Egyd Gstättner

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Egyd Gstättner (* 25. Mai 1962 in Klagenfurt) ist ein österreichischer Publizist und Schriftsteller.

Egyd Gstättner studierte an der Universität Klagenfurt Philosophie, Psychologie, Pädagogik und Germanistik. Schon während des Studiums begann er mit Veröffentlichungen in Zeitschriften wie manuskripte, protokolle, Literatur und Kritik oder Wiener Journal.

Seit seiner Sponsion 1989 lebt er als freier Schriftsteller in Klagenfurt, wo er zahlreiche Essays u. a. für die Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, Die Presse, Falter, Kurier und Die Furche verfasste. Besonders bekannt wurde er im Süden Österreichs mit seinen Satiren in der Kleinen Zeitung. Darüber hinaus schrieb und gestaltete er Features für die Österreichischen Radioprogramme Ö1 und Radio Kärnten sowie für den Bayerischen Rundfunk. 1993 wurde er zum Dr. phil. promoviert.

1990 erschien die erste eigenständige Buchpublikation („Herder, Frauendienst“ in der „Salzburger AV Edition“). Bis 2018 wurden insgesamt 38 Bücher Gstättners bei Zsolnay, Amalthea, in der Edition Atelier und seit 2008 im Picus Verlag Wien publiziert – oft in mehreren Auflagen und in andere Sprachen übersetzt. Dazu kommen ca. 2200 literarische, essayistische, satirische, feuilletonistische (keine journalistischen) Beiträge in in- und ausländischen Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien (dtv, Insel, Piper, Fischer, Knaur, Deuticke, Residenz u. v. a.), ca. 600 Lesungen im In- und Ausland seit 1985 (Stand 1. Januar 2024). Seit 2016 hat er einen zweiten Wohnsitz in Wien. Im Jahr 2019 fand im Musilmuseum Klagenfurt die große multimediale Werkschau „Gestatten Gstättner“ statt, die wegen großen Publikumsinteresses zweimal verlängert wurde.

Gstättner ist mit der Buchhändlerin Claudia Saxer-Gstättner verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter, Sonja und Isabella.

Preise und Auszeichnungen

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  • 1991 Lesezirkelpreis der Wiener Zeitung
  • 1993 Preis des freien Deutschen Literaturverbands Hessen
  • 1994 Max-von-der-Grün-Preis Linz
  • 1996 Club Carinthia Literaturpreis
  • 1997 Förderungspreis des Landes Kärnten
  • 2000 Pfefferbeißer Literaturpreis München
  • 2000 Pons-Preis für die Wortschöpfer des Jahres München Pons-Verlag
  • 2001 Theaterpreis Wies | Steiermark
  • 2002 Leopold-Figl-Preis
  • 2005 Prosapreis Brixen (für “Das Mädchen im See”)
  • 2007/2008 Österreichisches Staatsstipendium für Literatur
  • 2009 Otto-Stoessl-Preis (für “Der Mensch kann nicht fliegen”)
  • 2011/2012 Österreichisches Staatsstipendium für Literatur
  • 2015/2016 Österreichisches Staatsstipendium für Literatur
  • 2018/19 Österreichisches Staatsstipendium für Literatur
  • 2022/23 Österreichisches Staatsstipendium für Literatur
  • (Niemals ausgezeichnet wurde Gstättner mit dem Würdigungspreis für Literatur seines Heimatlandes Kärnten).

Buchpublikationen

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Gstättner bei der Präsentation seines Buches Wiener Fenstersturz auf der Wiener Buchmesse 2017

Theaterarbeiten

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  • Argumente für Adam (UA TiK Klagenfurt, 18. Juni 1992)
  • Die Räuber (UA ke-Theater, Klagenfurt, 16. März 1994)
  • Schopenhauer (UA Volkstheater Wien, 18. Juni 1996 Dt. Erstaufführung Wolfgang Borchert-Theater, Münster, 19. September 1997)
  • Orpheus (UA ORF-Theater Klagenfurt, 28. April 1997)
  • Silvester (UA Volkstheater Wien, 31. Dezember 1998)
  • Die schöne Helena (Dialogfassung. Stadttheater Klagenfurt 19. Oktober 2000)
  • The Spitzweg Project (UA ke-Theater, Klagenfurt 21. November 2001)

Literatur (Auswahl)

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Robert Jakubicek: Über Egyd Gstättner. Diplomarbeit Brünn / CZ 2006

Margot Christa Gupper: Sehnsucht und Widerstand. Über Egyd Gstättner. Dissertation, Klagenfurt 2010.

Erika Hornbogner (Hrsg.): Festschrift zum 50. Geburtag, Fidibus 2012, Klagenfurt

Marco Messier: Gestatten Gstättner: 30 Jahre Leben in Romanfiguren. (Zur gleichnamigen Ausstellung im Musilmuseum Klagenfurt von November 2019 – März 2020) Drava-Verlag 2019.

Rezeption (Auswahl)

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„Wenn Sie wissen wollen, was eine wirklich gut gebaute Satire ist, lesen Sie bei Egyd Gstättner nach…“ (Karl Löbl, nach der Premiere, Volkstheater 1996 ZiB/ORF2)

„Man ahnt, daß hier ein Großer heranwächst.“ Günther Nenning 2004

„Mit grimmiger Ironie und grotesker Übertreibung rettet Egyd Gstättner sich und den Leser über das Abgründige des Daseins hinweg. Ein raffiniertes philosophisches Verwirrspiel“ (Wiener Zeitung, Ingeborg Waldinger über „Meine besten Niederlagen“)

„Ein fesselnder Text zwischen Bestandsaufnahme und Erzählung...in diese Fundstücke, die mit Krankheit, Unglück, Leiden und Tod zu tun haben, fügt der Autor seine eigene Krankengeschichte. Dennoch entsteht daraus ein Text mit heiterem Grundton, was dem Autor hoch anzurechnen ist und was für seine handwerklichen Fähigkeiten spricht.“ (Bücherschau, Mike Markart über „Das Mädchen im See“)

„Die Verve seiner Suada hat etwas Mitreißendes. Die wudnerbar ironische, nichtsdestoweniger beunruhigende Schilderung… verknüpft alle Fäden auf das Hintersinnigste. Gstättners Erzählung ist Lamento, Beichte, Satire, Essay, aber auch Kulturgeschichte ...eine Erzählung voll echter Verzweiflung – und gallbitterem Witz.“ (Der Standard, Daniela Strigl über „Das Mädchen im See“ 2005)

„Ein urkomischer, literarisch einfallsreicher Roman... Kaum hat man je eine unterhaltsamere (Selbst-) Reflexion über die Parallelen von Schöpfer-Autor und Schöpfer-Gott gelesen als in Egyd Gstättners Roman ‚Horror Vacui’.“ (Die Presse, Rupert Ascher über „Horror Vacui“)

„Die Verve seiner Suada hat etwas Mitreißendes. Die wunderbar ironische, nichts desto weniger beunruhigende Schilderung...verknüpft alle Fäden auf das hintersinnigste.“ (Der Standard, Daniela Strigl über „Horror Vacui“)

„Selten liest man derart geistreiche satirische Betrachtungen über Österreich, und wenn man Egyd Gstättner in die Nähe von Karl Kraus stellt, ist das nicht übertrieben.“ (Kurier, 10. Mai 2009 über „Jubel, Trubel, Österreich“)

„Fabelhaftes Buch! Auch zum Staunen! Ehe die Welt von Büchern und damit von allen guten Geistern verlassen ist.“ (Kurier, Andreas Schwarz über „Das Geisterschiff“, 2015)

„Nicht wenig rücksichtslos verfährt das Roman-Ich mit seinen Gegnern im literarischen Feld. Eine Feindin von Xaver Saxer ist Frau Professor Doktor Frauke Riesendampf, die Leiterin des Zentralinstituts für Literatur, sie hat Saxer "totgeschwiegen"“ (S. 104), das rächt sich:

"Die Leiterin des Literaturhauses Frauke Riesendampf hatte in der Intensivstation übrigens besonders schwere Feminacapta-Symptome gezeigt. Das Beatmungsgerät nützte nichts mehr. Nach Ansicht der behandelnden Ärzte starb sie japsend eines besonders qualvollen Todes. Frauke Riesedampf wurde aber natürlich in ein anderes Jenseits eingeliefert. Die Universität schaltete eine Standardparte, das Institut ebenso. Still trauerten das Rektorat, die Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde und Studierende, aber niemand namentlich. Die Zeitung begnügte sich mit einem Einspalter als Nachruf. Durch rege Publikationstätigkeit war sie ja nicht gerade aufgefallen." (S. 275)

(…) Was vom "literarischen Zentralinstitut" im Roman steht – "Dort verachtete man mich. Mit den Insassen verband mich blanker Hass und ein langer kalter Krieg" (S. 15) – ist von der Realitätsebene her in einem Punkt allerdings zu dementieren. Zwar hat das Institut und Literaturhaus in Klagenfurt Egyd Gstättner, den produktivsten, unterhaltsamsten und seltsamsten unter den lebenden Dichtern der Stadt, tatsächlich in völlig ungerechtfertigter Weise "mit Ignoranz und Schweigen" (S. 105) bedacht, also links liegen gelassen, aber einer der "Insassen" dieses Instituts ist der Schreiber dieser Zeilen, und der hat alle Bücher Egyd Gstättners mit Leidenschaft und Lust gelesen und dieses letzte, Leopold der Letzte, hält er bis zum letzten Wort für gelungen. (Musilexperte Walter Fanta, 25. November 2021 Originalbeitrag.)

Commons: Egyd Gstättner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien