Judge Dread

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Alexander Minto Hughes (* 2. Mai 1945 in Kent, England; † 13. März 1998 in Canterbury)[1], bekannt unter seinem Künstlernamen Judge Dread, war ein britischer Reggae- und Ska-Musiker.

Geschichte

Judge Dread war der erste weiße Musiker, der einen Reggae-Hit in Jamaika hatte, und der erste weiße Musiker beim britischen Label Trojan Records. Um die Verkaufszahlen in Jamaika zu fördern, wurde die Single Big Six ohne Foto veröffentlicht, da man keinem Weißen Reggae zutraute. Seine derben Texte zeichneten sich oft durch einen extrem freizügigen, häufig auch ironischen Umgang mit der Sexualität aus.

In seiner Jugend zog er in einen Stadtteil von Brixton um, in dem die ersten schwarzen Einwanderer in seiner Nachbarschaft lebten und wo er seine Liebe zu karibischen Klängen entdeckte. Dort gab es Rude boys – schwarze Jugendliche, die sich meist in Gangs zusammengeschlossen hatten und mit „ihrer“ Musik Ska und Reggae auch weiße Jugendliche in ihren Bann zogen, so auch ihn. Diesen Einfluss reflektierte er später in seinem Song von 1976 Bring Back The Skins (Reprise). Die in den 1960er-Jahren wachsende Skinhead-Bewegung in den britischen Großstädten adaptierte den Musik-Kult, und mit der Zeit wurde Judge Dread eine der bekanntesten und abstrusesten Figuren der Skinhead-Szene.

Mit 15 Jahren beendete er die Schule, seine erste Anstellung hatte er in einer Fabrik, in der Cricket-Schläger hergestellt wurden. Danach arbeitete er auch als Hotelangestellter in einem Beach-Hotel, wo er die Krokodile fütterte und pflegte. Mit 22 Jahren arbeitete er als Catcher unter dem Namen „The Masked Executioner“, später als Schuldeneintreiber für Trojan und schließlich in den späten 1960er Jahren als Band-Roadie, Türsteher und Rausschmeißer im Londoner Club „The Brixton's Ram Jam Club“. Er fungierte dort auch als persönlicher Leibwächter für Prince Buster, den Maharadscha von Jaipur, Desmond Dekker, Derrick Morgan, Coxsone Dodd, Duke Reid und auch für die Rolling Stones. Er arbeitete als DJ und Toaster und trat als Sänger ohne feste Band auf. Außerdem arbeitete Hughes als DJ in einer lokalen Radiostation und machte sein eigenes Programm. Er zog mit seiner mobilen Disko durch die Dörfer und Kleinstädte der englischen Grafschaft Kent. Prunkstück seiner Disco war eine große Sammlung von Reggae-Platten.

Es war Prinz Buster, der den Anstoß für die Metamorphose Hughes in einen „Reggae & Ska“-Interpreten gab und ihm die Türen zum Trojan Label öffnete. Hughes gab sich darauf den Namen „Judge Dread“ (ein Titel von Prince Buster) und honorierte damit die Hilfe von „Prince Buster“ beim Einstieg in das Musikgeschäft.

Er beobachtete „Prinz Buster“ bei seiner Studioarbeit und kam so auf die Idee, über der Rhythmus von The Typhoon all Stars „Verne & Son's“(Maytones) 1971 – „Little Boy Blue“ ((GG Records GG4523 B) ein Sublabel von Trojan)) seine komischen Reime zu schreiben und nannte diesen Titel „Big Six“. Dieser wurde sein erster und bekanntester Song, der es 1972 bis auf Platz 11 der britischen Charts schaffte.

Die Songs Big Seven bis Big Ten sollten folgen. Alben waren z. B. das Debüt Dreadmania und The Last of the Skinheads. 1980 schaffte es ein Remake von Big Six auch in die deutsche Hitparade. In den 1990ern folgte eine Neuaufnahme von Big Seven zusammen mit dem deutschen Dancehall-Sänger Dr. Ring-Ding, welche große Beachtung in der deutschen Reggae-Szene fand.

Mit der Zweideutigkeit seiner Song-Texte übertraf er die üblichen sexuellen Anspielungen seiner schwarzen DJ- und Toaster-Kollegen bei weitem. Die Texte zeichneten sich durch überaus konkrete, schmutzige, schlüpfrige und pornografische Ausdrucksweise aus. Das versperrte ihm zeitlebens den Zugang zu den englischen Medien. Vom britischen Funk und Fernsehen (BBC) wurde er zum Sittlichkeitsverbrecher Nr. 1 erklärt. Um die Jugend nicht zu verderben und sie vor dieser Musik zu schützen, durften alle seine Lieder nicht öffentlich gesendet werden. Um das zu umgehen, wechselte er seinen Künstlernamen und das Plattenlabel mehrfach, doch nichts half. Das Guinness-Buch der Rekorde führt Judge Dread als den Künstler mit den meisten von der BBC gesperrten Songs aller Zeiten. Aber gerade die offen sexistischen Texte, meist vorgetragen mit humorvoller britischer Selbstironie, waren bei seinen Fans Kult und sicherten ihm einen festen Platz in der weltweiten Reggae-Szene, auch heute noch. Trotz der Verbote veröffentlicht „Judge Dread“ mehr „Reggae & Ska“-Hits in UK als jeder andere Künstler, einschließlich Bob Marley.

Er war mit Robert „Doc“ Cox (* 1. Juli 1946 in Sheffield, Yorkshire) Künstlername Ivor Biggun befreundet, schrieb für ihn Songtexte und nahm mit ihm den Titel „Bonkola“ auf, das Album „Handling Swollen Goods“ erschien jedoch erst 2005.

1975 ging Trojan pleite und Judge Dread kaufte seine eigenen Plattenrechte auf.

Er war auch der erste Künstler, der schon 1973 eine Benefiz-Platte für die Hungernden Äthiopiens aufnahm (Molly (Trojan TR.7905)), 12 Jahre vor Band Aid. Dafür wurde er zum Ehrenbürger von Äthiopien ernannt.

Dread schrieb regelmäßig in „Disc“, einer der führenden englischen Musikzeitschriften, Kolumnen über Reggae-Musik.

Judge Dread starb nach einem Konzert im Penny Theatre, Canterbury, im Alter von 52 Jahren an einem Herzanfall.

Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Alben
Bedtime Stories
 UK2606.12.1975(12 Wo.)
40 Big Ones
 UK5107.03.1981(2 Wo.)
Singles
Big Six
 UK1126.08.1972(27 Wo.)[2]
Big Seven
 UK809.12.1972(18 Wo.)
 DE4612.03.1973(1 Wo.)[3]
Big Eight
 UK1421.04.1973(10 Wo.)
Je t'aime moi non plus
 UK905.07.1975(9 Wo.)
Big Ten
 UK1427.09.1975(7 Wo.)
Christmas in Dreadland/Come Outside
 UK1406.12.1975(7 Wo.)
The Winkle Man
 UK3508.05.1976(4 Wo.)
Y Viva Suspenders
 UK2728.08.1976(4 Wo.)
5th Anniversary EP
 UK3102.04.1977(4 Wo.)
Up with the Cock/Big Punk
 UK4914.01.1978(1 Wo.)
Jingle Bells/Hokey Cokey
 UK6416.12.1978(3 Wo.)
Big Six (Remake)
 DE4627.10.1980(3 Wo.)

Template:Infobox Chartplatzierungen/Wartung/vorläufige Chartplatzierung

Diskografie

Alben

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[4]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK  US
1972 Dreadmania
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1974 Working Class Ero
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
in DE mit denselben Titeln als Big Eight erschienen
1975 Bedtime Stories
DEDE ATAT CHCH UK26
(12 Wo.)UK
USUS
1976 Last of the Skinheads
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1980 Reggae & Ska
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
In Frankreich mit denselben Tracks unter Lover's Rock erschienen
1981 Rub a Dub
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1981 40 Big Ones
DEDE ATAT CHCH UK51
(2 Wo.)UK
USUS
1995 Not Guilty
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1988 Live & Lewd!
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1996 Dread, White & Blue
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Singles

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[5]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK  US
1972 Big Six
DEDE ATAT CHCH UK11
(27 Wo.)UK
USUS
1972 Big Seven
DEDE ATAT CHCH UK8
(18 Wo.)UK
USUS
1973 Big Eight
DEDE ATAT CHCH UK14
(10 Wo.)UK
USUS
1973 Big Nine
DEDE ATAT CHCH UK9
(9 Wo.)UK
USUS
1973 Dr. Kitch
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1973 Molly
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1973 Oh! She Is A Big Girl Now
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
diese Version nur auf einer Single
1974 Belle Of Snodland Town
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
FR
1975 Grandfather`s Flannelette Nightshirt
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1975 Je T`aime
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1975 Big Nine
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1975 Big Ten
DEDE ATAT CHCH UK14
(7 Wo.)UK
USUS
1976 The Winkle Man
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
FR, UK
1976 Y Viva Suspenders
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1977 Up With The Cock
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1977 Oh! She Is A Big Girl Now
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1978 Jingle Bells
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1978 This Little Piece Of Dinkle
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1979 The Touch
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1979 Lovers Rock
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
FR
1980 Big Six
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
DE
1980 Will I What
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1981 Hello Baby
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
DE
1981 Rub A Dub
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1982 My Name Is Dick
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1983 Not Guilty
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1983 The Ten Commandments
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1984 Relax
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1985 Lost In Rudeness
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1987 Jerk Your Body
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1988 Big Seven
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1988 Je T`Aime
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
1996 The Ballad Of Judge Dread
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS
Template:Charttabelle/Wartung/Jahr
DEDE ATAT CHCH UKUK USUS

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Weitere Ausgaben

EPs

  • 1977 5th Anniversary 7″
  • 1980 Big Six Big Seven 7″
  • 1983 The Big One 7″
  • 1985 Big Seven 12″
  • 1988 Jingle Bells 12″
  • 1989 Big Six 12″
  • 1995 The Christmas EP 7″ (in grünem Vinyl)

Best of

  • 1976 Best Of Judge Dread
  • 1978 Judge Dread Greatest Hits
  • 1978 The Worst Of Judge Dread
  • 1981 40 Big Ones
  • 1989 King of Rudeness Vol.1
  • 1990 REGGAE AND SKA YEARS Vol.2
  • 1991 SKA FEVER
  • 1993 Early Years
  • 1994 The Big Twenty Four
  • 1995 40 Big Ones, Part 1
  • 1995 40 Big Ones, Part 2
  • 1996 Ska'd For Life
  • 1997 Big Hits
  • 1997 Greatest Hits
  • 1998 And So Shall Ye Be Judged (Dressed To Kill)
  • 1998 Big Ones

Unter anderem Namen, um der Zensur der BBC zu entgehen

  • 1974 „J.D.Alex“ – There Lonley Girl
  • 1975 „Jason Sinclair and the Argonoughts“ – End Of The World
  • 1976 „Jason Sinclair and the Argonoughts“ – Tammy
  • 1976 „The Bumpers“ – The Bumper Song
  • 1976 „The Dreadnoughts“ – Al Capone '76
  • 1980 „Rockers Express“ – Phönix City

Einzelnachweise

  1. nach Allmusic-Biographie und Nachruf im Independent, siehe unter Weblinks
  2. Judge Dread in den Official UK Charts (englisch).
  3. Günter Ehnert (Hrsg.): Hit-Bilanz, Deutsche Chart Singles 1956–1980. Taurus-Press, Hamburg 1990, ISBN 3-922542-24-7, S. 110.
  4. Chartquellen:
  5. Chartquellen:

Weitere Quellen

  • Skin Up, Ausgabe 38, Winter 95/96
  • 1974 Cover Dr.Kitch
  • 1988 Live & Lewd! Judge Dread erzählt selbst
  • 1989 Ska Explosion DVD Judge Dread erzählt selbst

Weblinks