Henning Hildmann

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Henning Hildmann (* 5. Januar 1939 in Frankfurt am Main; † 2. Juli 2009 in Bochum) war ein deutscher HNO-Arzt. Als Gründungsdirektor leitete er von 1979 bis 2004 die HNO-Abteilung im Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Henning Hildmann wurde am 5. Januar 1939 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Studium der Humanmedizin in Frankfurt am Main, Innsbruck und Düsseldorf, wo er 1965 promoviert wurde,[2] und der HNO-fachärztlichen Ausbildung in Tübingen wurde er Oberarzt in Kiel und Aachen.[3] Hier wurde er 1975 bei Georg Schlöndorff habilitiert.[4] Zum 15. Januar 1979 an die Ruhr-Universität Bochum berufen, übernahm er die neu gegründete HNO-Abteilung, die innerhalb des Bochumer Modells im St. Elisabeth-Hospital ansässig ist und die er bis zu seiner Emeritierung im Dezember 2004 leitete.[5] Er erlag mit 70 Jahren den Folgen eines Autounfalls auf dem Heimweg von einem medizinischen Kongress.[6]

Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die HNO-Klinik des Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum wurde unter Hildmann mit 5.000 Eingriffen pro Jahr zu der Universitätsklinik mit den meisten HNO-Operationen in Nordrhein-Westfalen.[1] Etwa 800 dieser Operationen entfallen auf gehörverbessernde Eingriffe.[1] Auf diesem Gebiet engagierte sich Hildmann besonders: So gründete er 1999 das Cochlea-Implantat-Zentrum Ruhrgebiet, in dem interdisziplinär Ärzte, Logopäden, Ingenieure, Heilpädagogen und Psychologen zusammenarbeiten.[7] Die Vernetzung der HNO-Klinik mit anderen Instituten umfasst das Sozialpädiatrische Zentrum, das Schädelbasiszentrum Bochum im Knappschaftskrankenhaus Langendreer und das Schlaflabor im Bergmannsheil.[1] Bei mehr als 200 medizinischen Publikationen war er Autor oder Koautor.[8]

Seine Mitarbeiter schätzten neben seinen großen Führungsqualitäten vor allem seine soziale Kompetenz sowohl Patienten als auch dem Personal gegenüber.[9]

Entwicklungshilfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der wissenschaftlichen Forschung und der ärztlichen Therapie engagierte sich Hildmann auf dem Gebiet der internationalen Zusammenarbeit: Dies begann bereits während des Studiums mit seiner Tätigkeit als Leiter des Referats für ausländische Studierende und setzte sich in der kontinuierlichen Unterstützung junger Kollegen aus Entwicklungsländern als Klinikdirektor fort.[10] Er unterrichtete Kollegen aus Osteuropa, Asien und Südamerika in Operationskursen. Dadurch konnten die dortigen Standards der Patientenversorgung verbessert werden.[1] Hildmann erhielt hierfür u. a. 2002 die Ehrendoktorwürde der mongolischen Universität Ulaanbaatar.[1] Er war ebenfalls Gründungsmitglied und später Ehrenmitglied der Spanisch-Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde.[11] Darüber hinaus war Hildmann Ehrenmitglied in den HNO-Gesellschaften Boliviens, der Slowakei, Polens und der Mongolei und in den Otologie-Gesellschaften der Ukraine, Indiens und Griechenlands.[12]

Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er gerade begonnen, ein Projekt zur Unterstützung der HNO-Ärzte in Ruanda zu initiieren, nachdem er zuvor vor Ort bei Operationen von der desolaten Situation in der dortigen HNO-Heilkunde überrascht worden war.[13]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Verwendbarkeit von Knorpel- und Knochentransplantaten in der Mittelohrchirurgie: eine vergleichende histologische und autoradiographische experimentelle Studie. Habilitationsschrift, Aachen 1980.
  • Rhino-Sinusitis. mit Konrad Morgenroth, Pharmazeutische Verlags-Gesellschaft, München 1984, ISBN 3-88581-033-6.
  • Mikrobiologische Aspekte bei Erkrankungen im HNO-Bereich: moderne Diagnostik und Therapie (Hrsg.), Fischer, Stuttgart 1990, ISBN 3-437-11300-3.
  • Atlas der Ohrchirurgie. mit Dietrich Plester und Eberhard Steinbach, Kohlhammer, Stuttgart 1989, ISBN 978-3-170-08488-9.
  • Mikrobiologische Erkrankungen im Kopf- und Halsbereich. mit Hartmut P. H. Neumann und Wolfgang Opferkuch, SM Verlagsgesellschaft, Gräfelfing 1990, ISBN 978-3-927-29009-9.
  • Der Paukenerguß. mit Agnes Hildmann, in: HNO, Bd. 41, 1993, Heft 9, S. 455–464.
  • Mikrobiologische Erkrankungen im HNO-Bereich. mit Horst Luckhaupt und Wolfgang Opferkuch, socio-medico, Planegg 1996, ISBN 978-3-927-29047-1.
  • Hals-Nasen-Ohren-Chirurgie im Kindes- und Jugendalter. mit Ulrich Koch, Springer, Berlin 1999, ISBN 978-3-540-65806-1.
  • Etiopathogenesis of cholesteatoma. mit Ewa Olszewska, Mathias Wagner, Manuel Bernal-Sprekelsen, Jörg Ebmeyer, Stefan Dazert und Holger Sudhoff, in: Archiv für Klinische und Experimentelle Ohren-, Nasen- und Kehlkopfheilkunde, Bd. 261, 2004, S. 6–24.
  • Middle Ear Surgery. mit Holger Sudhoff, Springer, Berlin 2006, ISBN 978-3-540-22201-9.
  • Manual for Temporal Bone Exercises. mit Holger Sudhoff, Stefan Dazert und Rudolf Hagen, Springer, Berlin 2011, ISBN 978-3-642-19497-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Abschied nach 25 Jahren. Website Ruhr-Guide, onlinemagazin für das Ruhrgebiet, März 2005, abgerufen am 20. Februar 2014.
  2. Manual of Temporal Bone Exercises. Autoreninformation bei beck-shop.de, abgerufen am 21. Februar 2014
  3. RUB-Medizin: Geburtstagssymposium für HNO-Spezialist Henning Hildmann. Pressestelle Ruhr-Universität Bochum vom 15. Januar 2004, abgerufen am 21. Februar 2014.
  4. Fleischer, Konrad; Naumann, Hans Heinz: Akademische Lehrstätten und Lehrer der Oto-Rhino-Laryngologie in Deutschland im 20. Jahrhundert, Springer, Berlin 1996, S. 43–44.
  5. Abschied nach 25 Jahren. Website Ruhr-Guide, onlinemagazin für das Ruhrgebiet, März 2005, abgerufen am 20. Februar 2014.
  6. Weiterbildung zum HNO-Arzt in Ruanda. Website des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte e.V. 2013, abgerufen am 20. Februar 2014.
  7. Ci-Zentrum Ruhrgebiet - Über uns. Website des Cochlea-Implantat-Zentrums Ruhrgebiet, abgerufen am 20. Februar 2014.
  8. Manual of Temporal Bone Exercises. Autoreninformation auf amazon.de, abgerufen am 22. Februar 2014.
  9. Abschied nach 25 Jahren. Website Ruhr-Guide, onlinemagazin für das Ruhrgebiet, März 2005, abgerufen am 20. Februar 2014.
  10. RUB-Medizin: Geburtstagssymposium für HNO-Spezialist Henning Hildmann. Josef König für die Pressestelle der Ruhr-Universität Bochum, 15. Januar 2004, abgerufen am 20. Februar 2014.
  11. Mitglieder der Spanisch-Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde. Website der Spanisch-Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, abgerufen am 21. Februar 2014
  12. Manual of Temporal Bone Exercises. Autoreninformation bei amazon.de, abgerufen am 22. Februar 2014.
  13. Weiterbildung zum HNO-Arzt in Ruanda. Website des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte e.V., abgerufen am 20. Februar 2014.