„Evolutionäre Psychiatrie“ – Versionsunterschied

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Die Schamanismushypothese der Schizophrenie besagt, dass in traditionellen Gesellschaften die Erfahrung der Psychose die Induktion von [[Schamane]]n erleichterte. [[Schamanismus]] ist ein gemeinsames Merkmal menschlicher Gesellschaften, wobei bestimmte Personen eine besondere Verbindung zur übernatürlichen Welt haben, die ihnen die Fähigkeit gibt, [[Magie]] auszuführen, insbesondere [[Heilung]]. Dies wird insbesondere verwendet, um den gemeinsamen religiösen und grandiosen Inhalt psychotischer Erfahrungen und den Glauben an übernatürliche Kräfte zu erklären, die in traditionellen Gesellschaften eher geglaubt als nicht geglaubt wurden. Der Beginn der Schizophrenie ähnelt auch eng schamanischen [[Initiation]]en, die oft Halluzinationen, Wahnvorstellungen und [[Inkohärenz|inkohärente]] Sprache aufweisen. Mögliche Verbindungen zwischen Schamanismus und Wahnsinn werden seit vielen Jahrzehnten von Anthropologen erkannt (z.B. „...Geistig kranke Menschen werden in primitiven Gesellschaften oft als heilig angesehen“<ref>{{Literatur |Autor=Gustav Ränk |Titel=Shamanism as a research subject: some methodological viewpoints |Sammelwerk=Scripta Instituti Donneriani Aboensis |Band=1 |Datum=1967-08-01 |ISSN=2343-4937 |DOI=10.30674/scripta.67020 |Seiten=15–22 |Online=https://journal.fi/scripta/article/view/67020 |Abruf=2022-04-02}}</ref> und „Schwachsinn wird heute in [[Niue]] mit Verachtung behandelt, aber Wahnsinn ruft immer noch Respekt hervor“<ref>{{Literatur |Autor=E. M. LOEB |Titel=THE SHAMAN OF NIUE |Sammelwerk=American Anthropologist |Band=26 |Nummer=3 |Datum=1924-07-09 |ISSN=0002-7294 |DOI=10.1525/aa.1924.26.3.02a00090 |Seiten=393–402}}</ref>), aber die jüngste Iteration der Theorie stammt von Joseph Polimeni,<ref>{{Literatur |Autor=Joseph Polimeni |Titel=Shamans among us: schizophrenia, shamanism and the evolutionary origins of religion |Datum=2012 |ISBN=978-1-300-43091-9 |Online=https://www.worldcat.org/title/shamans-among-us-schizophrenia-shamanism-and-the-evolutionary-origins-of-religion/oclc/895889736 |Abruf=2022-04-02}}</ref> der argumentiert, dass Schamanen die Gruppenfunktion erleichtern, und so entwickelte sich die Psychose als Ergebnis der Gruppenauswahl. Kritiker haben argumentiert, dass die [[Trance|Trancezustände]] und die [[Selbstbeherrschung]], die von Schamanen gezeigt werden, sich von den Merkmalen der Schizophrenie unterscheiden.
Die Schamanismushypothese der Schizophrenie besagt, dass in traditionellen Gesellschaften die Erfahrung der Psychose die Induktion von [[Schamane]]n erleichterte. [[Schamanismus]] ist ein gemeinsames Merkmal menschlicher Gesellschaften, wobei bestimmte Personen eine besondere Verbindung zur übernatürlichen Welt haben, die ihnen die Fähigkeit gibt, [[Magie]] auszuführen, insbesondere [[Heilung]]. Dies wird insbesondere verwendet, um den gemeinsamen religiösen und grandiosen Inhalt psychotischer Erfahrungen und den Glauben an übernatürliche Kräfte zu erklären, die in traditionellen Gesellschaften eher geglaubt als nicht geglaubt wurden. Der Beginn der Schizophrenie ähnelt auch eng schamanischen [[Initiation]]en, die oft Halluzinationen, Wahnvorstellungen und [[Inkohärenz|inkohärente]] Sprache aufweisen. Mögliche Verbindungen zwischen Schamanismus und Wahnsinn werden seit vielen Jahrzehnten von Anthropologen erkannt (z.B. „...Geistig kranke Menschen werden in primitiven Gesellschaften oft als heilig angesehen“<ref>{{Literatur |Autor=Gustav Ränk |Titel=Shamanism as a research subject: some methodological viewpoints |Sammelwerk=Scripta Instituti Donneriani Aboensis |Band=1 |Datum=1967-08-01 |ISSN=2343-4937 |DOI=10.30674/scripta.67020 |Seiten=15–22 |Online=https://journal.fi/scripta/article/view/67020 |Abruf=2022-04-02}}</ref> und „Schwachsinn wird heute in [[Niue]] mit Verachtung behandelt, aber Wahnsinn ruft immer noch Respekt hervor“<ref>{{Literatur |Autor=E. M. LOEB |Titel=THE SHAMAN OF NIUE |Sammelwerk=American Anthropologist |Band=26 |Nummer=3 |Datum=1924-07-09 |ISSN=0002-7294 |DOI=10.1525/aa.1924.26.3.02a00090 |Seiten=393–402}}</ref>), aber die jüngste Iteration der Theorie stammt von Joseph Polimeni,<ref>{{Literatur |Autor=Joseph Polimeni |Titel=Shamans among us: schizophrenia, shamanism and the evolutionary origins of religion |Datum=2012 |ISBN=978-1-300-43091-9 |Online=https://www.worldcat.org/title/shamans-among-us-schizophrenia-shamanism-and-the-evolutionary-origins-of-religion/oclc/895889736 |Abruf=2022-04-02}}</ref> der argumentiert, dass Schamanen die Gruppenfunktion erleichtern, und so entwickelte sich die Psychose als Ergebnis der Gruppenauswahl. Kritiker haben argumentiert, dass die [[Trance|Trancezustände]] und die [[Selbstbeherrschung]], die von Schamanen gezeigt werden, sich von den Merkmalen der Schizophrenie unterscheiden.

=== Autismus ===
{{Siehe auch|Auswirkungen der Nutzung digitaler Medien auf die psychische Gesundheit#Autismus}}
[[Autismus]] ist durch Schwierigkeiten mit [[Soziale Interaktion|sozialer Interaktion]] und [[Kommunikation]] sowie eingeschränktes und sich wiederholendes Verhalten gekennzeichnet. In den Industrieländern wird bei etwa 1,5% der Kinder ab 2017 Autismus diagnostiziert<ref>{{Literatur |Autor=Kristen Lyall, Lisa Croen, Julie Daniels, M. Daniele Fallin, Christine Ladd-Acosta |Titel=The Changing Epidemiology of Autism Spectrum Disorders |Sammelwerk=Annual Review of Public Health |Band=38 |Datum=2017-03-20 |ISSN=1545-2093 |DOI=10.1146/annurev-publhealth-031816-044318 |PMC=6566093 |PMID=28068486 |Seiten=81–102 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28068486/ |Abruf=2022-04-02}}</ref> gegenüber 0,7% im Jahr 2000 in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]]. Es wird vier- bis fünfmal häufiger bei Männern als bei Frauen diagnostiziert.<ref>{{Internetquelle |url=https://web.archive.org/web/20140418153648/http://www.cdc.gov/ncbddd/autism/data.html |titel=CDC {{!}} Data and Statistics {{!}} Autism Spectrum Disorder (ASD) {{!}} NCBDDD |datum=2014-04-18 |abruf=2022-04-02}}</ref>

Autismus unterscheidet sich stark zwischen Individuen (er ist sehr heterogen) mit unterschiedlichen Ursachen für verschiedene Individuen. Einige Fälle werden durch schädliche Mutationen<ref name=":44">{{Literatur |Autor=Luis de la Torre-Ubieta, Hyejung Won, Jason L. Stein, Daniel H. Geschwind |Titel=Advancing the understanding of autism disease mechanisms through genetics |Sammelwerk=Nature Medicine |Band=22 |Nummer=4 |Datum=2016-04 |ISSN=1546-170X |DOI=10.1038/nm.4071 |PMC=5072455 |PMID=27050589 |Seiten=345–361 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27050589/ |Abruf=2022-04-03}}</ref> oder [[Pränatalpsychologie|pränatale]] und neonatale Traumata<ref>{{Literatur |Autor=William Mandy, Meng-Chuan Lai |Titel=Annual Research Review: The role of the environment in the developmental psychopathology of autism spectrum condition |Sammelwerk=Journal of Child Psychology and Psychiatry, and Allied Disciplines |Band=57 |Nummer=3 |Datum=2016-03 |ISSN=1469-7610 |DOI=10.1111/jcpp.12501 |PMID=26782158 |Seiten=271–292 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26782158/ |Abruf=2022-04-03}}</ref> verursacht, für die keine adaptive Erklärung erforderlich ist. Diese Fälle sind oft mit geistiger Behinderung verbunden. Laut Schätzungen können zwischen 5-20% des Autismus-Spektrums durch diese dysfunktionalen Prozesse, insbesondere der Genetik, erklärt werden.<ref name=":44" /><ref>{{Literatur |Autor=T. Bourgeron |Titel=From the genetic architecture to synaptic plasticity in autism spectrum disorder |Sammelwerk=Nature Reviews Neuroscience |Datum=2015 |DOI=10.1038/nrn3992 |Online=https://www.semanticscholar.org/paper/From-the-genetic-architecture-to-synaptic-in-autism-Bourgeron/2472f0533eff7558a915eb23b50d31ed055dc804 |Abruf=2022-04-03}}</ref> Andere Fälle von Autismus kommen jedoch für adaptive Erklärungen in Betracht. Die Tatsache, dass es mehrere Erklärungen für Autismus gibt, verursacht Konflikte innerhalb der Autismus-Gemeinschaft, insbesondere zwischen Befürwortern der [[Neurodiversität|Neurodiversitätsperspektive]] und Familienmitgliedern, die sich um Personen mit Autismus mit schweren Behinderungen kümmern.<ref>{{Internetquelle |autor=Simon Baron-Cohen |url=https://blogs.scientificamerican.com/observations/the-concept-of-neurodiversity-is-dividing-the-autism-community/ |titel=The Concept of Neurodiversity Is Dividing the Autism Community |sprache=en |abruf=2022-04-03}}</ref>

Die Idee des Autismus als Vermittlung kognitiver Stärken ist seit dem Film [[Rain Man]] und dem jüngsten Wachstum der Neurodiversitäts- und Autismusrechtsbewegungen immer beliebter geworden, obwohl die Anerkennung ungewöhnlicher autistischer Fähigkeiten bereits in den frühen Schriften von [[Hans Asperger]] zu finden ist, der seine autistischen Patienten „kleine Professoren“ nannte.<ref>{{Literatur |Autor=Steve Silberman |Titel=Neurotribes: the legacy of autism and the future of neurodiversity |Datum=2015 |ISBN=978-0-399-18561-8 |Online=https://www.worldcat.org/title/neurotribes-the-legacy-of-autism-and-the-future-of-neurodiversity/oclc/957008230 |Abruf=2022-04-03}}</ref> Es wurde von Autisten wie [[Temple Grandin]] vorgeschlagen, dass autistische [[Jäger und Sammler|Jäger-Sammler]]-Vorfahren wichtige Persönlichkeiten in der Gemeinschaft waren, insbesondere wegen ihrer erfinderischen Fähigkeiten:

{{Zitat |Text=Who do you think made the first stone spear? (...) That wasn't the yakkity yaks sitting around the campfire. It was some Asperger sitting in the back of a cave figuring out how to chip rocks into spearheads. Without some autistic traits you wouldn't even have a recording device to record this conversation on. |Autor=Temple Grandin |Quelle=<ref>{{Literatur |Titel=The Wall Street journal. |Sammelwerk=The Wall Street journal. |Datum=1990 |Online=https://www.worldcat.org/title/wall-street-journal-index/oclc/1298767192 |Abruf=2022-04-02}}</ref> |Sprache=en |Übersetzung=Wer hat Ihrer Meinung nach den ersten Steinspeer gemacht? (...) Das waren nicht die Yakkity Yaks, die am Lagerfeuer saßen. Es war ein Asperger, der hinten in einer Höhle saß und herausfand, wie man Steine in Speerspitzen hackt. Ohne einige autistische Eigenschaften hätten Sie nicht einmal ein Aufnahmegerät, auf dem Sie dieses Gespräch aufzeichnen können.}}

Der führende Autismusforscher [[Simon Baron-Cohen]] hat vorgeschlagen, dass Autismus ein extrem systemisierender kognitiver Typ ist<ref>{{Literatur |Autor=Simon Baron-Cohen |Titel=The extreme male brain theory of autism |Sammelwerk=Trends in Cognitive Sciences |Band=6 |Nummer=6 |Datum=2002-06-01 |ISSN=1364-6613 |DOI=10.1016/S1364-6613(02)01904-6 |PMID=12039606 |Seiten=248–254}}</ref> auf einem empathisierenden-systemisierenden Spektrum, auf das alle Menschen fallen, etwas mit der Dinge-Menschen-Dimension von Interessen verwandt. Er erkannte das außergewöhnliche Talent vieler autistischer Menschen in einem Bereich des nichtmenschlichen Wissens oder der Fähigkeiten.<ref>{{Literatur |Autor=Simon Baron-Cohen, Emma Ashwin, Chris Ashwin, Teresa Tavassoli, Bhismadev Chakrabarti |Titel=Talent in autism: hyper-systemizing, hyper-attention to detail and sensory hypersensitivity |Sammelwerk=Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Series B, Biological Sciences |Band=364 |Nummer=1522 |Datum=2009-05-27 |ISSN=1471-2970 |DOI=10.1098/rstb.2008.0337 |PMC=2677592 |PMID=19528020 |Seiten=1377–1383 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19528020/ |Abruf=2022-04-03}}</ref> In seinem Buch ''The Pattern Seekers: how autism drives human invention''<ref>{{Literatur |Autor=Simon Baron-Cohen |Titel=The pattern seekers: how autism drives human invention |Datum=2020 |ISBN=978-1-5416-4714-5 |Online=https://www.worldcat.org/title/pattern-seekers-how-autism-drives-human-invention/oclc/1155485628 |Abruf=2022-04-03}}</ref> schlägt er eine Theorie des menschlichen Erfindungsreichtums vor, die autistische Individuen als extreme Versionen dieser erfindenden oder systematisierenden Merkmale bezeichnet.

Marco del Giudice hat vorgeschlagen, dass autistisch-ähnliche Merkmale in ihrer nicht-pathologischen Form zu einer männlich-typischen Strategie beitragen, die auf hohe elterliche Investitionen, geringen gemeinsamen Aufwand und langfristige [[Ressourcenallokation]] ausgerichtet ist.<ref>{{Literatur |Autor=Marco Del Giudice, Romina Angeleri, Adelina Brizio, Marco R. Elena |Titel=The Evolution of Autistic-Like and Schizotypal Traits: A Sexual Selection Hypothesis |Sammelwerk=Frontiers in Psychology |Band=1 |Datum=2010-08-30 |ISSN=1664-1078 |DOI=10.3389/fpsyg.2010.00041 |PMC=3153759 |PMID=21833210 |Seiten=41}}</ref> Er hat dies auch mit einer Strategie zu einer langsamen [[Life-history-Theorie|Geschichte des Lebens]] in Verbindung gebracht.<ref>{{Literatur |Autor=Marco Del Giudice |Titel=Evolutionary psychopathology: a unified approach |Datum=2018 |ISBN=978-0-19-024685-3 |Online=https://search.ebscohost.com/login.aspx?direct=true&scope=site&db=nlebk&db=nlabk&AN=2097058 |Abruf=2022-04-03}}</ref> Dies basiert auf der Tatsache, dass Autisten ein geringeres Interesse an kurzfristiger Paarung, höheren partnerspezifischen Investitionen und einem stärkeren Engagement für langfristige romantische Beziehungen zeigen.

[[Bernard Crespi]] hat vorgeschlagen, dass Autismus eine Störung hoher Intelligenz ist,<ref>{{Literatur |Autor=Bernard J. Crespi |Titel=Autism As a Disorder of High Intelligence |Sammelwerk=Frontiers in Neuroscience |Band=10 |Datum=2016 |ISSN=1662-4548 |DOI=10.3389/fnins.2016.00300 |PMC=4927579 |PMID=27445671 |Seiten=300 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27445671/ |Abruf=2022-04-03}}</ref> und stellt fest, dass Autismus häufig verbesserte, aber unausgewogene Komponenten der Intelligenz beinhaltet. Diese Hypothese wird durch Beweise gestützt, die zeigen, dass Autismus und hoher [[Intelligenzquotient|IQ]] eine Vielzahl konvergenter [[Korrelation]]en teilen, darunter große Gehirngröße, schnelles Gehirnwachstum, erhöhte sensorische und visuell-räumliche Fähigkeiten, verbesserte synaptische Funktionen, erhöhter Aufmerksamkeitsfokus, hoher sozioökonomischer Status, bewusstere Entscheidungsfindung, professionelle und berufliche Interessen in den [[Ingenieurwissenschaften|Ingenieur]]- und [[Physik|Physikwissenschaften]] und ein hohes Maß an positiver [[Assortative Paarung|assortativer Paarung]]. Der jüngste evolutionäre Selektionsdruck auf hohe Intelligenz beim Menschen hat daher ein Autismusrisiko vermittelt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Auswirkungen der Nutzung digitaler Medien auf die psychische Gesundheit]]
* [[Bildschirmzeit]]
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Version vom 3. April 2022, 02:15 Uhr

Die evolutionäre Psychiatrie, auch bekannt als darwinistische Psychiatrie,[1][2] ist ein theoretischer Ansatz für die Psychiatrie, der darauf abzielt, psychiatrische Störungen evolutionär zu erklären.[3][4] Es ist ein Zweig des Bereichs der Evolutionsmedizin und unterscheidet sich von der medizinischen Praxis der Psychiatrie in seinem Schwerpunkt auf der Bereitstellung wissenschaftlicher Erklärungen und nicht auf Behandlungen für Psychische Störungen. Dies betrifft oft Fragen der Endursache. Zum Beispiel kann die psychiatrische Genetik Gene entdecken, die mit psychischen Störungen verbunden sind, die evolutionäre Psychiatrie fragt jedoch, warum diese Gene in der Bevölkerung bestehen bleiben. Weitere Kernfragen in der evolutionären Psychiatrie sind, warum vererbbare, psychische Störungen so häufig sind,[5] wie man geistige Funktion und Dysfunktion unterscheidet[6] und ob bestimmte Formen des Leidens einen adaptiven Vorteil vermittelten.[7] Häufig in Betracht gezogene Störungen sind Depressionen, Angstzustände, Schizophrenie, Autismus, Essstörungen und andere. Wichtige erklärende Konzepte sind evolutionäre Diskrepanz (wenn moderne Umgebungen psychische Erkrankungen verursachen) und die Tatsache, dass die Evolution eher vom reproduktiven Erfolg als von Gesundheit oder Wohlbefinden geleitet wird. Anstatt eine alternative Darstellung der Ursache psychischer Störungen zu liefern, versucht die evolutionäre Psychiatrie, Erkenntnisse aus traditionellen Schulen der Psychologie und Psychiatrie wie Sozialpsychologie, Behaviorismus, biologische Psychiatrie und Psychoanalyse in einen ganzheitlichen Bericht im Zusammenhang mit der Evolutionsbiologie zu integrieren. In diesem Sinne zielt es darauf ab, die Kriterien eines Kuhnschen Paradigmenwechsels zu erfüllen.

Obwohl stark von der Evolutionspsychologie beeinflusst,[3] wie Abed und St. John-Smith 2016 bemerkten, „bleibt die Evolutionspsychiatrie im Gegensatz zur Evolutionspsychologie, die eine lebendige und blühende Teildisziplin der akademischen Psychologie mit einem starken und gut finanzierten Forschungsprogramm ist, das Interesse einer kleinen Anzahl von Psychiatern, die dünn auf der ganzen Welt verstreut sind.“. Es hat in den letzten Jahren zunehmende institutionelle Anerkennung erlangt, einschließlich der Bildung einer speziellen Interessengruppe für evolutionäre Psychiatrie innerhalb des Royal College of Psychiatrists und der Sektion für evolutionäre Psychiatrie innerhalb der World Psychiatric Association,[8] und hat durch die Veröffentlichung von Texten, die sich an das beliebte Publikum richten, wie „Good Reasons for Bad Feelings: Insight from the Frontier of Evolutionary Psychiatry“[7] von Randolph M. Nesse an Zugkraft gewonnen.

Geschichte

Das Streben nach evolutionärer Psychiatrie in ihrer modernen Form kann bis ins späte 20. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Ein wegweisender Text war George Williams und Randolph Nesses „Why We Get Sick: The New Science of Darwinian Medicine“[9] (was auch als Beginn der Evolutionsmedizin angesehen werden könnte), die Veröffentlichung von „Evolutionary Psychiatry: A New Beginning“ von John Price und Anthony Stevens und anderen. Die Fragen, mit denen sich die evolutionäre Psychiatrie befasst, haben jedoch eine längere Geschichte, zum Beispiel von Julian Huxley und Ernst Mayr in einem frühen Papier[10] anerkannt, in dem mögliche evolutionäre Erklärungen für das, was als „Schizophrenie-Paradoxon“ bekannt geworden ist, berücksichtigt werden.

Konzepte, die von der modernen evolutionären Psychiatrie angewendet werden, um psychische Störungen zu erklären, sind in vielen Fällen auch viel älter als das Feld. Psychologisches Leiden als unvermeidlicher und manchmal nützlicher Teil der menschlichen Existenz ist seit langem anerkannt, und die Idee des göttlichen Wahnsinns durchdringt alte Gesellschaften und Religionen. Cesare Lombroso, ein bahnbrechender Psychiater, begann bereits 1864 mit der Evolutionstheorie, um psychische Störungen zu erklären, und schlug vor, dass Wahnsinn der Preis des Genies sei, da sich das menschliche Gehirn nicht mit der Fähigkeit entwickelt hatte, hyperintelligent und kreativ zu werden und dennoch gesund zu bleiben.[11] Darwin wandte die Evolutionstheorie an, um psychologische Merkmale und Emotionen zu erklären, und erkannte den Nutzen des Studiums psychischer Störungen im Streben nach dem Verständnis der natürlichen psychologischen Funktion. Freud wurde stark von der darwinistischen Theorie beeinflusst, und empfahl gegen Ende seines Lebens Psychoanalytikern, die Evolutionstheorie zu studieren.[12] Bowlbys Bindungstheorie wurde in explizitem Verweis auf die Evolutionstheorie entwickelt.[13]

Im Jahr 2016 wurde die Evolutionary Psychiatry Special Interest Group (EPSIG) im Royal College of Psychiatrists, Großbritannien, von Riadh Abed und Paul St-John Smith gegründet.[8] Es ist heute die größte globale Institution, um Psychiater und Forscher, die sich für evolutionäre Psychiatrie interessieren[14] mit über 1700 Mitgliedern zu verbinden.[15] Es wurden mehrere Seminare und Treffen zur evolutionären Psychiatrie durchgeführt, in denen Vorträge von prominenten Akademikern wie Simon Baron-Cohen und Robin Dunbar gehalten wurden. Alle Treffen sind auf dem EPSIGUK YouTube-Kanal verfügbar.[16] EPSIG veröffentlicht auch regelmäßige Newsletter[17] organisiert Konferenzen, führt Interviews und veranstaltet spezielle Essays zur evolutionären Psychiatrie (für die es noch keine spezielle wissenschaftliche Zeitschrift gibt).

“Our aims are both big and radical: they are for evolution to be accepted as the overarching framework for psychiatry and for evolution to take centre stage in our understanding of mental health and mental disorder.”

„Unsere Ziele sind sowohl groß als auch radikal: Sie sind dafür, dass die Evolution als übergreifender Rahmen für die Psychiatrie akzeptiert wird und dass die Evolution im Mittelpunkt unseres Verständnisses von psychischer Gesundheit und psychischen Störungen steht.“

Riadh Abed, früherer Vorsitzender: In einem Newsletter[14]

Psychologische Funktion und Dysfunktion

Psychische Störungen werden in psychiatrischen Handbüchern wie dem DSM oft durch Dysfunktion definiert, ohne eine genaue Definition dessen, was Dysfunktion ausmacht, so dass jeder psychische Zustand, der als sozial inakzeptabel angesehen wird (wie Homosexualität), als dysfunktional und damit als psychische Störung angesehen werden kann.

Die Evolutionstheorie ist einzigartig positioniert, um biologische Funktion durch evolutionäre Prozesse von Dysfunktion unterscheiden zu können.[18] Im Gegensatz zu den Objekten und Prozessen der Physik und Chemie, von denen man nicht streng sagen kann, dass sie funktionieren oder dysfunktionieren,[19] sind biologische Systeme die Produkte der Evolution durch natürliche Selektion, und so können ihre Funktion und Dysfunktion mit diesem evolutionären Prozess in Verbindung gebracht werden. Das Konzept der evolutionären Funktion ist an den Fortpflanzungserfolg gebunden, der durch Phänotypen verursacht wurde, die zur Verbreitung von Genen führten. Augen entwickelten sich, um zu sehen - die Funktion der Augen ist zu sehen - so sind dysfunktionale Augen diejenigen, die nicht sehen können. Dieses Funktionsgefühl wird durch die evolutionäre Geschichte des Sehvermögens definiert, die reproduktiven Erfolg bietet, nicht durch aktuelle kulturelle Meinungen von Normalität und Anomalie, von denen häufige Vorstellungen von Gesundheit und Störung abhängen.[20] Jerome Wakefields einflussreiche Definition der Störung als schädliche Dysfunktion nutzt evolutionär ausgewählte Effekte, um das Konzept der Dysfunktion im objektiven Evolutionsprozess zu erden. Wakefield schlägt vor, dass psychische Störungen sowohl schädlich, in einem wertdefinierten Sinne, als auch dysfunktional im evolutionären Sinne sein müssen.

Diese Begründung der Dysfunktion in einem objektiven historischen Prozess ist wichtig im Kontext der Geschichte der Psychiatrie, sozial unerwünschte psychische Zustände und Merkmale als „Störungen“ wie weibliche Masturbation und Homosexualität zu kennzeichnen. Aktuelle Diagnosehandbücher werden im Konsens festgelegt. Zum Beispiel rief die APA 1973 eine Abstimmung ein, um den Status von Homosexualität als psychische Störung zu überdenken. Mit einer Mehrheit von 58% wurde es gestrichen.[21] Die Kategorie der Borderline-Persönlichkeitsstörung wurde auf der Grundlage eines einzigen Papiers und eines Konsenses zwischen etwa einem Dutzend Psychiatern geschaffen.[22] Im Jahr 2014 stimmten Psychiater über die Merkmale einer neuen Störung, der Internet-Gaming-Störung, ab.[23] Die Abhängigkeit von Abstimmungen und Expertenkonsensen anstelle von objektiven Beweisen oder Biomarkern ist eine langjährige Kritik an der Psychiatrie, die die evolutionäre Psychiatrie vermeiden kann, indem sie die evolutionäre Definition von Dysfunktion annimmt.

Evolutionäre Kausalität und Tinbergens vier Fragen

Die Forschungsfragen und -bedenken der Evolutionsmedizin und Psychiatrie können von der normalen biomedizinischen und biologisch-psychiatrischen Forschung als ultimative statt unmittelbare Fragen unterschieden werden. Diese ultimative nahe Unterscheidung wurde von Ernst Mayr[24] eingeführt, um verschiedene Ebenen der ursächlichen Erklärung zu identifizieren: Nähere Erklärungen beziehen sich auf mechanistische biologische Prozesse (z.B. Gene, ontogenetische Entwicklung, Hormone, neurologische Struktur und Funktion), während ultimative Erklärungen nach dem evolutionären Prozess der natürlichen Selektion fragen, der dazu führte, dass diese biologischen Strukturen und Prozesse wie beobachtet funktionierten. Dies könnte als unmittelbare Erklärungen als „Wie“-Fragen angesehen werden, während ultimative Erklärungen „Warum“-Fragen sind.

Niko Tinbergen dekonstruierte diese ultimative-proximate Unterscheidung weiter in seine „vier Fragen“.[25] Diese Fragen des Mechanismus, der Ontogenese, der Funktion und der Phylogenese können von jedem einzelnen Merkmal oder jeder Störung (oft verhaltensbedingt, wenn auch nicht unbedingt) gestellt werden, um die verschiedenen Fragen der Kausalität zu identifizieren, die gleichzeitig relevant sind.

Nähere Fragen können in Fragen des Mechanismus unterteilt werden, die betreffen, wie das Merkmal funktioniert, die Struktur und den Prozess seines biologischen Mechanismus und Fragen der Ontogenes oder individuellen Entwicklung, die betreffen, wie sich das Merkmal in einem Individuum entwickelt.

Ultimative Fragen können entweder evolutionäre Funktion oder adaptiver Wert sein, der betrifft, wie das Merkmal die Fitness während der gesamten Evolutionsgeschichte beeinflusst hat; und Fragen der Phylogenese oder Evolution, die die Geschichte eines Merkmals auf dem phylogenetischen Baum betreffen.

Um das Beispiel der Depression zu nehmen, können wir nach nahen Mechanismen (z.B. Neurotransmittereigenschaften), ontogenetischer Entwicklung (z.B. neurologische Entwicklung über die Lebensdauer eines Individuums), adaptiver Funktion (z.B. niederes Stimmungssystem) und Phylogenese (z.B. scheinbar niedrige Stimmung als Reaktion auf soziale Niederlage bei Primaten) fragen.

Grundlegende Konzepte in der evolutionären Psychiatrie

Psychische Störungen resultieren aus vielen verschiedenen ökologischen und genetischen Ursachen, mit verschiedenen komplexen neurologischen Korrelationen - die Evolutionsmedizin jedoch erkennt mehrere allgemeine Prinzipien an, die eine Anfälligkeit für Störungen ermöglichen. Adaptiert von Nesse (2019),[7] Stearns (2016)[26] und Gluckman (2016).[27]

Fortpflanzungserfolg statt Gesundheit

Die natürliche Selektion wirkt auf die reproduktive Fitness, nicht auf biologische Zustände, die als gesund angesehen werden können; gesunde Zustände werden nur ausgewählt, wenn sie auch positive Auswirkungen auf den Fortpflanzungserfolg haben. Dies wird in der Evolutionsmedizin verwendet, um das Altern und Erkrankungen der Seneszenz zu erklären: Krankheiten, die nach dem Fortpflanzungsalter auftreten, haben minimale Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Psychisches Leiden und verschiedene kognitive Zustände, die ungesund oder ungeordnet erscheinen können, können gleichermaßen Produkte evolutionärer Prozesse sein, wenn sie den reproduktiven Erfolg steigern. Beweise dafür können bei Störungen beobachtet werden, die mit einer erheblichen scheinbaren Dysfunktion verbunden sind, aber durchschnittlichen Fruchtbarkeitsniveaus.

Diskrepanz

Evolutionäre Diskrepanz tritt auf, wenn entwickelte Merkmale aufgrund von Veränderungen in der Umwelt maladaptiv werden. Dies ist ein häufiger Faktor, der evolutionäre Veränderungen verursacht (z.B. im Birkenspanner) und ist für die Medizin relevant, wenn die nicht übereinstimmenden Merkmale Probleme verursachen, die sich auf die Gesundheit auswirken. Psychiatrische Erkrankungen können in einigen Fällen entwickelte Zustände sein, die man fälschlicherweise als Störungen interpretiert, weil sie nicht mehr unseren sozialen Erwartungen entsprechen; oder sie können psychische Zustände oder Merkmale sein, die sich in angestammten Umgebungen gesund manifestieren würden, aber aufgrund einiger Merkmale moderner Umgebungen pathologisch werden würden. Beweise für eine Diskrepanz sind am prominentesten, wenn traditionell lebende Menschen mit modern lebenden Menschen verglichen werden oder wenn neue Umweltfaktoren auftreten, die eindeutig Krankheiten verursachen (z. B. die Verfügbarkeit billiger, kalorienreicher Lebensmittel, die Fettleibigkeit verursachen).

Verteidigungen

Psychologische Reaktionen wie Angst und Panik sind in vielen Situationen anpassungsfähig,[28] insbesondere von drohender Gefahr, und werden bei mehreren Arten gesehen. Bestimmte psychische Störungen können sich aus solchen Reaktionen ergeben, entweder als maladaptive Überaktivierung der Reaktion oder als adaptiver Prozess, der speziell auf Überaktivierung abgestimmt ist, weil die Fitnesskosten der Reaktion durch den Fitnessnutzen - das sogenannte Rauchmelderprinzip - aufgewogen werden.[29] Die Tatsache, dass solche Erfahrungen sehr belastend, schwächend und unangemessen sind, führt zu ihrer Diagnose als psychische Störungen.

Mutations-Auswahl-Gleichgewicht

Die natürliche Selektion wirkt auf genetische Mutationen, die in jeder Generation vorhanden sind, beseitigt diejenigen, die die Fitness reduzieren, und erhöht die Prävalenz derjenigen, die die Fitness verbessern. Mutationen reduzieren eher die Fitness als dass sie jene verbessern. Biologische Merkmale mit einer großen mutationalen Zielgröße, wie Gehirne, in denen über 80% des Genoms exprimiert werden,[30] sind besonders wahrscheinlich verdächtig für schädliche Mutationen, die sich negativ auf die kognitive Funktion auswirken, die dann durch natürliche Selektion entfernt werden. Solche Mutationen sind oft mit geistiger Behinderung, bestimmten Fällen von Autismus, Schizophrenie und vielen weiteren Störungen verbunden. Die Tatsache, dass De-Novo-Mutationen in einigen Fällen solche Störungen verursachen, wurde verwendet, um zu argumentieren, dass die anderen Fälle durch noch unentdeckte Krankheitsprozesse verursacht werden, obwohl das Vorhandensein von Heterogenität innerhalb von Störungskategorien und das Fehlen einer entdeckten Pathologie trotz bedeutender Arbeit in den Neurowissenschaften und Genetik ein Beweis gegen diese Ansicht ist.

Evolutionäre Erklärungen für spezifische Störungen

Schizophrenie

Schizophrenie ist in erster Linie durch Psychosen (Halluzinationen und Wahnvorstellungen) und Symptome kognitiver Schwächungen wie unstete Sprache, verlorenes Interesse an normalen Aktivitäten und gestörtes Denken gekennzeichnet. Es ist der extremste Zustand des Schizophrenie- oder Psychosenspektrums, der Schizotypie und andere psychotische Störungen umfasst und sich wohl auf ungewöhnliche Erfahrungen wie die Wahrnehmung von Geistern oder den Glauben an Magie erstrecken, die in der Bevölkerung üblich sind.

Schizophrenie ist eine vererbbare Erkrankung, die bei etwas weniger als 1% der Bevölkerung vorherrscht, mit negativen Auswirkungen der Fruchtbarkeit, insbesondere bei Männern.[31] Aus diesem Grund war es vielleicht die erste psychiatrische Erkrankung, die ausdrücklich als speziell eine evolutionäre Erklärung angeführt wurde[10] im sogenannten „Schizophrenie-Paradoxon“ (jetzt allgemein bekannt als das Paradox der häufigen, schädlichen, vererbbaren psychischen Störungen[5]). Um die Persistenz der Schizophrenie zu erklären, wurden verschiedene evolutionäre Hypothesen gemacht.

Hypothesen von Schizophrenie als echte Dysfunktion sind reichlich vorhanden. Es wurde angenommen, dass Schizophrenie ein dysfunktionales Nebenprodukt der menschlichen Evolution für die Lateralisierung der Sprache und der Gehirnhälfte[32] oder eine Dysfunktion des sozialen Gehirns[33] oder im Zusammenhang mit der Geistestheorie ist.[34] Andere Theorien haben sich auf die Möglichkeit bezogen, dass es durch das Gleichgewicht zwischen Mutation und Auswahl verursacht wird.[5] Die erwarteten seltenen und de novo Mutationen wurden jedoch nur in einem kleinen Teil der Fälle gefunden.[35] Viele Allele, die für Schizophrenie prädisponieren, sind in der Bevölkerung weit verbreitet, was adaptive Hypothesen plausibel macht, wie seit Mitte des 20. Jahrhunderts festgestellt wurde.[10]

Hypothesen, die Schizophrenie infolge der Anpassung erklären, variieren stark. Frühe Theoretiker schlugen vor, das Immunsystem oder die Genesung von Krankheiten zu verbessern[10] oder die Gruppenspaltung zu erleichtern.[36] Inspiriert von den langjährigen kulturellen Ideen des Wahnsinns im Zusammenhang mit Genie schlug Nettle vor, dass Schizotypie mit kreativem Erfolg zusammenhängen könnte[37], was zum Paarungserfolg beitrug, und dass die positiven Auswirkungen schizotypischer Merkmale eine Erklärung dafür sein könnten, warum diese Merkmale fortbestehen. Es wurde jedoch festgestellt, dass der gemessene Fruchtbarkeitsvorteil solcher Merkmale die Kosten der Schizophrenie durch integrative Fitness nicht überwiegt (obwohl dies auf Selektionsverzerrungen zurückzuführen sein kann).[38]

Die Schamanismushypothese der Schizophrenie besagt, dass in traditionellen Gesellschaften die Erfahrung der Psychose die Induktion von Schamanen erleichterte. Schamanismus ist ein gemeinsames Merkmal menschlicher Gesellschaften, wobei bestimmte Personen eine besondere Verbindung zur übernatürlichen Welt haben, die ihnen die Fähigkeit gibt, Magie auszuführen, insbesondere Heilung. Dies wird insbesondere verwendet, um den gemeinsamen religiösen und grandiosen Inhalt psychotischer Erfahrungen und den Glauben an übernatürliche Kräfte zu erklären, die in traditionellen Gesellschaften eher geglaubt als nicht geglaubt wurden. Der Beginn der Schizophrenie ähnelt auch eng schamanischen Initiationen, die oft Halluzinationen, Wahnvorstellungen und inkohärente Sprache aufweisen. Mögliche Verbindungen zwischen Schamanismus und Wahnsinn werden seit vielen Jahrzehnten von Anthropologen erkannt (z.B. „...Geistig kranke Menschen werden in primitiven Gesellschaften oft als heilig angesehen“[39] und „Schwachsinn wird heute in Niue mit Verachtung behandelt, aber Wahnsinn ruft immer noch Respekt hervor“[40]), aber die jüngste Iteration der Theorie stammt von Joseph Polimeni,[41] der argumentiert, dass Schamanen die Gruppenfunktion erleichtern, und so entwickelte sich die Psychose als Ergebnis der Gruppenauswahl. Kritiker haben argumentiert, dass die Trancezustände und die Selbstbeherrschung, die von Schamanen gezeigt werden, sich von den Merkmalen der Schizophrenie unterscheiden.

Autismus

Autismus ist durch Schwierigkeiten mit sozialer Interaktion und Kommunikation sowie eingeschränktes und sich wiederholendes Verhalten gekennzeichnet. In den Industrieländern wird bei etwa 1,5% der Kinder ab 2017 Autismus diagnostiziert[42] gegenüber 0,7% im Jahr 2000 in den Vereinigten Staaten. Es wird vier- bis fünfmal häufiger bei Männern als bei Frauen diagnostiziert.[43]

Autismus unterscheidet sich stark zwischen Individuen (er ist sehr heterogen) mit unterschiedlichen Ursachen für verschiedene Individuen. Einige Fälle werden durch schädliche Mutationen[44] oder pränatale und neonatale Traumata[45] verursacht, für die keine adaptive Erklärung erforderlich ist. Diese Fälle sind oft mit geistiger Behinderung verbunden. Laut Schätzungen können zwischen 5-20% des Autismus-Spektrums durch diese dysfunktionalen Prozesse, insbesondere der Genetik, erklärt werden.[44][46] Andere Fälle von Autismus kommen jedoch für adaptive Erklärungen in Betracht. Die Tatsache, dass es mehrere Erklärungen für Autismus gibt, verursacht Konflikte innerhalb der Autismus-Gemeinschaft, insbesondere zwischen Befürwortern der Neurodiversitätsperspektive und Familienmitgliedern, die sich um Personen mit Autismus mit schweren Behinderungen kümmern.[47]

Die Idee des Autismus als Vermittlung kognitiver Stärken ist seit dem Film Rain Man und dem jüngsten Wachstum der Neurodiversitäts- und Autismusrechtsbewegungen immer beliebter geworden, obwohl die Anerkennung ungewöhnlicher autistischer Fähigkeiten bereits in den frühen Schriften von Hans Asperger zu finden ist, der seine autistischen Patienten „kleine Professoren“ nannte.[48] Es wurde von Autisten wie Temple Grandin vorgeschlagen, dass autistische Jäger-Sammler-Vorfahren wichtige Persönlichkeiten in der Gemeinschaft waren, insbesondere wegen ihrer erfinderischen Fähigkeiten:

“Who do you think made the first stone spear? (...) That wasn't the yakkity yaks sitting around the campfire. It was some Asperger sitting in the back of a cave figuring out how to chip rocks into spearheads. Without some autistic traits you wouldn't even have a recording device to record this conversation on.”

„Wer hat Ihrer Meinung nach den ersten Steinspeer gemacht? (...) Das waren nicht die Yakkity Yaks, die am Lagerfeuer saßen. Es war ein Asperger, der hinten in einer Höhle saß und herausfand, wie man Steine in Speerspitzen hackt. Ohne einige autistische Eigenschaften hätten Sie nicht einmal ein Aufnahmegerät, auf dem Sie dieses Gespräch aufzeichnen können.“

Temple Grandin: [49]

Der führende Autismusforscher Simon Baron-Cohen hat vorgeschlagen, dass Autismus ein extrem systemisierender kognitiver Typ ist[50] auf einem empathisierenden-systemisierenden Spektrum, auf das alle Menschen fallen, etwas mit der Dinge-Menschen-Dimension von Interessen verwandt. Er erkannte das außergewöhnliche Talent vieler autistischer Menschen in einem Bereich des nichtmenschlichen Wissens oder der Fähigkeiten.[51] In seinem Buch The Pattern Seekers: how autism drives human invention[52] schlägt er eine Theorie des menschlichen Erfindungsreichtums vor, die autistische Individuen als extreme Versionen dieser erfindenden oder systematisierenden Merkmale bezeichnet.

Marco del Giudice hat vorgeschlagen, dass autistisch-ähnliche Merkmale in ihrer nicht-pathologischen Form zu einer männlich-typischen Strategie beitragen, die auf hohe elterliche Investitionen, geringen gemeinsamen Aufwand und langfristige Ressourcenallokation ausgerichtet ist.[53] Er hat dies auch mit einer Strategie zu einer langsamen Geschichte des Lebens in Verbindung gebracht.[54] Dies basiert auf der Tatsache, dass Autisten ein geringeres Interesse an kurzfristiger Paarung, höheren partnerspezifischen Investitionen und einem stärkeren Engagement für langfristige romantische Beziehungen zeigen.

Bernard Crespi hat vorgeschlagen, dass Autismus eine Störung hoher Intelligenz ist,[55] und stellt fest, dass Autismus häufig verbesserte, aber unausgewogene Komponenten der Intelligenz beinhaltet. Diese Hypothese wird durch Beweise gestützt, die zeigen, dass Autismus und hoher IQ eine Vielzahl konvergenter Korrelationen teilen, darunter große Gehirngröße, schnelles Gehirnwachstum, erhöhte sensorische und visuell-räumliche Fähigkeiten, verbesserte synaptische Funktionen, erhöhter Aufmerksamkeitsfokus, hoher sozioökonomischer Status, bewusstere Entscheidungsfindung, professionelle und berufliche Interessen in den Ingenieur- und Physikwissenschaften und ein hohes Maß an positiver assortativer Paarung. Der jüngste evolutionäre Selektionsdruck auf hohe Intelligenz beim Menschen hat daher ein Autismusrisiko vermittelt.

Siehe auch

Einzelnachweise

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