Benutzer:Sören Koopmann/Spielwiese

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Solche Kondensstreifen werden von Vertretern dieser Hypothese als Chemtrails bezeichnet

Chemtrails sind gemäß einer Verschwörungstheorie Kondensstreifen, die neben kondensierten Flugzeugabgasen zugesetzte weitere Chemikalien enthalten sollen. Sie sollen sich visuell von normalen Kondensstreifen vor allem durch ihre Langlebigkeit und flächige Ausbreitung unterscheiden.[1][2]

Über Chemtrails wird spätestens seit 1996 diskutiert.[3] Die Anhänger dieser Verschwörungstheorie tauschen sich vor allem auf amerikanischen Anti-Regierungswebseiten, in Internet-Foren und auf Youtube aus.[1][4] Aufgrund zahlreicher Anfragen nahmen Nichtregierungsorganisationen, Metereologen und diverse Institutionen wiederholt Stellung. Es gibt weder für das massive Ausbringen von Chemikalien noch für auffällige Kondensstreifen wissenschaftliche Anhaltspunkte.[2]

Verschwörungstheorien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Chemtrail ist ein Kofferwort, zusammengesetzt aus der englischen Abkürzung Contrails für Kondensstreifen und Chemikalien.[4] Mit ihm werden in einer Verschwörungstheorie bestimmte, langlebige und teils in Gittern auftretende Kondensstreifen bezeichnet.[5] Es soll sich bei Chemtrails nicht um normale Kondensstreifen handeln, die aus Eiskristallen bestehen, sondern um Sprühspuren aus diversen chemischen Substanzen. Über die genaue Zusammensetzung dieser Stoffe besteht keine Einigkeit, oft nennen die Anhänger jedoch Barium und Aluminium.[1]

Tatsächlich hängt die Ausbreitungsform und -geschwindigkeit sowie die Beständigkeit der Kondensstreifen jedoch von Faktoren wie Temperatur, lokaler Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit ab. Bei geringer Luftfeuchtigkeit lösen sich Kondensstreifen rasch auf, bei hoher Luftfeuchtigkeit hingegen können Abgaspartikel als Kristallisationskeime wirken, weiteren Wasserdampf binden und sich bei entsprechenden Strömungen weit ausbreiten. In der Wetterkunde sind Kondensstreifen als eine Art künstliche Cirruswolken schon viel länger bekannt, als die angebliche organisierte Klimaänderung stattfindet. Kondensstreifen, die am Himmel stehen bleiben, sind der Wetterkunde zufolge Anzeichen für Wetteränderungen.[2][6] Beobachtbare Zunahmen in Häufigkeit und Ausbreitung von Kondensstreifen am Himmel hängen vor allem mit dem starken Wachstum des Flugverkehrs zusammen: Allein in Deutschland hat sich die Zahl der Beförderungsleistung durch Flüge seit den 1980er Jahren verfünffacht; bei über 2 Millionen Starts und Landungen pro Jahr[7] kommt es dementsprechend auch zur Entwicklung einer deutlich größeren Zahl an Kondensstreifen als früher. Diese künstliche Bildung von Wolken und deren Effekte werden wissenschaftlich untersucht; sie verändern die Sichtverhältnisse in der Atmosphäre und stellen auch eine ästhetische Veränderung des sichtbaren Himmels dar.[8]

Wissenschaftler halten das Ausbringen von Chemikalien in großer Höhe für unvorhersehbar und wenig sinnvoll. Weder ist die Wirksamkeit genau einzuschätzen noch ist abzusehen, wo die Chemikalien niederkommen, da sie durch Höhenwinde mehrere hundert Kilometer weit getragen werden können. Zudem sprechen die für globale Wirkung notwendigen Kosten gegen die Ausbringung chemischer Verbindungen.[2][9]

Theorien zur technischen Umsetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur technischen Umsetzung gibt es verschiedene, zum Teil widersprüchliche und technisch nicht schlüssige Erklärungen. Gemäß einer Variante werden die Chemikalien den Flugzeugtreibstoffen zugesetzt. Das würde eine Verbreitung von Polymeren, Mikroben oder pharmazeutisch wirksamen Substanzen, wie sie von einigen Verschwörungstheoretikern angenommen wird, ausschließen, da diese in den Brennkammern der Triebwerke zerstört werden würden.[10] Die Verbreitung reiner metallischer oder mineralischer Substanzen über diesen Weg würde hingegen zu hohem Verschleiß an den Turbinenschaufeln der Triebwerke führen.[10] Andere Vermutungen gehen von einer Verbreitung der Substanzen mittels in die Flugzeuge eingebauter Sprühvorrichtungen aus, die etwa am Boden hinter verschlossenen Klappen verborgen sein könnten.[10] Es könnten spezielle Sprühmaschinen mit eingewiesenem Personal sein oder die Substanzen würden automatisch, unbemerkt von den Piloten während des Fluges von normalen Linienmaschinen durch hohle Drähte an den Tragflächenkanten versprüht. Diese Drähte dienen eigentlich der Ableitung statischer Ladungen und besitzen einen Mittelleiter, der aber entfernt worden sein soll. Modifizierte Spannungsableiter und ebenso zusätzliche Klappen oder Sprühsysteme würden aber spätestens bei der Vorflugkontrolle durch uneingeweihtes Personal entdeckt und reklamiert werden.[10]

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wurde spekuliert, dass Substanzen versprüht würden um Geo-Engineering zu betreiben, d.h. eine Beeinflussung des Klimas zu erreichen. Hierbei wird oft das so genannte Welsbach-Patent angeführt, das die Möglichkeit der Verminderung des Treibhauseffekts mittels großflächiger Verteilung von Partikeln in der Atmosphäre beschreibt.[1][11]

Stellungnahmen von Politik und Nichtregierungsorganisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anhänger der Verschwörungstheorie richteten wiederholt Anfragen an Politik, Institutionen und [Nichtregierungsorganisationen]. Einige Anfragen führten zu Reaktionen, deren Tenor die wissenschaftliche Ablehnung der Chemtrailstheorie ist.

Das Umweltbundesamt veröffentlichte ein Informationsblatt, das sich mit Chemtrails auseinandersetzt. Auch wenn es theoretische Vorstellungen des Klimaschutzes durch Ausbringen verschiedener Stoffe vorlägen, so gibt es doch keine Hinweise darauf, dass diese bisher konkret umgesetzt würden. Man beruft sich auf den Deutschen Wetterdienst, in dessen Beobachtungsdaten keine auffälligen Veränderungen des Verhaltens von Kondensstreifen verzeichnet sind. Auch dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind keine entsprechenden Phänomene bekannt, obwohl es seit vielen Jahren die Wirkung von Luftfahrtemissionen auf die Atmosphäre untersucht. Anfragen bei der Deutschen Flugsicherung und beim Deutschen Wetterdienst ergaben keine Hinweise auf auffällige Flugbewegungen und Kondensstreifen. Auch der WHO lägen keine Kenntnisse zur Existenz von Chemtrails vor. Das Verteidigungsministerium und das europäische Hauptquartier der US Air Force teilten mit, keine entsprechenden Projekte zu betreiben.[2] Die Air Force beantwortete zudem Theorien, dass sie das Wetter manipuliere, mit einem Informationspapier zu Kondensstreifen. Wettermanipulationen würden durch die Air Force nicht vorgenommen, und man plane auch nicht, damit zu beginnen.[3].

Das Greenpeace Magazin bewertete die Spekulationen über Chemtrails in einem eigenen Artikel als Verschwörungstheorie und schloss sich den Ergebissen des Umweltbundesamtes an.[12]

In den USA fanden Chemtrails fanden 2001 in den Vereinigten Staaten auch in einer Gesetzesvorlage, dem Space Preservation Act, Erwähnung, die dem Kongress durch den Politiker Dennis Kucinich erstmals vorgelegt wurde. Die Vorlage wurde abgelehnt, und Kucinich, der an der Ausarbeitung der Vorlage nicht direkt beteiligt war, äußerte später, dass er sich über die Erwähnung der Chemtrails nicht im Klaren war und er an diesem Thema nicht interessiert sei.[13]

Im März 2007 wurde in Österreich von Nationalratsabgeordneten der FPÖ eine parlamentarische Anfrage an den damaligen Landwirtschaftsminister Josef Pröll (ÖVP) gestellt.[14] In der Beantwortung dieser Anfrage stellt das österreichische Landwirtschaftsministerium fest, dass die Thematik betreffend Chemtrails seit längerem bekannt sei und es derartige Vorgänge als überaus problematisch sehen würde, es aber keinerlei Hinweise auf die Ausbringung derartiger Stoffe über Österreich gibt.[15]

Andere Phänomene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicht mit den angeblichen Chemtrails verwechselt werden darf das so genannte Hagelfliegen zur Wetterbeeinflussung. Dabei wird von Kleinflugzeugen mit Spezialgeneratoren ein Gemisch aus Silberjodid und Aceton im Aufwindbereich von Gewitterwolken ausgebracht. Das führt zur Bildung winziger Eiskeime, es bilden sich keine großen Hagelschloße mehr, sondern kleine Eiskugeln, die oftmals sogar wieder schmelzen, bevor sie am Boden ankommen. Das ausgebrachte Silberjodid ist in der Umwelt nicht mehr nachweisbar.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verschwörungsliteratur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Leonard G. Horowitz: Death in the Air: Globalism, Terrorism & Toxic Warfare (Sprache: englisch) Healthy World Dist, 2001, ISBN 0-923550-30-5
  • William Thomas: Chemtrails Confirmed (Sprache: englisch) Bridger House Publishers, 2004, ISBN 1-893157-10-5,.
  • Gerd Hohberger: Gefahr? Reichardt, Augsburg 2004, ISBN 3-939359-21-1.
  • Christian Haderer: Chemtrails. Verschwörung am Himmel? Sammler, Graz 2005, ISBN 3-85365-213-1.
  • Frank Hills: Chemische Kondensstreifen („Chemtrails“) über Deutschland. Schmid, Durach 2005, ISBN 3-938235-17-9.
  • Jerry E. Smith: Weather Warfare: The Military's Plan to Draft Mother Nature (Sprache: englisch) Adventure Unlimited, 2006, ISBN 1-931882-60-6

Literatur zur Verschwörungstheorie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Holm Hümmler: 'Chemtrails – Zwischen Meteorologie und Verschwörungstheorie.' In: Skeptiker Nr. 2, 2006, S. 48–55.
  • Nigel James: 'Contrails'. In: Peter Knight: Conspiracy Theories in American History, Santa Barbara/Denver/Oxford 2003, 197-199.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Odenwald, Michael:"Wetterkapriolen", Focus 17.06.2011
  2. a b c d e Chemtrails – Gefährliche Experimente mit der Atmosphäre oder bloße Fiktion? Informationsschrift des Umweltbundesamtes über Chemtrails (PDF)
  3. a b 'Contrails Facts'. AFD-051013-001. Air Force. 13.10.2005. (PDF)
  4. a b Nigel James: 'Contrails'. In: Peter Knight: Conspiracy Theories in American History, Santa Barbara/Denver/Oxford 2003, 197-199.
  5. Schlatter, Thomas. "Weather Queries: Chemtrail Controversy", weatherwise.org 9.3.2001
  6. Aircraft Contrail Factsheet United States Environmental Protection Agency. September 2000
  7. Verkehrszahlen für das Jahr 2009 von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (PDF)
  8. Zunehmender Flugverkehr beeinträchtigt klare und kontrastreiche Sicht in der Atmosphäre, Umwelt- und Prognose-Institut e.V.
  9. Christopher Hodapp, Alice Von Kannon: Conspiracy Theories & Secret Societies For Dummies. Hoboken 2008. S. 50
  10. a b c d Kristina Peter: Chemtrails oder Kondensstreifen? In: Magazin 2000 Plus. 6, 2007, S. 24 ff
  11. http://www.freepatentsonline.com/5003186.html
  12. Marcel Keiffenheim: Ein Himmel voller Verschwörer. In: Greenpeace Magazin 5, 2004
  13. Naymik, Mark: 'Many Kucinich backers are out there – way out', Cleveland Plain Dealer 12.3.2003 Wörtlich „When I found out that was in there, I said, ‘Look, I’m not interested in going there.‘“
  14. FPÖ: Parlamentarische Anfrage Nr. 551/J betreffend Freisetzung von Chemikalien in der Atmosphäre zur Beeinflussung des Klimas 22.03.2007
  15. Landwirtschaftsministerium Österreich: Beantwortung der parlament. Anfrage Nr. 551/J 22.05.2007
  16. Bayerische Hagelflieger impfen Gewitterwolken. vero-online.de

Kategorie:Verschwörungstheorie