„Ökologische Linke“ – Versionsunterschied

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Im Mai 2016 traten zwei 2014 gewählte Gemeinderäte von [[Ludwigsburg]], Oliver Kube und Claudia Dziubas, aus Protest gegen „rechte und antisemitische Tendenzen“ aus der [[Die Linke|Linkspartei]] aus. Sie kritisierten Aussagen der Parteivorsitzenden [[Sahra Wagenknecht]] als „flüchtlingsfeindlich“.<ref>Julian Illi: [https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.linken-streit-in-ludwigsburg-jutta-ditfurth-neue-verbindung-soll-langsam-wachsen.dde78694-ead3-4876-8f07-9af1d1c9f630.html ''Linken-Streit in Ludwigsburg - Jutta Ditfurth: Neue Verbindung soll langsam wachsen.''] Stuttgarter Nachrichten, 20. Mai 2016</ref> Sie behielten ihre Mandate und bildeten eine eigenständige parlamentarische Gruppe namens ''ÖkoLinX-Antirassistische Linke'', die kommunalpolitisch mit ''ÖkoLinX-ARL'' in Frankfurt am Main zusammenarbeitete. Beide wurden nicht Parteimitglieder der Ökologischen Linke. Einige ihrer Forderungen, etwa Kindergartenbeiträge nicht zu erhöhen, wurden von einzelnen Stadtratsfraktionen unterstützt;<ref>Rafael Binkowski: [https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.oekolinx-gruppe-im-gemeinderat-ludwigsburg-gegen-den-strom-aber-mit-profil.eb962f86-2345-4cb0-b08f-65058a7a7ab0.html ''Ökolinx-Gruppe im Gemeinderat Ludwigsburg: Gegen den Strom – aber mit Profil.''] Stuttgarter Nachrichten, 11. Juli 2016</ref> sie traten aber bei der [[Kommunalwahlen in Baden-Württemberg 2019|Kommunalwahl 2019]] nicht mehr in Ludwigsburg an.<ref>[https://www.ludwigsburg.de/start/stadt_buerger/301+bewerber+fuer+die+kommunalwahl+in+ludwigsburg.html ''301 Bewerber für die Kommunalwahl in Ludwigsburg.''] Ludwigsburg.de, 4. April 2019</ref>
Im Mai 2016 traten zwei 2014 gewählte Gemeinderäte von [[Ludwigsburg]], Oliver Kube und Claudia Dziubas, aus Protest gegen „rechte und antisemitische Tendenzen“ aus der [[Die Linke|Linkspartei]] aus. Sie kritisierten Aussagen der Parteivorsitzenden [[Sahra Wagenknecht]] als „flüchtlingsfeindlich“.<ref>Julian Illi: [https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.linken-streit-in-ludwigsburg-jutta-ditfurth-neue-verbindung-soll-langsam-wachsen.dde78694-ead3-4876-8f07-9af1d1c9f630.html ''Linken-Streit in Ludwigsburg - Jutta Ditfurth: Neue Verbindung soll langsam wachsen.''] Stuttgarter Nachrichten, 20. Mai 2016</ref> Sie behielten ihre Mandate und bildeten eine eigenständige parlamentarische Gruppe namens ''ÖkoLinX-Antirassistische Linke'', die kommunalpolitisch mit ''ÖkoLinX-ARL'' in Frankfurt am Main zusammenarbeitete. Beide wurden nicht Parteimitglieder der Ökologischen Linke. Einige ihrer Forderungen, etwa Kindergartenbeiträge nicht zu erhöhen, wurden von einzelnen Stadtratsfraktionen unterstützt;<ref>Rafael Binkowski: [https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.oekolinx-gruppe-im-gemeinderat-ludwigsburg-gegen-den-strom-aber-mit-profil.eb962f86-2345-4cb0-b08f-65058a7a7ab0.html ''Ökolinx-Gruppe im Gemeinderat Ludwigsburg: Gegen den Strom – aber mit Profil.''] Stuttgarter Nachrichten, 11. Juli 2016</ref> sie traten aber bei der [[Kommunalwahlen in Baden-Württemberg 2019|Kommunalwahl 2019]] nicht mehr in Ludwigsburg an.<ref>[https://www.ludwigsburg.de/start/stadt_buerger/301+bewerber+fuer+die+kommunalwahl+in+ludwigsburg.html ''301 Bewerber für die Kommunalwahl in Ludwigsburg.''] Ludwigsburg.de, 4. April 2019</ref>

Im Bericht des [[Landesamt für Verfassungsschutz Hessen|Landesamtes für Verfassungsschutz Hessen]] zur Kommunalwahl 2016 wird die Partei dem Bereich [[Linksextremismus]] zugeordnet.<ref>[[Hessisches Ministerium des Innern und für Sport]]: ''[http://starweb.hessen.de/cache/hessen/vsbericht2016.pdf Verfassungsschutz in Hessen - Bericht 2016]'', S. 122 (pdf)</ref>


== Europawahl 2019 ==
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Ditfurth verstand ihre Kandidatur als „Kampfansage gegen Rechts“ und bot anstelle von Wahlkampfauftritten Vorträge und Diskussionen zu den Themen „Capitalism kills climate“ und „wie der linken [[Antizionismus]] zum [[Antisemitismus]] wurde“ an. Trotz geringer Wahlkampfmittel seien vor allem Jüngere gekommen, darunter oft Aktivisten der [[Fridays for Future]].<ref>Christoph Schmidt-Lunau: [https://www.taz.de/!5592983/ ''Alle Chancen nutzen.''] taz, 17. Mai 2019</ref>
Ditfurth verstand ihre Kandidatur als „Kampfansage gegen Rechts“ und bot anstelle von Wahlkampfauftritten Vorträge und Diskussionen zu den Themen „Capitalism kills climate“ und „wie der linken [[Antizionismus]] zum [[Antisemitismus]] wurde“ an. Trotz geringer Wahlkampfmittel seien vor allem Jüngere gekommen, darunter oft Aktivisten der [[Fridays for Future]].<ref>Christoph Schmidt-Lunau: [https://www.taz.de/!5592983/ ''Alle Chancen nutzen.''] taz, 17. Mai 2019</ref>

== Politische Einordnung ==
Der Politikwissenschaftler Andreas Schulze sieht die Ökologische Linke als „linksextremes Ergebnis von Flügelkämpfen der Grünen“. Die „fundamentalistische Gruppierung“ sehe sich als einzige Bewegung, die „‚wahre‘ ökologische Politik“ betreibe. Andere ökologische Ausrichtungen, besonders der [[Veganismus]], würden als „[[Ökofaschismus]]“ bezeichnet.<ref>{{Literatur |Autor=Andreas Schulze |Titel=Geschichte deutscher Kleinparteien |Hrsg= |Sammelwerk=Kleinparteien in Deutschland |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Deutscher Universitätsverlag |Ort=Wiesbaden |Datum=2004 |ISBN=9783824445585 |DOI=10.1007/978-3-322-81326-8 |Seiten=131-132}}</ref>

Im Bericht des [[Landesamt für Verfassungsschutz Hessen|Landesamtes für Verfassungsschutz Hessen]] zur Kommunalwahl 2016 wird die Partei dem Bereich [[Linksextremismus]] zugeordnet.<ref>[[Hessisches Ministerium des Innern und für Sport]]: ''[http://starweb.hessen.de/cache/hessen/vsbericht2016.pdf Verfassungsschutz in Hessen - Bericht 2016]'', S. 122 (pdf)</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 29. Mai 2019, 15:52 Uhr

Ökologische Linke
Datei:Ökologische linke parteilogo.svg
Partei­vorsitzende (Bundessprecher und Bundessprecherinnen 2019)
Dorothea Becker
Andrea Capitain
Karin Döpke
Sascha Jensen
Christoph Preuschoff
Gerd Riemann
José Antonio Roque Toimil
Otto Salmen[1]
Gründung Dezember 1991
Gründungs­ort Frankfurt am Main
Haupt­sitz Frankfurt am Main
Aus­richtung Ökosozialismus
Basisdemokratie
Feminismus
Antikapitalismus
Mitglieder­zahl 345 (Stand: Mai 2019)[2]
Website oekologische-linke.de

Die Ökologische Linke (ÖkoLinX; früher ÖkoLi) ist eine deutsche Kleinpartei, die im Bündnis mit außerparlamentarischen sozialen Bewegungen einen basisdemokratischen Ökosozialismus anstrebt.

Die Partei wurde 1991 in Frankfurt am Main von ehemaligen Mitgliedern der Grünen gegründet, die deren damalige realpolitische Neuausrichtung ablehnten, darunter Jutta Ditfurth und Manfred Zieran. Seit 2001 ist die Wählergemeinschaft ÖkoLinX-ARL in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung vertreten, außerdem seit 2011 in mehreren Frankfurter Ortsbeiräten.

Gründung

Als „ökologische Linke“ bezeichnete man in den 1980er Jahren die Radikalökologen und Ökosozialisten bei den Grünen.[3] Ihre Vertreter, darunter Jutta Ditfurth und Rainer Trampert, stellten bis 1988 die Mehrheit im Bundesvorstand der Grünen sowie bis 1989 den Fraktionssprecher Thomas Ebermann. Sie lehnten eine Koalition mit der SPD und entsprechende Parlamentarisierung ab, die die sogenannten Realos um Joschka Fischer und Otto Schily anstrebten. Diese bezeichneten sie als „Fundis“.[4]

Im Vorfeld der deutschen Wiedervereinigung 1990 erhielten die Realos innerparteiliche Mehrheiten, die sich nach den Verlusten der Grünen bei der Bundestagswahl 1990 verstärkten. Seit April 1990 traten die Ökosozialisten und Radikalökologen daher schrittweise aus der Partei aus. In Neumünster (April 1991) bejahte eine Parteitagsmehrheit das Gewaltmonopol des Staates und definierte die Grünen fortan als „ökologische Reformpartei“. Beschlossen wurde zudem, das Rotationsprinzip abzuschaffen, den Bundesvorstand zu verkleinern, bezahlte Vorstandssprecher einzuführen und den bisherigen Bundeshauptausschuss durch einen Länderrat zu ersetzen.[5] Die Radikalökologen sahen in diesen Beschlüssen die teilweise Aufgabe der Trennung von Amt und Mandat und damit der ursprünglichen Basisdemokratie. Jutta Ditfurth kündigte daraufhin den Austritt an: „Die Grünen sind damit eine autoritäre, dogmatische, hierarchische Partei. Sie sind kein basisdemokratisches Experiment mehr, nicht einmal mehr ein radikaldemokratisches. Emanzipation in Programm und Struktur ist künftig ein Fremdwort.“[6]

Im Dezember 1991 gründeten rund 350 Menschen, die mehrheitlich vorher aus der grünen Partei ausgetreten waren, in Frankfurt am Main die Ökologische Linke/Alternative Liste.[7] Diese wollte eine „Vernetzung und Koordinierung der Arbeit radikalökologischer, sozialistischer, autonomer und feministischer Politikansätze“ erreichen,[8] eine antikapitalistische außerparlamentarische Opposition in Deutschland stärken[9] und eine „alternative linke Kraft“ im Parteienspektrum bilden. Sie setzte dabei auf ein Bündnis mit Bürgerbewegungen, demokratischen, nicht vom Stalinismus geprägten Teilen der PDS, enttäuschten Sozialdemokraten und Grünen.[10] Die Neugründung erfolgte im Kontext zahlreicher weiterer Parteiaustritte bei den Grünen.[11]

Laut Politikwissenschaftler Jürgen Hoffmann entstand die Ökologische Linke als Reaktion auf den Abschied der Grünen von Gründungsprinzipien im Zuge ihrer Wandlung von einer Anti-Parteien-Partei zu einer Regierungspartei. Als wesentliche Ursachen dafür nannte er die deutsche Wiedervereinigung und die Wahlniederlage der Grünen 1990: In deren Folge hätten die Grünen ihre Konflikte personalisiert und professionalisiert, zugleich aber ihre basisdemokratischen Instrumente schrittweise aufgegeben. Die Ökologische Linke habe die ursprüngliche Bindung der Grünen an neue soziale Bewegungen beibehalten wollen, sei aber eine Splittergruppe geblieben.[12]

Grundsatzerklärung

Die politischen Positionen, die ÖkoLinX vertritt und diskutiert, liegen in einem Grundsatzprogramm, regelmäßigen Flugblättern und in der Zeitschrift ÖkoLinX (1991 bis 1999, herausgegeben unter anderen von Jutta Ditfurth) vor.[13] Die Parteiprogramme sind zweiteilig: Der erste Teil drückt den gemeinsamen politischen Willen der Mitglieder aus und ist verbindliche Handlungsgrundlage für alle Parteiorgane. Ein zweiter Teil kann zusätzliche oder abweichende Auffassungen bekanntgeben, für die mindestens 20 % Mitglieder bei Programmanträgen gestimmt haben. Auch dieser Teil bleibt im Rahmen der Satzung.[14]

Die bei der Gründung beschlossene, bis 1993 mehrfach überarbeitete Grundsatzerklärung besteht aus drei Teilen: Teil I führt eine globale Gesellschaftsanalyse aus, die die Lage der weitaus meisten Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika als von Armut und Ausbeutung geprägt und einige Lösungsangebote der Industrienationen, etwa die Gentechnik, als gesteigerte Mittel der Ausbeutung und Kontrolle von Mensch und Natur für Kapitalinteressen beschreibt. Teil II beschreibt Handlungsperspektiven, Teil III die wichtigsten Parteigrundsätze: Die Ökologische Linke versteht sich als

  1. antikapitalistisch, solidarisch und radikalökologisch“,
  2. „antipatriarchal und feministisch“,
  3. antirassistisch und internationalistisch“,
  4. antimilitaristisch“,
  5. „antistaatlich und basisdemokratisch“.[15]

Organisation

Mitglied der Partei können laut Satzung „alle werden, auch Deutsche, die sich für die Grundsätze der Organisation und ihr Programm einsetzen“. Ausgeschlossen seien nur Mitglieder staatlicher „Repressionsorgane“, die Menschenrechte verletzt haben. Die Partei sei basisdemokratisch organisiert: Alle Mitglieder können an ihrer politischen Willensbildung teilnehmen, sich über alle internen Angelegenheiten informieren, das passive und aktive Wahlrecht ausüben, für Parteiämter oder auf Wahllisten kandidieren und sich in Projektbereichen eigenständig organisieren. Dabei solle jedes Mitglied die Parteigrundsätze vertreten. Die Partei ist in eine Bundeskonferenz, einen Bundeskoordinationsrat, Bundessprecher*innenrat und überregionale Projektbereiche gegliedert. Für alle Organe und Teilgruppen gilt eine Mindestparität von 50 % Frauen, außer in Projektbereichen für Schwule.[16]

Laut ihren jährlichen Rechenschaftsberichten ist die Ökologische Linke in einen Bundesverband und Landesverbände in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gegliedert. In den örtlichen Gruppen arbeiten viele Nichtmitglieder mit. Sie erhält keine staatliche Parteienfinanzierung, besitzt keine Unternehmensbeteiligungen oder Grundeigentum und erzielt die meisten Einnahmen aus Privatspenden.[17] Im Jahr 2019 hatte sie 345 Mitglieder.[2]

Kommunalpolitik und Teilnahme an Wahlen

In Frankfurt am Main bildet die Ökologische Linke seit 2001 unter dem Namen ÖkoLinX mit der Antirassistischen Liste die Wählergemeinschaft ÖkoLinX-ARL. Infolge der Aufhebung der Fünf-Prozent-Hürde zog diese 2001, 2006 und 2011 mit je einem Mandat, 2016 mit zwei Mandaten in die Stadtverordnetenversammlung im Römer ein. Sie vertritt dort eine Minderheitsopposition gegen die Koalition von Grünen und CDU.[18]

Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen 2004 trat die Ökologische Linke in Köln an, wo sie 0,44 % der Stimmen errang. 2009 erreichte sie 0,41 %.[19] Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2005 errang sie nur 184 Stimmen und war mit 0,002 % der Stimmen drittkleinste Partei.[20] 2010 kandidierte eine Direktkandidatin im Landtagswahlkreis Köln III und erhielt 0,2 Prozent der Erststimmen.[21]

Die Partei engagierte sich 2002 gegen die geplante Nordwestbahn des Frankfurter Flughafens,[22] 2008 gegen die NPD auf Christoph Büchels Politica-Ausstellung in Kassel,[23], sie lehnte 2008 den Hochhausrahmenplan der Frankfurter Stadtverwaltung als „völlig am Großkapital orientierte, unsoziale Planungspolitik“ ab[24] und beantragte 2010, einen geplanten Empfang von teilweise rechtsextremen Burschenschaftern im Römer abzusagen.[25]

Bei der Kommunalwahl 2011 strebte ÖkoLinX an, eine erneute Mehrheit von Schwarzgrün zu verhindern.[26] Von April bis September 2011 bildete ÖkoLinX-ARL kurzzeitig mit den Mandatsträgern von Piratenpartei und Europa Liste Frankfurt (ELF) eine gemeinsame Bunte Fraktion.[27] Die Partei trat im Ortsbeirat 3 (Nordend) Mieterhöhungen einer Wohnungsbaugesellschaft entgegen,[28] engagierte sich für den Erhalt von Grünflächen,[29] gegen den Abriss von Altbauwohnungen zugunsten eines Neubauprojekts (Gentrifizierung),[30] gegen den geplanten Bau eines Innovationsquartiers in der grünen Lunge am Günthersburgpark und gegen Luxussanierungen und Verdrängung langjähriger Mieter aus dem Nordend. Die ÖkoLinX-Vertreter plädierten für eine einspurige Landstraße, durchgängige Radwege, einen Nulltarif im öffentlichen Nahverkehr und dessen Ausbau.[31]

Bei der Kommunalwahl 2016 in Frankfurt am Main erreichten ÖkoLinX-ARL 2,1 % der Wählerstimmen und damit zwei Sitze im Römer für Jutta Ditfurth und Manfred Zieran.[32] Die Partei ist in Frankfurt außerdem seit 2011 in den Ortsbeiräten I (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt), III (Frankfurt-Nordend) und IV (Frankfurt-Bornheim/Ostend) vertreten.[33] Im Mai 2019 beschloss ÖkoLinX mit drei anderen Ortsbeiräten von Bornheim/Ostende (Linke, BFF und Die Frankfurter) die Empfehlung an die Stadtregierung von Frankfurt, den S-Bahn-Haltepunkt Ostendstraße in Alptug-Sözen-Station umzubenennen. Der 17-jährige Alptug Sözen war im im November 2018 beim Versuch, einen Obdachlosen aus dem Gleisbett zu ziehen, von der einfahrenden S-Bahn getötet worden.[34]

Im Mai 2016 traten zwei 2014 gewählte Gemeinderäte von Ludwigsburg, Oliver Kube und Claudia Dziubas, aus Protest gegen „rechte und antisemitische Tendenzen“ aus der Linkspartei aus. Sie kritisierten Aussagen der Parteivorsitzenden Sahra Wagenknecht als „flüchtlingsfeindlich“.[35] Sie behielten ihre Mandate und bildeten eine eigenständige parlamentarische Gruppe namens ÖkoLinX-Antirassistische Linke, die kommunalpolitisch mit ÖkoLinX-ARL in Frankfurt am Main zusammenarbeitete. Beide wurden nicht Parteimitglieder der Ökologischen Linke. Einige ihrer Forderungen, etwa Kindergartenbeiträge nicht zu erhöhen, wurden von einzelnen Stadtratsfraktionen unterstützt;[36] sie traten aber bei der Kommunalwahl 2019 nicht mehr in Ludwigsburg an.[37]

Europawahl 2019

Zur Europawahl 2019 trat ÖkoLinX erstmals als bundesweite Liste an, mit Jutta Ditfurth als Spitzenkandidatin, verfehlte jedoch mit einem bundesweiten Ergebnis von 0,1 % (35.794 Stimmen) das angestrebte Ziel eines Sitzes im EU-Parlament.[38]

Als Hauptziele hatte die Partei in einer Europaerklärung eine wirksame Opposition „gegen die rechte Front in Europa“, gegen ein „rassistisches, antisemitisches, menschenfeindliches“ Europa, „vor dessen Festungsmauern Menschen ertrinken“, gegen Versuche, „Proteste und Widerstand gegen Überwachung und Militarisierung im Inneren wie im Äußeren einzuschüchtern“ genannt. Stattdessen trete sie für die „sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung von Frauen und die umfassende Emanzipation aller Menschen, egal welchen Geschlechts, sexueller Orientierung oder Herkunft“ ein und wolle dazu beitragen, „die Zerstörung des Klimas zu verhindern.“[33][39] Dazu forderte ÖkoLinX den sofortigen Kohleausstieg, ein Recht auf selbstbestimmte Abtreibung und gegen Überwachung. Die Partei unterstützt die Seenotrettung im Mittelmeer und wollte die Arbeit im Europäischen Parlament zur Unterstützung und Vernetzung von linken Projekten in Europa nutzen, die für die gleichen Ziele kämpfen.[40]

Ditfurth verstand ihre Kandidatur als „Kampfansage gegen Rechts“ und bot anstelle von Wahlkampfauftritten Vorträge und Diskussionen zu den Themen „Capitalism kills climate“ und „wie der linken Antizionismus zum Antisemitismus wurde“ an. Trotz geringer Wahlkampfmittel seien vor allem Jüngere gekommen, darunter oft Aktivisten der Fridays for Future.[41]

Politische Einordnung

Der Politikwissenschaftler Andreas Schulze sieht die Ökologische Linke als „linksextremes Ergebnis von Flügelkämpfen der Grünen“. Die „fundamentalistische Gruppierung“ sehe sich als einzige Bewegung, die „‚wahre‘ ökologische Politik“ betreibe. Andere ökologische Ausrichtungen, besonders der Veganismus, würden als „Ökofaschismus“ bezeichnet.[42]

Im Bericht des Landesamtes für Verfassungsschutz Hessen zur Kommunalwahl 2016 wird die Partei dem Bereich Linksextremismus zugeordnet.[43]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundeswahlleiter.de: Ökologische Linke – ÖkoLinX. 29. März 2019 (PDF S. 2)
  2. a b Eigenangabe, siehe Henning Spreckelmeyer: Ökologische Linke (ÖkoLinX) In: Bundeszentrale für politische Bildung: Wer steht zur Wahl, Europawahl 2019, 3. Mai 2019
  3. Mitteilungen aus der kulturwissenschaftlichen Forschung, Ausgabe 37, Humboldt-Universität, Berlin 1978, S. 80; Blätter für deutsche und internationale Politik, Band 32, Pahl-Rugenstein, Köln 1987, S. 52–54; Utopie kreativ, Ausgaben 171-176. Dietz, Berlin 2005, S. 37
  4. Frank Decker, Viola Neu (Hrsg.): Handbuch der deutschen Parteien. Springer VS, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-90460-3, S. 174
  5. Christoph Weckenbrock: Schwarz-Grün für Deutschland? Wie aus politischen Erzfeinden Bündnispartner wurden. transcript, Berlin 2017, ISBN 3-7328-4043-3, S. 57–60
  6. Andreas Stifel: Vom erfolgreichen Scheitern einer Bewegung: Bündnis 90/Die Grünen als politische Partei und soziokulturelles Phänomen. Springer VS, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-19445-1, S. 75
  7. Jochen Weichold, Horst Dietzel, Herbert Schwenk: Die europäische Linke: vergleichende Studie zu linken Parteien und Bewegungen in Europa. Podium Progressiv, Verlag Diskurs, 1992, S. 70
  8. Jürgen Hoffmann: Die doppelte Vereinigung: Vorgeschichte, Verlauf und Auswirkungen des Zusammenschlusses von Grünen und Bündnis 90. Springer VS, Wiesbaden 1998, ISBN 978-3-663-09689-4, S. 225 und S. 257
  9. Peter Eisenmann, Gerhard Hirscher: Die Entwicklung der Volksparteien im vereinten Deutschland. Verlag Aktuell, 1992, ISBN 3-87959-471-6, S. 112
  10. Mathias Bröckers: Grüne ohne Fundament. taz, 13. Mai 1991
  11. Roland Wünsch: Das Ende der Alternative: die Grünen in der Wiedervereinigung. Pahl-Rugenstein, 1995, ISBN 3-89144-177-0, S. 152; Frank Decker, Viola Neu (Hrsg.): Handbuch der deutschen Parteien, Wiesbaden 2007, S. 186
  12. Jürgen Hoffmann: The Greens and the Ecological Movement in Germany. In: Axel Goodbody (Hrsg.): The Culture of German Environmentalism: Anxieties, Visions, Realities. Berghahn, 2004, ISBN 1-57181-670-4, S. 74
  13. Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus - DadA. Abteilung: Periodika 1798 - 2001 ff.
  14. Bundeswahlleiter.de: Ökologische Linke - ÖkoLinX. 29. März 2019 (PDF, Satzung § 5)
  15. Bundeswahlleiter.de: Ökologische Linke - ÖkoLinX. 29. März 2019 (PDF, Grundsatzerklärung, S. 1–28)
  16. Bundeswahlleiter.de: Ökologische Linke - ÖkoLinX. 29. März 2019 (PDF, Satzung § 3 und 4)
  17. Deutscher Bundestag: Drucksache 14/5725, 14. Wahlperiode (PDF S. 236–243); Deutscher Bundestag: Drucksache 14/8836, 14. Wahlperiode (PDF S. 212–219); Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode– Drucksache 18/1080 (PDF S. 69)
  18. Martin Gross: Koalitionsbildungsprozesse auf kommunaler Ebene: Schwarz-Grün in deutschen Großstädten. Springer VS, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-12266-9, S. 289–294
  19. Wahlamt der Stadt Köln
  20. Endgültiges Ergebnis für das Land Nordrhein-Westfalen
  21. Endgültiges Ergebnis für Nordrhein-Westfalen auf der Webseite des Landeswahlleiters
  22. Wolfgang Schubert: Klage gegen die Flughafen-Nordbahn: Die Mehrheit steht. Frankfurter Rundschau (FR), 12. Juni 2002
  23. Joachim F. Tornau: ‚Politica‘ in Kassel: Ein Käfig voller Demokraten. FR, 8. September 2008
  24. Claus-Jürgen Göpfert: Ökologisch in die Höhe. FR, 12. Dezember 2008
  25. Frank Schuster: Burschenschaftstreffen: Offene Türen für rechte Burschen. FR, 2. November 2010
  26. Claus-Jürgen Göpfert: Kommunalwahl Frankfurt: Die Rückkehr der Weltverbessererin. FR, 8. März 2011
  27. Hans Riebsamen: Ditfurth reaktiviert Ökolinx; Jutta allein im Römer. FAZ, 7. September 2011
  28. Gernot Gottwals: Nordend-Mieter zahlen aus ihrer Sicht zu viel. FNP, 14. Februar 2015
  29. Matthias Bittner: Finger weg von den Freizeitgärten. FNP, 4. Juli 2015
  30. Matthias Bittner: Fassade des Marienkrankenhauses: Neubau orientiert sich am Original. FNP, 20. Februar 2016
  31. Matthias Bittner: Innovationsquartier verhindern. FNP, 24. Februar 2016
  32. Frankfurt.de (Bürgeramt, Statistik und Wahlen): Stadtverordnetenwahl 2016 in Frankfurt am Main: Liste/Wahlvorschlag 8, "ÖkoLinX-ARL".
  33. a b Claus-Jürgen Göpfert: Europawahl: ÖkolinX strebt nach Europa. Frankfurter Rundschau, 26. Februar 2019
  34. Dennis Pfeiffer-Goldmann: Überraschende Wende: Ortsbeirat: Ostendstraße soll doch in „Alptug-Sözen-Station“ umbenannt werden. FNP, 9. Mai 2019
  35. Julian Illi: Linken-Streit in Ludwigsburg - Jutta Ditfurth: Neue Verbindung soll langsam wachsen. Stuttgarter Nachrichten, 20. Mai 2016
  36. Rafael Binkowski: Ökolinx-Gruppe im Gemeinderat Ludwigsburg: Gegen den Strom – aber mit Profil. Stuttgarter Nachrichten, 11. Juli 2016
  37. 301 Bewerber für die Kommunalwahl in Ludwigsburg. Ludwigsburg.de, 4. April 2019
  38. Bundeswahlleiter.de: Europawahlen 2019: Ergebnisse Deutschland. 27. Mai 2019
  39. Ökologische Linke.de: Europa Erklärung
  40. Jannis Große: Wahlprogamme im Check: Wofür die 40 Parteien der Europawahl stehen. Bento, 13. Mai 2019
  41. Christoph Schmidt-Lunau: Alle Chancen nutzen. taz, 17. Mai 2019
  42. Andreas Schulze: Geschichte deutscher Kleinparteien. In: Kleinparteien in Deutschland. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-8244-4558-5, S. 131–132, doi:10.1007/978-3-322-81326-8.
  43. Hessisches Ministerium des Innern und für Sport: Verfassungsschutz in Hessen - Bericht 2016, S. 122 (pdf)