Horst (Essen)

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Wappen von Horst
Wappen von Horst
Wappen der Stadt Essen
Wappen der Stadt Essen

Horst
Stadtteil von Essen

Lage von Horst im Stadtbezirk VII Steele/Kray
Basisdaten
Fläche 4,17 km²
Einwohner 11.250 (30. Sep. 2022)
Koordinaten 51° 26′ 14″ N, 7° 6′ 33″ OKoordinaten: 51° 26′ 14″ N, 7° 6′ 33″ O
Höhe 89 m
Eingemeindung 1. Apr. 1926
Räumliche Zuordnung
Postleitzahl 45279
Stadtteilnummer 46
Bezirk Stadtbezirk VII Steele/Kray
Bild
Essen-Horst, Blick von Süden
Essen-Horst, Blick von Süden

Essen-Horst, Blick von Süden

Quelle: Statistik der Stadt Essen

Horst ist ein Stadtteil im Osten der Stadt Essen, teils auf den Ruhrhöhen gelegen.

Lage

Horst grenzt an die Stadtteile Steele, Freisenbruch und, von der Ruhr getrennt, an Burgaltendorf und Überruhr sowie an die Bochumer Stadtteile Höntrop und Dahlhausen. Den Stadtteil kann man in drei Bereiche gliedern: das sogenannte Untere Horst (in den Ruhrauen), das Obere Horst (auf dem Berg gelegener Bereich) und das Hörsterfeld (eine Hochhaussiedlung aus den 1970er Jahren). Das nächstgelegene Mittelzentrum ist in Essen-Steele.

Geschichte

Namensgebend ist das althochdeutsche Wort für die Bezeichnung eines Niederwaldes. Seit 955 gehörte Horst mit Steele und den Bauerschaften Eiberg und Freisenbruch zum Stift Essen. 1226 wurde die Gemeinde Horst gewaltsam vom Stift getrennt, was mit der Ermordung des Erzbischofs Engelbert I. von Köln und der Hinrichtung des Grafen Friedrich von Isenberg in Zusammenhang stand. 1815 kam Horst zum Amt Winz-Hattingen, Kreis Bochum. Grund war die Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress.[1] Etwa im Jahr 1920 wurde Horst zusammen mit Eiberg und Freisenbruch nach Königssteele eingemeindet.[2] Am 1. April 1926 wurde Königssteele nach Steele eingemeindet. Teile der Gemeinde wurden auch nach Linden-Dahlhausen und Wattenscheid umgegliedert.[2]

Ehemaliger Steinkohlenbergbau

Gebäude der ehemaligen Zeche Wohlverwahrt

Wie nahezu alle Ortschaften an der unteren Ruhr, war auch Horst lange vom Steinkohlenbergbau gekennzeichnet. In und um Horst förderten schon früh diverse kleine Bergwerke, wobei zunächst die Ruhrschifffahrt und bald darauf die Eisenbahn den Abtransport der Kohle übernahm. Durch Horst bis zur Ruhr führte zunächst die Mariannenbahn, eine von der Zeche Vereinigte Maria Anna Steinbank in Höntrop kommende Pferdebahn, deren Gleise auf Sandsteinschwellen verlegt waren.

Der Hünninghauser Erbstolln, südlich des heutigen Bahnhofs Essen-Steele Ost am westlichen Rand auf Horster Gebiet gelegen, war ein Bergbaustollen, der 1725 seinen Betrieb aufnahm. Er durchbrach dabei als einer der ersten die Mergeldecke. Die Zeche Wecklenbank betrieb ab 1737 im Bereich von Haus Horst einen Stollen, der 1835 zum Horster Erbstollen wurde und bis 1879 in Betrieb war. Dessen Stollenmundloch ist noch in der Nähe des Horster Wasserkraftwerkes erkennbar. Der Stollen Schwarzer Junge im Bereich der Dr.-C.-Otto-Straße ging 1772 in Betrieb. Sein Grubenfeld fiel 1920 zur Zeche Robert, die mit Unterbrechungen zwischen 1853 und 1934 förderte. Der kleine Betrieb der Zeche Schultenkämperbank begann 1740 und ging 1871 zum Horst Erbstollen und der Zeche Eiberg über. Weiteren Bergbau betrieben die Zeche Fridolin und die 1791 gegründete und 1962 als letzte Zeche in Horst geschlossene Zeche Wohlverwahrt.[3]

Wappen

Wappen von Horst

Blasonierung:„In Silber (Weiß) drei aufrechte rote Pferdeprammen mit Kordeln im Verhältnis 2:1.“

Das Wappen wurde von Kurt Schweder entworfen und hatte nie offiziellen Charakter. Ende der 1980er Jahre schuf der Heraldiker für alle Essener Stadtteile Wappen. Sie sind inzwischen von der Essener Bevölkerung gut angenommen worden.

Das Wappen ist identisch mit dem der Burgherren von der Horst.[4]

Unteres Horst

Große Teile des Unteren Horst liegen direkt an der Ruhr, welche hier als Naherholungsgebiet zählt. In den Ruhrauen befinden sich Gewerbegebiete, und darin eines der größten Kühlhäuser Deutschlands. Bereits 1856 errichtete hier der Berg- und Hütten-Aktien-Verein Neu-Schottland ein großes Hüttenwerk zur Schienenherstellung. Vier Jahre später wird dabei ein Schmelzwerk, die Freisenbrucher Hütte, mit zwei Hochöfen erbaut. 1870 kam das Martinstahlwerk Union-Horst und 1885 eine Schraubenfabrik hinzu.[1] Schon 1723 entstand in Steele die Glashütte Wisthoff, die noch heute unter der Gerresheimer-Gruppe besteht und seit 1971 im Unteren Horst ihren Betrieb führt.

An der Horster Straße (damals Altendorfer Straße) steht noch das alte, seit 1989 denkmalgeschützte[5] Brauerei-Gebäude samt Unternehmervilla der Union-Brauerei Horst-Steele, die hier 1889 durch die Kaufleute Bodenheim aus Düsseldorf und Knösels aus Krefeld gegründet wurde. Noch vor der Jahrhundertwende übernahmen dann die Steeler Bürger Heinrich Tossen und Schulte-Bäuminghaus das Unternehmen. 1914 setzte man 20.000 Hektoliter Bier um. Nach Umsatzeinbrüchen im Ersten Weltkrieg wurde die Horster Brauerei von der Dortmunder Schwester, der späteren Dortmunder Union-Brauerei aufgekauft.[6]

In der Gaststätte Horster Eck spielt der international erfolgreiche Billardverein BF Horster-Eck Essen 1959. Weiter östlich, direkt an der Ruhr, hat Essens größter Sportverein, die MTG Horst 1881 e. V. sein Domizil (MTG – Märkische Turngemeinde). Hier gab es ein Freibad zum Baden in der Ruhr. Das Schwimmen in der Unteren Ruhr, und damit auch in Horst, wurde, begründet mit dem hohen Bakteriengehalt des Wassers, im September 1952 durch Erlass der Bezirksregierung Düsseldorf verboten. Das Verbot gilt bis heute.[7]

Oberes Horst

Die Bahnstrecke der S-Bahn Rhein-Ruhr, auf der die Linie S3 verkehrt, trennt das Obere vom Unteren Horst. Nördlich des S-Bahn-Haltepunktes Essen-Horst ist in den Jahren 2013 bis 2016 die Wohnsiedlung Ruhrterrassen errichtet worden. Sie liegt auf dem Gelände der einstigen Abbruchfirma Altwert, die auf ein 1909 durch den Bauunternehmer Hermann Sprenger gegründetes Unternehmen zurückging.

Im Oberen Horst liegt der Ortskern mit einigen Einkaufsmöglichkeiten. Zentral gelegen findet sich die neugotische katholische Pfarrkirche St. Josef, die 1887 eingeweiht wurde. Die benachbarte evangelische Zionskirche mit freistehendem Glockenturm wurde 1957 errichtet. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die katholische Josef-Grundschule. Als Horster Schule hat sie bereits seit 1886, gleich neben dem seit 1903 errichteten, heutigen Gebäude existiert. Im Dritten Reich wurde die Schule in Wilhelm-Gustloff-Schule umbenannt.[8] Im Hörsterfeld gibt es mit der Astrid-Lindgren-Schule eine weitere Grundschule. Außerdem gibt es noch einen Kindergarten.

Auf den Ruhrhöhen nahe dem Hörsterfeld liegen das Bodendenkmal der mittelalterlichen Ringwallanlage Vryburg sowie der ehemalige Rittersitz Haus Horst.

Unterhalb des Hauses Horst wurde am 4. November 1934 von den Nationalsozialisten das Ruhrkämpferehrenmal eingeweiht. Es steht für Gefallene der Freikorps, Einwohnerwehren, Reichswehr- und Polizeieinheiten, die 1918 bis 1920 gegen die revolutionären Arbeiter im Ruhrgebiet kämpften, wonach es zum Ruhraufstand kam. Mit diesem Ehrenmal versuchten die Nationalsozialisten ihre Sichtweise in diesen Jahren propagandistisch durchzusetzen, also die Weimarer Republik und das Ergebnis der Novemberrevolution herabzuwürdigen und die Machtergreifung 1933 als Rettung Deutschlands hinzustellen.[1]

Etwas weiter westlich steht die Villa Vogelsang, ein Herrenhaus, dessen Eigentümer der Unternehmer Wilhelm Vogelsang war. In den 1960er Jahren als Kloster genutzt, befindet sich heute ein Linux-Themenhotel in dem denkmalgeschützten Gebäude. Unterhalb, direkt an der Ruhr, befindet sich das Wasserkraftwerk Horster Mühle mit der alten Schleuse am gegenüberliegenden Ruhrufer. Diese wurde 1775 für die Ruhrschifffahrt angelegt und steht heute restauriert unter Denkmalschutz. Der Industrielle Franz Dinnendahl wurde etwa 300 Meter flussaufwärts der Schleuse in einer bereits 1319 erwähnten Mühle geboren.

Hörsterfeld

Ab 1973 entstand die zum Stadtteil gehörende Hochhaussiedlung Hörsterfeld für rund 6000 Menschen mit Einkaufsstraße auf einem ehemaligen Ackergelände. Die meisten der Hochhäuser wurden von der gewerkschaftseigenen Neuen Heimat errichtet. Später siedelte die Stadt überdurchschnittlich viele Menschen mit problematischem sozialen Hintergrund hier an. Heute sind ein gewisser Leerstand von Mietwohnungen, jedoch auch eine steigende Anzahl von Wandlungen in Eigentumswohnungen erkennbar.[9] Seit 2015 wird im nördlichen Bereich an der Dahlhauser Straße ein DRK-Seniorenzentrum errichtet, das Anfang 2017 bezogen werden soll.[10]

Verkehr

Die S-Bahn-Haltepunkte Essen-Eiberg und Essen-Steele Ost bieten mit der Linie S1 eine direkte Verbindung zu den größten Städten im Ruhrgebiet in westlicher und östlicher Richtung. Der Haltepunkt Essen-Horst mit der Linie S3 sorgt für eine Verkehrsanbindung nach Hattingen und über Essen Hauptbahnhof nach Oberhausen.

Die Buslinien 164, 167 und 184 der Essener Verkehrs-AG verbinden Horst mit Essen-Steele.[11]

1901 bis 1958 gab es eine erste Schwimmbrücke über die Ruhr, die Pfennigbrücke. 1982 wurde die Schwimmbrücke Holtey als Fuß- und Radwegbrücke neu errichtet.

Bilder

Literatur

  • Wolfhart Hoffmann: Burg Horst: Die Geschichte eines alten Hauses an der Ruhr 1142-1983. Pomp und Sobkowiak, Essen, 1983, ISBN 3-922693-54-7.
  • Irene Voigt: Natur an der Ruhr bei Essen-Horst: Bilddokumentation. Bacht, Essen, 1997, ISBN 3-87034-055-X.
  • Franz van der Kemp: Achtung Achtung! Ende Ende! Geschichte einer Kindheit in dunkler Zeit 1932-1951. Kemp, Franz van der, 2003, ISBN 3-00-011993-0.
  • Wilhelm und Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage. 1994, ISBN 3-7845-6992-7, S. 227–228.
  • Tim Schanetzki: 125 Jahre Ofenbank. Zeitgeist und Wohnen in Horst.

Weblinks

Commons: Essen-Horst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Steeler Bürgerschaft e.V. – Steeler Chronik zuletzt gesichtet am 29. Oktober 2010, offline
  2. a b Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 254.
  3. Förderverein Bergbauhistorischer Stätten im Ruhrrevier e.V. (Hrsg.), Karlheinz Rabas, Karl A Rubach: Bergbauhistorischer Atlas für die Stadt Essen, 2008, ISBN 978-3-929158-22-9
  4. Vgl. dazu Johann Rainer Busch: Kurt Schweders Wappen der Essener Stadtteile Essen 2009, S. 90.
  5. Auszug aus der Denkmalliste der Stadt Essen, abgerufen am 29. März 2016
  6. Karl Hansmann: Ein altes Haus packt aus: Von Hölzken op Stöcksken; Norderstedt: Books on Demand GmbH, Januar 2005, ISBN 978-3-8334-2407-6
  7. DerWesten.de: Neuer Anlauf fürs Baden in Ruhr und Baldeneysee, 6. Juli 2010 abgerufen am 29. März 2016
  8. Seite "Historisches" auf der Homepage der Josefschule; abgerufen am 29. März 2016
  9. DerWesten.de: Stadtteil Spaziergang, „Im Hörsterfeld weht immer ein frischer Wind“; abgerufen am 29. März 2016
  10. Derwesten.de vom 17. März 2016: Das neue DRK-Heim in Horst soll ein soziales Zentrum für alle werden; abgerufen am 29. März 2016
  11. Essener Verkehrs-AG