Andor Losonczy

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Februar 2016 um 18:25 Uhr durch Eastfrisian (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Andor Losonczy (* 2. Juni 1932 in Budapest) ist ein ungarisch-österreichischer Komponist und war von 1986 bis 1998 Professor für Klavier mit Schwerpunkt Neuer Musik am Mozarteum. Er brachte mehr als 100 Werke zur Uraufführung und spielte das gesamte Klavierwerk von Arnold Schönberg im Rundfunk ein.

Leben

Andor Losonoczy wurde 1932 als Sohn des ungarischen Komponisten, Pianisten und Dirigenten Dezső Losonczy in Budapest geboren.[1] Von 1947 bis 1948 studierte er Klavier bei Jenő Takács und Komposition bei Rezső Sugár am Konservatorium Pécs.[2] Von 1950 bis 1952 studierte er dann Klavier bei Renée Sándor am Konservatorium Budapest.[2] Von 1952 bis 1955 schloss er ein Studium in Klavier (Diplom 1955) bei Pál Kadosa und Komposition bei Endre Szervánszky an der Ferenc Liszt Musikhochschule zu Budapest an.[2] Von 1959 bis 1966 (mit Unterbrechung) wurde er zusätzlich vom Schönberg-Schüler Eduard Steuermann bei den Darmstädter Ferienkursen unterrichtet.[2]

Ab 1955 arbeitete er als Pianist bei der staatlichen Konzertagentur Filharmónia in Budapest.[2] Während eines Musikwettbewerbs 1960 verließ er Ungarn und nahm die österreichische Staatsbürgerschaft an.[1][3] Er wurde zunächst Assistent am Studio für Elektronische Musik in Salzburg[4] und gab Kurse in Live-Elektronik und Experimenteller Musik.[3] Ferner forschte er zu Elektronischer Musik und Computermusik an der Colgate University in Hamilton, New York (1978 und 1986), am Elektronmusikstudion in Stockholm (1978) und am IRCAM in Paris (1980).[5] Von 1986 bis 1998 war er Professor für Klavier mit Schwerpunkt Neuer Musik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst „Mozarteum“ in Salzburg.[1] Darüber hinaus beschäftigte er sich mit der Musik der Romantik.[1] In Darmstadt brachte der Pianist György Kurtágs 8 Klavierstücke op. 3 (1960) zur Uraufführung.[6] Weitere Uraufführungen (ca. 100)[1] von Komponisten wie Heinz Holliger, Klaus Ager, Josef Maria Horváth, Sylvano Bussotti, Jenő Takács, Bogusław Schaeffer, Karlheinz Stockhausen und György Ligeti folgten.[5] Er spielte bei mehreren Festivals und Rundfunkanstalten (hr, NDR, SRF, RAI, BR).[1][5] Für den ORF spielte er das gesamte Klavierwerk von Arnold Schönberg ein.[5] Im Jahr 1999 wirkte er als Interpret beim Dokumentarfilm Where does the Sound come from? von Herbert Pesecka mit.[1]

Losonczys elektronische Werke aus Ungarn (vor 1960) sind verschollen.[1] Seine Kompositionen wurden u.a. bei den Musikfestivals Steirischer Herbst, Warschauer Herbst, Prager Frühling, Aspekte Salzburg und Gaudeamus Festival[2] aufgeführt. Interpreten waren u.a. das Ensemble Orion, das Österreichische Ensemble für Neue Musik, das Aspekte New Music Ensemble und das Ensemble Sortisatio aufgeführt. Gemeinsam mit u.a. Klaus Ager, Herbert Grassl und Bogusław Schaeffer verlegt er seine Werke im Eigenverlag Edition 7.[2] Losonczy ist Mitglied im Österreichischen Komponistenbund und in der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM).[5] Er ist zudem Ehrenmitglied des Festivals Aspekte Salzburg.

Tonsprache

Seit den 1950er Jahren komponiert er atonal.[1] Er benutzt serielle Kompositionstechniken.[4] Später wurde er in seinen Sprachkompositionen vom Surrealismus bzw. Neo-Dada beeinflusst.[1][4] Außerdem benutzte er musikalische Collage-Techniken. Darüber hinaus komponierte er ab den 1960er Jahren elektroakustische Werke.[4]

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Zwei Bilder (1952) für Orchester. UA 1993
  • Für Ensembles (1959/61) für Ensemble
  • Kammerensemble-Musik (1961/62) für Kammerorchester. UA 1966
  • Sätze (1966) für Kammerorchester. UA Darmstadt 1966 (Bruno Maderna, Ltg.)
  • Musik für Doppelorchester (1966) für Orchester
  • Clusters (1969) für Klavier Solo
  • Black Box (1969) für Chor und Ensemble. UA Salzburg 1969 (Klaus Ager, Ltg.)
  • Scrap Music (1970) für Ensemble
  • Descort (1972) für großes Orchester
  • écriture automatique (1973) für Klavier Solo
  • Phonophobie (1975) für Klavier und 7 Instrumente. UA Warschau 1975 (Peter Burwik, Ltg.)
  • Texte (1977) für Sopran und Ensemble (nach dadaistischen Gedichten)
  • Growth structures (1978). Zyklus für 1–13 Spieler
  • White Box (1981) für Chor und Ensemble
  • Piranhas (1981) für Klavier Solo
  • Die Klavierschule (1984). 24 Etüden für die technischen Probleme der neuen Klaviermusik
  • Hydra (1985) für verschiedene Besetzungen
  • Crincrin (1987) für Viola
  • Fanal (1989) für großes Orchester
  • Lauffeuer (1990). 2 Klavierstücke
  • Klänge aus... (1996/97) für Bläser und Klavier
  • Pantomime: „Wo sind die Knochen?“ (2001). Text: Gerhard Amanshauser
  • Schattenspiel (2002/03)
  • Concerto (2004/05)

Diskographie (Auswahl)

Schriften (Auswahl)

  • Das transzendentale Tonsystem. Emil Katzbichler, Frasdorf 1975. (= Schriften der Hochschule Mozarteum, Bd. 1)
  • Andor Losonczy. In: Christian Heindl (Hrsg.): Jenö Takács. Festschrift zum 100. Geburtstag. Doblinger, Wien [u.a.] 2002, ISBN 3-900695-57-1, S. 28.

Literatur

  • Walter Szmolyan: Zeitgenössische Komponisten aus Salzburg. In: Österreichische Musikzeitschrift 25 (1970) 7, S. 405–407.
  • Losonczy, Andor. In: Paul Frank, Wilhelm Altmann: Kurzgefaßtes Tonkünstlerlexikon. Zweiter Teil: Ergänzungen und Erweiterungen seit 1937. Band 2, Heinrichshofen, 15. Auflage, Wilhelmshaven 1978, ISBN 3-7959-0087-5, S. 44.
  • Losonczy, Andor. In: Harald Goertz: Österreichische Komponisten der Gegenwart. Ein Handbuch. Doblinger, Wien, München 1979, ISBN 3-900035-58-X, S. 61.
  • Gerhard Walterskirchen: Losonczy, Andor.. In: Adolf Haslinger (Hrsg.): Salzburger Kulturlexikon. Residenz-Verlag, Salzburg [u.a.] 1987, ISBN 3-7017-0503-8, S. 278.
  • Andor Losonczy. In: Peter Hollfelder: Geschichte der Klaviermusik. Band 1, Noetzel, Wilhelmshaven 1989, ISBN 3-7959-0436-6, S. 363.
  • Losonczy, Andor. In: Österreichischer Musikrat (Hrsg.): Beiträge ’94. Österreichische Komponisten unserer Zeit. Bärenreiter, Kassel [u.a.] 1994, S. 96. (= Beiträge der Österreichischen Gesellschaft für Musik, Bd. 9)
  • Losonczy, Andor. In: Bernhard Günther (Hrsg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich. Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts mit Werklisten, Diskographien, Bibliographien und einer zweisprachigen Einleitung. Music Information Center Austria, Wien 1997, ISBN 3-901837-00-0, S. 707–709.
  • Losonczy, Andor. In: Axel Schniederjürgen (Hrsg.): Kürschners Musiker-Handbuch. 5. Auflage, Saur Verlag, München 2006, ISBN 3-598-24212-3, S. 283.
  • Losonczy, Andor. In: Oesterreichisches Musiklexikon Online, Wien 2002–2010, ISBN 978-3-7001-3077-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Andor Losonczy beim Music Information Center Austria
  2. a b c d e f g Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich 1997, S. 707.
  3. a b Harald Goertz: Österreichische Komponisten der Gegenwart. Ein Handbuch, S. 61.
  4. a b c d Oesterreichisches Musiklexikon Online.
  5. a b c d e Kürschners Musiker-Handbuch 2006, S. 283.
  6. Rachel Beckles Willson: György Kurtág: The Sayings of Péter Bornemisza, Op. 7. A 'Concerto' for Soprano and Piano. Royal Holloway, University of London, Ashgate Verlag, Surrey 2004, ISBN 0-7546-0809-3, S. 52.
  7. Eingriffe der Technik. Spiluttini, Scherübl und Losonczi erhalten den Salzburger Kunstpreis. In: Salzburger Nachrichten, Nr. 15, 20. Januar 2005, S. 13.