August Meyszner

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August Meyszner (1938)

August Meyszner (* 3. August 1886 in Graz als August Edler von Meyszner; † 24. Januar 1947 in Belgrad) war ein österreichischer Polizeibeamter, Politiker, SA- und SS-Führer. Während der Zwischenkriegszeit war er ein Führer des Steirischen Heimatschutzes, in der Zeit des Nationalsozialismus Mitglied des Reichstages und wurde während des Zweiten Weltkrieges zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei befördert. Er war mitverantwortlich für Massenmorde an der jüdischen Bevölkerung in Serbien und wurde nach Kriegsende in Jugoslawien hingerichtet.

Leben

Meyszner war der Sohn des Oberstleutnants Rudolf Edler von Meyszner; sein Bruder Rudolf (1866–1947) war mit der Jüdin Alice Strauss-Meyszner, einer Stieftochter von Johann Strauss (Sohn) verheiratet. Meyszner besuchte in seiner Heimatstadt die Volks- und Realschule und danach eine Kadettenanstalt in Wien um die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Er wurde 1906 zum Landwehrinfanterieregiment Nr. 3 ausgemustert und dort zwei Jahre später zum Leutnant befördert. Er wechselte Anfang Mai 1914 im Rang eines Oberleutnants zur Gendarmerie. 1914 heiratete er; aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Im Ersten Weltkrieg war er Soldat der k.u.k. Armee. Nach Kriegsende war er wieder im Polizeidienst tätig. Ab 1930 war er Abgeordneter des Heimatblocks im Steirischen Landtag und als Landesrat Mitglied der steiermärkischen Landesregierung. Wegen seiner Mitgliedschaft im Steirischen Heimatschutz (1919–1933) wurde er 1933 aus dem Polizeidienst entlassen und verlor seine Mandate. Anschließend war er dreieinhalb Monate im Anhaltelager Wöllersdorf interniert. Ab November 1933 war er im Rang eines Brigadeführers SA-Führer in Mittel-Steiermark. Nachdem er 1934 in Österreich aufgrund nationalsozialistischer Betätigung steckbrieflich gesucht wurde, setzte er sich nach Deutschland ab. Im November 1934 trat er in die Schutzpolizei in Berlin ein, wo er von April 1937 bis April 1938 Kommandeur des Schutzpolizei „Abschnitt Mitte“ und der Gruppe Ost-Berlin wurde.[1]

Meyszner wechselte 1935 von der SA in die SS (Mitgliedsnr. 263.406) und war seit 1938 auch Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 6.119.650). Von März 1938 bis Mai 1945 war er Mitglied des Reichstags. Nach dem „Anschluss“ von Österreich war er von April 1938 bis 1939 Inspekteur der Ordnungspolizei (IdO) in Österreich mit Dienstsitz Wien, im Sudetenland (Oktober 1938 – Oktober 1939) und schließlich von Juni 1939 bis Spätsommer 1940 in Kassel.[2] Er war Mitglied des Volksgerichtshofs.[3]

Meyszner war ab August 1940 Generalmajor und Befehlshaber der Ordnungspolizei (BdO) im besetzten Norwegen. Er wurde im Januar 1942 Höherer SS- und Polizeiführer (HSSPF) von Serbien sowie Generalbevollmächtigter für Wirtschaft in Serbien. Meyszner errichtete seine Dienststelle in Belgrad und blieb bis Mitte März 1944 in dieser Funktion.[4]

Formal wurde ihm der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS), Obersturmbannführer Emanuel Schäfer, unterstellt, der die Nachfolge von Wilhelm Fuchs als Leiter der Einsatzgruppe Serbien angetreten hatte. Gleichzeitig erhielt aber Emanuel Schäfer seine Weisungen auch direkt aus dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) in Berlin. August Meyszner wurde lediglich vom Vorgehen Schäfers unterrichtet. Während seiner Amtszeit wurden in der Zeit von März bis zum 10. Mai 1942 15.000 jüdische Frauen und Kinder ermordet. Zu diesem Zweck schickte das RSHA Anfang März 1942 einen zu einem Gaswagen umgebauten Lastkraftwagen in das KZ Sajmište bei Belgrad.

In seiner Funktion als SS-Gruppenführer nahm er an der Gruppenführer-Tagung am 4. Oktober 1943 in Posen teil, bei der Heinrich Himmler die erste Posener Rede hielt.[5] Von Mitte März 1944 bis Anfang Mai 1945 war er Generalinspekteur der Gendarmerie und Schutzpolizei der Gemeinden.[6]

Meyszner wurde, wie auch Wilhelm Fuchs, nach Kriegsende an Jugoslawien ausgeliefert. Vom 9. bis 22. Dezember 1946 wurde ihm in Belgrad vor dem Obersten Militärgericht der Prozess gemacht, der mit dem Todesurteil endete. Ob es ein Berufungs- oder Gnadenverfahren gab, ist nicht genau bekannt. Am 24. Januar 1947 wurde August Meyszner in Belgrad durch den Strang hingerichtet.

Auszeichnungen

Meyszners SS- und Polizeiränge
Datum Rang
Februar 1935 SS-Oberführer
April 1937 Oberstleutnant der Polizei
März 1938 Oberst der Polizei
April 1939 Generalmajor der Polizei
April 1940 SS-Brigadeführer
Januar 1942 SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei

Literatur

  • Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Droste, Düsseldorf 1986, ISBN 3-7700-0710-7 (Zugleich: Stuttgart, Universität, Dissertation, 1985).
  • Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen. Hermagoras-Verlag, Klagenfurt u. a. 2012, ISBN 978-3-7086-0578-4.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945 (= Fischer. 16048). 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Martin Moll: Vom österreichischen Gendarmerie-Offizier zum Höheren SS- und Polizeiführer Serbien, 1942–1944. August Meyszner: Stationen einer Karriere. In: Harald Heppner, René Kegelmann, Stefan Sienerth (Hrsg.): Dorf und Literatur (= Danubiana Carpathica. Jahrbuch für die Geschichte und Kultur in den deutschen Siedlungsgebieten Südosteuropas. Bd. 5 = Heft 52, 2011). Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-486-71091-5, S. 239–308.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Biographie Meyszners im Handbuch des Reichstags
  2. Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. 1986, S. 341.
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. 2007, S. 409.
  4. Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen. 2012, S. 249, 252.
  5. Romuald Karmakar: Das Himmler-Projekt. Manfred Zapatka und die Rede Heinrich Himmlers bei der SS-Gruppenführertagung in Posen am 4. Oktober 1943 (= Absolut Medien 719 Dokumente). Absolut Medien, Berlin 2000, ISBN 3-89848-719-9 (DVD-Video (Bildformat: 16:9, DVD 9, 182 Min. + Extras)).
  6. Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen. 2012, S. 252.