Eva Quistorp

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eva Quistorp sitzt. Sie spricht in ein Mikrofon, das sie in der rechten Hand hält. In der linken Hand hält sie ein Schriftzug. Eva Quistorp hat schulterlanges rotes Haar, sie trägt eine rote Brille und eine grüne Bluse.
Eva Quistorp, 2023

Eva-Maria Quistorp (* 27. August 1945 in Detmold) ist eine deutsche Mitbegründerin und Aktivistin der deutschen Friedens-, Frauen- und Umweltbewegung und ist zudem Gründungsmitglied der Grünen, die sie im Europäischen Parlament vertrat.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eva Quistorp entstammt der seit dem 17. Jhdt. von Theologen geprägten Familie Quistorp. Sie ist die Tochter des evangelischen Pfarrers Heinrich Quistorp (1911–1987) und seiner (ersten) Frau Elfriede, geb. Thilo (1916–2007).[1] Nach dem Abitur 1965 in Minden studierte sie an der Freien Universität Berlin Germanistik, Politologie und Evangelische Theologie, unter anderem bei Helmut Gollwitzer und wurde Studienreferendarin und Gymnasiallehrerin.

Eva Quistorp ist auf einer schwarz-weiß Fotografie abgebildet. Sie hält ein Cocktailglas in der Hand und hat sehr langes offenes Haar. Sie schaut nicht in die Kamera.
Eva Quistorp bei der Bundestagswahlparty der Grünen 1987

Quistorp betreute zeitweise ein Mädchen aus Afghanistan mit dem Namen Modina, das nun mit ihrem Vater in Berlin lebt und schrieb regelmäßig darüber.[2]

Politische Funktionen und Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Petra Kelly, Roland Vogt und Joseph Beuys gehörte Eva Quistorp 1979/80 zu den Gründungsmitgliedern der Grünen. Sie war von 1986 bis 1988 Mitglied des Bundesvorstands. 1980/1981 gehörte sie dem Bundesvorstand des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) an. Von 1981 bis 1986 war sie Mitglied der Geschäftsführung des Koordinierungsausschusses der Friedensbewegung der Bundesrepublik Deutschland. Sie war Mitglied des Vorstandes des internationalen Friedensbüros, von UNIFEM Deutschland, Attac und dem Haus für die Vereinten Nationen. Sie ist Beraterin des IPB (international peace bureau) und des Weltzukunftsrates.

Dem Europaparlament gehörte sie für Die Grünen von 1989 bis 1994 an, dem Fraktionsvorstand der Europafraktion 1992/1993. 2000 gründete sie mit Sven Giegold Attac und war 2004 Mitgründerin der „Grünen Alten“. Seitdem ist sie Mitglied der Vereinigung ehemaliger Europaabgeordneter.[3]

Eva Quistorp ist Gastautorin beim Perlentaucher, bei The European und bei der Achse des Guten.[4]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ehrenmitglied der Gesellschaft für bedrohte Völker am 3. November 2012
  • Bundesverdienstkreuz für ihren „intensiven persönlichen Einsatz für Frauenrechte, Gewaltfreiheit, Frieden und Völkerverständigung“ sowie „als Mitbegründerin und Impulsgeberin in vielen lokalen und globalen Netzwerken für eine gerechtere und solidarische Welt“, am 7. Dezember 2017 von der Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Dilek Kolat, überreicht[5]
  • Blauer Bär für das jahrzehntelange Engagement für Europa, am 26. Oktober 2020 in Berlin, in der Ufa fabrik durch Gerry Woop, Staatssekretär für Europa und Kultur des Berliner Senats und den Vertreter der EU-Kommission in Berlin[6]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Handbuch Leben. Frauen wehren sich gegen Umweltzerstörung. Burckhardthaus-Laetare-Verlag, Gelnhausen 1981, ISBN 3-7664-0104-1.
  • Frauen für den Frieden. Analysen, Dokumente und Aktionen aus der Frauenfriedensbewegung. Päd-Extra-Buchverlag, Frankfurt/M., 1982, ISBN 3-88704-101-1.
  • Der Macht die Bewunderung entziehen. In: Zukünfte. 1984.
  • Das Kreuz mit dem Frieden. Christen in der Friedensbewegung. Neue Gesellschaft für bildende Kunst, Berlin 1982.
  • Frauen für den Frieden in Ost und West. In: Frieden in Deutschland. Goldmannverlag, 1983.
  • Lieder für den Frieden. Burckhardthaus-Laetare-Verlag, Gelnhausen 1985, ISBN 3-7664-7036-1 (mit Eckart Bücken und Mo Klicker-Dittmann)
  • Die Grünen und die Religion. Mit Petra Kelly, Rainer Langhans, Christa Nickels, Rolf Schwendter und Gunter Hesse (Hrsg.). Athenäum, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-610-08480-4.
  • Scheherazade. Stimmen von Frauen gegen die Logik des Krieges. Luchterhand, Hamburg 1992, ISBN 3-630-71027-1
  • Die bosnische Tragödie. Gewalt, Vertreibung, Völkermord. Verlag Traum Taum, Berlin 1993, ISBN 3-929346-02-8.
  • Frauen, Umwelt, Entwicklung. 1001 Frauenprojekte. Grüner Versand, Bonn 1993, Archiv Grünes Gedächtnis
  • Wasser und Wasserpolitik in Europa, Berlin 1993, Archiv Grünes Gedächtnis
  • Umweltstandards in Ost und Mitteleuropa vor der Rio-Agenda, Berlin 1991, Archiv Grünes Gedächtnis
  • Herrenhaus Europa-zu Frauenpolitik in der EU, Berlin 1993, Archiv Grünes Gedächtnis
  • Kultur und Medienlandschaften in Europa, Berlin 1994, Archiv Grünes Gedächtnis
  • Solidarität im Treibhaus, Dokumente der ersten globalen Frauenklimakonferenz zur Unokonferenz in Berlin, April 1995
  • Was die Welt zusammenhält: die Liebe, in: Zukünfte – Zeitschrift für Zukunftsgestaltung und vernetztes Denken, Berlin 1999
  • Weltoffenes Deutschland?, Herderverlag 2018
  • Die Waffen nieder? Zum Erbe der Friedensbewegung der 80er Jahre im von Putin Angriffskrieg bedrohten Europa, Juli 2022
  • Die Waffen nieder!Bertha von Suttner, Neuausgabe mit einem Vorwort von Eva Quistorp:Die Waffen nieder? Mai 2023
Artikel

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ilse Lenz: Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. Abschied vom kleinen Unterschied. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-14729-1, S. 851–853
  • Interview mit Eva Quistorp: Die Seele der Grünen. In: Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Die Gründungsgeneration der Grünen: Acht Interviews. Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin 2018, ISBN 978-3-86928-172-8, S. 55–77.
  • Dialog-Gespräch mit Eva Quistorp, der Mitbegründerin und Aktivistin der deutschen Friedens-, Frauen- sowie Umweltbewegung und Gründungsmitglied der Grünen. In: Dialog. Heft 136: Die Macht der Frauen – Siła Kobiet. Oktober 2021, S. 46–59 (biografisches und frauenpolitisches Interview mit Eva Quistorp; deutsch/polnisch).

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ruth Zylberman: 1968. Dokumentarfilm, Paris 2008 (ausgestrahlt bei Arte am 30. April 2008), mit einem Interview mit Eva Quistorp
  • Dorian Raßloff: Mit Jesus auf die Barrikaden – Christ*innen in der 68er Revolte. Mit Interviews mit Gretchen Dutschke-Klotz, Katja Ebstein, Eva Quistorp, Konstantin Wecker, Pfarrer Manfred Engelbrecht, Hans-Christian Ströbele u. a., Deutschland 2017 (75 Min.)
  • Schicksalsjahre einer Stadt. Berlin, 1983 beim RBB 2019 neu verfilmt
  • Geschichte der Bundesrepublik. ARD Filmreihe „30 Jahre Grundgesetz“, 2019
  • Als wir jung waren – die 80ger Jahre. WDR, 2019
  • 1979-artefilm mit Interviews mit Lech Walesa und Eva Quistorp, 2019

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Eva Quistorp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Interviews

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Achim Quistorp: Familie Quistorp: Der Ducherower Familienzweig. In: quistorp.de. Archiviert vom Original am 26. Dezember 2017; abgerufen am 1. September 2022.
  2. Eva Quistorp: Flüchtlinge: Wie ein afghanisches Mädchen Deutschland erlebt. In: welt.de. 30. Dezember 2015, archiviert vom Original am 18. September 2016; abgerufen am 19. Dezember 2020.
    Eva Quistorp: Integration eines Flüchtlingskindes als Pfingstwunder. In: Welt.de. 15. Mai 2016, archiviert vom Original am 18. September 2016; abgerufen am 19. Dezember 2020.
    Eva Quistorp: Flüchtlinge: Mädchen Modina kommt in die Schule. In: Welt.de. 1. September 2017, archiviert vom Original am 3. September 2017; abgerufen am 19. Dezember 2020.
  3. FMA Members List. In: formermembers.eu. Archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 1. September 2022 (französisch).
  4. Gastautor Eva Quistorp. In: Achse des Guten. Abgerufen am 1. September 2022.
  5. Dilek Kolat übergibt Bundesverdienstkreuz an Eva Quistorp. In: berlin.de. 7. Dezember 2017, abgerufen am 2. September 2022.
  6. „Blauer Bär“: EU-Kommission und Land Berlin zeichnen Europa-Engagement aus. In: europa.eu. 27. Oktober 2020, abgerufen am 2. September 2022.