Joseph Bühlmann

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Joseph Bühlmann, später häufiger Josef Bühlmann, (* 28. April 1844 in Grosswangen, Kanton Luzern, Schweiz; † 29. Oktober 1921 in München, Bayern, Deutsches Reich) war ein Schweizer und deutscher Maler, Architekt und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joseph Bühlmann kam 1863 als Schweizer Staatsbürger nach München und studierte bis 1866 an der Bauschule der Kunstakademie bei Ludwig Lange. Anschliessend unternahm er mit Emil Lange, dem Sohn seines Lehrers, eine Studienreise nach Oberitalien und Florenz und nahm 1873 zunächst eine Stelle als Lehrer an der Realschule in Luzern an. 1875 wurde er Assistent für malerische Perspektive und Aquarellieren, ab 1876 Privatdozent für Bauzeichnen, Aquarellieren und Entwerfen innerer Dekorationen an der Technischen Hochschule in München. 1878 erfolgte seine Ernennung zum ausserordentlichen, 1878 die zum ordentlichen Professor der Baukunst. 1897 bis 1919 wirkte er in München als Professor für Bauformenlehre, Perspektive und Innendekoration. Er wurde bayrischer Staatsbürger. Bühlmann war Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Bildenden Künste, wurde für seine Verdienste um die Lehre und für seine wissenschaftliche Tätigkeit mit der Ehrendoktorwürde (als Dr.-Ing. E. h.) ausgezeichnet und zum Geheimen Hofrat ernannt.

1873 heiratete Joseph Bühlmann in der Schweiz Emma Stocker (1853–1882). Dieser Ehe entstammten die noch in Luzern geborenen Söhne Fritz Bühlmann (1874–1956, Architekt und städtischer Baumeister in München) und Otto Bühlmann (1875–1951, Chemiker und Entomologe in München) sowie die in München geborenen Tochter Sophie (1876–1933, verheiratete Buchner, Zeichenlehrerin in München). Nach dem frühen Tod der Ehefrau ging er 1883 eine zweite Ehe mit Maria Lang (1860–1929) ein. Kinder aus dieser Ehe waren der spätere Architekt und Bauhistoriker Manfred Bühlmann (1885–1955) und Karl Bühlmann (* 1886). Eine Tochter Hortense starb noch im Jahr ihrer Geburt 1888.[1]

Joseph Bühlmann starb im Alter von 77 Jahren und wurde auf dem Alten Nordfriedhof in München beigesetzt, wo sein Grab erhalten ist.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Anwendung des Sgraffito für Façaden-Decoration, nach italienischen Originalwerken dargestellt und bearbeitet von Emil Lange und Joseph Bühlmann. Gropius, Berlin / Fleischmann, München 1867. (Digitalisat bei der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin)
  • Illustrationen zu Jakob von Falke (Hrsg.): Hellas und Rom. Kulturgeschichtliches Prachtwerk. Stuttgart 1879. (als Nachdruck: Darmstadt 2014, ISBN 978-3-650-40097-0.)
  • Die Architektur des klassischen Altertums und der Renaissance. 2 Bände, Stuttgart 1872–1876. / 4. Auflage, Esslingen 1913. (Digitalisat auf HISPANA)
  • Bauformenlehre. (Stillehre der griechischen und römischen Baukunst: Geschichtliche Entwicklung der Gebäudearten mit besonderer Betonung ihrer konstruktiven und formalen Ausgestaltung.). (= Handbuch der Architektur`, I. Theil, Band 2.) Bergsträsser, Darmstadt 1896. (Digitalisat) / 2. Auflage, Stuttgart 1901. (archive.org)
  • Gestaltung der äußeren und der inneren Architektur. In: Josef Bühlmann, August Thiersch, Heinrich Wagner (Hrsg.): Die architektonische Composition (…). (= Handbuch der Architektur, IV. Theil, 1. Halbband.) Bergsträsser, Darmstadt 1883. / 2. Auflage, Darmstadt 1893, S. 140–217. (Digitalisat) / 3. Auflage, Stuttgart 1904, S. 142–278. (archive.org) / 4. Auflage, Leipzig 1926.

Bauten und Entwürfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1877–1878: Entwurf für das Schulhaus auf der Musegg in Luzern[2]
  • 1882: Wettbewerbsentwurf für das Reichstagsgebäude in Berlin (gemeinsam mit Emil Lange, 19 Blatt beim Architekturmuseum der Technischen Universität München)
  • 1887–1888: Panorama Das alte Rom z. Zt. des Kaisers Konstantin mit Triumphzug des Konstantin (gemeinsam mit Alexander Wagner; fotografische Reproduktion mit 1,72 m Länge veröffentlicht: München 1890.) (22 Blatt und 8 Fotografien beim Architekturmuseum der Technischen Universität München)[3]
  • 1896–1899: Friedenssäule mit Friedensengel als Abschluss der Prinzregentenstraße in München (mit den Bildhauern Heinrich Düll und Georg Pezold sowie Max Heilmaier)
  • 1898: Wettbewerbsentwurf für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Nürnberg (gemeinsam mit dem Bildhauer Syrius Eberle; prämiert mit dem 1. Preis)[4]
  • 1918: Mitarbeit am Entwurf für den Erweiterungsbau der Technischen Hochschule München

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bühlmann, Joseph. In: Hermann Alexander Müller (Hrsg.): Biographisches Künstler-Lexikon. Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke. Bibliographisches Institut, Leipzig 1882, S. 84.
  • Festschrift des Schweizer Ingenieur- und Architektenvereins. Luzern 1893, S. 82.
  • Das geistige Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts. Band 1: Die bildenden Künstler. C. G. Röder, Leipzig / Berlin 1898, S. 93.
  • Jahrbuch der bildenden Kunst. 1. Ausgabe, Deutsche Jahrbuch-Gesellschaft, Berlin 1902, S. 69–70.
  • Bühlmann, Josef. In: Franz Neubert (Hrsg.): Deutsches Zeitgenossen-Lexikon. Biographisches Handbuch deutscher Männer und Frauen der Gegenwart. Schulze & Co., Leipzig 1905, Sp. 197.
  • Carl Brun (Hrsg.): Schweizerisches Künstler-Lexikon. Band 1, 1905, S. 328.
  • Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Wer ist’s? 4. Ausgabe 1909, S. 339.
  • Hans Vollmer: Bühlmann, Joseph. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 5: Brewer–Carlingen. E. A. Seemann, Leipzig 1911, S. 190–191 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Zum 70. Geburtstag von Josef Bühlmann. In: Deutsche Bauzeitung, 48. Jahrgang 1914, Nr. 35 (vom 2. Mai 1914), S. 334 f.
  • Bühlmann, Joseph. In: Hermann Alexander Müller (†), Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Rütten & Loening, Frankfurt am Main 1921, Band 1, S. 194.
  • Zentralblatt der Bauverwaltung, 41. Jahrgang 1921, Nr. 93 (vom 19. November 1921), S. 576. (kurzer Nachruf)
  • † Joseph Bühlmann. In: Schweizerische Bauzeitung, Jahrgang 1921, Halbband 78, Nr. 27 (vom 31. Dezember 1921), S. 332.
  • Verband der Deutschen Akademien (Hrsg.): Deutsches Biographisches Jahrbuch. Band 3: Das Jahr 1921. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1927, S. 335 (Totenliste).
  • Fritz Schumacher: Stufen des Lebens. Erinnerungen eines Baumeisters. Stuttgart / Berlin 1935, S. 91–92.
  • Bühlmann, Joseph. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S. 557 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Bühlmann, Joseph. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 15, Saur, München u. a. 1996, ISBN 3-598-22755-8.
  • Wolfgang Kehr: Die Sicht von Leo von Klenze, Josef Bühlmann und Walter Hege auf das antike Athen. Malerei und Fotografie als Regisseure der Wahrnehmung. In: Christian Fuhrmeister, Birgit Jooss (Hrsg.): Isar/Athen. Griechische Künstler in München. Deutsche Künstler in Griechenland. (= Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München, Band 20.) München 2008, S. 58–59. (Abb. S. 7: Josef Bühlmann: Athen von der Ostseite zur Zeit des Kaisers Hadrian, um 1876, Holzstich, 26,5 × 16,5 cm. Aus: Jakob von Falke: Hellas und Rom. Eine Culturgeschichte des classischen Alterthums. Stuttgart 1876–1880, 1. Folge um 1876, 106 verso.)
  • Bühlmann, Fritz. In: Siegfried Weiß: Berufswunsch Kunst. Maler, Grafiker, Bildhauer. Ehemalige Schüler des Münchner Maximiliansgymnasiums der Jahre 1849 bis 1918. Allitera Verlag, München 2012, ISBN 978-3-86906-475-8, S. 416–420.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der in Münchner Adressbüchern genannte Architekt Emil Bühlmann (* 1888), könnte ein weiterer Sohn Joseph Bühlmanns (und dann ein Zwillingsbruder von Hortense) gewesen sein.
  2. Boris Schübler: Schulhausbauten. (nike-kultur.ch PDF, Abb.)
  3. Adolf Rosenberg: Das Panorama des alten Rom von J. Bühlmann und Alex. Wagner. In: Velhagen & Klasings Neue Monatshefte. Jg. 4 (1889/90), Bd. 2, Heft 10, Juni 1890, S. 385–397; Valentin Kockel: „Wissenschaft und Kunst sind, wie selten, eine glückliche Verbindung eingegangen“. Das Rom-Panorama von Josef Bühlmann im Kontext des 19. Jahrhunderts, in: Cain, Hans-Ulrich Cain, Annette Haug, Yadegar Asisi: Das antike Rom und sein Bild. Berlin, Boston: De Gruyter 2012 doi:10.1515/9783110254983, S. 23–48
  4. Da beim Tod Eberles im Jahr 1903 das Ausführungs-Modell noch nicht vollendet war, wurde der Bildhauer Wilhelm von Rümann mit einem neuen Entwurf beauftragt. Dieses Denkmal wurde am 19. November 1905 eingeweiht.– Georg von Schuh (Hrsg.): Die Stadt Nürnberg im Jubiläumsjahre 1906. Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg. Nürnberg 1906, S. 128.