„Dissoziative Identitätsstörung“ – Versionsunterschied

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1973 erschien ''Sybil'', ein von der Journalistin [[Flora Rheta Schreiber]] verfasster [[Fallbericht (Medizin)|Fallbericht]] über eine Patientin mit 16 Persönlichkeiten. Aufgrund des Bestsellers meldeten sich in den USA mehrere hundert Menschen, die glaubten, ebenfalls an dieser Krankheit zu leiden. In späteren Jahren wurde das Buch aufgrund bestimmter darin vorkommender Therapiemethoden (Erzeugung von Medikamentenabhängigkeit, Elektroschock) und aufgrund kommerzieller Interessen der Beteiligten als unzuverlässige und irreführende Quelle angesehen.<ref>Mikkel Borch-Jacobsen: ''Making Minds and Madness.'' Cambridge University Press, 2009, ISBN 978-0-521-71688-8, S. 64ff.</ref>
1973 erschien ''Sybil'', ein von der Journalistin [[Flora Rheta Schreiber]] verfasster [[Fallbericht (Medizin)|Fallbericht]] über eine Patientin mit 16 Persönlichkeiten. Aufgrund des Bestsellers meldeten sich in den USA mehrere hundert Menschen, die glaubten, ebenfalls an dieser Krankheit zu leiden. In späteren Jahren wurde das Buch aufgrund bestimmter darin vorkommender Therapiemethoden (Erzeugung von Medikamentenabhängigkeit, Elektroschock) und aufgrund kommerzieller Interessen der Beteiligten als unzuverlässige und irreführende Quelle angesehen.<ref>Mikkel Borch-Jacobsen: ''Making Minds and Madness.'' Cambridge University Press, 2009, ISBN 978-0-521-71688-8, S. 64ff.</ref>


Im [[Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders]] (DSM) der [[American Psychiatric Association]] (APA) ist die DIS seit 1968 (DSM-II) als ''hysterische Neurose vom dissoziativen Typ'' enthalten. Danach änderte sich die Bezeichnung zunächst zu ''multiple Persönlichkeit'' (DSM-III, 1980), dann zu ''multiple Persönlichkeitsstörung'' (DSM-III-R, 1987), und schließlich hin zu ''dissoziative Identitätsstörung'' (DSM-IV, 1994). In der Internationalen Klassifikation der Krankheiten der [[Weltgesundheitsorganisation]] war die Störung zunächst als ''dissoziative Identitätsstörung'' (ICD-9, 1977),<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=ICD-9-CM Manual |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Hcpro Inc |Ort=Kanada |Datum=2011 |ISBN=9781601468536 |Seiten=}}</ref> dann als ''multiple Persönlichkeitsstörung'' (ICD-10, 1992)<ref name="icd10" /> zu finden, wonach sie wieder in ''dissoziativen Identitätsstörung'' (ICD-11, 2018)<ref name="icd11" /> umbenannt wurde. Darin spiegelt sich auch die Entwicklung der Sichtweise auf diese Problematik wider.<ref name=":0">Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, Luise Reddemann, Hinderk M. Emrich: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=53608 ''Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert''.] In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' 2006, 103(47), S.&nbsp;A-3193, B-2781, C-2664.</ref><ref>Luise Reddemann, Arne Hofmann, Ursula Gast: ''Psychotherapie der dissoziativen Störungen''. 3.,&nbsp;überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8, S. 24–25.</ref>
Im [[Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders]] (DSM) der [[American Psychiatric Association]] (APA) ist die DIS seit 1968 (DSM-II) als ''hysterische Neurose vom dissoziativen Typ'' enthalten. Danach änderte sich die Bezeichnung zunächst zu ''multiple Persönlichkeit'' (DSM-III, 1980), dann zu ''multiple Persönlichkeitsstörung'' (DSM-III-R, 1987), und schließlich hin zu ''dissoziative Identitätsstörung'' (DSM-IV, 1994). In der Internationalen Klassifikation der Krankheiten der [[Weltgesundheitsorganisation]] war die Störung zunächst als ''hysterische Neurose'' (ICD-8, 1965) zu finden<ref>{{Literatur |Autor=Lewis, Aubrey., Degkwitz, Rudolf., Mombour, Werner., World Health Organization. |Titel=Diagnosenschlüssel und Glossar psychiatrischer Krankheiten : Dt. Übers. d. internat. Klassifikation d. WHO, ICD (ICD, Internat. classification of diseases), 8. Revision u.d. internat. Glossars |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=2., korrigierte Aufl. Stand: Sommer 1971 |Verlag=Springer |Ort=Berlin |Datum=1971 |ISBN=3540055533 |Seiten=}}</ref> und behielt diesen Namen (ICD-9, 1977),<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Diagnosenschlüssel und Glossar psychiatrischer Krankheiten Deutsche Ausgabe der internationalen Klassifikation der Krankheiten der WHO, ICD (=International Classification of Diseases), 9. Revision, Kapitel V |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=Fünfte Auflage, korrigiert nach der 9. revision der ICD |Verlag=Springer Berlin Heidelberg |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=1980 |ISBN=9783642675294 |Seiten=}}</ref> bis sie in ''multiple Persönlichkeitsstörung'' (ICD-10, 1992),<ref name="icd10" /> und schließlich in ''dissoziativen Identitätsstörung'' (ICD-11, 2018) umbenannt wurde.<ref name="icd11" /> Darin spiegelt sich auch die Entwicklung der Sichtweise auf diese Problematik wider.<ref name=":0">Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, Luise Reddemann, Hinderk M. Emrich: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=53608 ''Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert''.] In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' 2006, 103(47), S.&nbsp;A-3193, B-2781, C-2664.</ref><ref>Luise Reddemann, Arne Hofmann, Ursula Gast: ''Psychotherapie der dissoziativen Störungen''. 3.,&nbsp;überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8, S. 24–25.</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 7. April 2019, 14:46 Uhr

Datei:Dissociative identity disorder.jpg
künstlerische Interpretation mehrerer dissoziativer Identitäten
Klassifikation nach ICD-10
F44.81 Multiple Persönlichkeitsstörung
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die dissoziative Identitätsstörung (DIS) (nach DSM-5 und ICD-11) oder multiple Persönlichkeitsstörung (MPS) (nach ICD-10) ist eine dissoziative Störung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass verschiedene Persönlichkeitszustände (dissoziative Identitäten) abwechselnd die Kontrolle über das Denken, Fühlen und Handeln übernehmen.[1][2][3] Sie verfügen über eigene Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Wahrnehmungs- und Denkmuster.[1][2][3] Zusätzlich treten Erinnerungslücken zu Ereignissen oder persönlichen Informationen auf, die nicht mehr durch gewöhnliche Alltagsvergesslichkeit erklärbar sind.[1][2][3] Sie sollte nicht mit der dissozialen Persönlichkeitsstörung oder psychotischen Störungen wie der Schizophrenie verwechselt werden.[1][3]

Die DIS gilt als die schwerste Form der Dissoziation. Als Ursache werden Abweichungen von der typischen Gehirnentwicklung aufgrund extrem traumatischer Erlebnisse während der Kindheit vermutet.[4][5] Entsprechende funktionelle und anatomische Veränderungen im Gehirn sind bei Betroffenen in ihrem Erwachsenenalter inzwischen vielfach durch statistische Auswertung von Gehirn-Scans nachgewiesen worden.[4] Begleitend sind oft Depressionen, Angststörungen, psychosomatische Körperbeschwerden, Selbstverletzung, Essstörungen, Suchterkrankungen und Beziehungsprobleme vorhanden.

Verbreitung

Auf der Grundlage einer Vielzahl von Einzelstudien mit weit auseinanderliegenden Ergebnissen wurde 2011 die Verbreitung von DIS in der Allgemeinbevölkerung auf etwa 1–3 % geschätzt. Bei Patienten in psychiatrischen Kliniken, bei jugendlichen Krankenhauspatienten und bei Teilnehmern an Programmen gegen Drogenmissbrauch, Essstörungen und Zwangsstörungen lag die Verbreitung in Nordamerika, Europa und der Türkei bei 1–5 %. Statistisch signifikante Unterschiede nach Geschlecht wurden nicht festgestellt.[6]

Symptombild

Betroffene haben wechselnde Identitäten mit jeweils eigenem Selbstbild und -konzept, beispielsweise grundlegende Einstellungen und Gefühle betreffend. Hinzu kommen Erinnerungslücken und regelmäßig auch Symptome ähnlich zu denen der posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD).[7] In der Regel nehmen die Betroffenen diese Identitätswechsel lange Zeit nicht als solche, sondern als unklare Störungen wahr. Auch deshalb bleibt DIS oft lange unerkannt oder falsch diagnostiziert.[8]

Neurobiologie

Mit dem Wechsel körperlicher Werte des vegetativen Nervensystems (zum Beispiel Puls, Blutdruck, Muskelspannung, und Sehschärfe) einher geht ein markanter Wechsel in der Aktivität des Gehirns, wie mit bildgebenden Verfahren wiederholt nachgewiesen wurde.[9][10][11][12][13][14] Bei derartigen Untersuchungen zeigten sich auch Unterschiede zwischen tatsächlicher und gespielter (simulierter) DIS.[15] Auch bestimmte anatomische Abweichungen im Gehirn von DIS-Patienten wurden wiederholt festgestellt.[16][17]

Ursachen

Nach jahrzehntelanger Auswertung einer sehr großen Anzahl von Krankengeschichten besteht in Fachkreisen nahezu Einigkeit darüber, dass DIS durch besondere Störungen der Entwicklung während der Kindheit verursacht wird. Extrem negative Lebensumstände überwältigender Art wie Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch, insbesondere bis zum Alter von 5 Jahren, können die Entwicklung einer einheitlichen Persönlichkeit verhindern. Stattdessen kann es zu einer Abkapselung von Gedächtnisinhalten und wechselnden Persönlichkeiten kommen.[18] Die Ergebnisse gezielter Gehirnforschung in diesem Bereich haben diese Auffassung in vollem Umfang bestätigt.[11][13][14]

Diagnose

Die Diagnose erfolgt durch Erhebung der Krankengeschichte, eventuell mit Eigen- und Fremdanamnese. Sie ist bei DIS eine besondere Herausforderung, da es Teil der Störung ist, dass die Patienten ihre Persönlichkeiten nur getrennt erleben und teilweise die Tendenz haben, dies zu verbergen. Daher ist das Risiko einer Fehldiagnose erhöht.[19][20]

Differenzialdiagnose

Die differenzialdiagnostische Abgrenzung zu anderen Störungen fällt oft schwer. Besonders sorgfältig muss die Unterscheidung von Persönlichkeitsstörungen wie der Borderline-Störung, Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis oder der posttraumatischen Belastungsstörung erfolgen.

  • Patienten mit einer Borderline-Störung leiden unter häufigen Stimmungsschwankungen, oft ohne von außen erkennbare Ursache, die auf den ersten Blick wie verschiedene Persönlichkeitsanteile imponieren können. Außerdem sind schwerwiegende Identitätsstörungen typisch für das Krankheitsbild.
  • Auch manche Formen der Schizophrenie weisen Ähnlichkeit zu Symptomen der DIS auf. So erleben manche dieser Patienten Stimmen, die ihre Handlungen kommentieren und beobachten, was auch im Erleben co-bewusster Persönlichkeiten auftreten kann. Im Unterschied zu psychotischen Personen zeigen Menschen mit DIS jedoch keine schneiderschen Symptome zweiten Ranges, und die Symptome ersten Ranges haben keine wahnhafte Qualität oder externe Lokalisation.
  • Die PTSD teilt mit der multiplen Persönlichkeit die traumatische Genese und es treten typischerweise dissoziative Symptome wie Amnesie und Depersonalisation auf.

Therapie

Die Behandlung der DIS galt lange Zeit bei Anwendung der verbreiteten psychotherapeutischen Verfahren als äußerst schwierig. Als erfolgversprechend und dringend geboten erwies sich jedoch die Anwendung spezieller integrativer psychotherapeutischer Verfahren, die eine schonende, aber wirksame tiefenpsychologische Bearbeitung und Integration der traumatischen Erinnerungen, wie auch geeignete Methoden zur Arbeit mit den verschiedenen abgespaltenen Teilpersönlichkeiten ermöglichen.[21] Dabei ist es das Ziel, die Lebensqualität der Patienten durch verbesserte innere Kommunikation und Kooperation zu steigern, sowie, sofern gewünscht, die Integration verschiedener Persönlichkeiten zu einer zu unterstützen.

Empfohlen werden hierfür speziell für die Behandlung der DIS entwickelte Verfahren mit aufbauend priorisierten Feldern:

  1. Aufbau einer stabilen, vertrauensvollen therapeutischen Beziehung.
  2. Stabilisierungsphase, Herstellung von innerer Sicherheit und Symptomminderung, z. B. durch gezielte Spaltung (Dissoziation) von belastenden Vorstellungen einerseits und der Affektenergie andererseits.
  3. Ressourcenarbeit, Klären und Stärken innerer und äußerer Ressourcen.
  4. Ursprungstrauma finden, behutsame Annäherung an die traumatischen Erlebnisse.
  5. Bearbeitung und Integration traumatischer Erinnerungen (ressourcenorientiertes Arbeiten mit stabilisierenden inneren Bildern und in Verbindung „Distanzierungstechniken“, wie der sogenannten „Bildschirmtechnik“ (evtl. mit kleiner S/W-Projektion ohne Ton, nur mit Bild, verfremdet, Szenenabläufe, deemotionalisiernde, distanzierende, ressourcenstärkende Musikuntermalung, Veränderung der Sprechstimmen..., Ablaufregelung, langsam – schnell – Szenensprünge – vorwärts – rückwärts, von geschütztem „Tresorraum“ aus durch gepanzertes Fenster betrachtet...); portionsweises Betrachten und Bearbeiten des Traumas Schritt für Schritt, um den Betroffenen vor überwältigenden Gefühlen zu bewahren und eine sanftere, dosierte Traumakonfrontation und -bearbeitung und danach eine Reintegration des abgespaltenen traumatischen Materials zu ermöglichen).
  6. „Kontaktaufbau“ zu den dissoziativen Identitäten.[22][23]
  7. Arbeit mit den Persönlichkeitsanteilen (Herausarbeiten von Ursprung und Absichten der Anteile), „Miteinander-in-Kontakt-bringen“ und „Versöhnen“ der Anteile, Arrangement und „Aufgabenneuverteilung“ zwischen den Anteilen, Neuorientierung und Restrukturierung.
  8. Integration und Wiederherstellung einer homogenen und stabilen Persönlichkeit und Identität.[24][25][26][27][28][29][30]

Hierfür entwickelte oder spezifisch ausgearbeitete psychotherapeutische Methoden sind die Ego-State-Therapie und die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie.

Geschichte

Ein Fall von DIS aus dem 16. Jahrhundert wurde erstmals 1896 und dann erneut 1996 analysiert.[31] Diskussionen über Persönlichkeitsspaltung waren bei französischen Psychiatern und Philosophen der Jahre 1840 bis 1880 ein häufiges Thema.[32]

Der Begriff der Dissoziation als „Desintegration und Fragmentierung des Bewusstseins“ wurde 1889 durch den französischen Psychiater und Begründer der modernen dynamischen Psychiatrie Pierre Janet (1859–1947) geprägt.[33] Er entwickelte bereits eine bis heute gültige Theorie über die Verarbeitungsprozesse traumatischer Erfahrungen. Janet betrachtete die Trauma-Antwort grundsätzlich als eine Störung des Gedächtnisses, die die Integration der traumatischen Erinnerungen in bestehende kognitive Strukturen verhindere, was zu deren Abspaltung von Bewusstsein und Willenskontrolle und zu Dissoziation und Amnesie führe.[34] Damit hat Janet bereits 1889 wichtige Erkenntnisse der modernen Psychotraumatologie und -therapie, sowie der Dissoziation in wesentlichen Teilen vorweggenommen, die fast 100 Jahre weitgehend in Vergessenheit gerieten.[35]

1973 erschien Sybil, ein von der Journalistin Flora Rheta Schreiber verfasster Fallbericht über eine Patientin mit 16 Persönlichkeiten. Aufgrund des Bestsellers meldeten sich in den USA mehrere hundert Menschen, die glaubten, ebenfalls an dieser Krankheit zu leiden. In späteren Jahren wurde das Buch aufgrund bestimmter darin vorkommender Therapiemethoden (Erzeugung von Medikamentenabhängigkeit, Elektroschock) und aufgrund kommerzieller Interessen der Beteiligten als unzuverlässige und irreführende Quelle angesehen.[36]

Im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) der American Psychiatric Association (APA) ist die DIS seit 1968 (DSM-II) als hysterische Neurose vom dissoziativen Typ enthalten. Danach änderte sich die Bezeichnung zunächst zu multiple Persönlichkeit (DSM-III, 1980), dann zu multiple Persönlichkeitsstörung (DSM-III-R, 1987), und schließlich hin zu dissoziative Identitätsstörung (DSM-IV, 1994). In der Internationalen Klassifikation der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation war die Störung zunächst als hysterische Neurose (ICD-8, 1965) zu finden[37] und behielt diesen Namen (ICD-9, 1977),[38] bis sie in multiple Persönlichkeitsstörung (ICD-10, 1992),[2] und schließlich in dissoziativen Identitätsstörung (ICD-11, 2018) umbenannt wurde.[3] Darin spiegelt sich auch die Entwicklung der Sichtweise auf diese Problematik wider.[39][40]

Siehe auch

Literatur

Leitlinien

  • International Society for the Study of Trauma and Dissociation: Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision. In: Journal of Trauma & Dissociation, 12:2, 2011, S. 115–187, PDF (abgerufen 25. Juli 2016).
  • International Society for the Study of Trauma and Dissociation: Guidelines for the Evaluation and Treatment of Dissociative Symptoms in Children and Adolescents. In: Journal of Trauma & Dissociation, Vol. 5(3), 2004, S. 119–150, PDF (abgerufen 30. Juli 2016).

Einführungen

  • M. J. Dorahy, B. L. Brand, V. Sar, C. Krüger, P. Stavropoulos, A. Martínez-Taboas, R. Lewis-Fernández, W. Middleton: Dissociative identity disorder: An empirical overview. In: The Australian and New Zealand journal of psychiatry. Band 48, Nummer 5, Mai 2014, S. 402–417, doi:10.1177/0004867414527523, PMID 24788904 (Review).
  • B. L. Brand, R. J. Loewenstein, D. Spiegel: Dispelling myths about dissociative identity disorder treatment: an empirically based approach. In: Psychiatry. Band 77, Nummer 2, 2014, S. 169–189, doi:10.1521/psyc.2014.77.2.169, PMID 24865199 (Review).
  • Kathlen Priebe, Christian Schmahl, Christian Stiglmayr: Dissoziative Identitätsstörung. In: Dieselben: Dissoziation. Theorie und Therapie Springer-Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-642-35066-5, S. 228–236.
  • Frank W. Putnam: Handbuch dissoziative Identitätsstörung: Diagnose und psychotherapeutische Behandlung. Probst, Lichtenau/Westfalen 2013, ISBN 978-3-9813389-9-7.
  • T. Bronisch, L. Reddemann, M. Bohus, M. Dose, C. Unckel: Krisenintervention bei Persönlichkeitsstörungen: Therapeutische Hilfe bei Suizidalität, Selbstschädigung, Impulsivität, Angst und Dissozation. Pfeiffer bei Klett-Cotta, Stuttgart 2000, ISBN 3-608-89688-0. 4. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-89096-9.
  • Jochen Peichl: Die inneren Traum-Landschaften. Borderline, Ego-State, Täter-Introjekt; mit 21 Tabellen. Schattauer Verlag, Stuttgart u. a. 2007, ISBN 3-7945-2521-3.
  • Luise Reddemann, Arne Hofmann, Ursula Gast: Psychotherapie der dissoziativen Störungen. 3., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8.

Filmische Rezeption

Literarische Rezeption

Einzelnachweise

  1. a b c d DSM-5 Task Force.: Diagnostic and statistical manual of mental disorders : DSM-5. Hrsg.: American Psychiatric Association. 5. Auflage. American Psychiatric Association, Arlington, VA 2013, ISBN 978-0-89042-554-1.
  2. a b c d The ICD-10 Classification of Mental and Behavioural Disorders. World Health Organization;
  3. a b c d e ICD-11 - Mortality and Morbidity Statistics. WHO, abgerufen am 6. April 2019 (englisch).
  4. a b Brigitte Bosse: Dissoziative Identitätsstörung – „Wir sind Viele“. Deutsches Ärzteblatt, PP, Heft 6, Juni 2014, S. 264–265.
  5. Luise Reddemann, Arne Hofmann, Ursula Gast: Psychotherapie der dissoziativen Störungen. 3., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8.
  6. International Society for the Study of Trauma and Dissociation: Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision, in: Journal of Trauma & Dissociation, 12:2, 2011, S. 115–187, PDF (Memento vom 5. November 2016 im Internet Archive)
  7. Dell, Paul F., O'Neil, John A.: Dissociation and the dissociative disorders : DSM-V and beyond. Routledge, New York 2009, ISBN 978-0-415-95785-4.
  8. International Society for the Study of Trauma and Dissociation: Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision, in: Journal of Trauma & Dissociation, 12:2, 2011, S. 115–187, PDF (Memento vom 5. November 2016 im Internet Archive) (abgerufen 25. Juli 2016), S. 120–121.
  9. A. A. Reinders, E. R. Nijenhuis, A. M. Paans, J. Korf, A. T. Willemsen, J. A. den Boer: One brain, two selves. In: NeuroImage. Band 20, Nummer 4, Dezember 2003, S. 2119–2125, PMID 14683715.
  10. A. A. Reinders, E. R. Nijenhuis, J. Quak, J. Korf, J. Haaksma, A. M. Paans, A. T. Willemsen, J. A. den Boer: Psychobiological characteristics of dissociative identity disorder: a symptom provocation study. In: Biological psychiatry. Band 60, Nummer 7, Oktober 2006, S. 730–740, doi:10.1016/j.biopsych.2005.12.019, PMID 17008145.
  11. a b Y. R. Schlumpf, E. R. Nijenhuis, S. Chalavi, E. V. Weder, E. Zimmermann, R. Luechinger, R. La Marca, A. A. Reinders, L. Jäncke: Dissociative part-dependent biopsychosocial reactions to backward masked angry and neutral faces: An fMRI study of dissociative identity disorder. In: NeuroImage. Clinical. Band 3, 2013, S. 54–64, doi:10.1016/j.nicl.2013.07.002, PMID 24179849, PMC 3791283 (freier Volltext).
  12. A. A. Reinders, A. T. Willemsen, J. A. den Boer, H. P. Vos, D. J. Veltman, R. J. Loewenstein: Opposite brain emotion-regulation patterns in identity states of dissociative identity disorder: a PET study and neurobiological model. In: Psychiatry research. Band 223, Nummer 3, September 2014, S. 236–243, doi:10.1016/j.pscychresns.2014.05.005, PMID 24976633.
  13. a b Y. R. Schlumpf, A. A. Reinders, E. R. Nijenhuis, R. Luechinger, M. J. van Osch, L. Jäncke: Dissociative part-dependent resting-state activity in dissociative identity disorder: a controlled FMRI perfusion study. In: PloS one. Band 9, Nummer 6, 2014, S. e98795, doi:10.1371/journal.pone.0098795, PMID 24922512, PMC 4055615 (freier Volltext).
  14. a b A. A. Reinders, A. T. Willemsen, E. M. Vissia, H. P. Vos, J. A. den Boer, E. R. Nijenhuis: The Psychobiology of Authentic and Simulated Dissociative Personality States: The Full Monty. In: The Journal of nervous and mental disease. Band 204, Nummer 6, Juni 2016, S. 445–457, doi:10.1097/NMD.0000000000000522, PMID 27120718.
  15. A. A. Reinders, A. A. Reinders, A. T. Willemsen, H. P. Vos, J. A. den Boer, E. R. Nijenhuis: Fact or factitious? A psychobiological study of authentic and simulated dissociative identity states. In: PloS one. Band 7, Nummer 6, 2012, S. e39279, doi:10.1371/journal.pone.0039279, PMID 22768068, PMC 3387157 (freier Volltext).
  16. E. Vermetten, C. Schmahl, S. Lindner, R. J. Loewenstein, J. D. Bremner: Hippocampal and amygdalar volumes in dissociative identity disorder. In: The American journal of psychiatry. Band 163, Nummer 4, April 2006, S. 630–636, doi:10.1176/ajp.2006.163.4.630, PMID 16585437, PMC 3233754 (freier Volltext).
  17. S. Chalavi, E. M. Vissia, M. E. Giesen, E. R. Nijenhuis, N. Draijer, J. H. Cole, P. Dazzan, C. M. Pariante, S. K. Madsen, P. Rajagopalan, P. M. Thompson, A. W. Toga, D. J. Veltman, A. A. Reinders: Abnormal hippocampal morphology in dissociative identity disorder and post-traumatic stress disorder correlates with childhood trauma and dissociative symptoms. In: Human brain mapping. Band 36, Nummer 5, Mai 2015, S. 1692–1704, doi:10.1002/hbm.22730, PMID 25545784, PMC 4400262 (freier Volltext).
  18. International Society for the Study of Trauma and Dissociation: Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision. In: Journal of Trauma & Dissociation, 12:2, 2011, S. 115–187, PDF (Memento vom 5. November 2016 im Internet Archive) (abgerufen 25. Juli 2016), S. 122–124.
  19. International Society for the Study of Trauma and Dissociation: Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision, in: Journal of Trauma & Dissociation, 12:2, 2011, S. 115–187, PDF (Memento vom 5. November 2016 im Internet Archive) (abgerufen 25. Juli 2016), S. 124–130.
  20. V. Şar: The many faces of dissociation: opportunities for innovative research in psychiatry. In: Clinical psychopharmacology and neuroscience: the official scientific journal of the Korean College of Neuropsychopharmacology. Band 12, Nummer 3, Dezember 2014, S. 171–179, doi:10.9758/cpn.2014.12.3.171, PMID 25598819, PMC 4293161 (freier Volltext) (Review).
  21. B. L. Brand, R. J. Loewenstein, D. Spiegel: Dispelling myths about dissociative identity disorder treatment: an empirically based approach. In: Psychiatry. Band 77, Nummer 2, 2014, S. 169–189, doi:10.1521/psyc.2014.77.2.169, PMID 24865199 (Review).
  22. Zu den ersten Entwicklungen von Bildschirmtechniken siehe Katharina Sternek: Über den Einsatz und die Wirkungsweise von „Bildschirm-Techniken“. Phänomenal 6(1), S. 20–29.
  23. L. Reddemann: Imagination als heilsame Kraft: Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren. Pfeiffer bei Klett-Cotta, Stuttgart 2001, ISBN 3-608-89691-0. 14., durchgesehene Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-608-89034-1.
  24. International Society for the Study of Trauma and Dissociation: Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision. In: Journal of Trauma & Dissociation, 12:2, 2011, S. 115–187, PDF (Memento vom 5. November 2016 im Internet Archive) (abgerufen 25. Juli 2016), S. 135–145.
  25. John G. Watkins, Helen H. Watkins: Ego-States. Theorie und Therapie. 1. Aufl., Carl-Auer-Systeme-Verlag, Heidelberg 2003, ISBN 3-89670-414-1 (dt. Übersetzung; engl. Originaltitel: Ego states. Theory and Therapy).
  26. L. Reddemann, A. Hofmann, U. Gast (Hrsg.): Psychotherapie der dissoziativen Störungen. Krankheitsmodelle und Therapiepraxis – störungsspezifisch und schulenübergreifend (= Lindauer Psychotherapie-Module). Georg Thieme Verlag, Stuttgart u. a. 2004, ISBN 3-13-130511-8, S. 101ff: Zielorientiertes Integrationsmodell.
  27. Jochen Peichl: Die inneren Traum-Landschaften. Borderline, Ego-State, Täter-Introjekt; mit 21 Tabellen. Schattauer Verlag, Stuttgart u. a. 2007, ISBN 3-7945-2521-3.
  28. T. Bronisch, L. Reddemann, M. Bohus, M. Dose, C. Unckel: Krisenintervention bei Persönlichkeitsstörungen: Therapeutische Hilfe bei Suizidalität, Selbstschädigung, Impulsivität, Angst und Dissozation. Pfeiffer bei Klett-Cotta, Stuttgart 2000, ISBN 3-608-89688-0. 4. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-89096-9.
  29. Jochen Peichl: Innere Kinder, Täter, Helfer & Co. Ego-State-Therapie des traumatisierten Selbst (= Leben Lernen, Nr. 202). 1. Aufl., Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2007, ISBN 3-608-89047-5.
  30. L. Reddemann: Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie PITT: Das Manual. Pfeiffer, Stuttgart 2004, ISBN 3-608-89729-1. 6., vollständig überarbeitete Neuauflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-608-89105-8.
  31. Onno van der Hart, Ruth Lierens, Jean Goodwin: Jeanne Fery: A Sixteen Century Case of Dissociative Identity Disorder. In: The Journal of Psychohistory. 24 (1), 1996, S. 1–12, PDF (abgerufen 29. July 2016).
  32. Nach: Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, Luise Reddemann, Hinderk M. Emrich: Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert. In: Deutsches Ärzteblatt. 2006, 103(47), S. A-3193, B-2781, C-2664.
  33. Pierre Janet: L’automatisme psychologique. Félix Alcan, Paris 1889 (Reprint: Société Pierre Janet, Paris 1889/1973). Nach: Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, Luise Reddemann, Hinderk M. Emrich: Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert. In: Deutsches Ärzteblatt. 2006, 103(47), S. A-3193, B-2781, C-2664.
  34. „Die Phobie vor dem Trauma überwinden“ – Zur Bedeutung von Janets Dissoziationstheorie für die Entwicklung der modernen Psychotraumatologie. Ein Gespräch mit Onno van der Hart – von Michaela Huber. (PDF 169 kB; Archiv).
  35. Gerhard Heim, Karl-Ernst Bühler: Die Wiederkehr des Vergessenen: Zur Geschichte der PTBS. In: K. Brücher, M. Poltrum (Hrsg.) Psychiatrische Diagnostik. Zur Kritik der Diagnostischen Vernunft. Parodos Verlag, Berlin 2012, ISBN 3-938-88055-4, S. 87–104.
  36. Mikkel Borch-Jacobsen: Making Minds and Madness. Cambridge University Press, 2009, ISBN 978-0-521-71688-8, S. 64ff.
  37. Lewis, Aubrey., Degkwitz, Rudolf., Mombour, Werner., World Health Organization.: Diagnosenschlüssel und Glossar psychiatrischer Krankheiten : Dt. Übers. d. internat. Klassifikation d. WHO, ICD (ICD, Internat. classification of diseases), 8. Revision u.d. internat. Glossars. 2., korrigierte Aufl. Stand: Sommer 1971. Springer, Berlin 1971, ISBN 3-540-05553-3.
  38. Diagnosenschlüssel und Glossar psychiatrischer Krankheiten Deutsche Ausgabe der internationalen Klassifikation der Krankheiten der WHO, ICD (=International Classification of Diseases), 9. Revision, Kapitel V. Fünfte Auflage, korrigiert nach der 9. revision der ICD. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 1980, ISBN 978-3-642-67529-4.
  39. Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, Luise Reddemann, Hinderk M. Emrich: Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert. In: Deutsches Ärzteblatt. 2006, 103(47), S. A-3193, B-2781, C-2664.
  40. Luise Reddemann, Arne Hofmann, Ursula Gast: Psychotherapie der dissoziativen Störungen. 3., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8, S. 24–25.
  41. Rezension: Kerry Fried: Cheaper by the Dozen, New York Times, 23. März 2003
  42. Ann L. Hackman: Set This House in Order: A Romance of Souls, Book Review, Psychiatric Services 54, 12, December 2003, S. 1660–1660; doi:10.1176/appi.ps.54.12.1660