Lenkrad

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Lenkräder aus verschiedenen Epochen

Ein Lenkrad (auch Steuerrad, veralt. Volant) ist ein Bestandteil der Lenkung eines Fahrzeugs, mit dessen Hilfe der Fahrzeuglenker durch Drehbewegung die Vorderräder des Fahrzeugs aus der Geradeausstellung in eine Lenkstellung bringen kann. Es dient der Richtungsänderung des Fahrzeugs.

Grundlagen

Lenkräder werden grundsätzlich mit den Händen bedient (anders bei Einrichtungen für körperbehinderte Fahrer). Sie sind aus ergonomischen Gründen in einem bequem handhabbaren Höhenwinkel zur Fahrzeuglängsachse vor dem Oberkörper angeordnet und haben bei PKWs einen Durchmesser, der ungefähr der Breite der Hüfte eines erwachsenen Mannes entspricht. Größere Fahrzeuge mit höherer Zuladung, wie LKW und Omnibusse besitzen wegen der größeren Lenkkräfte auch größere Lenkräder. Wegen der unterschiedlichen Körpergröße der Fahrzeuglenker sind hochwertige moderne Lenkanlagen in mehreren Richtungen verstellbar.

Historisches

1894 nahm Alfred Vacheron am berühmten Paris-Rouen-Rennen teil. Er nannte sein Fahrzeug nach seinem Namen „Vacheron“, tatsächlich handelte es sich aber um einen 1893er Panhard 4hp, den er mit einem Lenkrad ausgestattet hatte. Das ist eine der frühesten bekannten Anwendungen dieses Lenkprinzips. Im Rennen, das von einem De Dion-Bouton-Dampfmobil gewonnen wurde, belegte Vacheron den elften Platz. Der französische Hersteller Panhard & Levassor führte das Lenkrad 1898 für seine Modelle ein. Zu dieser Zeit experimentierte Rambler damit, führte es jedoch nicht ein. Erst 1901 folgten Packard und Peerless. Danach setzte sich das Lenkrad zunehmend durch. Schon früh wurde eine Ballhupe auf den Lenkradkranz gesetzt. Vor der Einführung der automatischen Zündverstellung war es üblich, die entsprechenden Hebel im Lenkrad zu integrieren. Als in den 1920er Jahren Blinker aufkamen, wurden die Schalter oft ins Lenkrad übernommen, ehe sich der Blinkerhebel an der Lenksäule allgemein durchsetzte.

Bilder

Aufbau

Die meisten heutigen Lenkräder ähneln einem Ring, welcher mit Speichen mit dem Mittelteil, dem sogenannten Pralltopf, verbunden ist. Darauf befindet sich häufig die Betätigungsvorrichtung für die Hupe. Das erste Multifunktionslenkrad entwickelte der Tuner Rainer Buchmann in den 1980ern.[1] Seit den 2000er Jahren sind an den Lenkradspeichen häufig auch andere Bedienungselemente angebracht, z. B. für Tempomat, Autoradio oder Bordcomputer. Solche Lenkräder mit zusätzlichen Bedienelementen werden auch als Multifunktionslenkrad (MFL) bezeichnet.

Das Lenkrad fußt auf einer Lenkradsäule, an der rechts und links mehrere Bedienungshebel oder Bedienungssatelliten angebracht sind. Oft ist das Emblem des Fahrzeugherstellers in der Mitte angebracht

Moderne Fahrzeuge sind meist mit einer Servolenkung ausgestattet, damit der Fahrer beim Lenken weniger Widerstand zwischen den Reifen und dem Boden überwinden muss. Bei großen Kraftfahrzeugen und Baumaschinen kann ein Kurbelknauf am Lenkradring angebracht sein, um einfacher rangieren zu können.

Der Durchmesser des Lenkrades ist abhängig von der Fahrzeuggröße. Sportlich ausgerichtete KFZ haben Lenkräder mit sehr kleinem Durchmesser, um mit einem kurzen Lenkimpuls eine bedeutende Richtungsänderung herbeizuführen. Große Fahrzeuge müssen hingegen mit großen Lenkrädern ausgestattet sein, damit es bei Fahrtrichtungsänderungen nicht zu Schlingerbewegungen kommt.

Neben ihrer Größe unterscheiden sich Lenkräder in Kraftfahrzeugen vor allem durch die Anzahl der Speichen. Früher besaßen preiswerte Fahrzeuge nur Zweispeichenlenkräder, während vor allem sportlichere Modelle mit Dreispeichenlenkrädern und luxuriösere Modelle mit Vierspeichenlenkrädern ausgestattet waren.

Besondere Innovationen waren das Einspeichenlenkrad in der Citroën DS und das Lenkrad mit feststehender Lenkradnabe, das mit Hilfe eines Planetengetriebes realisiert wurde, ebenfalls von Citroën. Von der British Motor Corporation stammt die Idee eines quadratischen Lenkrads, die erstmals 1973 im Austin Allegro umgesetzt worden ist.

Gefahrenpotentiale und deren Minderung

Lenkräder bergen bei Unfällen ein erhebliches Verletzungsrisiko für den Fahrer. Durch verschiedene technische Einrichtungen wurde im Laufe der Automobilgeschichte versucht, dieses Risiko zu vermindern. Ein Beispiel dafür war Procon-ten, eine Entwicklung des Autoherstellers Audi, welche durch ein um den Motorblock gelegtes Stahlseil bei einem Frontalaufprall das Lenkrad in Richtung Armaturenbrett zog.

Lenkräder sind zudem meist geschäumt, teilweise zusätzlich mit Leder bezogen und mit Griffmulden (fester Halt) ausgestattet. Bis vor wenigen Jahren wurde Hartkunststoff verwendet. Das Material führte bei Unfällen jedoch oft zu Verletzungen. Bei historischen Kfz ist es üblich, Fahrerhandschuhe zu tragen, um die Griffigkeit zu erhöhen.

Ein wichtiger Bestandteil ist der Airbag, der heute fast überall serienmäßig im Lenkradtopf untergebracht ist. Durch eine Sensorik wird ein Aufprall des Fahrzeuges erkannt und dann in Sekundenbruchteilen ein Luftsack aufgeblasen. Dieser soll den Fahrer auffangen und so vor Verletzungen bewahren.

Sonstiges

Die Bedienung des Lenkrades ist ausschlaggebend für das sichere Führen eines Fahrzeugs. Wenn die Hände das Lenkrad fassen, sollten die Arme leicht angewinkelt sein. Die Hände sollten das Lenkrad mittig anfassen (Position „viertel vor drei“). Das Lenken sollte mit Übergreifen der Hände erfolgen, so dass zu jedem Zeitpunkt eine Hand das Lenkrad hält. Auch bei Kurvenfahrt sollten sich die Hände in der genannten Position befinden. So wird eine optimale Kontrolle über das Fahrzeug – auch bei unerwarteten Ausweichmanövern – erreicht. Das Lenken mit einer Hand oder mit dem Finger zwischen den Speichen ist unfallträchtig.

In der Schifffahrt, auf Luftschiffen und Flugbooten wird das Lenkrad Steuerrad oder Ruder genannt. Manche Motoryachten, manche Flugboote (v.a. historische) sowie Luftschiffe haben Lenkräder, die denen von Automobilen ähneln. In der Luftfahrt wird anstelle eines Lenkrads ein Steuerhorn, Sidestick oder Steuerknüppel verwendet.

Lenkrad und Pedale für Computerspiele

Lenkräder gibt es auch als Eingabegerät für Computer, teilweise mit Force-Feedback.

Formel-1-Lenkrad eines Ferrari 150° Italia mit über 100 Funktionen

In der Formel-1-Saison 2011 hatte das Lenkrad eines Ferrari 150° Italia über 100 Funktionen.

Literatur

  • Herbert O. Duncan: The World on Wheels, Bd. 1. Veteran Car Club of Great Britain, Ashwell, Herts 1984, S. 456–457, Bild des Vacheron S. 457 (Nachdr. d. Ausg. Paris 1927).
  • Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik. 2. Aufl. Vieweg, Braunschweig 2001, ISBN 3-528-13114-4.
  • Jan Trommelmans: Das Auto und seine Technik. 1. Auflage, Motorbuchverlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-613-01288-X.
  • Beverly Rae Kimes (Hrsg.) und Henry Austin Clark, jr.: The Standard Catalogue of American Cars, 1805–1942. 2. Aufl. Krause Publ., Iola, WI 1985, ISBN 0-87341-111-0.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Lenkrad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Lenkrad – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Welt.de: Jetzt kommt der Nachfolger des Regenbogen-Porsche