Burg Hülshoff

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Burg Hülshoff
Burg Hülshoff

Burg Hülshoff

Staat Deutschland
Ort Havixbeck
Entstehungszeit im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Erhalten
Ständische Stellung Drosten
Bauweise Baumberger Sandstein, Backsteinziegel
Geographische Lage 51° 58′ N, 7° 30′ OKoordinaten: 51° 58′ 17,2″ N, 7° 30′ 16,1″ O
Höhenlage 71 m ü. NHN
Burg Hülshoff (Nordrhein-Westfalen)
Burg Hülshoff (Nordrhein-Westfalen)
Luftbild (2014)
Darstellung von Alexander Duncker

Burg Hülshoff ist eine typische münsterländische Wasserburg, deren Name sich von der Bezeichnung Hülse (auch Hülsbusch, Holst, englisch holly) für die Stechpalme ableitet. Sie liegt zwischen Havixbeck und dem münsterschen Vorort Roxel und gehört seit 1975 zur Gemeinde Havixbeck. Die Burg war von 1417 bis 2012 Stammsitz der Freiherren Droste zu Hülshoff und ist das Geburtshaus der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff.

Baubeschreibung

Burg Hülshoff stellt sich bis heute als geschlossene Renaissanceanlage dar, deren hohe Dreistaffelgiebel schmucklos gehalten sind. Auf dem First der Hauptburg befindet sich ein Dachreiter mit einer Sturmglocke, mit der weithin hörbar Alarm geschlagen werden konnte. Die Wasserburg steht auf zwei Inseln, die durch eine Brücke verbunden sind. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Anlage in Formen des Barock erneuert, umgebaut und erweitert, wobei der Baumberger Sandstein zusammen mit Ziegelmauerwerk zum Einsatz kamen. Der 1628 errichtete Gärtnersturm zeigt seit dem 19. Jahrhundert ein – ursprünglich an anderer Stelle angebrachtes – Reiterrelief, das Heinrich I. von Droste-Hülshoff (1500–1570) darstellt, der bei der Eroberung der Stadt Münster von den Täufern beteiligt war. Über dem Eingang der Hauptburg befindet sich das Doppelwappen Droste zu Hülshoff-Travelmann des Bernhard II. von Droste zu Hülshoff[1], das ursprünglich einen von Heinrich I. gebauten, im 18. Jahrhundert abgerissenen, Erker zierte.

Baugeschichte

Die Anlage wurde erstmals im 11. Jahrhundert als Oberhof „Hoff ton Hulshove“ (Hof zum Hülshoff) urkundlich erwähnt.[2] Schon 1388 erwarben die Herren von Deckenbrock, die sich nach ihrem erblichen Drostenamt des Domkapitels Münster benannten, den in der Nachbarschaft von Hülshoff liegenden und später zum Gutsbesitz gehörigen Hof Wittover. Johann IV. von Droste, der, wie andere Erbmänner in Münster wirkte und lebte, Besitzer des Oberhofes Deckenbrock, kaufte dann 1414 eine Parzelle vom Hülshove, heute der nördliche Teil des Schlossparks. 1417 kaufte er von seiner entfernten Verwandten Jutta von Schonebeck auch das Haus Tor Kulen, urkundlich bereits 1347 erwähnt und den Oberhof Hülshoff. Den Urkunden zufolge stand auf einer Insel im damals noch kleineren Hausteich nur ein Haus mit dicken Mauern. Die heutige Vorburg hatte einen Graben im südlichen Bereich, wo sich damals der Zugang befand. Die Familie nutzte die Burg zunächst als Landsitz, vor allem in den Sommermonaten.

Erst Heinrich I. (1500–1570) verlegte, bedingt durch die Erfahrungen der Täuferzeit, seinen ständigen Wohnsitz nach Hülshoff. Zwischen 1540 und 1545 erbaute bzw. erweiterte er das Haupthaus durch den westlichen Flügel und befestigte die Burg.[3] Er ließ den Teich durch einen Kanal vergrößern. Stärker befestigt wurde die Anlage 1580 durch seinen Sohn, den Bürgermeister von Münster Bernhard II. von Droste zu Hülshoff (1542–1624). Er errichtete Umfassungsmauern, den (im 19. Jahrhundert abgebrochenen) Alten Hundeturm (seine ursprünglich dort angebrachte Wetterfahne mit dem Wappen Droste-Travelmann ist heute auf dem Neuen Hundeturm zu sehen) sowie einen Renaissance-Erker (im 18. Jahrhundert abgebrochen).[4] Dessen Sohn Heinrich II. (1597–1666) musste, durch wiederholte Belagerungen und Plünderungen im spanisch-niederländischen und im Dreißigjährigen Krieg, die Befestigung abermals verstärken. Er schüttete 1628 die jetzige Lindenallee, den heutigen Hauptzugang zur Burg, auf und pflasterte sie. Dank der Befestigungen verteidigte man sich in Hülshoff noch im 18. Jahrhundert mit 18 Mann und ebenso vielen stets geladenen Gewehren.[5]

Heinrich Johann I. Droste zu Hülshoff (1677-1739) hatte zu Beginn des 18. Jahrhunderts am nördlichen Teichufer vier Kastanien pflanzen lassen, die immer wieder durch neue ersetzt wurden. Ihm verdankt Hülshoff auch die Eichenallee, die von Nordwesten auf die Lindenallee zuführt. Von seinem zweiten Sohn, dem Domherrn Ernst Constantin I., wurden der südliche Teil des Sommerbosketts und die Vorgänger der Kastanienallee gepflanzt, die von Norden auf den Hausteich zuführt. Das Innere des Herrenhauses wurde am Ende des 18. Jahrhunderts durch den Gouverneur von Münster, General Heinrich-Johann von Droste zu Hülshoff (1735–1798), umgebaut, wobei auch die Fenster die heutige Form erhielten.[5] Der Pavillon im nördlichen Teil des Sommerbosketts, das sogenannte Teehäuschen, war ein Geschenk seines Bruders, des Domdechanten Ernst Constanz von Droste zu Hülshoff (1736-1799). Deren Neffe Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff, Vater der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, ließ das südlich gelegene, sumpfige Gelände trockenlegen. Dazu ließ er die Stichgräben von dem östlichen und westlichen Turm der Vorburg zum Hausteich ausheben. Der fast verlandete Graben zwischen den beiden Türmen wurde vertieft. Auf ihn geht auch die heutige Form des Parks zurück, der ihn als Landschaftsgarten gestalten ließ.

Im 19. Jahrhundert gab es die letzten größeren Veränderungen. 1868 wurde auf Kosten des Ornithologen Ferdinand von Droste zu Hülshoff (1841–1874) der Neue Hundeturm errichtet.[5] Die Burgkapelle im neugotischen Stil wurde 1880 durch seinen Bruder, den Landrat von Münster Heinrich von Droste zu Hülshoff (1827–1887), angebaut.[6]

Erst in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts bekam die Vorburg durch Jutta von Droste zu Hülshoff so breite Gräben, dass man von einer Insellage sprechen kann.

Von der Burg mit ihren Nebengebäuden aus wurde das Rittergut Hülshoff bewirtschaftet, das im 19. Jahrhundert durch die Nebengüter Rüschhaus, Vögeding und Brock erweitert wurde und damals über 1250 ha umfasste. Auch ein Teil des alten Stammgutes Deckenbrock gehörte vom 18. bis 20. Jahrhundert wieder dazu.

Heutige Nutzung

Teehaus im Wald hinter der Gartenanlage

Burg Hülshoff und ihr Park sind gegen Eintrittsgeld zu besichtigen. Es gibt Führungen durch die Innenräume, die v.a. an die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff erinnern. Der Burgkeller und im Sommer der Hof werden durch das Burgrestaurant bewirtschaftet. Burg Hülshoff ist zudem für ihre große und gepflegte Parkanlage bekannt. Der landschaftlich gestaltete Park unterteilt sich in verschiedene Teilbereiche. Im Wald befindet sich ein kleines Teehaus. Im Mai findet auf dem Parkgelände alljährlich das Festival „Gartenträume“ statt,[7] im November das Festival „Winterträume“.[8]

Im Jahr 2014 wurden für eine Summe von rund 2,5 Mio. Euro umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, nachdem man festgestellt hatte, dass der aus dem Jahr 1417 stammende Dachstuhl akut einsturzgefährdet war. Begleitend zur Dachstuhlerneuerung wurde das Haupthaus neu eingedeckt. Die Kapelle wurde originalgetreu mit neuen Schieferschindeln versehen und ihre Fenster wurden neu eingefasst.[9]

Die Burg Hülshoff ist Station der 100-Schlösser-Route. Der Radweg verbindet auf vier Rundkursen die Schlösser im Münsterland.

Geburtshaus der Dichterin

Annette von Droste-Hülshoff wurde 1797 auf Burg Hülshoff geboren und verbrachte hier bis 1826 ihre Kindheit und Jugend.

„Du Vaterhaus mit deinen Thürmen,
Vom stillen Weiher eingewiegt,
Wo ich in meines Lebens Stürmen
So oft erlegen und gesiegt, –
Ihr breiten laubgewölbten Hallen,
Die jung und fröhlich mich geseh'n,
Wo ewig meine Seufzer wallen
Und meines Fußes Spuren stehen.“

Annette von Droste-Hülshoff

Mit Hilfe der 2012 offiziell anerkannten Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung wird das Geburtshaus dauerhaft für die öffentliche Nutzung erhalten und bietet ein Domizil für literarische Veranstaltungen, Ausstellungen und Forschungsvorhaben.

Literatur

  • Johann Holsenbürger: Die Herren v. Deckenbrock (v. Droste-Hülshoff) und ihre Besitzungen. Aus archivalischen Quellen. Theil 1 (2 Abtheilungen). Regensberg, Münster
    • Abtheilung 1: 1209–1570. 1868.
    • Abtheilung 2: 1570–1798. 1869.
  • Wilderich von Droste zu Hülshoff: Annette v. Droste-Hülshoff im Spannungsfeld ihrer Familie. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1997, ISBN 3-7980-0683-0

Impressionen

Weblinks

Commons: Burg Hülshoff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Holsenbürger: Die Herren von Deckenbrock (v. Droste-Hülshoff) und ihre Besitzungen, S. 68, verwechselt das Wappen der Travelmann mit dem des Erbmännergeschlechts Stevenick, der Ehefrau von Heinrich I:
  2. Karl Emerich Krämer: Von Burg zu Burg in Westfalen. Mercator-Verlag, Duisburg 1975, ISBN 3-87463-061-7, S. 12.
  3. Dorothea Kluge, Wilfried Hansmann (Bearb.): Westfalen (= Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Teil: Nordrhein-Westfalen, Bd. 2). Deutscher Kunstverlag, Berlin 1969, S. 495.
  4. Wilfried Hansmann: Kunstwanderungen in Westfalen. Belser, Stuttgart 1966, S. 48.
  5. a b c Johann Holsenbürger: Die Herren v. Deckenbrock (v. Droste-Hülshoff) und ihre Besitzungen, Bd. 2: 1570–1798. Regensberg, Münster 1869.
  6. Haus Hülshoff. In: Dierk Hartleb, Helmut Röer: Wohin im Münsterland am Wochenende und in den Ferien. Ein Wegweiser zu Stätten der Kultur und Unterhaltung. Everhard Sommer, Ahlen 1984, ISBN 3-924914-00-1, S. 158–159, hier S. 159.
  7. Homepage der Veranstaltung „Gartenträume“
  8. Homepage der Veranstaltung „Winterträume“
  9. Pressemitteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe vom 27. Oktober 2014: Burg Hülshoff restauriert.