Arbedo

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Arbedo
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bellinzonaw
Kreis: Arbedo-Castione
Gemeinde: Arbedo-Castionei2
Postleitzahl: 6517
Koordinaten: 724098 / 119173Koordinaten: 46° 12′ 45″ N, 9° 2′ 49″ O; CH1903: 724098 / 119173
Höhe: 278 m ü. M.
Fläche: 18,88 km²
Einwohner: 2972 (31. Dezember 2012)
Einwohnerdichte: 157 Einw. pro km²
Website: www.arbedocastione.ch
Karte
Arbedo (Schweiz)
Arbedo (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 1. Januar 1821
Kirche San Paolo genannt Chiesa Rossa
Arbedo (1964)
Halsschmuck der Bronzezeit gefunden in Molinazzo d’Arbedo
Rocco Filippini (2009)
Mühle Erbetta restauriert
Bergsturz Arbedo, Absenkung am Motto d’Arbino. Historisches Bild von Leo Wehrli (1928)

Arbedo ist eine Ortschaft der politischen Gemeinde Arbedo-Castione im Kreis Bellinzona, im Bezirk Bellinzona des Kantons Tessin in der Schweiz. Im Jahr 1820 wurde Castione von Lumino getrennt, um mit Arbedo die neue Gemeinde Arbedo-Castione zu bilden.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arbedo liegt auf einer Höhe von 278 m ü. M. am linken Ufer des Ticino, etwa drei Kilometer nördlich von Bellinzona, einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Nachbargemeinden sind Bellinzona, Sant’Antonio TI, Lumino TI, Roveredo GR, Gnosca und Gorduno.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Eisenzeit diese Ortschaft war schon bewohnt, 10. Januar 1946 verschiedene Bronzfundsachen waren dort gefunden in Ortschaft Molinazzo[1][2] Er wird heute als Überrest des Rohmaterial-Lagers einer Bronzegiesserei gedeutet.

Der Fund umfasst Altmaterial, Reste des Bronzegusses, Halbfabrikate sowie Barren; einzelne Stücke sind wesentlich älter.[3] Der Fundkomplex umfasst 3'866 Bronzeobjekte aus der frühen Eisenzeit (Hallstatt D3, circa 450 v. Chr.).

Im Jahre 1422 schlugen die Mailänder in der Schlacht bei Arbedo die Eidgenossen. 1946 wurde bei Feldarbeiten der Hort von Arbedo gefunden. Der Kampf vom 30. Juni 1422 bedeutet nur eine blutige Episode in der ennetbirgischen Politik, die während eines Jahrhunderts von den Staatsmännern der Mittelschweiz betrieben wurde.

Die Freiherren von Sax hatten 1417 mit Kanton Uri und Kanton Obwalden ein Landrecht abgeschlossen, das den letztern die Befugnis zuerkannte, in Bellinzona eine Besatzung zu halten. Zwistigkeiten, die unter den Bürgern von Bellinzona ausgebrochen waren, boten den Urkantonen Ende Februar 1419 die Gelegenheit, ins Tessin hinunterzusteigen. Um wenigstens das Bleniotal, das Misox und den Monte Dongo (Lombardei) zu behalten, überliessen die Grafen von Sax den Urnern und Unterwaldnern Stadt und Grafschaft Bellinzona für die Summe von 2400 Gulden (1. November 1419).

Aber der Herzog von Mailand, Filippo Maria Visconti, wollte Bellinzona nicht verlieren. Als Uri und Obwalden sich weigerten, ihm die Stadt zu verkaufen, schaffte Visconti die Zoll Vorrechte zu Gunsten der Schweizer ab und entsandte endlich den berühmten Condottiere Francesco Bussone da Carmagnola, Graf von Carmagnola (Piemont), der Bellinzona im April 1422 einnahm und sich aller Besitzungen der Schweizer im Süden der Alpen bis zum Monte Piottino bemächtigte.[4]

Gemeindefusion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1820 wurde Castione von Lumino getrennt, um mit Arbedo die neue Gemeinde Castione-Arbedo zu bilden[5]. Der Zusammenschluss führte zu verschiedenen Streitigkeiten zwischen den wenigen Dutzend Einwohnern von Castione und Arbedo. Der Zusammenschluss beendete die Streitigkeiten nicht, im Gegenteil: Von Anfang an widersetzte sich Lumino, das einen Teil seiner Privilegien verloren sah, und ab 1840 kam es zu einer Reihe von Versuchen, Castione von Arbedo abzuspalten, die erst 1863 mit einer Vereinbarung zwischen den drei Dörfern endeten.

Ortsbürgergemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Patriziato di Arbedo[6]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1591 1801 1836 1850 1900 1902[7] 1910[8] 1950 2000[9] 2012
Einwohner circa 350 420 (36 in Castione) 565 801 1042 874 1200 1353 3729 2972

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kirche Santa Maria Assunta, Pfarrkirche bis 1583, restauriert im Jahre 1964, 1989 und 2004; die Fresken im Chor stammen um 1770 von dem Maler Antonio Baldassarre Orelli aus Locarno[10][11]
  • Kirche San Paolo genannt Chiesa Rossa 1255 wird zum ersten Mal erwähnt; heute nennt man sie allgemein die Chiesa rossa wegen der Farbe ihres Aeussern: berühmt wurde sie infolge der Schlacht, weil die Toten im Beinhaus der Kirche begraben wurden. Der zweite Bau im mittelalterlichen Stil umschloss den ersten; es war die Kirche von 1422 mit dem noch bestehenden Turm. Die dritte Kirche, wie sie jetzt steht, ist eine Vergrösserung der zweiten: sie stammt wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert und enthält interessante Malereien aus dem 16. und ein Abendmahl, wahrscheinlich noch aus dem 15. Jahrhundert[12][10][13][14]
  • Pfarrkirche San Giuseppe (1967/1969), Architekt: Giampiero Mina[10][15]
  • Kirche Santi Gottardo e Nicolao[16]
  • Gebäude Centro Civico (1996), Architekt: Roberto Briccola[10]
  • Patrizierhaus (1952), Architekt: Raffaello Tallone[10]
  • Mulino Erbetta restauriert[17]
  • Nekropole im Ortsteil Cerinasca[18]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Francesco Bussone da Carmagnola (1385–1432), Condottiere, Graf.
  • Pietro Beltramello (* um 1660 in Castagnola TI; † nach 1698 in Arbedo), Altarbauer und Stuckplastiker schuf 1698 ein Altar in der Kirche San Paolo in Arbedo[19]
  • Calogero Mancuso (* 13. September 1910 in Grammichele; † 31. August 1978 in Bellinzona), Lautefabrikant, er besuchte die Lauteschule von Cremona; er schuf in Arbedo[20]
  • Felice Filippini (1917–1988), Schriftsteller, Maler, Kupferstecher, Freskenmaler und Übersetzer
  • Renato Lafranchi (* 30. November 1942 in Arbedo), Politiker, Maler[21][22]
  • Rocco Filippini (* 7. September 1943 in Lugano; † 13. April 2021 ebenda), Sohn von Felice Filippini, Musiker, Cellospieler[23]
  • Carlo Castelli (* 2. März 1909 in Arbedo; † 19. Dezember 1982 in Lugano), Schauspieler, Regisseur[24].

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alain François Berlincourt: Schlacht bei Arbedo. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 16. Juni 2015.
  • Virgilio Gilardoni: Arbedo. In: Inventario delle cose d’arte e di antichità. Edizioni dello Stato. Bellinzona 1955, (Arbedo, S. 165–178), (Castione, S. 183–186); Idem: Arbedo. In: Il Romanico. Arte e monumenti della Lombardia prealpina. Istituto grafico Casagrande, Bellinzona 1967, (Arbedo S. 36–37, 40, 181–183, 254), (Castione S. 280, 301, 396).
  • Martin P. Schindler: Der Depotfund von Arbedo TI und die Bronzedepotfunde des Alpenraumes vom 6. bis zum Beginn des 4. Jh. v. Chr. Basel 1998[25].
  • Simona Martinoli u. a.: Arbedo. In: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 18, 22, 38, 59, 60, 61, ISBN 978-88-7713-482-0.
  • Martin Peter Schindler, Giuseppe Chiesi: Arbedo-Castione. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 4. August 2009.
  • Johann Rudolf Rahn: Arbedo. In: I monumenti artistici del medio evo nel Cantone Ticino. Tipo-Litografia di Carlo Salvioni, Bellinzona 1894, S. 3.
  • Celestino Trezzini: Arbedo. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 1, Altheus – Arduser, Attinger, Neuenburg 1921, S. 409 (Digitalisat).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Celestino Trezzini: Molinazzo. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 5: Maillard – Monod. Attinger, Neuenburg 1929, S. 130 (Digitalisat).
  2. Aldo Crivelli: Ripostiglio di un fonditore di bronzi dell’epoca del Ferro ad Arbedo. In: Rivista Storica Ticinese, Anno 9, N. 1–6, Gennaio-Dicembre 1946, Istituto Editoriale Ticinese, Bellinzona 1946, S. 1221.
  3. Martin Peter Schindler: Il ripostiglio di bronzi del V sec. a.C. di Arbedo. (italienisch) auf e-periodica.ch (abgerufen am 15. Januar 2017).
  4. Arbedo (Schlacht bei) auf biblio.unibe.ch/digibern/hist_bibliog_lexikon_schweiz (abgerufen am 28. Mai 2017).
  5. Castione-Arbedo Fusion (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive) (italienisch) auf arbedocastione.ch (abgerufen am: 2. März 2018.)
  6. Patriziato di Arbedo auf ti.ch/di/sel/patriziati
  7. Arbedo. In: Geographisches Lexikon der Schweiz, Erster Band, Aa - Emmengruppe, Gebrüder Attinger, Neuenburg 1902
  8. Celestino Trezzini: Arbedo. (Digitalisat).
  9. Giuseppe Chiesi: Arbedo-Castione. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 4. August 2009, abgerufen am 5. Februar 2020.
  10. a b c d e Simona Martinoli u. a.: Guida d'arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 59–60.
  11. Pfarrkirche Santa Maria Assunta (Foto)
  12. Kirche San Paolo genannt Chiesa Rossa
  13. Kirche San Paolo
  14. Kirche San Paolo (Foto)
  15. Pfarrkirche San Giuseppe (Foto)
  16. Kirche Santi Gottardo e Nicolao (Foto)
  17. Mulino Erbetta (Foto)
  18. A.C.: Osservazioni sulla necropoli di Cerinasca d’Arbedo. In: Rivista Storica Ticinese, Anno 9, N. 1–6, Gennaio-Dicembre 1946, Istituto Editoriale Ticinese, Bellinzona 1946, S. 1229.
  19. Beltramello, Pietro. In: Sikart
  20. Calogero Mancuso (italienisch) auf ricercamusica.ch/dizionario (abgerufen am: 19. Dezember 2017.)
  21. Lafranchi, Renato. In: Sikart
  22. Renato Lafranchi auf d-nb.info/gnd
  23. Siehe: Rocco Filippini auf it.wikipedia.org
  24. Carlo Castelli auf theaterwissenschaft.ch
  25. Martin P. Schindler: Der Depotfund von Arbedo TI und die Bronzedepotfunde des Alpenraumes vom 6. bis zum Beginn des 4. Jh. v. Chr.