Illyrische Provinzen

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Karte der Illyrischen Provinzen aus dem Jahr 1813
Illyrische Provinzen (hellblau) 1812

Als Illyrische Provinzen (französisch Provinces Illyriennes) wurden jene Gebiete an der Ostküste der Adria und im Ostalpenraum bezeichnet, die zwischen 1807 und 1809 vom französischen Kaiserreich unter Kaiser Napoleon I. erobert und annektiert wurden. Die illyrischen Provinzen umfassten Ragusa, Dalmatien, Kroatien südlich der Save, Istrien, Triest, Görz, Krain und den westlichen Teil Kärntens. 1813 wurden diese Gebiete von österreichischen Truppen zurückerobert. Dalmatien und Istrien waren allerdings 1805 zunächst mit dem Königreich Italien vereint worden.

Geschichte

Schon nach dem 2. Napoleonischen Krieg hätten die Österreicher gemäß dem Frieden von Pressburg 1806 Dalmatien und die Bucht von Kotor an Frankreich übergeben sollen.[1] Die Franzosen schritten bei der Einnahme Dalmatiens zu langsam voran und die Übergabetermine mehrerer Städte wurden verpasst. Die Bucht von Kotor wurde entgegen dem Vertrag von Pressburg an das Fürstentum Montenegro übergeben.[1]

Nach dem französischen Sieg bei Wagram im 3. Napoleonischen Krieg und dem daraufhin geschlossenen Frieden von Schönbrunn wurde die Bildung der Illyrischen Provinzen gleich am 14. Oktober 1809, dem Tag der Unterzeichnung des Friedensvertrages, durch ein Dekret Kaiser Napoleons befohlen, um die Verwaltung der annektierten österreichischen Gebiete in geordnete Bahnen zu lenken. Dabei handelte es sich teilweise um Gebiete der Königreiche Kroatien und Dalmatien, die 1767 bis 1777 – zusammen mit dem Königreich SlawonienKönigreich Illyrien genannt wurden. Hauptstadt und Sitz des französischen Generalgouverneurs wurde Laibach.

Die britische Marine blockierte seit 1807 die unter napoleonischer Herrschaft stehenden Adriaküsten. Die Briten hielten auch die weit von der Küste entfernte Insel Lissa (Vis) besetzt und nutzten sie als Stützpunkt für ihre Schiffe.

Österreich erklärte im August 1813 Frankreich wieder den Krieg (4. Napoleonischer Krieg), und unmittelbar darauf rückten Truppen unter General Franz Tomassich zunächst in den Norden der Illyrischen Provinzen vor. Die wenigen französischen Truppen leisteten kaum Widerstand und bereits am 20. September marschierten die Österreicher in Ragusa (Dubrovnik) ein. Nur das stark befestigte Zara (Zadar) konnten die Franzosen länger halten. Die Festung kapitulierte am 6. Dezember 1813. Unterdessen hatten die Montenegriner Cattaro (Kotor) besetzt. Diese Stadt wurde erst im Juni 1814 von den Österreichern eingenommen.

Der Wiener Kongress bestätigte dem Kaisertum Österreich den Besitz aller Länder, die es durch den Frieden von Campo Formio gewonnen hatte. Am 3. August 1816 wurde durch eine kaiserliche Entschliessung der Großteil des Gebietes der Illyrischen Provinzen als Königreich Illyrien konstituiert.

Verwaltung

Schild eines Grenzzollamtes der Illyrischen Provinzen in Radeče mit dem Wappen Kaiser Napoleon I.

An der Spitze der Verwaltung stand ein französischer Generalgouverneur. Von Oktober 1809 bis Januar 1811 bekleidete Auguste de Marmont diesen Posten, ihm folgte im April 1811 Henri-Gratien Bertrand, im Februar 1812 übernahm Jean-Andoche Junot das Amt. Letzter Generalgouverneur der Illyrischen Provinzen war im Juli und August 1813 Joseph Fouché.

Die Franzosen führten umgehend den Code civil ein und setzen die Judenemanzipation durch. Außer auf Französisch und Deutsch wurden die Gesetze auch in „slawonischer Sprache“ veröffentlicht. Damit war eine Form des noch nicht codifizierten Slowenischen bzw. Kroatischen gemeint. Insbesondere auf die spätere Entwicklung der slowenischen Schriftsprache wirkte sich dies förderlich aus.

Die regionale Verwaltung sollte wie überall im französischen Kaiserreich in Départements organisiert werden. Bis zum Ende der französischen Herrschaft konnte dieses Vorhaben aber nicht vollständig umgesetzt werden. Vielmehr bildete man übergangsweise sogenannte Intendanzen (zuerst 11, später reduziert auf sieben), die sich weitgehend an älteren Verwaltungsgrenzen orientierten:

Organisation von 1809 bis 1811
Name Hauptort
Adelsberg
(Postojna)
Adelsberg (Postojna)
Bouches-du-Cattaro
(„Mündungen von Cattaro“)
Cattaro (Kotor)
Croatie
(Kroatien)
Karlstadt (Karlovac)
Dalmatie
(Dalmatien)
Zara (Zadar)
Fiume Fiume (Rijeka)
Gorice
(Görz)
Görz (Gorizia)
Laybach
(Laibach, Ljubljana)
Laybach (Laibach, Ljubljana)
Neustadt
(Rudolfswerth, Novo mesto)
Neustadt (Novo mesto)
Raguse
(Ragusa)
Ragusa (Dubrovnik)
Trieste Trieste (Triest)
Willach
(Villach, Oberkärnten und Osttirol)
Willach (Villach)
1. Neuorganisation von 1811
zunächst in vier Intendanturen von
  • Laybach (Ljubljana)
  • Karlstadt (Karlovac)
  • Trieste
  • Zara (Zadar)
2. Neuorganisation vom 15. April 1811
7 Intendanturen mit untergeordneten Kreisen (subdélégations):
Name Hauptort Subdélégations (Kreise) Vorherige Organisation
Carinthie
(„Kärnten“)
Willach (Villach) Willach
Lienz
gebildet aus Willach (Oberkärnten und Osttirol)
Carniole
(Krain)
Laybach (Laibach, Ljubljana) Adelsberg (Postojna)
Laybach (Ljubljana)
Kraimbourg (Krainburg) (jetzt: Kranj)
Neustadt (eigentlich: Neustadtl, jetzt: Novo Mesto)
gebildet aus Adelsberg, Laybach, Neustadt
Croatie civile
(Zivil-Kroatien)
Karlstadt (Karlovac)
Karlstadt
Fiume (Rijeka),
Lussinpiccolo (Mali Lošinj)
gebildet aus Fiume und einem Teil von Croatie
Croatie militaire
(Militär-Kroatien)
Segna (Zengg, jetzt: Senj, ) gebildet aus einem Teil von Croatie
Istrie
(Istrien)
Triest Trieste
Gorizia (Görz)
Capodistria (Koper),
Rovigno (Rovinj)
gebildet aus Trieste und Gorice
Dalmatie
(Dalmatien)
Zara (Zadar) Zara
Spalato (Split)
Lesina (Hvar)
Sebenico (Šibenik)
Macarsca
gebildet aus Dalmatie
Raguse
(Ragusa)
Ragusa (Dubrovnik) Ragusa
Cattaro (Kotor)
Curzola (Korčula)
gebildet aus Bouches-du-Cattaro und Raguse

Literatur

  • Frank J. Bundy: The Administration of the Illyrian Provinces of the French Empire, 1809–1813. New York 1987, ISBN 0-8240-8032-7.
  • Branko Reisp, Darinka Zelinkova: Napoleonove ilirske province. 1809–1814. Ljubljana 1964 (Ausstellungskatalog).
  • George J. Prpić: French Rule in Croatia: 1806–1813. In: Balkan Studies. Nr. 5, 1964, S. 221–276.

Einzelnachweise

  1. a b Robin Harris: Dubrovnik a History. Saqi-Books, London 2006, ISBN 0-86356-959-5, S.?.