Grock

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Grock, 1928
Charles Adrien Wettach, 1903
Grock 1931 in Bern, Foto Fred Erismann

Grock (* 10. Januar 1880 als Charles Adrien Wettach in Loveresse, Schweiz; † 14. Juli 1959 im Stadtteil Oneglia in Imperia, Italien) war ein Schweizer Clown.

Riesige Schlappschuhe, Schlabberhose und eine winzige Geige waren seine Markenzeichen ebenso wie sein in allen Tonarten hervorgebrachtes «Waruuuuuum?», gefolgt von einem «Nit möööööglich!», ausgestossen in grösster Naivität und bodenlosem Erstaunen. Legendär war auch sein Stuhlsprung, bei dem er sich, die Geige in der Hand, in seinen übergrossen Schuhen vom Stand im durchgebrochenen Stuhl aus, auf die Stuhllehne setzte.

Grock beherrschte 15 Musikinstrumente, spielte virtuos Violine, Klavier, Konzertina, Saxophon, Klarinette, Akkordeon und Gitarre und komponierte zudem Lieder und Solostücke für Akkordeon und Klavier. Er sprach sechs Sprachen, neben seiner Muttersprache Französisch fliessend Englisch und Italienisch, Deutsch, Spanisch und Ungarisch.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindheit, Jugend und erste Berufe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Eltern waren Jean-Adolf Wettach und dessen Ehefrau Cécile-Fanny Péquenat. Sein Vater war Artist, dann Uhrmacher, zuletzt Gastwirt. Einen Teil seiner Jugend verbrachte Adrien in Biel, wo sein Vater zunächst bei Brandt & Cie, der nachmaligen Omega, arbeitete. Später übernahm der Vater in Biel das Restaurant «Paradisli», wo der junge Adrien zusammen mit seiner Schwester Jeanne die ersten Auftritte hatte. Seine Schwester heiratete später den Artisten Géo Lolé, mit dem ihr Bruder ebenfalls arbeitete.

Von 1897 bis 1899 war Adrien Wettach als Sprach-, Gymnastik- und Reitlehrer der Söhne des Grafen Bethlen Kalman in Ungarn tätig.

Erfolge als Clown[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anschliessend spielte er in Budapest als Violinist in einem Schrammel-Quartett. Nach einem dieser Auftritte wurde er vom Clown Alfred Prinz als Partner angeheuert. Schon kurz darauf traten die beiden als «Alfredianos» in einem ungarischen Zirkus auf. Im Amphitheater von Nîmes in Südfrankreich trat Adrien Wettach mit Partner «Brick» am 1. Oktober 1903 zum ersten Mal unter dem Namen «Grock» auf.

In den folgenden Jahren eroberte er die Zirkusmanegen und ab 1911 die Music Halls von ganz Europa, Amerika und Nordafrika. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs lebte er ab 1915 neun Jahre in England, wo er im Coliseum Theatre (London) Triumphe feierte. Vor 1920 heiratete Grock Ines Ospiri. Sie war zehn Jahre jünger als er, geschieden und hatte eine Tochter namens Bianca.[1] Grock liess 1924 bis 1930 an der italienischen Riviera die prunkvolle «Villa Bianca» (heute bekannt als Villa Grock) erbauen.[1]

In seinem 1931 verfilmten, 30-minütigen legendären Bühnen-Sketch – einem der allerersten europäischen Tonfilme – spielte Grock u. a. auf einem Flügel und einem Harmonium der Stuttgarter Firma J & P Schiedmayer.

Verstrickungen mit dem NS-Regime[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Auftritte in Nazi-Deutschland nach 1933 brachten Grock nach dem Zweiten Weltkrieg harte Kritik. Kurz vor Ausbruch des Krieges nahm Grock in seiner Villa in Oneglia Wohnsitz. Noch mitten im Zweiten Weltkrieg trat er in Berlin für die Organisation «Kraft durch Freude» auf und schickte Adolf Hitler ein Telegramm mit «herzlichsten Wünschen zu Weihnachten».[2]

Karriere nach dem Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1944 flüchtete er von Oneglia in die Schweiz und trat dort bald wieder auf. 1951 gründete Grock 71-jährig sein erstes, erfolgreiches Zirkusunternehmen. Um seine Nummer auch im Rund des Zirkus vorführen zu können, entwarf er eigens dafür eine Drehmanege. 1952 besucht er Charlie Rivel in Frankreich und überredete diesen zu einer gemeinsamen Tournee.[3] Zum letzten Mal in der Manege stand Grock am 31. Oktober 1954 in Hamburg.[4] Seinen Lebensabend verbrachte er in seiner Villa in Oneglia; dort starb er am 14. Juli 1959 im Alter von 79 Jahren.[5] Grock hinterliess zahlreiche Kompositionen für Akkordeon (siehe Literatur).

Korrigierte Angaben zu seiner Biografie bei den SBB[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Gedenken an ihn wurde eine Zugskomposition der SBB des Typs SBB RABDe 500 037-7 (ICN) nach ihm benannt. Ausgelöst durch den Artikel von Linus Schöpfer in der Neuen Zürcher Zeitung vom Mai 2023 zu den Aktivitäten des Künstlers für das Naziregime, sahen sich die SBB veranlasst, die Texttafeln im Zug zu überprüfen. Aufgrund der Empfehlungen im Gutachten des beauftragten emeritierten Geschichtsprofessor Georg Kreis sollen die Tafeln des Künstlers mit ihren bis anhin uneingeschränkt positiven Darstellungen von Grock als genialem Clown sowie zwei weiterer Schweizer Personen der Zeitgeschichte, nach denen eine Zugskomposition benannt ist, überarbeitet werden.[6]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

sowie

  • Grocks Bühnen-Sketch mit Max van Embden (von 1931), restauriert, als DVD-Beilage der Bildbiografie «Grock – Seltsamer als die Wahrheit»
  • Grock – König der Clowns. Dokumentarfilm von Felice Zenoni, 2003
  • Dokumentation Grock – eine Clownlegende, Regie Alix Maurin Fabiano d’Amato. Frankreich, Schweiz, 2019, Arte, 53 Min. (Inhaltsverzeichnis)

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nit m-ö-ö-ö-glich. Die Memoiren des Königs der Clowns. Bearbeitet von Ernst Konstantin. Mundus-Verlag Jupp Gerhards, 1956.
  • Ein Leben als Clown, meine Erinnerungen. Verlag und Ausgabe Circus Grock, 1951.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Laurent Diercksen: Grock. Jenseits der Vorstellung.
  • Laurent Diercksen: Grock. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz – Dictionnaire du théâtre en Suisse. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 753 f. (französisch).
  • Ernst Konstantin: Grock – Nit möööglich. Die Memoiren des Königs der Clowns. Mundus-Verlag, Stuttgart 1956.
  • Adam Kuckhoff: Scherry: Das Leben des Clown Grock. 1931.
  • Hansruedi Lerch: Grock. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Toni Meissner: «Nit möööööglich!» Charles Adrian Wettach. In: Karl Hoche, Toni Meissner, Bartel F. Sinhuber: Die grossen Clowns. Athenäum, Königstein im Taunus 1982, S. 53–63.
  • Oliver M. Meyer: Grock. Seltsamer als die Wahrheit (mit DVD-Beilage).
  • Thomas Eickhoff (Hrsg.): Grock – Akkordeonwerke des berühmten Clowns (Notenausgabe der Eigenkompositionen Grocks für Akkordeon, mit 2. Stimme ad lib). Hohner-Verlag, Mainz 2014.
  • Raymond Naef: Grock. Eine Wiederentdeckung des Clowns.
  • Raymond Naef: Grock – der berühmte Clown und seine Musik (Buch und CD). Edition akkodeon-magazin, 2011.
  • Edmund Stadler: Grock. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 101 f. (Digitalisat).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Grock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Villa Grock – Imperia – Historischer Reiseführer. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  2. Linus Schöpfer: Abgründe eines Clowns: Der Mann, der Hitler zum Lachen brachte. In: Neue Zürcher Zeitung, 6. Mai 2023; Linus Schöpfer: Weshalb die SBB erwägen, einen Zug umzubenennen. In: Neue Zürcher Zeitung, 14. Mai 2023.
  3. ARTISTIK / CHARLIE RIVEL : Der Mensch ist schlecht - DER SPIEGEL 14/1953. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  4. ein bekanntes Foto des Fotografen Jochen Blume (* 1925) zeigt einen Moment dieses Abschieds (welt.de vom 23. November 2010)
  5. Xaver Frühbeis: "Nit möööglich!" BR-Klassik, 14. Juli 2017, abgerufen am 15. Juli 2017.
  6. Linus Schöpfer: Henry Dunant, Kolonialist. In: NZZ am Sonntag, 4. Februar 2024, S. 17.