Groß Schönebeck

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Groß Schönebeck
Gemeinde Schorfheide
Koordinaten: 52° 54′ N, 13° 32′ OKoordinaten: 52° 54′ 25″ N, 13° 31′ 54″ O
Höhe: 54 m ü. NHN
Einwohner: 1781 (31. Jan. 2011)
Eingemeindung: 26. Oktober 2003
Postleitzahl: 16244
Vorwahl: 033393
Groß Schönebeck (Brandenburg)
Groß Schönebeck (Brandenburg)

Lage von Groß Schönebeck in Brandenburg

Groß Schönebeck ist ein Ortsteil der amtsfreien Gemeinde Schorfheide im Landkreis Barnim in Brandenburg.[1]

Geografie

Der Ort liegt 12 Kilometer nordwestlich von Finowfurt, dem Sitz der Gemeindeverwaltung und 20 Kilometer nordwestlich von Eberswalde, dem Verwaltungssitz des Landkreises. Auf der Gemarkung von Groß Schönebeck befinden sich der Ortsteil Böhmerheide, die bewohnten Gemeindeteile Döllner Heide, Sarnow und Sperlingsaue sowie die folgenden Wohnplätze: Altlotzin, Döllner Siedlung, Eichheide, Gardix, Grahsee, Klein Dölln, Rehluch und Wildfang.[2]

Geschichte

Groß Schönebeck wurde nach neuesten Erkenntnissen erstmals 1313 urkundlich erwähnt. Heimatforscher leiteten den Namen von scone = schön und beke = Bach, das heißt „Siedlung am schönen, hellen, klaren Bach“ ab. Laut Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 umfasste das Dorf Schonebeke 64 Hufen, außerdem existierte eine gleichnamige, bereits Anfang des 13. Jahrhunderts erbaute Burg.[3] Der spätere Marktflecken lag an der mittelalterlichen Uckermärkischen Heer- und Handelsstraße von Berlin nach Prenzlau. Die Kurfürsten von Brandenburg unternahmen von hier im 15. und 16. Jahrhundert oft Jagden in die Schorfheide. Einen Kampf von Kurfürst Joachim II. mit einem Bären anno 1522 in der Heide beschrieb Willibald Alexis in seinem Buch Die Hosen des Herrn von Bredow. Dänische Truppen zerstörten im Dreißigjährigen Krieg die Burg Schönebeck. Auch die Ortschaft wurde in dieser Zeit vernichtet, nur der Feldsteinturm der Kirche blieb stehen.

Das Ende des 17. Jahrhunderts erbaute Jagdschloss diente später als Wohnsitz des Oberförsters und beherbergt seit 1991 das Schorfheide-Museum.

Zu der bis 1992 existierenden Gemeinde Groß Schönebeck (Schorfheide) gehörte Schluft seit 1972 und Klandorf seit 1974 an. Böhmerheide gehörte als Siedlungsgebiet zu Groß Schönebeck.

Am 31. Juli 1992 entstand das Amt Groß Schönebeck (Schorfheide)-Land[4] mit Sitz in der Gemeinde Groß Schönebeck (Schorfheide) bestehend aus den fünf Gemeinden Groß Schönebeck, Zerpenschleuse, Sophienstädt, Ruhlsdorf und Marienwerder. Am 26. Oktober 2003 schlossen sich Groß Schönebeck und Finowfurt zur Gemeinde Schorfheide zusammen.[5] Eine 707-Jahr-Feier fand als Das leicht ver-rückte Dorffest am 7. Juli 2007 statt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Jagdschloss
Jagdschloss Groß Schönebeck (2015)

Das Jagdschloss Groß Schönebeck wurde ab 1680 für Friedrich Wilhelm, den Großen Kurfürsten, erbaut. Nachdem es 1715 fertiggestellt worden war, zog Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, ein. Der schlichte zweigeschossige Bau diente als Aufenthaltsort königlicher Gäste und Ausgangspunkt ihrer Jagdgesellschaften. Nach dem Ende des preußischen Staates wurde das Jagdschloss als Wohn- und Verwaltungssitz einer Försterfamilie genutzt. Im Jahr 2001 eröffnete in den Räumen das Schorfheide-Museum mit vielen Exponaten über die Entstehung und Entwicklung dieses Landschaftsraumes. Seit 2006 gibt es in zwei Räumen des Museums eine Dauerausstellung über den Boxer und begeisterten Jäger Max Schmeling. Einer der Säle ist als Box-Raum gestaltet, in welchem ein Boxring die Besucher zu eigenen Aktivitäten mit einem Sandsack einlädt, außerdem sind Filme mit Originalaufnahmen von Schmeling zu sehen. Der andere Raum ist als Naturraum eingerichtet, der Jagdtrophäen des Boxers ebenso präsentiert wie private Fotoalben des Weltstars.[6]

Kirche
Immanuelkirche Groß Schönebeck

Die Immanuelkirche, wie sie seit dem 8. Oktober 1989 in besonderer Verbundenheit mit der Partnergemeinde Styrum in Nordrhein-Westfalen heißt, wurde in den Jahren 1664 bis 1673 erbaut. Sie ist ein langgestreckter, rechteckiger Putzbau, dessen quadratischer Westturm aus Feldsteinen von einem Vorgängerbau des späten 14. Jahrhunderts stammt. Den Fachwerkaufsatz und die Schweifhaube erhielt der Westturm im Jahre 1730. Der Turm hat je zwei gepaarte Schallöffnungen an den Seiten des Glockengeschosses, in dem drei Glocken aus den Jahren 1655, 1682 und 1732 untergebracht sind. Im Inneren hat die Kirche eine flache Putzdecke mit Stuckleiste. Die Empore ist umlaufend und wird von Säulen getragen. An der Ostseite der Kirche ist die Empore zweigeschossig.

Der hölzerne Kanzelaltar datiert aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Seitlich hat der Kanzelaltar in flacher Holzreliefarbeit je eine ionische Säule. Der Kanzelkorb ist fünfseitig, und im mittleren Feld (vorn) befindet sich eine gemalte Darstellung des Agnus Dei (Lamm Gottes).

Die gusseiserne Taufe entstand 1829. Die Nachfahren der Stifterfamilie Reyher beauftragten 2003 den Kunstschmied Wilfried Schuchow aus Angermünde, die Taufe zu restaurieren. Zum Osterfest 2004 wurde die Taufe wieder in Dienst gestellt. In der Mitte des Kirchenschiffs hängen zwei Messingkronleuchter, deren Entstehungszeit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts fällt.

Die Brüstungsfelder der umlaufenden Empore, die wahrscheinlich wie der Kanzelaltar und das Kirchengestühl in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden, sind marmoriert. Auf der vorschwingenden Westempore steht eine Orgel aus dem Jahre 1749. Sie hat einen Prospekt mit Rocaillen, ein Manual, Pedal und 16 Register. Über dem Spieltisch der Orgel befindet sich eine Inschrift, die über die Entstehungszeit der Orgel – 1749 – Auskunft gibt. Die Vorgängerin der jetzigen Orgel war 1746 unbrauchbar geworden. Deshalb entschloss sich die damalige Groß Schönebecker Kirchengemeinde zu einem Orgelneubau, der nach gescheiterten Verhandlungen mit dem Brandenburger Orgelbaumeister Joachim Wagner schließlich vom Ruppiner Orgelbauer Gottlieb Scholtze vorgenommen wurde.

Im Jahre 1990 erhielt die Immanuelkirche eine neue Läuteanlage. Außerdem wurde die Bankheizung erneuert und die Schwammsanierung an der Decke abgeschlossen. Seit 2008 finden in der Kirche regelmäßig weltliche Konzerte statt. Hier waren u.a. Kieran Goss, Mike Brosnan, Vicente Patiz, Bayon, Mairi Campbell und Julian Dawson zu Gast. Die Erlöse fließen z. T. der Erhaltung der Kirche zu. Im Jahr 2009 wurde die Orgel aufwändig restauriert und kann seither wieder genutzt werden.

Vor der Kirche befindet sich ein pyramidenförmiges Kriegerdenkmal für die in den beiden Weltkriegen gefallenen Groß Schönebecker Männer.

Sport

1946 wurde die Sportgemeinschaft Vorwärts Groß Schönebeck gegründet und 1953 in Traktor Schorfheide umbenannt. Seit 1990 trägt der Sportverein den Namen SV Schorfheide Groß Schönebeck e. V. Das Angebot an aktiven Sportarten wurde schrittweise ausgebaut, mit Beginn 2011 waren in zehn Sportabteilungen 249 Mitglieder organisiert. Im Jahr 2006 war der SV Schorfheide Groß Schönebeck e. V. der erste Sportverein im Land Brandenburg, der die Sportart Biathlon gemäß Internationaler Biathlon Union (IBU) als Breitensport und in leistungssportlicher Ausrichtung anbietet.

Der Fußballverein trägt den Namen FSV Schorfheide Groß Schönebeck e. V. und spielt seit dem Staffelsieg in der 1. Kreisklasse 2010/11 in der Barnimliga. Der Fußballverein ist auch Veranstalter des seit 1975 stattfindenden, traditionellen 1. Mai Turnier, an dem jedes Jahr Mannschaften aus der Umgebung teilnehmen.

Die Schachspieler sind als Schachfreunde Groß Schönebeck im Finowfurter SV e. V. organisiert.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bahnhof Groß Schönebeck

Der Ort lebt von Landwirtschaft und Tourismus. Der Wildpark Schorfheide beherbergt unter anderem Wisente und Wölfe.

Am Rand von Groß Schönebeck, im Ortsteil Sarnow, liegt das ehemalige staatliche Gestüt der DDR Gut Sarnow. Heute werden auf dem Gelände ein Reiterhof sowie ein Restaurant und Hotel betrieben.[7]

Bildung

Seit dem Schuljahr 2007/08 bietet die Kleine Grundschule Groß Schönebeck als einzige Schule im Land Brandenburg Schach im Unterricht an. 2008/09 wurden wöchentlich 35 Schüler der Klassen 1 bis 3 mit dem königlichen Spiel vertraut gemacht. Die Kleine Grundschule war als einzige Barnimer Bildungseinrichtung Partnerschule der Internationalen Schacholympiade 2008. Durch eine vorbildliche Projektarbeit gelang es, sich als eine der kleinsten Schulen in Deutschland für das Finalturnier der Partnerschulen zu qualifizieren.

Verkehr

Groß Schönebeck liegt an der Landesstraße 100 von Zerpenschleuse nach Mittenwalde (bis 2005 Bundesstraße 109). Sie entstand 1830 bis 1832 als Teil der Chaussee von Berlin nach Prenzlau.

Der Ort erhielt im Jahr 1901 Anschluss an die Reinickendorf-Liebenwalde-Groß Schönebecker Eisenbahn, die Heidekrautbahn, heute Regionalbahn NEB von Berlin-Karow nach Groß Schönebeck (Kursbuchnummer 209.27).

Persönlichkeiten

Literatur

  • Hans-Joachim Beeskow: Führer durch die evangelischen Kirchen des Kirchenkreise Barnim. Heimat-Verlag, Lübben 1999. ISBN 3929600161
  • Helmut Suter: Groß Schönebeck. 700 Jahre Geschichte. 2007

Weblinks

Commons: Groß Schönebeck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gemeinde Schorfheide – Ortsteile nach § 45 Kommunalverfassung – Bewohnte Gemeindeteile – Wohnplätze. In: service.brandenburg.de. Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg, abgerufen am 24. Mai 2016.
  2. BrandenburgViewer der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB)
  3. Johannes Schultze (Hrsg.): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375. Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 38–39, 148–149.
  4. Bildung der Ämter Ahrensfelde/Blumberg, Werneuchen, Groß Schönebeck (Schorfheide)-Land. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 13. Juli 1992. Amtsblatt für Brandenburg - Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 3. Jahrgang, Nummer 54, 31. Juli 1992, S. 971/2.
  5. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  6. Barnim 2007/2008, Dacapo Pressebüro (Hrsg.), S. 83: Max Schmeling im Jagdschloss Groß Schönebeck
  7. Homepage des Gutes Sarnow; abgerufen am 29. Januar 2010