Gittelde

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. September 2016 um 11:49 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (Datumsangabe korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gittelde
Wappen von Gittelde
Koordinaten: 51° 48′ N, 10° 11′ OKoordinaten: 51° 48′ 1″ N, 10° 11′ 15″ O
Höhe: 190 m
Fläche: 12,55 km²
Einwohner: 1879 (31. Dez. 2013)[1]
Bevölkerungsdichte: 150 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. März 2013
Postleitzahl: 37539
Vorwahl: 05327
Gittelde (Niedersachsen)
Gittelde (Niedersachsen)

Lage von Gittelde in Niedersachsen

Gittelde ist ein Ortsteil der Gemeinde Bad Grund (Harz) im Landkreis Osterode am Harz in Niedersachsen.

Geografie

Gittelde liegt jeweils etwas westlich des Oberharzes und Naturparks Harz. Es befindet sich am Söse-Zufluss Markau. Die nächsten Ortschaften sind im Norden Münchehof (im Landkreis Goslar) im Westen Windhausen und im Süden Teichhütte bzw. Osterode am Harz.

Ortsgliederung

Zu Gittelde gehört auch das südlich liegende Dorf Teichhütte.

Geschichte

St. Mauritiuskirche
St. Johanneskirche

953 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt, Otto I. tauschte damals den billungischen Besitz ein und schenkte diesem dem Mauritiuskloster in Magdeburg.[2] Im Jahr 965 erhielt durch Otto der Ort Gittelde Münz- und Zollrechte. Nachdem Magdeburg die Schenkung Ottos erhielt, erbauten sie im Bereich des einstigen billungischen Hofes die Mauritius-Kirche, neben der auch zugleich der Markt entstand. Als Vögte für seinen Hof setzte der Magdeburger Bischof die Grafen von Katlenburg ein. Nach dem Tod der Grafen zu Beginn des 12. Jahrhunderts, traten die Welfen ihr Erbe an, denen es gelang, deren einstigen Besitz, mithilfe der Vogteirechte, dem Magdeburger Bistum zu entfremden. Für die Zeit vor der Jahrtausendwende lassen sich mehrere Adelsfamilien nachweisen, die in Gittelde begütert waren. So traf man damals die Liudolfinger, Immedinger und die Billunger als Inhaber von Besitz an. Ab 1143 tritt die Familie derer von Gittelde auf. 1244 verzichtete Adolf II. von Dassel zugunsten von Bischof Siegfried III. auf seine Zehntrechte in Gittelde und Eisdorf. Zugleich verzichtete der Mainzer Bischof seinerseits darauf nach Absprache mit Herzog Otto I. zugunsten des Jacobiklosters Osterode.[3] In Gittelde wurde eine landesherrliche Eisenhütte betrieben, die in gemeinsamen Eigentum der Landesherren von Braunschweig-Wolfenbüttel und Hannover stand. Einst verbunden mit der Bergmannssiedlung Bad Grund, wurde diese 1532 von Gittelde getrennt und zur eigenständigen Bergstadt erhoben. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt Gittelde zahlreiche Zerstörungen und Verwüstungen, weitere schwere Schäden brachte die Brandkatastrophe des Jahres 1718. Allmählich ging die Metallgewinnung zurück, bis 1838 die Eisenfaktorei den Handel einstellte, während jene in Teichhütte bis 1868 im Betrieb verblieb.[4]

Mögliche Burganlage

Bezeichnungen wie "Kaiser-Garten", "Kaiserhof", und "Altes Schloss" im Bereich der Johanniskirche und des Friedhofs ließen die Vermutung aufkommen, dass früher in Gittelde eine Burg existiert haben könnte. Probegrabungen im Jahre 1953 ergaben, dass man im Untergrund des Kirchhofes mehrere Trockenmauern von etwa 1 m Breite entdeckte. Sie verliefen jeweils unter dem Turm beziehungsweise dem Chorfundament der Kirche [5]. Da diese Mauern älteren Datums als das Gotteshaus sind, könnten sie von einer Befestigungsanlage stammen. Zudem ist die Johanniskirche älter als die Moritzkirche, die erst gebaut wurde, nachdem Gittelde 953 an das Moritzkloster zu Magdeburg gelangte. Die Johanniskirche wird noch 1240 als Burgkapelle bezeichnet. Zu Zeiten Merians in der Mitte des 17. Jahrhunderts besaß sie Mauerwerk mit Wendeltreppen und Gewölben. Urkundliche Belege für die Existenz einer Burg fehlen jedoch.

Neuere Geschichte

Am 1. Juli 1972 wurde die Nachbargemeinde Teichhütte in den Flecken Gittelde eingegliedert.[6]

Zum 1. März 2013 schlossen sich die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Bad Grund (Harz) zur neuen Gemeinde Bad Grund (Harz) zusammen, darunter auch der Flecken Gittelde.

Zur Entwicklung des Postwesens in Gittelde siehe: Postgeschichte von Gittelde.

Erklärung des Ortsnamens

Alte Bezeichnungen des Ortes sind 965 Getlide, 973 Getlide, 973-975 Getlithi, 1149 Getlethe, 1154 Widego de Getlide, 1169 Getlethe und 1192 Gehtlethe. Jürgen Udolph vermutet, dass der Ortsname aus dem altgermanischen Element „-ithi“ wie in den Ortsnamen von Sehnde, Lehrte, Lengede, Grohnde gebildet wird. Betrachtet man die geographische Lage von Gittelde und anderen Orten wie Geitelde, Gitter und Geisleden, so ist unverkennbar, dass alle vier in einer Senke, einem Tal liegen, das als Pass und Durchgang, Hohlweg gedient hat: der Pass-Charakter von Gittelde ist auch heute noch am Verlauf der B 243, der Landstraße und der Nord-Süd-Eisenbahnverbindung zu erkennen. Auch die Ableitung des Wortes aus der germanischen und anderen Sprachen wie dem Englischen lässt darauf schließen.[7]

Politik

Ortsratswahl 2016[8]
Wahlbeteiligung: 53,08 % (2013: 64,18 %)
 %
60
50
40
30
20
10
0
57,25 %
37,15 %
5,60 %
n. k. %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2013
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
+11,95 %p
−5,50 %p
+2,84 %p
−9,29 %p

Ortsrat

Der Ortsrat setzt sich aus sieben Ratsfrauen und Ratsherren zusammen (Veränderungen zu 2013).

(Stand: Kommunalwahl am 11. September 2016)

Wappen

Das seit 1953 gültige Wappen zeigt zwei Kirchentürschlüssel die dem Wappen von „Dietrich von Gittelde“ entnommen wurde, und nimmt damit Bezug auf die rund 500 Jahre in denen die Adelsfamilie von Gittelde das Geschehen im Ort präge. [9]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Portalbau des Mundloches des Ernst-August-Stollen in Gittelde
  • St. Mauritiuskirche
  • St. Johanneskirche
  • Zahlreiche gut erhaltene Fachwerkhäuser
  • Ernst-August-Stollen, erbaut 1851–1864. Er hat eine Länge von 26 km und diente zur Entwässerung der Harzer Bergbaugruben.
  • Bahnhofsgebäude aus dem 19. Jahrhundert
  • Burgruine Stauffenburg etwa 2 km nördlich des Ortes auf dem Stauffenberg.
  • Heimatmuseum

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Gittelde liegt direkt an der Bundesstraße 243, die von Osterode am Harz nach Seesen führt.

Es hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Herzberg–Seesen. Früher zweigte hier die Bahnstrecke Gittelde–Bad Grund ab.

Bildung

In Gittelde befindet sich eine Grundschule.

Literatur

  • Mirja Steinkamp: Die Eisenhütte Gittelde 1700–1787. Franz Steiner, Stuttgart 1997 (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Bd. 78) ISBN 3-515-07165-2
  • Ernst Andreas Friedrich: Der Kaiserhof in Gittelde. S. 64–66, in: Wenn Steine reden könnten. Band IV, Landbuch-Verlag, Hannover 1998, ISBN 3-7842-0558-5
  • Bodo Biegling: Der Flecken Gittelde Geschichte im Flecken Gittelde (gesammelte historische Berichte) Band 1 und Band 2
  • 1000 Jahre Gittelde Festschrift. Festtage vom 12.-15. Juno 1953

Weblinks

Commons: Gittelde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Statistik Niedersachsen
  2. Mechthild Schulze: Die Burgen am West- und Südrand des Oberharzes. In: Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.): Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Westlicher Harz, Clausthal-Zellerfeld, Osterode, Seesen. Band 36. Philipp von Zabern, Mainz 1978, ISBN 3-8053-0305-X, S. 42 f.
  3. H. Sudendorf: Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande, Erster Theil, 1859, S. 20
  4. Hans Pusen: Niedersachsen. Das Berg- und Hügelland im Süden. 2. Auflage. Sigmaringendorf 1987, ISBN 3-8235-1002-9, S. 319.
  5. Erhard Kühlhorn: Historisch-Landeskundliche Exkursionskarte. Blatt Osterode am Harz. Lax, Hildesheim 1970, S. 74 f.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 268.
  7. Der Ortsnamenforscher auf NDR 1 Niedersachsen, Recherche Jürgen Udolph
  8. Webseite der Kommunalen Dienste Göttingen, abgerufen am 29. September 2016
  9. Heimat- und Geschichtsverein von 1984 Gittelde e.V.