Er studierte erst Chemie in Innsbruck, München und Freiburg und promovierte schließlich 1935 beim späteren Nobelpreisträger Richard Kuhn in Heidelberg.[1] Er erhielt von 1934 bis 1936 ein DFG-Stipendium, um am Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg zu forschen. Anschließend wechselte er an das Robert-Koch-Institut nach Berlin und wurde dort ab 1940 wissenschaftliches Mitglied. Er habilitierte 1946[1] bei Hans Schlossberger am Lehrstuhl für Hygiene der Universität Jena, mit dem er auch gemeinsam veröffentlichte,[2] promovierte dort 1950[1][3] zum Dr. med. und blieb bis Mitte 1950 in Jena.

Aufgrund der Gründung der DDR floh Friedrich Bär mit seiner Familie nach West-Berlin. Er fand eine Anstellung am Max von Pettenkofer-Institut des Bundesgesundheitsamtes in Berlin-Dahlem und wurde dort zum Professor für die Abteilung Physiologie und Pharmakologie ernannt.[4][5][6]

1953 wurde er Privatdozent für Lebensmittelchemie an der Technischen Universität Berlin[7] und lehrte dort in dieser Funktion bis 1969.[8]

Sein Nachfolger am Max von Pettenkofer-Institut war Prof. Dr. med. Hartmut Uehleke.

Wissenschaftliche Bedeutung

Arbeiten bei Richard Kuhn

Friedrich Bär hatte gemeinsam mit Richard Kuhn 1934/1935 experimentelle Ergebnisse veröffentlicht. Folgende bekannte Wissenschaftler haben als Beispiel in ihren Büchern auf diese Arbeiten referenziert:

Arbeiten bei Hans Schlossberger

1937 führte er die Experimente durch, welche 1938 zu der gemeinsamen Veröffentlichung führten. Dabei stellte Friedrich Bär experimentell fest, dass durch Prontosil Mäuse, welche mit Lymphogranuloma inguinale infiziert wurden, der Krankheitsverlauf und die Sterblichkeit von üblicher weise 6 bis 10 Tagen nach Auftreten der typischen Symptome positiv beeinflusst werden konnte. Diese Erkenntnisse waren Grundlage für weiterführende Arbeiten auf dem Gebiet der Sulfonamidpräparate.[16]

Die Experimente führte er auch mit Vergleichsstoffen, wie Sulfapyridin und Sulfathiazol, durch und gelangte zur Aussage, dass das Uliron (Diseptale A) das wirksamste Präparat der Reihe war.[17] Die für das Expiment eingesetzten Vergleichsstoffe waren Grundlage für Folgeforschung anderer Wissenschaftler, wie John Callomon.[18] Nach [19] wurden durch Friedrich Bär 10 Vergleichsstoffe untersucht.

Ebenso konnte durch die Experimente ermittelt werden, dass der Virus noch lange Zeit im Gehirn infizierter Affen und Mäuse nachweisbar ist.[20] Darauf basierend führte er weitere Experimente mit anderen viralen Krankheitserregern durch.

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

Friedrich Bär wies in seinen Veröffentlichungen immer auf die Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Nahrungsmittel hin. In einem Spiegel-Beitrag zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bei der Nahrungsmittelherstellung äußerte er bereits 1973 seine Bedenken, die Grenzwerte anhand von rechnerischen Werten einem maximalen Toleranzwert anzugleichen ohne den Einfluss von „Rückstandsmengen“ auf den Konsumenten zu berücksichtigen[21].

Er war in der Kommission für Pflanzenschutz-, Pflanzenbehandlunggs- und Vorratsschutzmittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). 1975 legte er gemeinsam mit elf weiteren namhaften Toxikologen für die DFG eine Denkschrift Toxikologie auf, welche bis jetzt als fortlaufende Veröffentlichung herausgegeben wird.[22]

Weitere wissenschaftliche Themen

In seiner Laufbahn tätigte Friedrich Bär zahlreiche, rezitierte Veröffentlichungen zu den Themen:

  • Gesundheitsgefährdung des Menschen und Tieren durch Insektizide[23][24][25], Rückständen und Nachweis von Insektiziden in Lebensmitteln[26][27]
  • Ernährungshygiene[28][29]
  • Kunststoffe in der Medizin und im Rahmen des Lebensmittelgesetzes[5]

Er trat auch als Sachverständiger für die DFG und im deutschen Bundestag, z. B. 1971 zum Thema Luftverschmutzung und deren Gefahren im Zuge des Benzinbleigesetzes, auf.

1974 widmeten ihm sein Promovent Christhard Böhme und der spätere Professor Werner Grunow zum 65. Geburtstag eine Veröffentlichung im Archives of Toxicology.[30]

Werke (Auswahl)

  • Gemeinsam mit Richard Kuhn zur Wanderung von Wasserstoff in Liebigs Ann. Chem. 516, 143, 1925
  • Gemeinsam mit Richard Kuhn zu Experimente zu Hydroxylgruppen, Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, 67, 898, 1934
  • Gemeinsam mit Richard Kuhn zu Chinophthalone in Liebigs Ann. Chem. 516, 155, 1935
  • Chemotherapeutische Versuche bei der experimentellen Infektion der Maus mit Lymphogranuloma venereum, Klinische Wochenschrift 17, 1938
  • Erfahrungen und Ergebnisse über die chemotherapeutischen Beeinflussbarkeit des Lymphogranuloma inguinale und andere Virenerkrankungen, Zeitschrift für Immunitätsforschung 97, 1940
  • Habilitationsschrift: Ueber die Möglichkeit der therapeutischen Beeinflussung neurotroper Virusarten: Chemotherapeutische Versuche bei der experimentellen Infektion der Maus mit "Louping ill" (Springkrankheit der Schafe), Jena, 1950
  • Antivitaminwirkung von Pflanzenstoffen, Planta Medica, 2(1), 1954, S. 23–28
  • Schädlingsbekämpfungsmittel, ihre Einwirkung auf Lebensmittel und ihr Nachweis, Zeitschrift für Lebensmittel-Untersuchung und Forschung, Volume 105, Issue 2, 1957, S. 104–121
  • Gemeinsam mit K. Raible: Allgemeine Untersuchungsverfahren und Laboratoriumstechnik, Zeitschrift für Lebensmittel-Untersuchung und Forschung, Volume 105, Issue 2, 1957, S. 129–129
  • Gemeinsam mit Günter Scheibe, K. E. Schulte, Oelkers, Karl-Ernst Quentin: Grenzgebiete der Lebensmittelwissenschaft, Zeitschrift für Lebensmittel-Untersuchung und Forschung, Volume 108, Issue 1, 1958, S. 75–76
  • Gemeinsam mit F. Griepentrog: Die Situation in der gesundheitlichen Beurteilung der Aromatisierungsmittel für Lebensmittel, Medizin und Ernährung, Bände 7-8, Pallas Verlag, 1966, S. 244–250
  • Gemeinsam mit R. Roll: Untersuchungen über die teratogene Wirkung von Hydroxyharnstoff während der frühen und embryonalen Entwicklung der Maus, Archiv für Toxikologie, Volume 25, Issue 2, 1969, S. 150–168
  • Die hygienisch-toxikologische Bewertung im Rahmen des Lebensmittelgesetzes in Beziehung zur Umwelttoxikologie, Deutsche Lebensmittel-Rundschau, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1971, S. 389 ff.
  • Gemeinsam u. a. mit Wolfgang Bruns, Hans-Jürgen Hapke, Dietrich Henschler, Otto Rudolf Klimmer, Herbert Remmer, Wolfgang Wirth: Denkschrift Toxikologie, Deutsche Forschungsgemeinschaft, Harold Boldt Verlag KG, Boppard, 1975

Auszeichnung

Einzelnachweise

  1. ↑ a b c d e August Ludwig Degener, Walter Habel: Wer ist Wer? Hrsg.: Arani. Band 15, 1967, S. 51.
  2. ↑ Hans Schlossberger, Friedrich Bär: Untersuchungen über die Wirkungsweise von Sulfonamidverbindungen bei der Infektion von Mäusen mit Streptokokken und Lymphogranuloma inguinale. In: G. Fischer (Hrsg.): Zentralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde, Infektionskrankheiten und Hygiene: Medizinisch-hygienische, Bakteriologie, Virusforschung und Parasitologie. Band 144, 1939, S. 228 ff.
  3. ↑ Universitätsarchiv Jena. (PDF) S. 109, abgerufen am 4. November 2017.
  4. ↑ Fischer, Wolfram., Akademie der Wissenschaften (Berlin, West). Arbeitsgruppe Exodus von Wissenschaften aus Berlin.: Exodus von Wissenschaften aus Berlin : Fragestellungen - Ergebnisse - Desiderate: Entwicklung vor und nach 1933. de Gruyter, Berlin [u.a.] 1994, ISBN 3-11-013945-6, S. 421.
  5. ↑ a b Friedrich Bär: Prüfung auf physiologische und toxische Wirkung. In: Nitsche/Wolf (Hrsg.): Kunststoffe Struktur, physikalisches Verhalten und Prüfung : Erster Band: Struktur und physikalisches Verhalten der Kunststoffe. Springer, Berlin, Heidelberg 1961, ISBN 978-3-642-45972-6.
  6. ↑ a b Johann Christian Poggendorff, Hans Wussing, Margot Köstler (Hrsg.): Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften. Band 8, 1, Installment 3. Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, 1996, S. 190.
  7. ↑ T. Steinkopff: Pharmazeutische Zentralhalle für Deutschland. Band 92, 1953, S. 73.
  8. ↑ Hochschulnachrichten der TU Berlin. Abgerufen am 4. November 2017.
  9. ↑ Friedrich Weygand: Synthese von Lactoflavin (Vitamin B2) und anderen Flavinen. Johann Wolfgang Goethe-UNiversitat zu Frankfurt am Main., 1936, S. 7 (google.de [abgerufen am 10. April 2018]).
  10. ↑ Leopold Ruzicka, Wilhelm Otto Stepp, Sir Edward Mellanby: Ergebnisse der vitamin- und hormonforschung. Akademische verlagsgesellschaft m. b.h., 1944, S. 405 (google.de [abgerufen am 10. April 2018]).
  11. ↑ Walter Hückel: Theoretische Grundlagen der organischen Chem. Geest & Portig, 1957, S. 305 (google.de [abgerufen am 10. April 2018]).
  12. ↑ Karl Winnacker, Leopold Küchler: Chemische Technologie: Organische Technologie I-II. C. Hanser, 1960, S. 113 (google.de [abgerufen am 10. April 2018]).
  13. ↑ Fritz Ullmann, Wilhelm Foerst: Encyklopädie der technischen Chemie. Urban & Schwarzenberg, 1963, S. 332 (google.de [abgerufen am 10. April 2018]).
  14. ↑ Josef Houben, Eugen Müller, Theodor Weyl: Methoden der organischen Chemie(Houben-Weyl): Stickstoffverbindungen I. (4 v.). G. Thieme, 1965, S. 490 (google.de [abgerufen am 10. April 2018]).
  15. ↑ Leopold Gmelin: Silver: Main volume. Verlag Chemie, 1975, S. 173 (google.de [abgerufen am 10. April 2018]).
  16. ↑ Hans Schuermann, Arthur Leinbrock: Geschlechtskrankheiten. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-94892-3, S. 663 (google.de [abgerufen am 10. April 2018]).
  17. ↑ R. Doerr, L. O. Kunkel: Handbuch der Virusforschung: I. Ergänzungsband. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-7091-9790-5, S. 305 (google.de [abgerufen am 10. April 2018]).
  18. ↑ Hans Schuermann, Arthur Leinbrock: Geschlechtskrankheiten. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-94892-3, S. 670 (google.de [abgerufen am 10. April 2018]).
  19. ↑ R. Doerr, L. O. Kunkel: Handbuch der Virusforschung: I. Ergänzungsband. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-7091-9790-5, S. 304 (google.de [abgerufen am 10. April 2018]).
  20. ↑ Wilhelm Kolle, Heinrich Hetsch, Hans Schlossberger: Kolle und Hetsch Experimentelle Bakteriologie und Infektionskrankheiten: mit besonderer Berücksichtigung der Immunitätslehre. Urban & Schwarzenberg, 1942, S. 746 (google.de [abgerufen am 10. April 2018]).
  21. ↑ Einsatz von Pflanzenschutzmittel bei der Nahrungsmittelherstellung. In: Spiegel. 1973, abgerufen am 3. November 2017.
  22. ↑ Denkschrift Toxikologie. Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2000, abgerufen am 4. April 2018.
  23. ↑ Friedrich Bär: Fütterungsversuche mit Systox-behandelten Zuckerrüben. In: Arzneimittelforschung. Nr. 4, 1954.
  24. ↑ Friedrich Bär: Gesundheitsgefährdung durch chemische Pflanzenschutzmittel. In: Anzeiger für Schädlingskunde. Band 29, Nr. 6, 1956, S. 85–87.
  25. ↑ Friedrich Bär: Tierarzneimittel und Aufzuchtmittel in der landwirtschaftlichen Praxis : Gesundheitliche Erwägungen zum Schutze des Konsumenten bei der Anwendung von Tierarzneimitteln und Aufzuchtmitteln in der landwirtschaftlichen Praxis. In: Medizin und Ernährung. Bände 3-4. Pallas Verlag, 1962, S. 94 ff.
  26. ↑ Friedrich Bär: Der Nachweis von Insektiziden in Nahrungsmitteln und die Bedeutung für die Gesundheit. In: Deutsches Medizinisches Journal. Band 15, 1964, S. 672–680.
  27. ↑ Friedrich Bär: Die toxikologische Bewertung (Sicherheitsspannen, Höchstmengen) im Rahmen des Lebensmittelgesetzes (Lebensmittel-Zusatzstoffe und Pestizidrückstände). In: Archives of Toxicology. Band 32, Nr. 1, 1. März 1974, ISSN 0340-5761, S. 51–62, doi:10.1007/BF00334611 (springer.com [abgerufen am 3. April 2018]).
  28. ↑ Friedrich Bär: Chemotherapeutische Versuche mit Penicillin bei der experimentellen Infektion der Maus mit Schweinerotlauf. In: Zeitschrift für Hygiene und Infectionskrankheiten. Band 129. Veit & Comp., 1949.
  29. ↑ W. Grunow, F. Bär: Rückstände von Arzneimitteln in Lebensmitteln tierischer Herkunft. In: Medizinische Monatsschrift. Nr. 22, 1963.
  30. ↑ Chr Böhme, W. Grunow: Über den Stoffwechsel von 4-(2.4.5-Trichlorphenoxy)-buttersäure bei Ratten. In: Archives of Toxicology. Band 32, Nr. 3, 1. September 1974, ISSN 0340-5761, S. 227–231, doi:10.1007/BF00318437 (springer.com [abgerufen am 4. April 2018]).
Personendaten
NAME Bär, Friedrich
KURZBESCHREIBUNG österreichisch-deutscher Chemiker und Mediziner
GEBURTSDATUM 11. Juni 1908
GEBURTSORT Meran, Südtirol
STERBEDATUM 22. Januar 1992
STERBEORT Berlin-Wilmersdorf
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