Alfred Trzebinski

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Alfred Albrecht Josef Trzebinski[1] (* 29. August 1902 in Jutroschin; † 8. Oktober 1946 in Hameln) war ein deutscher Mediziner und als SS-Hauptsturmführer KZ-Arzt in den Konzentrationslagern Auschwitz, Majdanek und Neuengamme eingesetzt.

Leben

Trzebinski war der Sohn eines Gymnasiallehrers. Er studierte nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn Medizin an den Universitäten Breslau und Greifswald.[2] Mit der 1928 erschienenen Dissertation Facialislähmungen bei frischer unbehandelter Syphilis wurde er zum Dr. med promoviert. Nach dem abgeschlossenen Medizinstudium und Approbation war er zunächst als Landarzt in Sachsen tätig.[3] Seit 1933 war er mit einer ehemaligen Mitstudentin verheiratet, das Paar bekam eine Tochter.

Trzebinski war seit September 1932 Mitglied der SS (SS-Nr. 133.574[4]) und ab Februar 1933 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 1.447.570[4]). 1938 war er ehrenamtlicher Führer der Sanitätsstaffel der 91. SS-Standarte in Torgau. Innerhalb der SS stieg er im Juni 1943 bis zum SS-Hauptsturmführer auf.[5]

Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er zur Wehrmacht einberufen, bei der er ab Juli 1937 bereits zwei Monate Militärdienst absolviert hatte.[5] Im Mai 1941 wechselte er zur Waffen-SS. Ab Juli 1941 fungierte er als Lagerarzt im KZ Auschwitz und ab Herbst 1941 in gleicher Funktion im KZ Majdanek.[6] Ab April 1942 war er Standortarzt im KZ Majdanek und infizierte sich dort Ende dieses Jahres mit Fleckfieber.[5]

1943 wurde er in das KZ Neuengamme versetzt, wo er bis zur Auflösung des Lagers Ende April 1945 als Standortarzt tätig war.[3] Wahrscheinlich war er nach seiner Gesundung bereits ab dem 20. Februar 1943 in dieser Funktion.[5] Öffentliches Aufsehen erregte bereits kurz nach Kriegsende die Ermordung von 20 jüdischen Kindern im Keller der Schule Bullenhuser Damm in Hamburg-Rothenburgsort in der Nacht vom 20. zum 21. April 1945. Die Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren, je zur Hälfte Jungen und Mädchen, waren im November 1944 aus dem KZ Auschwitz ins KZ Neuengamme gebracht worden, angefordert von dem KZ-Arzt Kurt Heißmeyer. Die Kinder wurden, nachdem Heißmeyer bereits Menschenversuche an sowjetischen Kriegsgefangenen vorgenommen hatte, mit Tuberkulose infiziert. Es wurden ihnen dann Gewebeproben entnommen zur Entwicklung eines Impfstoffes. Um die Zeugen dieses Verbrechens zu beseitigen, wurde von SS-Obergruppenführer Oswald Pohl aus Berlin befohlen, die Abteilung Heißmeyer „aufzulösen“. Im Keller der Schule wurde den Kindern durch Trzebinski Morphium gespritzt und danach wurden sie – unter Mittäterschaft Arnold Strippels und Johann Frahms – an Heizungsrohren erhängt. Mit den Kindern wurden auch ihre vier Betreuer und über zwanzig sowjetische Kriegsgefangene umgebracht.[7] Trzebinski bezeichnete nach Kriegsende die Morphininjektionen als „barmherzige Tat“.[8]

Nach Kriegsende

Nach Kriegsende tauchte Trzebinski in Husum unter. Danach arbeitete er inkognito bei der britischen Armee als Militärarzt im Entlassungslager Neumünster und gelangte dann über die Tätigkeit in einem Hamburger Lazarett nach Hesedorf. Im Entlassungslager Hesedorf war er als Militärarzt beschäftigt und bezog dort mit seiner Frau und Tochter eine Wohnung. Am 1. Februar 1946 wurde er in Hesedorf verhaftet und in das Internierungslager Westertimke überstellt.[9] Während der Haft schrieb er ein mit „Ich“ betiteltes Tagebuch, das bislang unveröffentlicht ist.[2] Am 18. März 1946 wurde Trzebinsky im Neuengamme-Hauptprozess, auch wegen seiner Mittäterschaft bei dem Verbrechen im Bullenhuser Damm, angeklagt. Am 3. Mai 1946 wurde er zum Tode durch den Strang verurteilt und am 8. Oktober 1946 in Hameln hingerichtet.[3]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vollständiger Name nach: Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (Hrsg.): Sterbebücher von Auschwitz. Band 1: Berichte. 1995, S. 301.
  2. a b Günther Schwarberg: Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm. Göttingen 1988, S. 157.
  3. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 631.
  4. a b Auszug aus der Dienstaltersliste der SS
  5. a b c d "Offenes Archiv" der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
  6. Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (Hrsg.): Sterbebücher von Auschwitz. Band 1: Berichte, 1995, S. 301.
  7. Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. Frankfurt am Main 1997, S. 172.
  8. Günther Schwarberg: Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm. Göttingen 1988, S. 124.
  9. Günther Schwarberg: Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm. Göttingen 1988, S. 77f.