Ewald Jarmer

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Ewald Jarmer (* 12. August 1942 in Rostitz, Reichsgau Sudetenland) ist ein ehemaliger deutscher Boxer. Er war Teilnehmer bei den Olympischen Spielen 1972 in München und dreifacher Meister der Amateure der Bundesrepublik Deutschland im Mittelgewicht.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ewald Jarmer wurde im Schönhengstgau geboren. In Folge der Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg gelang er in die Amerikanische Besatzungszone nach Bayern und wurde in Selb/Oberfranken ansässig. Dort besuchte er die Schule und erlernte den Beruf eines Kraftfahrzeugmechanikers. Später bildete er sich zum Programmierer weiter. Im Jahre 1959, also erst mit 17 Jahren begann er beim BC Olympia Selb mit dem Boxen. Sein Trainer war dort Joachim Bischof. 1960 wurde er bayerischer Juniorenmeister und danach auf mehrfacher bayerischer Meister bei den Senioren im Mittelgewicht. Ewald Jarmer boxte später noch für den BC Bavaria Rosenheim und den Velberter BC.

1966 nahm er an der deutschen Meisterschaft teil, verlor aber im Viertelfinale gegen Ewald Wichert nach Punkten und belegte den 5. Platz. Im gleichen Jahr bestritt er auch seinen ersten Länderkampf. In Berlin kam er dabei zu einem Punktsieg über Bod Reed aus den Vereinigten Staaten. Auch in den folgenden Jahren startete er bis 1973 noch häufig bei Länderkämpfen und blieb dabei auch oft siegreich.

Bei den deutschen Meisterschaften unterlag er 1967 im Viertelfinale erneut gegen Ewald Wichert. 1968 kam er bis in das Halbfinale und verlor dort gegen Rudi Hornig. Auch 1969 unterlag er gegen Rudi Hornig, aber erst im Finale, womit er deutscher Vize-Meister wurde. In den Jahren 1970 bis 1972 gelang es Ewald Jarmer dann dreimal in Folge deutscher Meister im Mittelgewicht zu werden. Er besiegte dabei 1970 Gerd Bauer nach Punkten, 1971 Hans-Georg Mielich durch Abbruch in der 2. Runde und 1972 Heinz Peters nach Punkten.

Im Jahre 1969 wurde Ewald Jarmer bei der Europameisterschaft in Bukarest im Mittelgewicht eingesetzt. Er unterlag dort im Achtelfinale gegen Mate Parlov, Jugoslawien, einen der besten Amateurboxer jener Jahre, nach Punkten und kam auf den 9. Platz. Er war auch bei der Europameisterschaft 1971 in Madrid am Start. Er verlor dabei in der Runde der letzten „32“ gegen Raimoa Virtanen aus Finnland nach Punkten und erreichte nur den 17. Platz. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München traf er im Achtelfinale auf den US-amerikanischen Mitfavoriten Marvin Johnson, gegen den er einen guten Kampf lieferte, den er allerdings nach Punkten verlor. Er erreichte damit einen 9. Platz.

An der internationalen Karriere von Ewald Jarmer lässt sich beispielhaft die Misere der deutschen Amateurboxer jener Jahre ablesen. Man hatte beim Deutschen-Amateur-Box-Verband den Zug der Zeit vollkommen verpasst und bestritt eine Unmenge von Länderkämpfen, aber keine internationalen Turniere. In den damals führenden Boxnationen, die fast alle aus den ehemaligen Ostblock kamen, bestritt man schon in jenen Jahren eine Vielzahl von internationalen Turnieren, in denen die Boxer meist drei oder vier Kämpfe zu bestreiten hatten und sie sich deshalb dort die Härte holen konnten, die sie dann bei den internationalen Meisterschaften ausspielen konnten.

Internationale Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Platz Wettbewerb Gewichtsklasse Ergebnisse
1969 9. EM in Bukarest Mittel nach Punktniederlage gegen Mate Parlov, Jugoslawien
1971 17. EM in Madrid Mittel nach einer Punktniederlage gegen Raima Virtanen, Finnland
1972 9. OS in München Mittel nach einer Punktniederlage gegen Marvin Johnson, USA

Länderkämpfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Begegnung Ergebnis
1966 Berlin BRD gegen USA Mittel Punktsieg über Bob Reed
1966 Hannover BRD gegen Ungarn Mittel Punktniederlage gegen Balogh
1966 Ludwigshafen am Rhein BRD gegen ČSSR Mittel Unentschieden gegen Jan Hejduk
1967 Hildesheim BRD gegen Niederlande Mittel Abbruchsieg in der 2. Runde über Ooft
1967 Memphis USA gegen BRD Halbmittel Punktsieg über Rouse
1967 Rosenheim BRD gegen Polen Halbmittel Punktniederlage gegen Wiesław Rudkowski
1967 Prag ČSSR gegen BRD Halbmittel Punktsieg über Vojtech Stantien
1967 Wesel BRD gegen Rumänien Halbmittel techn. KO-Sieg in der 2. Runde über Ion Covaci
1967 Siegen BRD gegen Mexiko Halbmittel KO-Sieg in der 3. Runde über Luquero
1969 Syracuse USA gegen BRD Mittel KO-Niederlage in der 1. Runde gegen Johnny Baldwin
1969 Lahr BRD gegen Frankreich Mittel Punktsieg über Tonna
1969 Münster BRD gegen Irland Mittel Punktsieg über O’Brien
1970 Alicante Spanien gegen BRD Mittel Punktniederlage gegen Lozano
1970 Köln BRD gegen Polen Mittel Punktsieg über Edmund Hebel
1970 Riga Lettland gegen Bayern Mittel Punktsieg über Anatoli Kadysch
1970 Kaunas Litauen gegen Bayern Mittel Punktniederlage gegen Patricias Jasaitis
1970 Göppingen BRD gegen Schottland Mittel Punktsieg über Crockett
1971 Hannover BRD gegen Italien Mittel Punktsieg über Giovanni Malandra
1971 Wrocław Polen gegen BRD Mittel Punktniederlage gegen Edmund Hebel
1972 Helsinki Finnland gegen BRD Mittel Punktniederlage gegen Reima Virtanen
1972 Hemsbach BRD gegen Jugoslawien Mittel Punktsieg über Dragomir Vujković
1973 Hemsbach BRD gegen England Mittel Punktniederlage gegen Carl Spearce
1973 Lagos Nigeria gegen Deutschland Mittel Punktsieg über Ogun
1973 Accra Ghana gegen Deutschland Mittel KO-Sieg in der 2. Runde über Asante

Deutsche Meisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Platz Gewichtsklasse Ergebnisse
1966 5. Mittel nach Punktniederlage im Viertelfinale gegen Ewald Wichert
1967 5. Mittel nach Punktniederlage im Viertelfinale gegen Ewald Wichert
1968 3. Mittel nach Punktniederlage im Halbfinale gegen Rudi Hornig
1969 2. Mittel nach Punktniederlage im Finale gegen Rudi Hornig
1970 1. Mittel nach Punktsieg im Finale über Gerd Bauer
1971 1. Mittel nach Abbruch-Sieg in der 2. Runde im Finale über Hans-Georg Mielich
1972 1. Mittel nach Punktsieg über Heinz Peters

Erläuterungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • OS = Olympische Spiele, EM = Europameisterschaft
  • Halbmittelgewicht, Gewichtsklasse bis 71 kg, Mittelgewicht, bis 75 kg Körpergewicht

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fachzeitschrift Box Sport
  • Website „www.amateur-boxing.strefa.pl“

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]