Ingeborg Schwenzer

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Ingeborg Schwenzer (* 25. Oktober 1951 in Stuttgart) ist eine deutsche Rechtswissenschaftlerin und Professorin für Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Universität Basel, Schweiz.

Akademischer Werdegang

Schwenzer studierte von 1970 bis 1975 Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg i. Br. und der Universität Genf. 1973 bis 1975 war sie als studentische Hilfskraft am Institut für Verwaltungsrecht der Universität Freiburg beschäftigt.

1975 legte Schwenzer die Erste juristische Staatsprüfung in Baden-Württemberg ab. Sie erlangte dabei das drittbeste Ergebnis unter 209 Kandidaten.

1975 bis 1976 studierte Schwenzer an der University of California, Berkeley, wo sie den Titel Master of Laws mit der Auszeichnung high honors erwarb.

1977 bis 1981 war Schwenzer wissenschaftliche Mitarbeiterin von Peter Schlechtriem am Institut für ausländisches und internationales Privatrecht der Universität Freiburg. 1978 wurde sie mit der Arbeit Die Freizeichnung des Verkäufers von der Sachmängelhaftung im amerikanischen und deutschen Recht promoviert. Diese Arbeit wurde mit dem Herrnstadt-Preis für die beste Promotionsarbeit des Jahres 1978 ausgezeichnet.

1978 bis 1980 absolvierte Schwenzer den juristischen Vorbereitungsdienst in Freiburg i. Br. 1980 legte sie die Zweite juristische Staatsprüfung ab und erreichte dabei das beste Ergebnis unter 334 Kandidaten.

1980 bis 1987 war Schwenzer Dozentin für Privatrecht und Handelsrecht an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Freiburg i. Br.

1986 erhielt Schwenzer einen Lehrauftrag an der Universität Marburg.

1987 wurde Schwenzer durch die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Freiburg mit der Arbeit Vom Status zur Realbeziehung – Familienrecht im Wandel habilitiert. Sie erhielt die venia legendi für die Fächer Bürgerliches Recht, Handelsrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung. In der Folge übernahm sie die Vertretung einer Professur für Bürgerliches Recht, Handels- und Arbeitsrecht an der Universität Konstanz. Noch im selben Jahr erhielt Schwenzer Rufe an die Universität Köln auf eine Professur für Bürgerliches Recht, sowie einen Ruf an die Universität Mainz auf eine Professur für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung. Letzteren Ruf nahm sie an und wurde im Dezember 1987 zur Professorin für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Universität Mainz ernannt.

1989 erhielt sie einen Ruf an die Universität Basel, den sie annahm. Damit wurde Schwenzer zur ersten (weiblichen) Ordinaria an einer juristischen Fakultät in der Schweiz und zur zweiten Ordinaria der Universität Basel. Seit April 1989 ist Schwenzer ordentliche Professorin für Privatrecht an der Universität Basel.

Nachfolgende Rufe auf eine Professur für Deutsches und Europäisches Privatrecht an die Universität Kiel (1991), sowie auf eine Professur für Privatrecht an die Humboldt-Universität zu Berlin (1995) lehnte Schwenzer ab.

Schwenzer ist seit 2010 adjunct professor an der City University of Hong Kong, sowie seit 2013 an der Griffith University, Australien. Sie wurde 2014 Dekan der neugegründeten Schweizer virtuellen Hochschule für Internationales Recht, der Swiss International Law School (SiLS) in Basel[1], die von der gleichnamigen Stiftung getragen wird[2].

Schwenzer hatte diverse Gastprofessuren inne: 1994 bis 2002 am Europainstitut, Basel, 2008 an der Université de Paris Val-de-Marne, Frankreich, 2009 an der Victoria University of Wellington, Neuseeland, 2010 an der Loyola University Chicago, USA, 2011 an der University of Buea, Kamerun, ebenfalls 2011 an der İstanbul Bilgi Üniversitesi, Türkei, 2012 an der Ankara Üniversitesi, Türkei, ebenfalls 2012 an der Pontifícia Universidade Católica do Paraná, Brasilien, sowie 2013 an der Universitetet i Oslo, Norwegen.

Forschungs- und Interessengebiete

Schwenzer forscht primär auf dem Gebiet des Obligationen-, Handels- und Familienrechts. Darüber hinaus gilt ihr Interesse auch dem Schiedsverfahrensrecht sowie in besonderem Masse der Hochschuldidaktik.

Global Sales Law

Das Global Sales Law Project ist ein Rechtsvergleichungsprojekt auf dem Gebiet des Kauf- und Vertragsrechts.

Global Sales and Contract Law

Hauptbestandteil des Projekts ist das Handbuch Global Sales and Contract Law (GSCL)[3], das Schwenzer zusammen mit Pascal Hachem und Christopher Kee verfasste. Dieses Handbuch vergleicht die Kauf- und Vertragsrechtsordnungen von über 60 Ländern. Besonderheit ist dabei, dass der Vergleich nicht anhand einzelner voneinander unabhängiger Länderberichte, sondern vielmehr umfassend funktional erfolgt. Die Verfasser konnten dabei auf die ebenfalls von Schwenzer betreuten Dissertationen von Mohamed Hafez (Arabien und Mittler Osten), Natia Lapiashvili (Osteuropa und Zentralasien), Edgardo Muñoz (Lateinamerika), Jean-Alain Penda Matipe (Zentral- und Südafrika) sowie Sophia Juan Yang (Südostasien) zurückgreifen, die jeweils einen Rechtskreis aufarbeiteten.

Kommentar zum UN-Kaufrecht

Schwenzer ist Herausgeberin des Standardkommentars zum UN-Kaufrecht. Dieser Kommentar erscheint auf deutsch (5. Auflage 2007)[4], englisch (3. Auflage 2009)[5], spanisch (1. Auflage 2011)[6] und wird derzeit ins Chinesische übersetzt.

CISG-online.ch

Schwenzer betreut die führende Datenbank[7] im deutschsprachigen Raum, die alle relevanten Fälle aus dem Bereich des UN-Kaufrechts umfasst. Die Datenbank wurde 1995 von Peter Schlechtriem an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg begründet. 2002 übernahm Schwenzer die Betreuung.

Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot

Schwenzer nimmt seit dem ersten Willem C. Vis Moot 1994 als Schiedsrichterin an dem in Wien stattfindenden größten internationalen Wettbewerb zum Schiedsverfahrensrecht teil. Seit 2004 nimmt sie ebenfalls bei dem Schwesterwettbewerb Willem C. Vis East Moot in Hongkong als Schiedsrichterin teil. Darüber hinaus betreut Schwenzer seit 1995 das Team der Universität Basel in diesen Wettbewerben.

Model Family Code

Mit dem Model Family Code[8] schuf Schwenzer 2006 zusammen mit Mariel Dimsey eine Kodifikation des Familienrechts im Stil eines Modellgesetzes. Grundlage war ein umfassender Vergleich der Familienrechtsordnungen sowohl europäischer als auch insbesondere anglo-amerikanischer und ozeanischer Jurisdiktionen. Der Model Family Code weist den entscheidenden Vorteil auf, dass er im Gegensatz zu den meisten ständig kleineren Änderungen unterworfenen nationalstaatlichen Familiengesetzen ein in sich stimmiges System enthält. Darüber hinaus bietet der Model Family Code die Möglichkeit, dieses Kernsystem durch die Implementierung von kulturellen Werten flexibel an die jeweilige familienpolitische Realität anzupassen.

Ausgewählte Publikationen und Herausgeberschaften

Laut Publikationsliste der Universität Basel (Stand: Februar 2013)[9] veröffentlichte Schwenzer bisher 16 Monografien, 52 Beiträge in Sammelbänden, 78 Zeitschriftenaufsätze, 24 Kommentierungen, 1 Zeitungsartikel, 18 Urteilsanmerkungen, 28 Rezensionen sowie 5 diverse Veröffentlichungen und hat 22 Herausgeberschaften inne.

  • Schweizerisches Obligationenrecht, Allgemeiner Teil, 6. Aufl., Bern: Stämpfli Verlag AG 2012, ISBN 978-3-7272-8676-6
  • Hrsg., mit Christiana Fountoulakis und Mariel Dimsey, International Sales Law, 2. Aufl., Oxford: Hart Publishing 2012, ISBN 978-1-84946-302-7
  • mit Pascal Hachem und Christopher Kee: Global Sales and Contract Law, Oxford: Oxford University Press 2012, ISBN 978-0-19-957298-4
  • Allgemeine Einleitung, Artt. 125 – 132 ZGB, in: Schwenzer (Hrsg.), Familienrechtskommentar Scheidung, 2. Aufl., Bern 2011, ISBN 978-3-7272-2882-7
  • Hrsg., Familienrechtskommentar Scheidung (2 Bände), 2. Aufl., Bern: Stämpfli Verlag AG 2011, ISBN 978-3-7272-2882-7
  • Hrsg., mit Edgardo Muñoz, Schlechtriem & Schwenzer: Comentario sobre la convencion de las Naciones Unidas sobre los contratos de compraventa internacional de mercaderias, Cizur Menor (Navarra): Editorial Aranzadi SA 2011, ISBN 978-84-9903-761-5
  • Familie und Recht, Bern: Stämpfli Verlag AG 2010, ISBN 978-3-7272-8726-8
  • Hrsg., Schlechtriem & Schwenzer, Commentary on the UN Convention on the International Sale of Goods (CISG), 3. Aufl., Oxford: Oxford University Press 2010, ISBN 978-0-19-956897-0
  • mit Mariel Dimsey, Model Family Code, Antwerp/Oxford: Intersentia 2006, ISBN 978-90-5095-590-4
  • Restitution of Benefits in Family Relationships, International Encyclopedia of Comparative Law, Vol. X: Restitution – Unjust Enrichment and Negotiorum Gestio, Chapter 12, Tübingen/Dordrecht/Boston/Lancaster: Martinus Nijhoff Publisher 1997, ISBN 978-90-04-16309-6
  • Vom Status zur Realbeziehung – Familienrecht im Wandel, Baden-Baden: Nomos Verlag 1987, ISBN 3-7890-1492-3
  • Die Freizeichnung des Verkäufers von der Sachmängelhaftung im amerikanischen und deutschen Recht (Arbeiten zur Rechtsvergleichung, Band 95), Frankfurt a.M. 1979, ISBN 3-7875-0195-9

Ausgewählte Funktionen und Mitgliedschaften

  • 2011 Beraterin des Schweizerischen Justizministeriums auf dem Gebiet des Familienrechts
  • Seit 2010 Mitglied des European Law Institute
  • Seit 2008 Ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
  • Seit 2004 Stellvertretende Vorsitzende der Ständigen Deputation des Deutschen Juristentags
  • Seit 2003 Gründungs- und Vorstandsmitglied des Centrums für Familienwissenschaften
  • Seit 2003 Mitglied des International Sales Convention Advisory Council (CISG-AC)
  • Seit 2001 Mitglied der Expertengruppe der Europäischen Kommission des Familienrechts
  • 1999–2005 Mitglied des Vorstands der Zivilrechtslehrervereinigung
  • Seit 1983 Mitglied im Deutschen Juristinnenbund e. V.

Auszeichnungen

  • 2011 Law Career Achievement Award der Arab Society for Commercial and Maritime Law

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Swiss International Law School. Portfolio
  2. Swiss International Law School, Handelsregisterauszug 6. März 2014.
  3. http://lccn.loc.gov/2011939853
  4. DNB 989417662
  5. DNB 999239821
  6. http://www.worldcat.org/title/schlechtriem-schwenzer-comentario-sobre-la-convencion-de-las-naciones-unidas-sobre-los-contratos-de-compraventa-internacional-de-mercaderias/oclc/754653801&referer=brief_results
  7. http://www.globalsaleslaw.org/index.cfm?pageID=704
  8. DNB 981245560
  9. http://ius.unibas.ch/lehre/dozierende/privatrecht/publikationen/person/schwenzer_ingeborg/#subcat_1