Góra

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Góra
Wappen der Gemeinde Góra
Góra (Polen)
Góra (Polen)
Góra
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Góra
Gmina: Góra
Fläche: 13,66 km²
Geographische Lage: 51° 40′ N, 16° 33′ OKoordinaten: 51° 40′ 0″ N, 16° 33′ 0″ O
Höhe: 96 m n.p.m.
Einwohner: 10.877 (2023)
Postleitzahl: 56-200
Telefonvorwahl: (+48) 65
Kfz-Kennzeichen: DGR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: SzlichtyngowaRawicz
Nächster int. Flughafen: Breslau



Góra [ˈgura] (deutsch Guhrau) ist eine Stadt in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Sie ist Kreisstadt des Powiat Górowski und zugleich Sitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Góra liegt 35 Kilometer östlich der Stadt Głogów (Glogau) und neunzig Kilometer nordwestlich der Woiwodschaftshauptstadt Breslau, 22 km südlich von Leszno und 24 km nordwestlich von Rawicz.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Guhrau um 1819

Erstmals erwähnt wurde Góra in einer Bulle Papst Hadrians IV. aus dem Jahr 1155. 1289 wurde dem Ort das Magdeburger Stadtrecht verliehen, 1319 kam er in den Besitz der schlesischen Piasten. 1336 findet sich erstmals der Name Guhrau. 1506/1508 kam der Ort zu Böhmen. Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert war der zur Standesherrschaft Pleß gehörende Ort[1] ein Zentrum der Tuchmacherei. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Guhrau vor allem als Stadt der Windmühlen bekannt, da es um 1840 mehr als 80 solcher Mühlen im Stadtgebiet gegeben haben soll.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Guhrau mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Bis 1945 gehörte Guhrau zu Niederschlesien. Guhrau war Verwaltungssitz des Landkreises Guhrau im Regierungsbezirk Breslau. Seit 1879 bestand das Amtsgericht Guhrau.

Am 23. Januar 1945 besetzte die Rote Armee die Stadt, kurz danach wurde sie unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann nun die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Die Alteinwohner wurden in der Folgezeit vertrieben.

Von 1946 bis 1975 war Góra Sitz eines Landkreises; seit 1999 ist es wiederum Sitz der Kreisverwaltung.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Anmerkungen
1890 4.557 davon 3.417 Evangelische, 1.047 Katholiken und 93 Juden[2]
1900 4.844 meist Evangelische[3]
1925 5.152 [2]
1933 5.422 [2]
1939 5.648 [2]
2023 10.877

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Katharina
Wehrturm des Schlosses

Unter Denkmalschutz stehen heute folgende Gebäude:

  • Die spätgotische Pfarrkirche St. Katharina (kościół p.w. Św. Katarzyny Aleksandryjskiej) wurde um die Wende des 15. Jahrhunderts zum 16. Jahrhundert in ihrer heutigen Form erbaut und ist das Wahrzeichen Góras. Dabei nahm die dreischiffige Backstein-Hallenkirche Elemente des 1457 abgebrannten Vorgängerbaus auf. Die Doppeltürme der reich gegliederten Fassade erreichen nur eine Höhe von 31 m und ragen somit nur wenig über das Dach des Langhauses hinaus. Im Innern findet sich eine reiche Barock- und Rokokoausstattung.
  • um 1566 wurde die Renaissance-Kirche Corpus Christi (kościół cmentarny Bożego Ciała) auf dem Pfarrfriedhof errichtet. Im Innern verdienen die Deckenmalereien und die Renaissancekanzel von 1571 Beachtung. In der Nähe der Kirche wurde seit Ende des 17. Jahrhunderts ein Kalvarienberg angelegt.[4]
  • ein Wehrturm, der auch als Gefängnis diente, gilt als Relikt des Schlosses aus dem 14./16. Jahrhundert
  • Das Tor mit Glogauer Turm, aus dem 14.–19. Jahrhundert, umgebaut bis 1915
  • Häuser in der ul. Bolesława Chrobrego 22 (vom Anfang des 18. Jahrhunderts, im 19./20. Jahrhundert umgebaut), ul. Piłsudskiego 29 (Anfang 19. Jahrhundert), Starogórska 17 und 19 (erste Hälfte 19. Jahrhundert), ul. Ściegiennego 27 (18. Jahrhundert umgebaut 19./20. Jahrhundert)
  • Haus mit den Überresten des polnischen Tores, ul. Wrocławska 1, aus dem 15. Jahrhundert, im 18. und 19./20. Jahrhundert umgebaut
  • die Windmühle-Mühle in der ul. Sikorskiego 25, aus dem 15./16. Jahrhundert, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts umgebaut
  • die Schule in der ul. Poznańska 2 die 1923–1928 errichtet wurde

Erwähnenswert sind weiterhin:

  • Die Stadtmauer Guhraus, sie wurde im 15. Jahrhundert aus Backstein errichtet. 1770 wurde mit dem Abbruch der Befestigungen begonnen, den jedoch Fragmente der Anlage überstanden. Ab 1960 wurden die erhaltenen Teile restauriert und teilweise rekonstruiert. Von den vier Stadttoren hat sich nur das Glogauer Tor erhalten, das eine Stundenglocke von 1765 birgt.
  • Der Turm der ehemaligen evangelischen Kirche wurde 1854–1857 erbaut. Es handelt sich um ein 7-stöckiges Gebäude, ohne Keller, mit Steinboden. Die Mauern des Turms wurden aus 120 bis 75 cm dicken Ziegeln errichtet. Die Außenseite besteht aus Vormauerziegeln, die Innenseite aus Vollziegeln mit Kies- und Kalkputz. Die Höhe des Turms bis zur Dachoberkante beträgt 37,56 m. Im Jahr 2019 wurde der Turm wieder geöffnet. Die ursprünglich im Jahre 1748 als Fachwerk konstruierte evangelische Kirche, wurde nach einem Brand im Jahre 1759 unter Verwendung des erhaltenen Turms 1774 wieder aufgebaut. Sie ist nicht erhalten geblieben.[5]

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Góra unterhält Städtepartnerschaften mit:

Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen und Flagge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen der Gemeinde Góra zeigt die heilige Katharina von Alexandria mit ihren Attributen (Schwert und knochenbrechendes Rad) zwischen zwei Türmen auf weißem Hintergrund. Die Góra-Flagge in Form eines Rechtecks trägt in der oberen linken Ecke auf weißem Grund das Góra-Wappen, die Farben in Form von Dreiecken (Hellblau, Grün, Gelb und Rot) beziehen sich auf die im Wappen verwendeten Farben.

Sie Stadt- und Landgemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stadt-und-Land-Gemeinde Góra gehören neben dem namensgebenden Hauptort 35 weitere Orte auf einer Fläche von 268,74 km² an.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straßen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Stadt Góra kreuzen sich die Straßen Nr. 324 und Nr. 323 von Leszno nach Lubin.

Schienen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Góra hat einen alten mittlerweile geschlossenen Bahnhof, der letzte Zug fuhr am 10. Dezember 2011. Zwei Tage später wurde aufgrund des Baus der Schnellstraße S5 ein Teil der Gleise abgebaut, wodurch der Bahnhof vom Eisenbahnnetz abgeschnitten wurde. Der Bahnhof wurde unter der Bezeichnung Guhrau 1885 eröffnet.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten mit Bezug zu Góra[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julius Schmundt (1815–1894), preußischer Militärarzt; lebte und praktizierte zuletzt in Guhrau, wo er auch verstarb.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Zeiller: Guhr. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (= Topographia Germaniae. Band 11). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 149–150 (Volltext [Wikisource]).
  • Karl August Müller: Vaterländische Bilder, oder Geschichte und Beschreibung sämmtlicher Burgen und Ritterschlösser Schlesiens beider Antheile und der Grafschaft Glatz. Zweite Auflage, Glogau 1844, S. 251–253 (books.google.de).
  • Johann Georg Knie: Alphabetisch-Statistisch-Topographische Uebersicht aller Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien. Breslau 1830, S. 936–937 (books.google.de).
  • Ziołecki: Geschichte der Stadt Guhrau 1300–1900. Guhrau 1900.
  • Otto Tippel: Guhrau an der Jahrhundertwende. Schweidnitz 1902.
  • Fritz Heinze: Heimatbuch des Kreises Guhrau/Schlesien. 504 Seiten, 1973, ISBN 3-930376-13-X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Góra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siegfried Wollgast: Morphologie schlesischer Religiosität in der frühen Neuzeit: Sozinianismus und Täufertum. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 22, 2003, S. 419–448, hier: S. 438 f.
  2. a b c d Michael Rademacher: Guhrau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  3. Guhrau. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 8: Glashütte–Hautflügler. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1907 (zeno.org).
  4. Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. München 2005, S. 332, ISBN 3-422-03109-X
  5. Kościół ewangelicki (dawny). In: Góra – polska-org.pl. Abgerufen am 23. Mai 2021 (polnisch).