Bremsschirm

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Ein Bremsschirm, oft fälschlich als Bremsfallschirm bezeichnet, ist eine einem Fallschirm ähnelnde Vorrichtung häufig an einem Fahrzeug oder Flugzeug, die speziell zum Abbremsen ausgelegt ist. Bremsschirme sind außerordentlich robust konstruiert; die Kappen bestehen aus – meist kreuzweise verflochtenen – Textilbändern. Sie werden während der Landung von Luftfahrzeugen – meist kurz vor oder nach dem Aufsetzen – eingesetzt, um die Landerollstrecke zu verkürzen. Insbesondere Kampfflugzeuge, die keine Schubumkehr haben, bedienen sich des Bremsschirmes.

Geschichte

The National Air and Space Museum : Arado Ar 234B
Tupolew Tu-104B Passagiermaschine auf dem Flughafen Stockholm/Arlanda (1968)

Als Erfinder des Bremsschirms gilt der italienische Aviatik-Pionier Giovanni Agusta, der schon 1911 einen Prototyp entwickelte. Der erste bekannte Einsatz erfolgte am 21. Mai 1937 im Rahmen der ersten sowjetischen Arktis-Expedition, wobei ein viermotoriges ANT-6-Flugzeug mit Hilfe eines Bremsschirms auf einer driftenden Eisscholle am Pol landete, um dort die EisdriftstationNordpol-1“ zu errichten. Einige Tage später landeten dort drei weitere Flugzeuge gleichen Typs.

In Deutschland wurden erste Versuche mit Bremsschirmen an Flugzeugen 1941 im Zweiten Weltkrieg an der Me 210 V-14[1] und der Ju 52[2] (Erprobungsbericht der E-Stelle Rechlin) vorgenommen. Die Horten Ho IXb (Ho 229) war um 1945 ebenfalls mit einem Bremsschirm bestückt.[3]

Einen Bremsschirm hatte auch die Convair B-58 Hustler, ein vierstrahliger überschallschneller Langstreckenbomber der Zeit des Kalten Krieges. In den 1950er-Jahren entwickelt, setzte das Strategic Air Command der US Air Force sie bis 1970 als Atomwaffenträger ein.

Heutige Nutzung

Der Eurofighter Typhoon hat mit Bremsschirm einen Landeweg von etwa 700 Metern.[4]

Typhoon mit Bremsschirm

Bei Landfahrzeugen werden Bremsschirme bei Beschleunigungswettbewerben an den sogenannten Dragstern mitgeführt, um die Radbremsen zu entlasten. Sie können dabei eine Bremswirkung von bis zu 6 g erzeugen.

Bremsschirme werden mittig am Heck des jeweiligen Fahrzeuges angebracht, so dass kein Drehmoment um die Hochachse auftritt. Je nach Belastung verwendet man sie auch in Bündeln von zwei bis vier Schirmen.

Beim bodennahen Absetzen von - meist militärischer - Fracht (zum Beispiel Luftlandepanzer) ziehen die Bremsschirme spezielle Schlitten aus einem Transportflugzeug, um sie danach am Boden abzusetzen. Sie wirken zunächst als Bremsschirm (horizontal) und dann als Fallschirm.

In der Schifffahrt werden Treibanker, die Bremsschirmen ähneln, unter Wasser eingesetzt, um die Abdrift- oder die Vorwärtsbewegung eines Schiffes zu verringern oder bei einem Not-Stopp den Anhalteweg zu verkürzen.[5]

Im Sport werden sowohl beim Laufen als auch beim Schwimmen Bremsschirme zum Widerstandstraining eingesetzt.[6] In beiden Anwendungsfällen um Beinfreiheit und gute Anströmung zu erreichen ausreichend lang angeleint mit einem Band oder Gummiseil rückenseitig an einen Hüftgurt. Der Schirmdurchmesser beträgt in Luft etwa 50 bis 100 cm Durchmesser, in viskosem Wasser 20 bis 70 cm.

Siehe auch

Weblink

Commons: Bremsschirm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heinz J. Nowarra, Die deutsche Luftrüstung 1933–1945. Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-7637-5464-4
  2. Bremsschirm an Ju 52 (Juli 1942, Erprobung durch die Erprobungsstelle der Luftwaffe in Rechlin) vorgenommen.
  3. Bremsschirm im Heckköcher
  4. www.bredow-web.de
  5. Sea Anchor
  6. Musterbild einer Bremsschirmanwendung im Widerstandstraining