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Schloss Mutzschen Haupteingang

Das Schloss Mutzschen liegt am Rand der Innenstadt von Mutzschen östlich von Grimma im Landkreis Leipzig im Bundesland Sachsen auf einem Sporn über dem Mutzschener Wasser. Bereits in der frühen Bronzezeit erhob sich hier eine Befestigungsanlage der Aunjetitzer Kultur. Eine wohl im 9. Jahrhundert angelegte slawische Burg wurde in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts das, oder zumindest ein Zentrum eines Burgwards. Von der mittelalterlichen Burg haben sich oberirdisch keine Baureste erhalten. Zu dem barocken Schloss, einem zweigeschossigen Bau mit übergiebeltem Mittelrisalit, gehören Terrassengärten, ein ausgedehnter, naturbelassener Park und ein angestauter Schlossteich mit ehemaliger Schlossmühle.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Burg liegt auf einem etwa 50 x 80 m großen ovalen Plateau auf einem Geländesporn. Dieser liegt bis zu 20 über dem Mutzschener Wasser, das den Sporn von drei Seiten in einer Schleife umfließt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühbronzezeitliche Anlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühes und hohes Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archäologische Funde von Keramik der Leipziger Gruppe zeigen, dass der Bergsporn bereits im 9. und frühen 10. Jahrhundert erneut durch Slawen besiedelt wurde. Aufgrund der Geländesituation dürfte es sich zweifelsfrei um eine Befestigung gehandelt haben, auch wenn deren Reste noch nicht nachgewiesen konnten. Sie gehörte zusammen mit weiteren Burgen östlich der Mulde wie Wurzen, dem Sonnenmühlwall in Oelschütz, Nerchau (?), Döben, Polkenberg/Leisnig und wohl auch noch Dahlen-Zissen zu dem von sorbischen Stämmen besiedelten Landstreifen östlich der Mulde, der im 10. Jahrhundert als Chutizi orientalis Teil des pagus Chutizi wurde. [1]

Gerhard Billig und Karlheinz Blaschke vermuteten, das sich in Mutzschen in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts das Zentrum eines Burgwardes befand. Der Burgwardmittelpunkt könnte auch im unweit gelegenen, größeren Burgwall "Alte Schanze" in Köllmichen, Ot. von Mutzschen, gesucht werden. Für Mutzschen als Mittelpunkt spricht jedoch die Kirche in der ehemaligen Vorburg [2], die zwar erst zum Jahr 1341 mit der Nennung eines plebanus bezeugt ist [3], aber seit Walter Schlesinger als bereits in der Zeit bestehende Königskirche bzw. als typische Burgwardkirche mit einer großen Pfarrei (Karlheinz Blaschke) gilt.

Schloss Mutzschen Hofseite

Im Jahr 1081 schenkte König Heinrich IV. seinem Getreuen Chitele[4] die drei Dörfer Mutzschen, Böhlitz (heute Ortsteil der Stadt der Stadt Mutzschen) und Mehlis (Wüstung zwischen Böhlitz und Prösitz) nebst allem Zubehör und allen Einkünften zu freiem Eigen, sowie den zu Mutzschen gehörenden Wald innerhalb angegebener Grenzen im Gau Chutizi in der Grafschaft Ekberts. Der Wald gehörte auch später als Mutzschener Heide oder Wermsdorfer Forst stets zur Herrschaft Mutzschen[5] In der am 18. März 1081 in Regensburg ausgestellten Urkunde[6] ist ausdrücklich von villae die Rede und nicht von einer Burg, trotzdem wird diese Urkunde bislang zumeist als Beleg für die Existenz einer Burg im 11. Jahrhundert genannt. In dem Reichsministerialen Chitele wird daher auch der mögliche Stammvater des später edelfrei gewordenen Geschlechts der Herren von Mutzschen gesehen. Der erste sichere Vertreter dieses Geschlechts ist Konrad von Mutzschen (Cunradus de Mutsin). Dieser nahm mit zahlreichen weiteren Edelherren und Ministerialen an der Gerichtsentscheidung des Markgrafen Dietrich des Bedrängten über die Schleifung der Burg Thorun teil und wird der 1206 in Dresden ausgestellten Urkunde als Zeuge aufgeführt [7] und benannte sich wohl nach einer Burg bzw. einem Herrensitz in Mutzschen.

Spätmittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des 14. Jahrhundert verlor die Herrschaft Mutzschen ihre Selbständigkeit. Das Geschlecht starb aus bzw. wanderte in die Oberlausitz ab. Wohl um 1290, sicher aber noch vor 1308 erwarben die Burggrafen von Leisnig Burg und Herrschaft Mutzschen. In einer Urkunde von 1308 nennen sie Mutzschen erstmals "castrum nostrum".[8]

Um 1400 wechselte die Burg in den Besitz der Familie von Starschedel.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurfürst August I. v. Sachsen erwarb 1565 die Burg, Rittergut und Ort und ließ die Burg wohnlicher im Stil der Renaissance umgestalten. Bereits 1556 hatten die Herren von Starschedel Wermsdorf an den Kurfürsten verkauft, so dass dieser nun seine Herrschaft über den Wermsdorfer Forst voll verwirklichen konnte. 1622 verkaufte Kurfürst Johann Georg I. v. Sachsen Mutzschen an die Familie Döhring. Eine Feuersbrunst vernichtete das Schloss 1681 völlig.

Da Kurfürst August der Starke von Sachsen aber eine Unterkunft für seine Jagdgesellschaften im benachbarten Jagdschloss Hubertusburg in Wermsdorf benötigte, erließ er um 1703 die Weisung zum Wiederaufbau des Schlosses im Stil des Barock und zum Bau der Steinbrücke. Es entstand ein stattlicher zweigeschossiger Bau mit übergiebeltem Mittelrisalit, der 1752/54 erweitert und umgebaut wurde [9]

Schloss Mutzschen Treppenhaus

Ab 1847 war Schloss Mutzschen im Besitz des sächsischen Gerichtsdirektors Gaudich, der am und im Schloss Verschönerungsarbeiten vornehmen ließ. Das gesamte Ensemble mit Schloss, Hungerturm, Torwächterhaus und Schlosspark wurde 1939 unter Denkmalschutz gestellt.

Das Schloss am Ende des Zweiten Weltkrieges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit Dezember 1943 lagerten die Bestände der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Leipzig (u. a. 7.448 Handschriften, 2.826 Inkunabelbände, 155.000 Autographen und die kostbare Münzsammlung in Kisten verpackt, im Schloss. Dort überdauerten sie unbeschadet den Krieg.

Im Herbst 1945 begann man mit der Rückführung der Bücherbestände, musste 1946 aber hinnehmen, dass die Sowjetische Besatzungsmacht gegen die Einsprüche des Rektors und der Bibliotheksleitung –die in Mutzschen ausgelagerten wertvollsten Sammlungen zur Kriegsbeute erklärte und abtransportierte, nachdem bei der vorübergehenden Besetzung durch amerikanische Truppen bereits einige wertvolle Stücke mit unbekanntem Ziel abtransportiert worden waren.[10]

Nutzung in der DDR-Zeit und nach der Wende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde 1945 der damalige Besitzer enteignet. In der DDR-Zeit diente das Schloss als Jugendschule und später als Jugendherberge. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 blieb der Jugendherbergsbetrieb zunächst erhalten, musste jedoch 1999 wegen brandschutzrechtlicher Bedenken eingestellt werden. 2000 wurde die Schlossbrücke saniert.

1953 wurde von Natur- und Heimatfreunden das Stadt- und Heimatmuseum im Torwärterhaus des Schlosses gegründet. In zwei Räumen befinden sich Exponate von der Ur- und Frühgeschichte bis zur unmittelbaren Vergangenheit der Region, darunter Keramik, Handwerkerutensilien, Exponate zum Schul- und Vereinsleben und zur Feuerwehr. Öffnungszeiten nach Voranmeldung bei der Stadtverwaltung.

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2003 und 2004 erfolgte im Auftrag eines Investors eine bauhistorische und restauratorische Untersuchung des Schlosses durch die beiden Berliner Bauhistoriker Yngve Jan Holland und Andreas Potthoff in Zusammenarbeit mit den Restauratorinnen Sonia Cardenás und Jeanette Koletzki, in der die Baugeschichte des Gebäudes erstmals systematisch erfasst und in einem Gutachten dargestellt wurde. 2007 erfolgte im Bereich des Schlosshofes eine archäologische Grabung durch den Bereich für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dabei wurden neben mittelalterlichen auch prähistorische Funde geborgen. Die genaue Datierung dieser Funde steht noch aus. Im Oktober 2007 wurde das Schloss von der Stadt für 600.000 € an einen deutschen Investor verkauft.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Billig, Heinz Müller: Burgen. Zeugen sächsischer Geschichte, Verlag Degener Co. Neustadt a. d. Aisch, 1998, S. 93 f. ISBN 3-7686-4191-0 .
  • Karlheinz Blaschke: Die Stadt Mutzschen. In: Der Rundblick 28, 1981, S. 44-46. Wiederabdruck in: Peter Johanek (Hrsg.) unter Mitarbeit von Uwe John: Stadtgrundriß und Stadtentwicklung. Forschungen zur Entstehung mitteleuropäischer Städte. Ausgewählte Aufsätze von Karlheinz Blaschke (Städteforschung. Reihe A, Darstellungen Bd. 44). Köln, Weimar, Wien: Böhlau 1997, S. 276-282. ISBN 3-412-06897-7 . 2., unveränderte Auflage ebd. 2001. ISBN 3-412-02601-8 .

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Reinhard Spehr: Christianisierung und früheste Kirchenorganisation in der Mark Meißen. Ein Versuch. In: Judith Oexle (Hrsg.): Frühe Kirchen in Sachsen. Ergebnisse archäologischer und baugeschichtlicher Untersuchungen (Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie und Landesmuseum für Vorgeschichte 23) Stuttgart 1994, ISBN 3-8062-1094-2, S. 8-63.
  2. Die von Karlheinz Blaschke aufgestellte These, wonach die älteste Burg auf dem Kirchberg zu suchen und erst "zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Geländesporn über dem Mutzschener Wasser eine neue Burg errichtet worden" sei, erscheint angesichts der archäologischen Funde wenig wahrscheinlich. Mindestens genauso oft wie in der eigentlichen Burg lagen die Burgwardkirchen in den Vorburgen, so etwa in Rochlitz. Seine Argumentation anhand des auf die Kirche zielenden Straßenverlaufes ist wenig schlüssig, zumal wenn dort die Vorburg als wirtschaftliches Zentrum zu lokalisieren ist.
  3. Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae II 15, S. 229 f. Nr. 327, hier S. 330 Z. 14. Online-Edition: http://codex.isgv.de/codex.php?band=cds2_15&f=&a=b&s=230
  4. Reinhard Spehr (1994, S. 29, 56 Anm. 102.) äußerte die Vermutung, dass dieser identisch mit jenem Chitolone, einem von mehreren milites marchionis Echeberti sei, der in der auf 1071 datierten, allerdings wohl in den 1130er Jahren gefälschten und verunechtet nachgezeichneten Urkunde des Bischofs Benno von Meißen erscheint. Hypothetisch verbindet er diese Chitolone/Chitele mit dem Gründer einer von ihm ebenso lediglich vermuteten Reichsburg im oberlausitzischen Kittlitz. "Auffällig sind jedenfalls die unmittelbaren Kontakte der späteren Edelfreien von Kittlitz zum Reichsgut um Leisnig-Mutzschen und ihre genealogischen Verknüpfungen mit den Burggrafenfamilien von Leisnig und Groitzsch ...".
  5. Blaschke 1981
  6. Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae I A 1, S. 341 f. Nr. 151. Online-Edition: http://codex.isgv.de/codex.php?band=cds1a1&f=&a=b&s=342. Regesta Imperii online-Ausgabe http://www.regesta-imperii.de/fileadmin/user_upload/downloads/heinrich-4.pdf S. 346.
  7. Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae II, 1, S. 70-72 Nr. 74, hier S. 72 Z. 1. Online-Edition: http://codex.isgv.de/codex.php?band=cds2_01&f=&a=b&s=072
  8. Urkunde Nr. 1848 im Hauptstaatsarchiv Dresden.
  9. Eine Kurzvorstellung der Ergebnisse der bauhistorischen Untersuchung zeigt den Unterbau eines Fußbodens mit der Angabe 1752: http://buero-asd.de/index.php?akt_id=asd_02_01&id=19&bil_nr=10&bil_typ=klein . Im "Dehio", dem "Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler", Sachsen von 1965 wird dagegen das Jahr 1754 angegeben (S. 287).
  10. Bei der Rückführung des Hauptteils im Jahre 1958 fehlten 233 Inkunabeln, darunter das in zwei Bänden vollständige Papierexemplar der Gutenbergbibel aus dem Franziskanerkloster Altenburg, das heute in Moskau in der Lomonossow-Bibliothek liegt; weiter einer der beiden sog. Cyprischen Ablassbriefe Gutenbergs von 1454, außer dem vor allem ein Sammelband mit 254 Briefen an Erasmus (ein Geschenk zum Universitätsjubiläum 1809) und – bis heute verschollen – rund ein Fünftel der Münzsammlung.