Hassan Akkouch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Mai 2016 um 05:37 Uhr durch Brodkey65 (Diskussion | Beiträge) (→‎Filmografie). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hassan Akkouch (* 1988 in al-Kharayeb, Libanon[1][2][3]) ist ein libanesischer Schauspieler und Tänzer.

Leben

Herkunft und Familie

Akkouch wurde im Südlibanon geboren. 1990 kam er als Bürgerkriegsflüchtling nach Deutschland, wohin seine Eltern mit seiner älteren Schwester und ihm geflüchtet waren und wuchs in Berlin-Neukölln auf.[4][5] Akkouch hat vier weitere Geschwister, zwei Schwestern und zwei Brüder. Er besuchte eine Berliner Realschule, wo er Schülersprecher war.[6] Während seiner Schulzeit war er zeitweise in einer Jugend-Gang.[7] Mehrfach waren Akkouch und seine Familie von Abschiebung bedroht.[6] Im April 2003 wurde die Familie erstmals in den Libanon abgeschoben, kehrte jedoch nach sechs Wochen zurück nach Deutschland.[6] Im Dezember 2005 sprach sich die Härtefallkommission für ein Bleiberecht von Hassan Akkouch aus; der Berliner Senat hielt die Familie jedoch für „vollziehbar ausreisepflichtig“, da sie als Schiiten im Libanon keiner Verfolgung unterliegen würden.[6] In der taz und bei der Bundeszentrale für politische Bildung erschienen Porträts und Dokumentationen über Akkouch und seine Familie. Insgesamt lebten Akkouch und seine Familie fast zwölf jahre „geduldet“ in Deutschland. Mittlerweile lebt Akkouch mit einem unbefristeten Aufenthaltstitel in Deutschland.[7]

Karriere als Tänzer

Als Kind und Jugendlicher entdeckte er seine Leidenschaft für das Tanzen; schon als Kind hatte er Musikvideos von Michael Jackson angeschaut.[5] Ab 2000 nahm er regelmäßig Breakdance-Unterricht und war als Breakdancer aktiv.[5] Seinen ersten professionellen Auftritt hatte er im Alter von 13 Jahren bei der Eröffnung des Forums Neukölln, für den ihn Detlef Soost gebucht hatte.[5] In den nächsten Jahren folgten weitere professionelle und bezahlte Tanzauftritte, mit denen Akkouch seinen Lebensunterhalt verdienen konnte.[5] Er trat im Zirkus Magnifico von André Heller auf. Ab 2009 war er Mitglied der Dance-Formation Fanatix. Akkouch arbeitete auch selbst als Tanzlehrer; mit Jugendlichen trainierte er Tanz und Körperhaltung an der Berliner Rütli-Schule.[6]

Als Jugendlicher wirkte er in mehreren Tanztheater-Produktionen von Constanza Macras mit, so in Scratch Neukölln (2003; Hebbel am Ufer) und Back to the Present (2004; Schaubühne), wo er Elemente aus Akrobatik, Breakdance und Rap kombinieren konnte.

Schauspiel und Theater

Durch ein Casting kam Akkouch schließlich auch zum Schauspiel; er war der einzige Darsteller ohne Schauspielausbildung.[5] 2011 und 2012 spielte er am Ballhaus Naunynstraße den jungen Muslim Musa in dem Theaterstück Verrücktes Blut von Nurkan Erpulat und Jens Hillje; mit dieser Produktion, in der u.a. Sesede Terziyan und Tamer Arslan seine Partner waren, gastierte er auch am Staatsschauspiel Dresden.[8]

Während seiner abendlichen Theaterauftritte in Verrücktes Blut machte er im Sommer 2012 in München seine Aufnahmeprüfung für die Schauspielschule.[5] Von September 2012 bis 2015 absolvierte er sein Schauspielstudium an der Otto-Falckenberg-Schule in München.[1][9]

Bereits während seiner Ausbildung wirkte er in verschiedenen Theaterproduktionen in Berlin, Mannheim und München mit. Im Rahmen des Berliner Herbstsalons trat er im September 2013 am Maxim Gorki Theater mit der Tanzperformance Der Mann, der über seinen Schatten springen wollte von Nevin Aladağ auf.[2] Mit dem Stück X Firmen (Regie: Nevin Aladağ) gastierte er im Sommer 2014 beim Festival „Theater der Welt“ in Mannheim.[10] Im September 2014 trat er am Maxim Gorki Theater in der Tanztheater-Produktion Fallen (Regie: Sebastian Nübling) auf; wieder war Tamer Arslan sein Partner.[2][11]

An den Münchner Kammerspielen war Akkouch in den Produktionen Schnapsbudenbestien Folge 4: Nana (als George, Regie: Matthias Günther, 2013) sowie als Kriminaloberkommissar in Glow! Box BRD (Regie: Jorinde Dröse, 2015) zu sehen.[3] Ab der Spielzeit 2015/16 ist Hassan Akkouch festes Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele.[3] Dort spielte er bisher u.a. die Rollen Jessica/Shylock in Kaufmann von Venedig (Premiere: Oktober 2015; Regie: Nicolas Stemann). Ab Februar 2016 tritt er an den Münchner Kammerspielen in der Produktion La Sonnambula (nach Motiven der gleichnamigen Oper von Vincenzo Bellini) in der Regie des ungarischen Regisseurs David Marton auf.

Film und Fernsehen

Von 2006 bis 2009 war Akkouch Protagonist in dem mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilm Neukölln Unlimited, bei dem die Filmemacher Agostino Imondi und Dietmar Ratsch ihn und seine beiden Geschwister Lial und Maradona über mehrere Jahre mit der Kamera durch Berlin-Neukölln begleiteten.[2][3]

Durch ein Schauspiel-Casting erhielt Akkouch 2011 auch seine erste professionelle Fernsehrolle, eine Episodenhauptrolle in der ZDF-Krimiserie Verbrechen nach Ferdinand von Schirach; er spielte Abbas Porter, den tatverdächtigen, spielsüchtigen Freund einer ermordeten Medizinstudentin.

Im Münchner Tatort: Macht und Ohnmacht (2013) war er in der Rolle des Tatverdächtigen Birol Yenal zu sehen. Im Frankfurter Tatort: Wer das Schweigen bricht (2013) spielte er den Strafgefangenen Murat. Im Dortmunder Tatort: Eine andere Welt (2013) verkörperte er den Dealer Tarek Abboudi, den libanesischen Ex-Freund des 16-jährigen Tatopfers Nadine Petzokat. Im Bremer Tatort: Brüder spielte er Mo Nidal, den Bruder des schwerkriminellen Clan-Chefs Hassan Nidal (Dar Salim). In einer Szene seiner Rolle spuckte er Kriminalkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) ins Gesicht.[12]

In dem Fernsehfilm Der Pfarrer und das Mädchen (2015) spielte er den Jugendlichen Ben, der Zeuge und Mitwisser einer Vergewaltigung wird. In der ZDF-Krimireihe Nachtschicht war er im Februar 2016 in dem Film Der letzte Job in einer Nebenrolle zu sehen. Er spielte den gelernten Koch und muslimischen Asylbewerber Abdel Raz. Im März 2016 war Akkouch im Luzerner Tatort: Kleine Prinzen als Fahd Al-Numi zu sehen; er spielte einen arabischen Prinzen, der in der Schweiz auf ein Elite-Internat geht. Gelegentlich arbeitete Akkouch auch als Hörspielsprecher.

Trivia und Privates

Als Jugendlicher war er als Rapper aktiv und rappte auf Deutsch, Französisch, Englisch und Arabisch.[4] 2007 nahm er am Berliner Contest Rap for Q-Rage teil.[3] Aktuell (Stand: Februar 2016) wohnt er in München[1] in einer Künstler-WG.

Filmografie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Hassan Akkouch Profil und Vita bei Schauspielervideos.de. Abgerufen am 6. Februar 2016
  2. a b c d Hassan Akkouch; Vita, Internetpräsenz Maxim Gorki Theater. Abgerufen am 6. Februar 2016.
  3. a b c d e Hassan Akkouch; Vita, Internetpräsenz der Münchner Kammerspiele. Abgerufen am 6. Februar 2016.
  4. a b Wer hat die besten Rhymes? in: Fluter vom 14. Januar 2008. Abgerufen am 6. Februar 2016.
  5. a b c d e f g Darf ich vorstellen? …Hassan Akkouch Interview mit Hassan Akkouch. Keeepondancing vom 18. April 2013. Abgerufen am 6. Februar 2016.
  6. a b c d e Abschiebung eines Berliner Schülers: Breakdance-Star soll in den Libanon in: SPIEGEL online vom 9. Mai 2006. Abgerufen am 6. Februar 2016.
  7. a b Gorki-Theater: Shermin macht Theater in: DIE ZEIT vom 24. September 2014. Abgerufen am 6. Februar 2016
  8. Verrücktes Blut; Internetpräsenz Staatsschauspiel Dresden. Abgerufen am 6. Februar 2016.
  9. Hassan Akkouch Offizielle Internetpräsenz Otto-Falckenberg-Schule. Abgerufen am 6. Februar 2016.
  10. Erschließen neuer Erfahrungsräume, Aufführungskritik bei Morgenweb.de vom 6. Juni 2014. Abgerufen am 6. Februar 2016
  11. Fallen – Sebastian Nübling lässt vor dem Gorki Theater Berlin die Gewalt tanzen, Aufführungskritik bei Nachtkritik.de vom 12. September 2014. Abgerufen am 6. Februar 2016
  12. Ekelhafter Dreh „Tatort“-Kommissarin Sabine Postel wird angespuckt in EXPRESS vom 21. Februar 2014. Abgerufen am 6. Februar 2016