„Separabler Raum“ – Versionsunterschied

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== Kriterien für separable Räume ==
== Kriterien für separable Räume ==
* Besitzt ein topologischer Raum eine [[abzählbare Basis]], so ist er separabel. Man erhält die abzählbare dichte Teilmenge, indem man aus jeder Menge in der Basis einen Punkt auswählt.
* Besitzt ein topologischer Raum eine [[abzählbare Basis]], so ist er separabel.<ref>Man erhält die abzählbare dichte Teilmenge, indem man aus jeder Menge in der Basis einen Punkt auswählt.</ref>
* Für einen [[Metrischer Raum|metrischen Raum]] <math>X</math> gilt sogar:<ref name="PSA-01">P. S. Alexandroff: ''Einführung in die Mengenlehre und in die allgemeine Topologie.'' 1984, S. 121.</ref>
* Für einen [[Metrischer Raum|metrischen Raum]] <math>X</math> gilt sogar:<ref name="PSA-01">P. S. Alexandroff: ''Einführung in die Mengenlehre und in die allgemeine Topologie.'' 1984, S. 121.</ref>
** Dafür, dass <math>X</math> eine abzählbare Basis besitzt, ist es notwendig und hinreichend, dass <math>X</math> separabel ist.
** Dafür, dass <math>X</math> eine abzählbare Basis besitzt, ist es notwendig und hinreichend, dass <math>X</math> separabel ist.
* Jeder [[kompakter Raum|kompakte]], [[metrischer Raum|metrisierbare]] Raum ist separabel. Genauer gilt:
* Ein [[Totalbeschränktheit|total beschränkter]] [[metrischer Raum]] <math>X</math> ist stets separabel.<ref name="JM-001">Joseph Muscat: ''Functional Analysis.'' 2014, S. 68.</ref>
* Insbesondere ist jeder [[kompakter Raum|kompakte]], [[metrischer Raum|metrisierbare]] Raum separabel. Genauer gilt:
** Ist <math>X</math> ein metrisierbarer topologischer Raum, so sind die drei Eigenschaften,
** Ist <math>X</math> ein metrisierbarer topologischer Raum, so sind die drei Eigenschaften,
*** (1) eine abzählbare Basis zu besitzen,
*** (1) eine abzählbare Basis zu besitzen,
*** (2) [[Lindelöf-Raum|lindelöfsch]] zu sein,
*** (2) [[Lindelöf-Raum|lindelöfsch]] zu sein,
*** (3) separabel zu sein,
*** (3) separabel zu sein,
*: äquivalent. Da Kompaktheit ein Spezialfall der Lindelöf-Eigenschaft ist, ergibt sich die erstgenannte Aussage aus dieser Äquivalenz als Folgerung.
*: äquivalent.<ref>Da Kompaktheit ein Spezialfall der Lindelöf-Eigenschaft ist, ergibt sich die zuvor genannte Aussage aus dieser Äquivalenz als Folgerung.</ref>
* Ein [[topologischer Vektorraum]] ist genau dann separabel, wenn es eine abzählbare Teilmenge gibt, sodass der davon [[lineare Hülle|erzeugte Untervektorraum]] dicht liegt.
* Ein [[topologischer Vektorraum]] ist genau dann separabel, wenn es eine abzählbare Teilmenge gibt, sodass der davon [[lineare Hülle|erzeugte Untervektorraum]] dicht liegt.
* Ist <math>X</math> ein Hilbertraum von [[unendlich]]er [[Dimension (Mathematik)#Hamel-Dimension|Dimension]], so sind stets die folgenden drei Bedingungen gleichwertig:<ref name="DW-01">Dirk Werner: ''Funktionalanalysis.'' 2007, S. 235.</ref>
* Ist <math>X</math> ein Hilbertraum von [[unendlich]]er [[Dimension (Mathematik)#Hamel-Dimension|Dimension]], so sind stets die folgenden drei Bedingungen gleichwertig:<ref name="DW-01">Dirk Werner: ''Funktionalanalysis.'' 2007, S. 235.</ref>
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== Permanenzeigenschaften ==
== Permanenzeigenschaften ==
* Bilder von separablen Räumen unter stetigen Funktionen sind wieder separabel. Als dichte Teilmenge im Bild dient einfach das Bild der dichten Teilmenge im Definitionsbereich.
* [[Bildmenge|Bilder]] von separablen Räumen unter stetigen Funktionen sind wieder separabel.<ref>Als dichte Teilmenge im Bild dient einfach das Bild der dichten Teilmenge im Definitionsbereich.</ref>
* [[Offene Teilmenge|Offene]] [[Topologischer Unterraum|Unterräume]] separabler Räume sind stets ebenfalls separabel.<ref name="LF-02">Führer, op. cit., S. 128.</ref>
* [[Offene Teilmenge|Offene]] [[Topologischer Unterraum|Unterräume]] separabler Räume sind stets ebenfalls separabel.<ref name="LF-02">Führer, op. cit., S. 128.</ref>
* Im Allgemeinen sind Unterräume separabler Räume allerdings nicht separabel. So enthält der separable [[Niemytzki-Raum]] beispielsweise einen nicht-separablen Unterraum, die [[Sorgenfrey-Ebene]] ist ein weiteres Beispiel. Es gilt aber, dass Unterräume separabler [[Metrischer Raum|metrischer Räume]] wieder separabel sind. Dies folgt aus der oben genannten Äquivalenz, denn letztere überträgt sich offensichtlich auf die metrischen Unterräume.
* Im Allgemeinen sind Unterräume separabler Räume allerdings nicht separabel. So enthält der separable [[Niemytzki-Raum]] beispielsweise einen nicht-separablen Unterraum, die [[Sorgenfrey-Ebene]] ist ein weiteres Beispiel.
* Es gilt aber, dass Unterräume separabler [[Metrischer Raum|metrischer Räume]] wieder separabel sind.<ref>Dies folgt aus der oben genannten Äquivalenz, denn letztere überträgt sich offensichtlich auf die metrischen Unterräume.</ref>
* [[Separabilitätssatz von Marczewski]]: Ist <math>(X_i)_{i\in I}</math> eine Familie separabler Räume und ist die Mächtigkeit von <math>I</math> höchstens gleich der Mächtigkeit des Kontinuums <math>\mathbb R</math>, so ist <math>\textstyle \prod_{i\in I}X_i</math> mit der [[Produkttopologie]] ebenfalls separabel. Um dieses Resultat einzusehen, genügt es, die Separabilität von <math>{\mathbb N}^{\mathbb R} = \{f\mid f\colon {\mathbb R}\rightarrow {\mathbb N}\}</math> zu beweisen. Dazu überlegt man sich leicht, dass die abzählbare Menge der endlichen Summen von Funktionen aus <math>\{n\cdot\chi_{[a,b]}; n\in{\mathbb N}, a,b\in {\mathbb Q}\}</math> dicht liegt, wobei <math>\chi_{[a,b]}</math> die [[Indikatorfunktion|charakteristische Funktion]] des Intervalls <math>[a,b]</math> ist.
* [[Separabilitätssatz von Marczewski]]: Ist <math>(X_i)_{i\in I}</math> eine Familie separabler Räume und ist die Mächtigkeit von <math>I</math> höchstens gleich der Mächtigkeit des Kontinuums <math>\mathbb R</math>, so ist <math>\textstyle \prod_{i\in I}X_i</math> mit der [[Produkttopologie]] ebenfalls separabel. Um dieses Resultat einzusehen, genügt es, die Separabilität von <math>{\mathbb N}^{\mathbb R} = \{f\mid f\colon {\mathbb R}\rightarrow {\mathbb N}\}</math> zu beweisen. Dazu überlegt man sich leicht, dass die abzählbare Menge der endlichen Summen von Funktionen aus <math>\{n\cdot\chi_{[a,b]}; n\in{\mathbb N}, a,b\in {\mathbb Q}\}</math> dicht liegt, wobei <math>\chi_{[a,b]}</math> die [[Indikatorfunktion|charakteristische Funktion]] des Intervalls <math>[a,b]</math> ist.


== Zusammenhang mit anderen Begriffen ==
== Zusammenhang mit anderen Begriffen ==
* Der Begriff des separablen Raumes steht in keiner Beziehung zum Begriff des [[Hausdorffraum|separierten Raums]].<ref name="HS">Horst Schubert: ''Topologie.'' 1975, S. 58.</ref>
* Der Begriff des separablen Raumes steht in keiner Beziehung zum Begriff des [[Hausdorffraum|separierten Raums]].<ref name="HS">Horst Schubert: ''Topologie.'' 1975, S. 58.</ref>
* Wird die Topologie eines separablen Raumes durch eine [[Metrischer Raum|Metrik]] erzeugt, und ist der Raum bezüglich der Metrik [[Vollständiger Raum|vollständig]], so spricht man von einem [[polnischer Raum|polnischen Raum]].
* Lässt sich die Topologie eines separablen Raumes <math>X</math> durch eine [[Vollständiger Raum|vollständige]] [[Metrischer Raum|Metrik]] erzeugen, so nennt man <math>X</math> einen [[polnischer Raum|polnischen Raum]].


== Zur Historie ==
== Zur Historie ==
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Version vom 16. Juli 2019, 22:00 Uhr

Der mathematische Begriff separabel bezeichnet in der Topologie und verwandten Gebieten eine häufig benutzte Abzählbarkeitseigenschaft von topologischen Räumen. Der Begriff ist dabei von besonderer Bedeutung in der Funktionalanalysis. Hier kann man beispielsweise zeigen, dass es in einem separablen Hilbertraum stets abzählbare Orthonormalbasen gibt.

Definition

Ein topologischer Raum heißt separabel, wenn es eine höchstens abzählbare Teilmenge gibt, die in diesem Raum dicht liegt.

Kriterien für separable Räume

  • Besitzt ein topologischer Raum eine abzählbare Basis, so ist er separabel.[1]
  • Für einen metrischen Raum gilt sogar:[2]
    • Dafür, dass eine abzählbare Basis besitzt, ist es notwendig und hinreichend, dass separabel ist.
  • Ein total beschränkter metrischer Raum ist stets separabel.[3]
  • Insbesondere ist jeder kompakte, metrisierbare Raum separabel. Genauer gilt:
    • Ist ein metrisierbarer topologischer Raum, so sind die drei Eigenschaften,
      • (1) eine abzählbare Basis zu besitzen,
      • (2) lindelöfsch zu sein,
      • (3) separabel zu sein,
    äquivalent.[4]
  • Ein topologischer Vektorraum ist genau dann separabel, wenn es eine abzählbare Teilmenge gibt, sodass der davon erzeugte Untervektorraum dicht liegt.
  • Ist ein Hilbertraum von unendlicher Dimension, so sind stets die folgenden drei Bedingungen gleichwertig:[5]
    • (1) ist separabel.
    • (2) Alle Orthonormalbasen von sind abzählbar.
    • (3) In gibt es eine abzählbare Orthonormalbasis.
  • Für eine unendliche und mit der Ordnungstopologie versehene linear geordnete Menge sind die folgenden drei Bedingungen stets gleichwertig:[6]

Beispiele

Beispiele für separable Räume sind etwa:

  • Die Räume sind für separabel, da abzählbar ist und dicht in liegt.
  • Die Räume Lp() mit einer beschränkten, offenen Teilmenge und sind separabel.
  • Die Folgenräume für sind separabel.
  • Der Raum der Nullfolgen ist mit der Supremumsnorm separabel.
  • Der Raum der abbrechenden Folgen () ist mit der -Norm für separabel.
  • Die Räume sind für natürliches separabel. Dabei bezeichnet eine offene Teilmenge des .
  • Jede unendliche Menge mit kofiniter Topologie ist separabel, weil eine beliebige abzählbar unendliche Teilmenge als einzige abgeschlossene Obermenge den gesamten Raum hat.

Gegenbeispiele

Permanenzeigenschaften

  • Bilder von separablen Räumen unter stetigen Funktionen sind wieder separabel.[8]
  • Offene Unterräume separabler Räume sind stets ebenfalls separabel.[9]
  • Im Allgemeinen sind Unterräume separabler Räume allerdings nicht separabel. So enthält der separable Niemytzki-Raum beispielsweise einen nicht-separablen Unterraum, die Sorgenfrey-Ebene ist ein weiteres Beispiel.
  • Es gilt aber, dass Unterräume separabler metrischer Räume wieder separabel sind.[10]
  • Separabilitätssatz von Marczewski: Ist eine Familie separabler Räume und ist die Mächtigkeit von höchstens gleich der Mächtigkeit des Kontinuums , so ist mit der Produkttopologie ebenfalls separabel. Um dieses Resultat einzusehen, genügt es, die Separabilität von zu beweisen. Dazu überlegt man sich leicht, dass die abzählbare Menge der endlichen Summen von Funktionen aus dicht liegt, wobei die charakteristische Funktion des Intervalls ist.

Zusammenhang mit anderen Begriffen

Zur Historie

  • Das Konzept des separablen Raumes geht zurück auf Maurice René Fréchet und seine Publikation Sur quelques points de calcul fonctionnel aus dem Jahre 1906.[12]
  • P. S. Alexandroff zufolge ist der Terminus separabel eine höchst unglückliche Bezeichnung ... , die sich bedauerlicherweise jedoch eingebürgert hat und allgemeine Verbreitung fand.[13]
  • Wie Horst Schubert im Jahre 1975 schrieb, bestanden ... Tendenzen, ihn [den Terminus separabel] abzuschaffen.[11][14]

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Man erhält die abzählbare dichte Teilmenge, indem man aus jeder Menge in der Basis einen Punkt auswählt.
  2. P. S. Alexandroff: Einführung in die Mengenlehre und in die allgemeine Topologie. 1984, S. 121.
  3. Joseph Muscat: Functional Analysis. 2014, S. 68.
  4. Da Kompaktheit ein Spezialfall der Lindelöf-Eigenschaft ist, ergibt sich die zuvor genannte Aussage aus dieser Äquivalenz als Folgerung.
  5. Dirk Werner: Funktionalanalysis. 2007, S. 235.
  6. Lutz Führer: Allgemeine Topologie mit Anwendungen. 1977, S. 129.
  7. Stephen Willard: General Topology. 1970, S. 114.
  8. Als dichte Teilmenge im Bild dient einfach das Bild der dichten Teilmenge im Definitionsbereich.
  9. Führer, op. cit., S. 128.
  10. Dies folgt aus der oben genannten Äquivalenz, denn letztere überträgt sich offensichtlich auf die metrischen Unterräume.
  11. a b Horst Schubert: Topologie. 1975, S. 58.
  12. Willard, op. cit., S. 303.
  13. Alexandroff, op. cit., S. 120–121.
  14. Was jedoch offenbar nicht geschah.