Hahnenklee-Bockswiese

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Hahnenklee-Bockswiese
Stadt Goslar
Wappen von Hahnenklee-Bockswiese
Koordinaten: 51° 51′ N, 10° 20′ OKoordinaten: 51° 51′ 26″ N, 10° 20′ 24″ O
Höhe: 570 m ü. NN
Einwohner: 1153 (31. Dez. 2014)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 38644
Vorwahl: 05325
Hahnenklee-Bockswiese (Niedersachsen)
Hahnenklee-Bockswiese (Niedersachsen)

Lage von Hahnenklee-Bockswiese in Niedersachsen

Hahnenklee mit dem Bocksberg im Hintergrund
Hahnenklee mit dem Bocksberg im Hintergrund

Hahnenklee-Bockswiese ist ein Stadtteil von Goslar mit rund 1100 Einwohnern. Er liegt etwa 16 Kilometer südlich des Goslarer Stadtkerns auf einem Hochplateau im Oberharz in Niedersachsen.

Geographische Lage

Hahnenkleer Ortskern mit Kurpark und den beiden Kranicher Teichen

Hahnenklee-Bockswiese ist ein Doppelort mit zwei Siedlungskernen, von denen Hahnenklee der größere und dadurch der bekanntere ist. Der Ortsteil Bockswiese (51° 51′ N, 10° 20′ O) liegt an der Verbindungsstraße, welche bei Kreuzeck – zwischen Clausthal-Zellerfeld und Goslar – von der Bundesstraße 241 nach Lautenthal abzweigt. Von dort wiederum zweigt eine Kreisstraße nördlich zum Ortsteil Hahnenklee ab und endet dort. Diese Sackgassenlage war von den Einwohnern Hahnenklees durchaus erwünscht, zumal man mit dem fehlenden Durchgangsverkehr touristisch Werbung machen kann. Der historische Ortskern von Bockswiese liegt am Grumbach.

Geschichte

Der Paul-Lincke-Platz im Ortszentrum
Kirche Maria Schnee

Erste Siedlungen sowohl in Hahnenklee (1569 erstmals urkundlich erwähnt) als auch in Bockswiese (1580 erwähnt) haben bereits im 16. Jahrhundert bestanden. Beide Orte haben im Bergbau ihren Ursprung, der im oberen Granetal und bis 1930 im oberen Grumbachtal betrieben worden ist. Es wird vermutet, dass der Herzog-Georg-Wilhelm-Stollen und der Hahnenkleer Stollen auf mittelalterliche Anfänge zurückgehen.[2] Bergbau wurde vor allem entlang des erzreichen Bockswieser Gangzugs betrieben.

Die räumlich getrennt voneinander liegenden frühen Bergmannssiedlungen Hahnenklee und Bockswiese bildeten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eine politische Gemeinde, die den amtlichen Doppelnamen Bockswiese-Hahnenklee trug. Um 1800 lebten in Hahnenklee, das damals unmittelbar an der Heerstraße von Goslar nach Lautenthal lag, 100 Einwohner. Bockswiese bestand zu diesem Zeitpunkt lediglich aus einem Zechenhaus, in dem 20 Bewohner lebten.[3]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte Bockswiese-Hahnenklee 491 Einwohner, von denen 336 Einwohner in Hahnenklee lebten.[4]

Um Bockswiese und den bei Hahnenklee befindlichen Bocksberg ranken sich mehrere Sagen in Verbindung mit der früheren Hexenverfolgung.[5]

Ende des 19. Jahrhunderts bekam der Fremdenverkehr eine immer größere Bedeutung. Die Ernennung zum staatlich anerkannten Kurort erfolgte 1882.[6] Im Jahr 1900 wurden 5676 Kurgäste gezählt.[7] Nach Einstellung des Bergbaus wurde der Tourismus – abgesehen von der Forstwirtschaft – zur nahezu einzigen Erwerbsgrundlage des Ortes.

Im Juni 1935 beschloss der Gemeinderat von Bockswiese-Hahnenklee, die bisherige Ortsbezeichnung umzudrehen, da Hahnenklee die Einwohnerzahl von Bockswiese überflügelt hatte.[8] Seit dem gleichen Jahr führt die Gemeinde ein vom Berliner Heraldiker Cloß gestaltetes Ortswappen.

Während der späten Kriegsjahre des Zweiten Weltkrieges gab es viele Einquartierungen im Rahmen der Kinderlandverschickung. Darüber hinaus wurde Schwangeren aus den vom Bombenkrieg besonders bedrohten Großstädten eine weitgehend ungestörte Niederkunft in einem zur Entbindungsstation umgerüsteten Hahnenkleer Hotel angeboten. Dies führte in diesen Jahren zu für diese kleine Gemeinde besonders hohen Geburtenzahlen.

Zum Kriegsende füllte sich der Ort mit Flüchtlingen, überwiegend aus den ostdeutschen Gebieten.

Ab den 1950er Jahren boomte wieder der Tourismus und erreichte vermutlich in den 1970er Jahren seinen Höhepunkt. Zahlreiche Gäste aus dem norddeutschen Raum, aus Nordrhein-Westfalen, Berlin, Dänemark, den Niederlanden und Südschweden verbrachten in dem anerkannten heilklimatischen Kurort ihren Urlaub. In dieser Zeit entstanden auch viele Hotelneubauten mit entsprechend hoher Anzahl an Gästebetten. Zum Ende der 1980er Jahre begann bezüglich des Tourismus ein massiver Abwärtstrend, der sehr vielfältige Ursachen hat.

Die Gemeinde Hahnenklee-Bockswiese wurde am 1. Juli 1972 im Rahmen der allgemeinen niedersächsischen Gebietsreform in die Nachbarstadt Goslar eingemeindet.[9]

Religionen

In Hahnenklee befindet sich die 1907/08 erbaute evangelische Gustav-Adolf-Stabkirche. 1928 wurde eine kleine katholische Holzkirche errichtet, sie wurde 1975 durch die von Josef Fehlig konzipierte Kirche Maria Schnee, heute Filialkirche der Pfarrgemeinde St. Nikolaus in Clausthal-Zellerfeld, ersetzt.

Ortsrat

Ortsratswahl 2016[10]
Wahlbeteiligung: 50,27 (+2,4 %p)
 %
50
40
30
20
10
0
49,66 %
29,49 %
11,50 %
9,32 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
−11,34 %p
+7,40 %p
+4,28 %p
+3,26 %p
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Bürgerforum Hahnenklee-Bockswiese

Der Ortsrat setzt sich nach der Kommunalwahl vom 11. September 2016 zusammen aus (Veränderungen zu 2014):

  • CDU: 6 Sitze (−1)
  • SPD: 3 Sitze (+1)
  • Bürgerforum Hahnenklee-Bockswiese: 1 Sitz (±0)
  • FDP: 1 Sitz (±0)

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Gustav-Adolf-Kirche

Markantes Wahrzeichen ist die aus Holz erbaute nordische Gustav-Adolf-Stabkirche mit einem Carillon. Sehenswert sind außerdem verschiedene Bauwerke (Stauteiche und Gräben) des Oberharzer Wasserregals oder die Grabstelle des Schöpfers der „Berliner Operette“, Paul Lincke (siehe auch Paul-Lincke-Ring). Die Seilbahn bringt Besucher auf den 726 m hohen Bocksberg. Ein besonderer Spielplatz für Kinder ist der Wasserspielplatz am Oberen Flößteich.

Sport

Das Wandern und der Wintersport haben eine große Bedeutung im Ort. Der Liebesbankweg, der einzige als Premium-Wanderweg ausgezeichnete Wanderweg im Harz und in Niedersachsen, hat in Hahnenklee seinen Ausgangspunkt; unter anderem befinden sich 25 individuelle, hölzerne Liebesbänke auf der Route.[11] Ein weiterer bekannter Wanderweg ist der Oberförster-Müller-Weg.

Seit 2007 betreibt die Hahnenkleer Seilbahngesellschaft einen Bike Park in Hahnenklee, der mehrere Downhill-, Freeride-, North Shore- und Single-Trails rund um den Bocksberg anbietet. Im Sommer 2012 wurde eine 1250 m lange schienengeführte Sommerrodelbahn mit dem Namen BocksBergBob an der Bocksberg-Seilbahn eröffnet.[12]

Regelmäßige Veranstaltungen

Das Walpurgisfest jährlich am 30. April lockt mehrere tausend Besucher an.

Wirtschaft und Infrastruktur

Hahnenklee ist ein Erholungsort und in erster Linie vom Tourismus geprägt. Der Stadtteil hat jährlich rund 110.000 Übernachtungsgäste bei 420.000 Übernachtungen.

Verkehr

Im Straßenverkehr ist der Ort über die nahe gelegene Bundesstraße 241 zu erreichen.

Im öffentlichen Nahverkehr ist Hahnenklee mit der Buslinie 830 der Regionalbus Braunschweig im Rahmen des Zweckverband Großraum Braunschweig an Goslar und Clausthal-Zellerfeld angebunden.

Bildung

Hahnenklee hatte eine eigene Grund- und Hauptschule, die in den 1970er Jahren wegen Schülermangels geschlossen wurde. Das ehemalige Schulgebäude dient heute als Kindergarten und als Heim für verschiedene Vereine.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

Persönlichkeiten mit Bezug zum Ort

  • Paul Lincke (1866–1946), Komponist und Theaterkapellmeister, starb hier
  • Ernst Degenhardt (1877–1950), Kaufmann und Politiker (DDP, CDU), starb hier
  • Ernst Mangold (1879–1961), Arzt, Physiologe und Ernährungsforscher, starb hier während eines Urlaubs
  • Hans-Georg Jaedicke (1911–2000), Mediziner, wirkte fast 50 Jahre in Hahnenklee und starb hier.

Weblinks

Commons: Hahnenklee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.goslar.de/wirtschaft/standortdaten Standortdaten & Statistik Stadt Goslar
  2. Christoph Bartels: Vom frühneuzeitlichen Montangewerbe zur Bergbauindustrie, Bochum 1992, S. 42.
  3. Friedrich Gottschalck: Taschenbuch für Reisende in den Harz, 1806
  4. Neumanns Orts- und Verkehrslexikon, S. 100 u. 381. Leipzig 1905.
  5. Die Sage von den Hexen der Brockens, 1839, S. 25
  6. G. Ulrich Großmann: Hannover und Südniedersachsen, S. 187. Köln 1999.
  7. Neumanns Orts- und Verkehrslexikon, S. 100. Leipzig 1905.
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 266.
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 266.
  10. Webseite der Kommunalen Datenverarbeitung Oldenburg, abgerufen am 29. September 2016
  11. Website zum Liebesbankweg
  12. Bericht in der Goslarschen vom 11. April 2012