„Mercedes-Benz M 100“ – Versionsunterschied

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! Kurbelwellenkröpfung
! Kurbelwellenkröpfung
| colspan=3| 90° · [[V-Motor#Normale Zylinderbankwinkel|cross-plane-Bauweise]]<ref>{{Literatur |Autor=Eduard Köhler, Rudolf Flierl |Titel=Verbrennungsmotoren |TitelErg=Motormechanik, Berechnung und Auslegung des Hubkolbenmotors |Auflage=6. |Verlag=Vieweg+Teubner Verlag |Ort=Wiesbaden |Datum=2011 |ISBN=978-3-8348-1486-9 |Kapitel=5.2 Der Kurbeltrieb |Fundstelle=Absatz „g) Anmerkungen zum V8-Motor“}}</ref>
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! Pleuel pro Hubzapfen
! Pleuel pro Hubzapfen

Version vom 8. November 2023, 17:56 Uhr

Daimler-Benz
Mercedes-Benz M 100 (in einem 300SEL 6.3)
Mercedes-Benz M 100 (in einem 300SEL 6.3)

Mercedes-Benz M 100 (in einem 300SEL 6.3)

M 100
Produktionszeitraum: 1964–1981
Hersteller: Daimler-Benz
Funktionsprinzip: Otto
Motorenbauform: V8
Ventilsteuerung: SOHC
Hubraum: 6.332 oder 6.834 cm3
Gemischaufbereitung: Saugrohreinspritzung
Motoraufladung: frei saugend
Leistung: 184–211 kW
Max. Drehmoment: 502-550 N·m
Masse: 384 kg
Vorgängermodell: M 150 7,7 l
Nachfolgemodell: M 117 5,0 l & 5,5 l
Der M 100 in einem Mercedes-Benz 600

Der Motor M 100 ist ein Ottomotor mit acht Zylindern in V-Stellung der Marke Mercedes-Benz. Es war der erste Mercedes-PKW-Achtzylindermotor nach dem Zweiten Weltkrieg.

Verwendung fand er in den 1960er- und 1970er-Jahren im Repräsentationswagen Mercedes-Benz 600 und in den Spitzenmodellen einiger S-Klassen: dem Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 (W 109) und dem Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 (W 116). Einige Fahrzeuge des Nachfolgers Mercedes-Benz W 126 wurden – nachträglich von Importeuren und nicht von Daimler-Benz autorisiert – mit dem Motor M 100 ausgestattet. Die Produktion des M 100 wurde 1982 eingestellt.

Technik

Der Motor arbeitet nach dem Ottoverfahren, hat einen Zylinderwinkel von 90° und ist wassergekühlt. Er hat eine obenliegende Nockenwelle pro Zylinderbank (OHC) und zwei von Schlepphebeln betätigte Ventile je Zylinder, die in einer Reihe stehen und etwas zur Einlassseite (im Zylinder-V) geneigt sind, wodurch sich keilförmige Brennräume ergeben. Die Nockenwellen werden durch eine Doppelrollenkette angetrieben. Die Kurbelwelle ist fünffach gelagert und ist in cross-plane-Bauweise ausgeführt, das heißt die Kurbelkröpfungen liegen nicht in einer, sondern in zwei um 90° versetzten Ebenen. Der Motorblock besteht aus Grauguss,[1] und die Zylinderköpfe aus Aluminium-Druckguss. Das Gemisch wird mit einer mechanischen Saugrohreinspritzung mit Achtstempel-Einspritzpumpe gebildet[1], die von Bosch zugeliefert wurde.

Ab 1975 wurde der Motor mit größerem Hubraum und mehr Leistung im Modell 450 SEL 6.9 der Baureihe W 116 angeboten. Gleichzeitig stellte Mercedes die Gemischaufbereitung um: von der komplizierten Saugrohreinspritzung mit Achtstempel-Einspritzpumpe auf die einfachere luftmengengesteuerte Saugrohreinspritzung K-Jetronic[1] von Bosch. Ferner erhielt der Motor eine Trockensumpfschmierung, damit er unter die niedrigere Motorhaube passte.

Fahrzeug
Verkaufsbezeichnung 600[2]
600 Pullmann
600 Pullmann Landaulet
300 SEL 6.3[3] 450 SEL 6.9[4]
Baureihe W 100 W 109 W 116
Baumuster 100 012
100 014
100 015
109 E 63 116 E 69
Bauzeit 09.1964 – 06.1981
11.1964 – 05.1981
05.1967 – 01.1981
12.1967 – 09.1972 09.1975 – 05.1980
Motor
Baureihe M 100 M 100 E 63 M 100 E 69
Baumuster 100.980 100.981 100.985
Prinzip
Verbrennungsprinip Verbrennungsmotor (Brennräume im Motor)
Arbeitsprinzip Viertakt-Hubkolbenmotor
Funktionsprinzip Otto
Kraftstoffart · -qualität Benzin· 98 ROZ/88MOZ · Super verbleit · Super plus mit Einschränkungen
Anordnung und Gewicht
Einbaulage konventionell: längsstehender Frontmotor mit Hinterradantrieb
Gewicht > 384 kg[5]
Motorblock
Zylinder · Anordnung 8 · V-Form
Zylinderbänke · Bankwinkel 2 mit 90° Bankwinkel
Material Grauguss
Kurbelwellenkröpfung 90° · cross-plane-Bauweise[6]
Pleuel pro Hubzapfen 2 · paarweise
Kurbelwellenlager 5
Abmessungen
Stichmaß keine Angaben
Zylinderbohrung 103 mm[1] 107 mm[1]
Kolbenhub 95 mm[1]
Hubraum 6.332 cm³ 6.834 cm³
Drehzahlgrenze 5.200/min
Verdichtung 9,0 : 1 8,80 : 1
Leistung
Max. Leistung 184 kW (250 PS)[1] 211 kW (286 PS)
bei Drehzahl 4.000/min 4.250/min
Max. Drehmoment 500 Nm[1] 549 Nm
bei Drehzahl 2.800/min 3.000/min
Zylinderkpf
Anzahl 2: 1 pro Zylinderbank
Prinzip Querstrom
Material Aluminium
Brennraumgeometrie keilförmig
Ventile pro Zylinder 2: 1 x Einlass + 1 x Auslass
Ventilanordnung obenliegend · parallel hängend
Ventilsteuerung 1 obenliegende Nockenwelle (SOHC) pro Zylinderbank
Nockenwellensteuerung 1 Duplex-Rollenkette pro Zylinderbank
Gemischbildung
Ansaugprinzip frei saugend (Saugmotor)
Einspritzanlage mechanische Saugrohreinspritzung
mit Bosch Acht-Stempel-Pumpe[1]
luftstromgesteuerte
Saugrohreinspritzung
Bosch K-Jetronic[1]
Zündung Batterie Transistor
Zündfolge 1–5–4–8–6–3–7–2[7]
Kühlung · Schmierung
Kühlung Wasser
Kühlwasserinhalt 23 l 18 l
Schmierung Druckumlauf Trockensumpf
Ölinhalt 6 l 7 l 13 l
Nebenaggregate
Elektrische Anlage 12 V
Batteriekapazität 88 Ah 66 Ah 88 Ah
Lichtmaschine 490 W · 14 V · 35 A 770 W · 14 V · 55 A 1050 W · 14 V · 75 A
Anlasser (elektrisch) 1,8 PS 1,4 PS
ab 12.1977: 2,0 PS
Kraftübertragung und Übersetzungen
Getriebeart automatisch
Modell · Typ K4B 050 · ohne Typkennzeichnung W3B 050 reinf. · 722.0
Kupplung hydraulische Kupplung hydraulischer
Drehmomentwandler
Rückwärtsgang –4,1455 –1,8361
1. Gang 3,9789 2,3061
2. Gang 2,4589 1,4605
3. Gang 1,5789 1,0000
4. Gang 1,0000
Achsantrieb 3,2308 · 42 : 13 2,8462 · 37 : 13 2,6471 · 45 : 17
Kraftstoffverbrauch
Verbrauch auf 100 km 15 bis über 25 l[5] 16 l (DIN)
23,2 l (Test 1975)[8]

Reputation

Bis zum Erscheinen der Mercedes-Benz-Zwölfzylinder-Modelle mit vergrößertem Hubraum (AMG- und Brabus-Modelle mit 7,3 Litern) waren die M-100-Motoren die hubraumgrößten im Nachkriegs-Deutschland gebauten PKW-Motoren. Nur die US-amerikanischen „Big Block“-Motoren von General Motors und Ford, wie auch die Motoren der russischen SIL-Repräsentationswagen hatten größeren Hubraum.

Pkw mit dem M 100

600 (W 100)

Mit dem Erscheinen des Mercedes-Benz 600 und dessen Motorleistung von 250 PS (184 kW) standen die englischen Repräsentationslimousinen von Rolls-Royce in ihrer Motorleistung nur noch an zweiter Stelle („sufficient“ – ausreichend, hatte Rolls-Royce stets angegeben, es waren etwa 210 hp (157 kW) aus 6250 cm³, später 6750 cm³). Die Fahrleistungen des Mercedes-Benz 600 entsprachen trotz der hohen Fahrzeugmasse von 2475 bis 2710 kg (leer, fahrbereit ohne Fahrer) in etwa der des bisherigen 300 SL Roadster oder der des neueren Sportwagens von Mercedes, dem 230 SL.

300 SEL 6.3 (W 109)

Eine geringere Leistungsmasse hatte dann 1968 die Baureihe W 109, die (mit Sechszylindermotoren) knapp 1,6 Tonnen wog. Mit dem geringfügig modifizierten M 100, der mit allen Aggregaten allein ohne das obligate Automatikgetriebe bereits mehr als 400 kg wiegt, beträgt die Fahrzeugmasse 1780 kg. Die Konstruktion dieses Wagens geht auf eine Anregung des Mercedes-Fahrversuchsleiters Erich Waxenberger zurück.

Das Erscheinen löste einen kleinen Boom dieser nach damaligen Begriffen extrem schnellen und leistungsstarken Luxuslimousine aus. Die ausgelieferte Stückzahl war mit 6.526 Fahrzeugen vierstellig. Viele Prominente der 1960er-Jahre kauften den Wagen: Unter anderem Peter Alexander, Hildegard Knef und Udo Jürgens.[5]

Auch die ersten Tuner nahmen sich des Autos an; mit einer Hubraumerweiterung auf 6,8 Liter und Leistungen zwischen 320 und 340 PS (235–250 kW) nahm das junge Unternehmen AMG mit großem Erfolg an Tourenwagenrennen teil; der mit 29 kW/l eher gedrosselt ausgelegte Motor war sehr gut geeignet für Leistungserhöhungen.[9]

450 SEL 6.9 (W 116)

Mit mehr Hubraum und Leistung versehen baute Mercedes-Benz diesen Motor in den W 116 (S-Klasse ab 1972) ein. Das Spitzenmodell zu 69.930 DM (Grundpreis 1975) hatte nun einen Hubraum von über 6,8 Litern bei zusätzlichen 26 kW; mehr Leistung als der 6,75-l-Rolls-Royce.[5] Obwohl der Wagen nun 1935 kg wog (Leermasse fahrfertig ohne Fahrer; in Grundausstattung, die bereits Automatik, Klimaanlage und hydropneumatische Federung umfasste), war das Leistungsgewicht mit etwa 9,2 kg/kW (6,8 kg/PS) nochmals niedriger als beim Vorgänger.[10]

Die Höchstgeschwindigkeit betrug nach Werksangaben 225 km/h. Die Schweizer Zeitschrift Automobil-Revue maß die Höchstgeschwindigkeit 1978 mit 238 km/h. Die britische Zeitschrift „Road & Track“ unternahm einen Fahrtest mit diesem Fahrzeug quer durch Westeuropa und veröffentlichte einen Bericht darüber unter dem Titel „Colossus of the Road“.

Andere Umbauten

Es existieren einige Umbauten anderer Mercedes-Modelle auf diesen Motortyp, der Leiter der Abteilung Fahrversuch, Erich Waxenberger, ließ den M-100-Motor versuchsweise in ein W 111 Coupé und einen W 113 Roadster einbauen.[11][12] Daneben baute Daimler-Benz auf Kundenwunsch nach technischer Prüfung der Machbarkeit den M 100 in Mercedes-Fahrzeuge anderer Typen ein.

Auch bauten einige Sportwagenbesitzer ihre Coupés der Reihe 107 darauf um. Diese Umbauten sind jedoch wegen des engen Motorraums schwierig zu warten.

Commons: Mercedes-Benz M100 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Oldtimer-Markt 7/98 über den Mercedes 300 SEL 6.3, Vorsicht, bissiger Benz!, (PDF, Archivlink)
  2. https://mbig.de/autos/repraesentationsfahrzeuge/w100-600/baujahre-1963-bis-1981/technische-daten/
  3. https://mbig.de/autos/limousinen/w108-109/baujahre-1965-bis-1972/technische-daten/
  4. https://mbig.de/autos/limousinen/w116/baujahre-1972-bis-1980/technische-daten/
  5. a b c d zwischengas.com vom 6. November 2011, Mercedes Benz 300 SEL 6.3 ab Abschnitt Schweres Geschütz, abgerufen am 24. September 2020.
  6. Eduard Köhler, Rudolf Flierl: Verbrennungsmotoren. Motormechanik, Berechnung und Auslegung des Hubkolbenmotors. 6. Auflage. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8348-1486-9, 5.2 Der Kurbeltrieb, Absatz „g) Anmerkungen zum V8-Motor“.
  7. https://cdn.w116.org/tech/Passenger_Car_Series_116.pdf
  8. auto motor und sport Heft 21/1975 · siehe https://www.auto-motor-und-sport.de/fahrbericht/mercedes-450-sel-6-9-fahrbericht
  9. Oldtimer-Markt 7/98, Vorsicht, bissiger Benz! PDF-Seite 4, (PDF, Archivlink)
  10. Rohde/Koch: Typenkompass Mercedes-Benz Personenwagen 1945–1975. 1. Auflage 2000, S. 127, ISBN 3-613-02019-X.
  11. Jörg Maschke: Die 6.3er Pagode bei mercedes-benz-passion.com, 29. März 2012.
  12. Die große Sause bei autobild.de, 10. Januar 2011.