Dierig Holding

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Dierig Holding
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0005580005
Gründung 1805
Sitz Augsburg, Deutschland
Leitung
Mitarbeiterzahl 204 (31. Dezember 2015)
Umsatz 75,9 Mio. EUR (2015)
Branche Textilindustrie, Immobilien
Website www.dierig.de
Das Gelände der ehemaligen Textilfabrik an der Iller in Kottern (Kempten) gehört zur Dierig Holding.

Die Dierig Holding AG ist ein börsennotierter, international tätiger Textil- und Immobilienkonzern mit Sitz in Augsburg.

In der Textilsparte entwickelt und vermarktet das Unternehmen Bettwäsche der Marken fleuresse und Kaeppel und handelt international mit Roh- und Fertiggeweben. Eine Spezialität ist die Entwicklung, Gestaltung und Vermarktung von Afrikadamasten. Die Stoffe werden in Westafrika zu Boubous konfektioniert. Zusätzlich vermarkten Gesellschaften der Dierig-Gruppe Objekttextilien (Bimatex GmbH: Bettwäsche für Hotels, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen) sowie Technische Textilien (Christian Dierig GmbH).

Die eigene Textilproduktion mit Spinnerei, Weberei und Ausrüstung wurde Mitte der 1990er Jahre verlagert. Die freigewordenen Areale werden seither von der Immobiliensparte entwickelt, umgebaut und an Dritte vermietet. Seit dem Jahr 2006 kauft der Dierig-Konzern Immobilien im Großraum Augsburg auf dem freien Markt und entwickelt diese. Die Liegenschaften umfassen rund 530.000 Quadratmeter Grundstücks- und 150.000 Quadratmeter Gebäudeflächen an den Standorten Augsburg und Kempten.

Geschichte

Das Unternehmen Dierig wurde 1805 von Christian Gottlob Dierig (1781–1848) als textiles Verlagsunternehmen in Langenbielau in Schlesien gegründet. Eigene Webstühle wurden 1830 in Betrieb genommen, wobei bis ins späte 19. Jahrhundert die meisten Gewebe von Handwebern in Heimarbeit hergestellt wurden. Eine der Spezialitäten waren Jacquard-Stoffe.

Aufstand der schlesischen Weber im Jahr 1844

1844 wurden auch die Langenbielauer Dierig-Fabriken zu einem Schauplatz des Schlesischen Weberaufstands von 1844. Nachdem preußisches Militär auf die demonstrierenden Weber geschossen hatte – dabei kamen zehn Männer und eine Frau zu Tode –, stürmte eine aufgebrachte Menge die Fabriken, zerschlug die Webstühle und plünderte die Lager. In Gerhart Hauptmanns Drama Die Weber wird die Firma Dierig zu „Dittrich“ chiffriert. Eine historisch korrekte Wiedergabe der Geschehnisse fiel hierbei allerdings dem Drama zum Opfer.

Industrialisierung und Expansion

Nach dem Tod Christian Gottlob Dierigs im Jahr 1848 übernahm sein Sohn Friedrich Dierig sen. (1818–1894) die Leitung der Geschäfte. Er und sein Sohn Friedrich Dierig jun. (1845–1931) vergrößerten den Anteil industriell gefertigter Ware. Zur Weberei kamen auch Stoffdruckereien und Spinnereien hinzu. 1905 wurde ein Zweigwerk in Gellenau eröffnet. 1918 erwarb Dierig in Augsburg die „Mechanische Spinnerei am Mühlbach“. Dieses Werk wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Hauptsitz des Dierig-Konzerns.

Die prägenden Gestalten der vierten Generation waren die Brüder Wolfgang (1879–1945) und Gottfried Dierig (1889–1945). Unter ihrer Leitung ging das Unternehmen Dierig 1928 an die Börse und übernahm 1930 den Hammersen-Konzern mit Textilfabriken im Münsterland sowie in Kempten im Allgäu. Mit rund 15.000 Beschäftigten war Dierig damals das größte Baumwollunternehmen Kontinentaleuropas.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Dierig unter der Führung von Christian Gottfried Dierig zu einem der größten Textilkonzerne Westdeutschlands. Zu den in Lizenz hergestellten Markentextilien des Konzerns zählten die bügelfreien Markengewebe Cottonova und Diolen Star, aus dem ab 1968 das bügelfreie „Hemd mit der Schwarzen Rose“ hergestellt wurde, sowie von Helanca, einer Kunstseide. Die Marke fleuresse wurde 1962 ausgebaut.

Reaktion auf Krise der deutschen Textilindustrie

Der etwa ab 1955 beginnenden und sich nach 1970 verschärfenden Krise der deutschen Textilindustrie suchte sich Dierig zunächst durch Zukäufe und Kooperationen zu entziehen. Die eigene Fertigung wurde Mitte der 1990er Jahre verlagert.

Textile Handelsgeschäfte

Heute agiert Dierig im Textilbereich als „Converter“. Die Bettwäsche sowie die Fertigware wird in eigenen Ateliers gestaltet. Vorstandssprecher ist seit Juni 1997 Christian Dierig in der sechsten Generation.

Immobilien

Der Immobilienbereich hatte nach der Aufgabe der Textilproduktion die Aufgabe, aus Vermietung und Verpachtung Erträge zur Deckung der Pensionslasten zu liefern. Zwischenzeitlich hat sich das Immobiliensegment zu einem zweiten Standbein des Unternehmens entwickelt.

Dabei widmet der Konzern die Spinnerei- und Webereigebäude aus dem historischen Bestand zu Mietflächen um und bebaut Freiflächen. Ein Teil der Immobilien am Hauptstandort ist an die Arbeiterwohlfahrt Augsburg vermietet, die dort das Seniorenzentrum Christian-Dierig-Haus betreibt. Daneben kauft der Dierig-Konzern seit 2006 im Raum Augsburg Immobilien zu. Unter anderem erwarb Dierig 2006 und 2012 Teile des ehemaligen Schlacht- und Viehhofs Augsburg und wandelte das Gelände zu einer Gastronomie-, Lebensmittel- und Freizeitmeile um.

Der Standort Bocholt mit ursprünglich 100.000 Quadratmetern Grundfläche wurde zwischen den Jahren 1998 und 2008 entwickelt und verkauft. Gleiches gilt für den Standort Rheine mit rund 30.000 Quadratmetern. Die Erlöse flossen in die Aufwertung bestehender und den Ankauf neuer Immobilien in und um Augsburg.

Kennzahlen

Im Geschäftsjahr 2015 erwirtschaftete der Dierig-Konzern einen Umsatz von 75,9 Millionen Euro. Davon entfielen 68,4 Millionen Euro auf den Bereich Textil und 7,5 Millionen Euro auf den Bereich Immobilien. [1] Der Konzerngewinn bezifferte sich auf 2,4 Millionen Euro. [2] Der Wert der Investment Properties, also der als Finanzinvestition gehaltenen Immobilien, wird mit 74,4 Millionen Euro angegeben. [3]

Organisation

Der Dierig-Konzern ist eine Holding-Organisation. Die Dierig Holding AG als Muttergesellschaft hat mit Ausnahme einiger Vermietungsgeschäfte keinen eigenen operativen Geschäftsbetrieb. Diesen übernehmen Tochtergesellschaften:

  • Dierig Textilwerke GmbH, Augsburg (Immobilien)
  • fleuresse GmbH, Augsburg (Bettwäsche)
  • Adam Kaeppel GmbH, Augsburg (Bettwäsche)
  • Christian Dierig GmbH, Augsburg (internationaler Gewebehandel)
  • Bimatex GmbH, Augsburg (internationaler Gewebehandel)
  • Christian Dierig GmbH, Leonding (Bettwäsche in Österreich und Osteuropa)
  • Dierig AG, Wil (Bettwäsche in der Schweiz)

Aktie

Die Aktie des Unternehmens ist unter der ISIN DE0005580005 (WKN 5580005) notiert.

Das gezeichnete Kapital von elf Millionen Euro ist in 4.200.000 nennwertlose Stückaktien zum rechnerischen Anteil am Grundkapital von 2,62 Euro eingeteilt. Größter Anteilseigner ist die Textil-Treuhand GmbH, die eine Mehrheitsbeteiligung von 70,13 Prozent an der Dierig Holding AG hält. [4] In der Textil-Treuhand GmbH bündeln die Mitglieder der Familie Dierig ihre Anteile.

Die Dierig Holding hält 96.900 eigene Aktien. [5] Die übrigen Aktien befinden sich in Streubesitz.

Literatur

  • Dierig Holding AG (Hrsg.): Dierig. Weber. Seit 1805. Edition Braus im Wachter-Verlag, ISBN 3-89904-164-X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dierig Holding AG: http://www.dierig.de/php/download.php?id=562, S. 75, online abgerufen am 26. April 2016
  2. Dierig Holding AG: http://www.dierig.de/php/download.php?id=562, S. 56, online abgerufen am 26. April 2016
  3. Dierig Holding AG: http://www.dierig.de/php/download.php?id=562, S. 54, online abgerufen am 26. April 2016
  4. Dierig Holding AG: http://www.dierig.de/php/download.php?id=562, S. 84, online abgerufen am 26. April 2016
  5. Dierig Holding AG: http://www.dierig.de/php/download.php?id=562, S. 71, online abgerufen am 26. April 2016