Georg von Neumayer

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Georg von Neumayer 1905
Georg von Neumayer beim Ausflug der Deutschen Kolonialgesellschaft nach Neustadt an der Haardt, 1907, neben dem Präsidenten der Gesellschaft Johann Albrecht zu Mecklenburg
Grabstätte, Hauptfriedhof Neustadt an der Weinstraße

Georg Balthasar Neumayer, seit 1900 Ritter von Neumayer (* 21. Juni 1826 in Kirchheimbolanden; † 24. Mai 1909 in Neustadt an der Haardt) war ein bayerisch-pfälzischer Geophysiker und Polarforscher.

Zusammen mit dem Österreicher Carl Weyprecht gründete er 1879 die Internationale Polarkommission, deren Forschungsprojekte 1882–1883 zum ersten Internationalen Polarjahr führten.

Leben und Werk

Georg Neumayer war das fünfte Kind des Notars Georg Neumayer und seiner Frau Theresia, geborene Kirchner. 1832 zog die Familie nach Frankenthal, dort besuchte Neumayer das Progymnasium zeitweise auch die Gymnasien in Speyer und Kaiserslautern. Danach studierte er bis 1851 Geophysik und Hydrographie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seit 1849 war er Assistent am physikalischen Institut und an der Sternwarte in Bogenhausen. 1848 bewarb er sich bei der deutschen Flotte, wurde aber abgelehnt. Stattdessen reiste er mit der Hamburger Bark Louise nach Südamerika und besuchte die Navigationsschule in Hamburg, wo er das Steuermannsexamen bestand. Zwischen 1852 und 1856 bereiste er als Seemann auf der Brigg Reiherstieg Australien, wo er sich auf den Goldfeldern auch als Lehrer unter deutschen Auswanderern betätigt. 1857 besuchte er Australien ein zweites Mal, diesmal im Rahmen einer wissenschaftlichen Forschungsreise nach South Australia. 1857 gründete er mit der finanziellen Unterstützung von König Maximilian II. von Bayern das Flagstaff-Observatorium für Geophysik, Magnetismus und Nautik in Melbourne, das er bis 1864 als Direktor leitete. Auch unternimmt er in dieser Zeit zahlreiche Expeditionen und Vermessungen im Innern des Kontinents. Dabei besteigt er auch den Mount Kosciuszko. 1864 kehrte er nach Deutschland zurück. Auf dem Geographentag 1865 in Frankfurt entwarf er die Ziele der Schaffung einer Zentralstelle für Hydrographie und maritime Meteorologie und die Durchführung einer Südpolar-Expedition. Auch politisch engagierte er sich im Verein zur Wahrung deutscher Interessen auf dem linken Rheinufer und kandidierte erfolglos für ein Mandat im Zollparlament. 1868 wird er in den Vorstand des naturkundlichen Vereins Pollichia gewählt. Im Jahr 1865 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.

Nach der Reichsgründung zog er nach Berlin und wurde Hydrograph bei der Admiralität. In dieser Stellung organisierte er u.a. die Weltumsegelung der Gazelle und rief das Observatorium Wilhelmshaven ins Leben. Er gründete die Deutsche Seewarte in Hamburg und leitete sie von 1876 bis 1903, weiterhin führt er die synoptische Meteorologie ein. Roald Amundsen wohnte in dieser Zeit als junger Mann bei Neumayer in Hamburg und erlernte dort das Ausführen erdmagnetischer Messungen. Er widmete sich insbesondere der Südpolarforschung und war ab 1879 Vorsitzender der Internationalen Polarkommission. 1899 war er Vorsitzender der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Im Jahr 1900 wurde Neumayer mit dem Komturkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone ausgezeichnet, womit der persönliche Adelstitel verbunden war.[1] 1903 ging er in den Ruhestand und zog nach Neustadt, wo er auch starb und auf dem Hauptfriedhof begraben liegt.

Sonstiges

Von Neumayers Großneffe Fritz Neumayer war in den 1950er Jahren Bundesminister der Justiz.

Ehrungen

Die Forschungsstationen der Bundesrepublik Deutschland auf dem Ekström-Schelfeis in der Antarktis sind nach Georg von Neumayer benannt, siehe:

Die Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften ernannte Neumayer 1901 zum Ehrenmitglied. Außerdem wurde er 1906 Ehrenmitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.

In seinem Geburtsort wurde eine Schule nach ihm benannt (Georg-von-Neumayer-Schule), ebenso in Frankenthal (Neumayer-Schule). In beiden Städten und in Neustadt erhielt er auch die Ehrenbürgerwürde.

Außerdem sind zahlreiche geographische Objekte wie der Neumayer-Kanal und die Neumayersteilwand in der Antarktis, der Neumayer-Gletscher auf Südgeorgien und der Mondkrater Neumayer nach ihm benannt.

Schriften

  • als Herausgeber: Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen. Berlin 1875
  • Die internationale Polarforschung. 2 Bände, Berlin 1886
  • Auf zum Südpol. 45 Jahre Wirkens zur Förderung der Erforschung der Südpolar-Region. Berlin 1901

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. PDF-Dokument zu Neumayer, mit Benennung der Ordensklasse