Kilian Heck

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Kilian Heck (* 1968 in Nassau an der Lahn) ist ein deutscher Kunsthistoriker, Genealoge und Autor. Heck ist ordentlicher Professor für Kunstgeschichte am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald und Erster Vorsitzender des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker.

Akademische Laufbahn

Kilian Heck studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Klassische Archäologie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, der Philipps-Universität Marburg und St. Petersburg. Von 1994 bis 1997 war Heck Stipendiat am DFG-Graduiertenkolleg Politische Ikonographie in Hamburg, wo er 1997 auch promovierte. Mit seiner unter anderem von Dietrich Erben rezensierten Dissertation mit dem Titel "Genealogie als Monument und Argument" brachte Heck aktuelle Fragestellungen in die Forschung zu der lange von der Kunstgeschichte vernachlässigten Funktion von Wappen als politische Bedeutungsträger ein. Hecks aufschlussreiche und verdienstvolle Studie, mit welcher er den gewohnten Horizont kunsthistorischer Arbeiten überschritt[1] wurde vielfach in weiterführende Forschungen einbezogen.[2] Von 1997 bis 1999 war er Postdoktorand am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin und ab 1999 Wissenschaftlicher Assistent am Kunsthistorischen Institut der Universität Heidelberg. Ab 2005 habilitierte sich Heck mit seinen Forschungen und Publikationen zum Werk des Malers Carl Blechen. Nach seiner Habilitation 2009 übernahm Heck in Vertretung den Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Universität Jena. Seit 2011 hat er den Lehrstuhl für Allgemeine Kunstgeschichte an der Universität Greifswald inne und ist Professor für Kunstgeschichte am dort untergebrachten Caspar-David-Friedrich-Institut. Seit 2013 ist Heck zudem Erster Vorsitzender des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker e.V.

Lehre

Als Lehrstuhlinhaber der Kunstgeschichte des Caspar-David-Friedrich-Institutes der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald widmet sich Heck der europäischen Kunstgeschichte vom 16. bis ins 21. Jahrhundert, welche sich neben der Malerei auch mit Profan- und Sakralarchitektur beschäftigt und die politische Ikonographie des 20. Jahrhunderts und Künstlervereinigungen zum Gegenstand hat.[3] Die Schwerpunkte in der Lehre liegen bei Heck auf den Themen Schlossarchitektur, Landschaftsgartengestaltung und Bauwerke des Architekten Karl Friedrich Schinkel. Zudem hält Heck Vorlesungen zu Berlin als Kunstmetropole nach 1800 und zu den Malern Paul Cézanne und Pablo Picasso, aber auch zur Land Art und Semiotik.

Heck, der seit vielen Jahren regelmäßig Gespräche mit Christian Thielemann, Katharina Wagner, Dieter Borchmeyer und Joachim Thiery über die Musik von Richard Wagner führt[4], gilt auch als Fachmann für das Schinkel-Bühnenbild und des Festspielhauses der Bayreuther Festspiele, zu deren Organisationen Heck einen engen Kontakt pflegt und für die er auch Vorträge hält.[5]

Forschung

Im Rahmen seiner Dissertation erforschte Heck die visuelle Symbolik von Wappen, welche zur dynastischen Legitimation von Herrschaft benutzt wurden und den Wunsch des europäischen Hochadels nach eigener Altehrwürdigkeit zum Ausdruck bringen. Nachdem sich Heck hiernach überwiegen mit Beziehungen von Kunst und Naturwissenschaften im 19. Jahrhundert beschäftigte, liegen seine Forschungsschwerpunkte seit seiner Professur in Greifswald in der deutschen Sepulkralskulptur und der deutschen Hofkunst des 15. bis 17. Jahrhunderts, der politischen Ikonographie der Frühen Neuzeit und der Schlossarchitektur des 18. Jahrhunderts. Im Rahmen seiner Restitutions- und Provenienzforschung beschäftigt sich Heck mit der Geschichte der Herkunft von Gemälden.[6] Sein besonderes Interesse gilt auch der Kunstsammlung des Freiherrn vom Stein und den Werken des Landschaftsmalers Carl Blechen. Zudem gehört die kunstwissenschaftliche Betrachtung von Landschaftsgärten zu seinen Schwerpunkten, wobei besonders das Gartenreich Dessau-Wörlitz zu nennen ist.

Hecks besonderes Interesse an der Schlossarchitektur zeigt sich in mehreren Reisen nach Ostpreußen, die er gemeinsam mit dem Dirigenten Christian Thielemann unternommen hat, so zum Schloss Friedrichstein, das etwa 20 Kilometer östlich von Königsberg gelegen ist. Über den Familiensitz der Grafen von Dönhoff fand sich kaum etwas in Kunstführern, obwohl es als Meisterwerk des preußischen Barock galt. Heck und Thielemann haben vor Ort mit Familienmitgliedern gesprochen und in Archiven gestöbert und mit Unterstützung von Hans-Jürgen Bömelburg und Nicola von Dönhoff den Bildband Friedrichstein. Das Schloss der Grafen von Dönhoff in Ostpreußen herausgebracht. 2007 erschien im Deutschen Kunstverlag eine DVD "Friedrichstein".[7][8] Im Deutsch-Russischen Haus in Königsberg wurde 2010 die Ausstellung „Schloss Friedrichstein in Ostpreußen und die Grafen Dönhoff“ eröffnet, die Bilder von dieser Forschungsreise zeigt.[9]

Öffentliches Wirken und politisches Engagement

Am 22. März 2013 wurde Heck zum Ersten Vorsitzenden des Deutschen Kunsthistorikerverbandes gewählt[10] und eröffnete in dieser Funktion 2015 den 33. Deutschen Kunsthistorikertag.[11] Heck beteiligte sich nach seiner Wahl vermehrt an öffentlichen Diskursen. So setzt sich Heck für den Wiederaufbau des Schlosses in Steinort ein und ist Vorsitzender des Lehndorff-Gesellschaft Steinort e.V.[12], der sich um die Rettung und Erhaltung von Schloss und Park Steinort und deren denkmalverträgliche Nutzung bemüht.[13] Als Fachmann für Landschaftsgärten und die naturräumliche Gestaltung und Mitglied des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz setzt sich Heck gegen die übertriebene Aufstellung von Windrädern ein und fordert mehr Einsatz der Politik bei der Bewahrung des Landschaftsbildes.[14] Im Bereich der Bildenden Kunst setzte sich Heck in jüngerer Zeit für eine bessere Kunsterziehung ein und fordert einen anderen Kunstunterricht in der Schule.[15] Zudem fordert Heck, dass der Wert eines Kunstwerkes auch jenseits des Kommerziellen erkannt werden soll[16] und Kunst im musealen Besitz nicht verkauft werden darf.[17]

Mitgliedschaften

Auszeichnungen

  • 1994: Stipendium am DFG-Graduiertenkolleg Politische Ikonographie
  • 2013: Druckkostenzuschuss der Böckler-Mare-Balticum-Stiftung

Bibliographie

  • Kilian Heck und Antje Kempe: Grabdenkmäler der frühen Neuzeit in Mecklenburg und Pommern. Im Druck beim Lukas-Verlag, 2015.
  • Kilian Heck: Essay zu Schloss Lehndorff. In: Antje Vollmer: Doppelleben: Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitler und von Ribbentrop. 2010.
  • Kilian Heck: Essay zu Carl Blechen. In: Rosa von der Schulenburg (Hrsg.): Carl Blechen. Mit Licht gezeichnet. Das Amalfi-Skizzenbuch aus der Kunstsammlung der Akademie der Künste, Berlin. Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Hamburger Kunsthalle, der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, und der Casa di Goethe, Rom. Berlin, Akademie der Künste, (2009).
  • Kilian Heck und Christian Thielemann: Friedrichstein. Das Schloss der Grafen von Dönhoff in Ostpreußen. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 2006.
  • Kilian Heck: Die Bezüglichkeit der Kunst zum Leben. Franz Kugler und das erste akademische Lehrprogramm der Kunstgeschichte. In: Ingo Herklotz und Marcus Kiefe (Hrsg.): Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 32, 2005.
  • Kilian Heck: Genealogie als Monument und Argument. Der Beitrag dynastischer Wappen zur politischen Raumbildung der Neuzeit. Deutscher Kunstverlag, München 2002.
  • Kilian Heck: Das Fundament der Machtbehauptung. Ahnentafel als genealogische Grundstruktur der Neuzeit. In: Sigrid Weigel (Hrsg.): Genealogie und Genetik. Schnittstellen zwischen Biologie und Kulturgeschichte. Akademie Verlag, Berlin, 2002.
  • Kilian Heck: Grabmonumente und soziale Raumbildung. Dietrich von Fürstenberg und die Grabdenkmale des Domkapitels im Paderborner Dom. In: Beyer, Andreas, Ulrich Schütte und Lutz Unbehaun (Red.): Bildnis, Fürst und Territorium. Thüringer Landesmuseum. Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur Band 2., Berlin, München: Deutscher Kunstverlag, 2001.
  • Kilian Heck und Cornelia Jöchner: Kemp-Reader: Ausgewählte Schriften von Wolfgang Kemp anlässlich dessen 60. Geburtstags.
  • Kilian Heck: Essay zu Schloss Steinort. In: Antje Vollmer: Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitler und Ribbentrop". Eichborn, Frankfurt/M.
  • Kilian Heck und Bernhard Jahn: Genealogie als Denkform in Mittelalter und Früher Neuzeit, Sammlung Metzler, 2000.
  • Kilian Heck: Ahnentafel und Stammbaum. Zwei genealogische Modelle und ihre mnemotechnische Aufrüstung bei frühneuzeitlichen Dynastien. In: Jörg Jochen Berns/ Wolfgang Neuber (Hg.): Seelenmaschinen. Gattungstraditionen, Funktionen und Leistungsgrenzen der Mnemotechniken vom späten Mittelalter bis zum Beginn der Moderne (Frühneuzeit-Studien Neue Folge 2), Wien u. a. 2000.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Milos Vec: Ahnen zählt der Deutsche gern. Kilian Heck studiert die Rolle der Genealogie in Raum und Zeit. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Januar 2003, Nr. 18, S. 34.
  2. Sabine Fastert: Kilian Heck: Genealogie als Monument und Argument. sehepunkte - Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaften, Ausgabe 3/2003, Nr. 5.
  3. Informationen zu Kilian Heck, Caspar-David-Friedrich-Institut. Zugriff: 3. Juli 2015.
  4. Christian Thielemann: Mein Leben mit Wagner, C.H. Beck.
  5. Musik im Graben. Wagner und sein Festspielhaus, Richard-Wagner-Ringvorlesungsverzeichnis 2013.
  6. Andreas Rosmann: Die Lehren Gurlitts, FAZ, 7. Juli 2014.
  7. Sigrid Hoff: Spurensuche im Schloss, Deutschlandfunk, 29. Dezember 2006.
  8. Klaus Harprecht: Friedrichstein:Ein Schloss, von dem kein Stein blieb, DIE ZEIT, 17. Januar 2007.
  9. Johanna Sievers: Die Ausstellung „Schloss Friedrichstein in Ostpreußen und die Grafen Dönhoff“ ist im Deutsch-Russischen Haus eröffnet worden, Königsberger Express, Ausgabe August 2010.
  10. Vorstand, Deutscher Kunsthistorikerverband. Zugriff: 1. Juni 2013.
  11. Grußwort von Prof. Dr. Kilian Heck, Erster Vorsitzender des Verbands Deutscher Kunsthistoriker e.V., zur Eröffnung des 33. Deutschen Kunsthistorikertags 2015.
  12. Lehndorff-Gesellschaft Steinort e.V. Zugriff: 3. Juli 2015.
  13. Satzung der Lehndorff-Gesellschaft. Zugriff: 3. Juli 2015. (PDF; 17 KB)
  14. Chef-Kunsthistoriker: Windräder verschandeln Stadtansichten Ostsee-Zeitung vom 25. März 2013
  15. Der Fehler im Schulsystem ist die Kunsterziehung, Die Welt, 24. März 2015.
  16. Jens Dirksen: Ausverkauf der Werte, Der Westen, 23. März 2015.
  17. Kunsthistorikertag: Fängt Kunst beim Preisschild an?, Süddeutsche Zeitung, 23. März 2015.
  18. Mitglieder, Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz. Zugriff: 2. Juli 2015.